01.06.2015, 15:02 | #1 |
Von Raben umkreist
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Problembär
Verdammt, die Hose spannt, ich kann mich kaum noch bücken,
ich glaub, ich trinke viel zu viel vom Bier. Das ist fatal und wird die Frauen nicht entzücken, ich bin für sie wahrscheinlich keine Zier. Wenn ich im Schwimmbad weile, folgen mir die Blicke, als wäre ich ein äußerst seltnes Tier. Warum gilt ihre Toleranz nicht auch für Dicke, ist nur ein Muskelprotz ein echter Mann? Ich weiß, dass ich genau wie viele andre ticke, und dass ich, wenn ich will, mich ändern kann. Vielleicht jedoch betrete ich den nächsten Laden, dort pass ich mir ‚ne neue Hose an. Darauf ein Bier, das wird mir ganz gewiss nicht schaden.
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01.06.2015, 18:33 | #2 | |
geehrt und gefiedert
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Hallo Sidgrani,
auch du hast die Kadenzen gewechselt. Ich hoffe, ich habe da nichts verpasst. XD Leider hast du dazu auch noch die weiblich kadenzierten Verse um einen Versfuß zu viel verlängert, wodurch du die Formvorgabe, 4 oder 5 hebige Jamben zu verwenden. Die meisten kann man durch das streichen einzelner Worte sicherlich anpassen, dass nur noch die Kadenzen abweichen. Bei Interesse zeige ich dir, wo und wie ich das meine. Der zweite Vers gefällt mir durch das "vom" nicht ganz. Eine Variante wäre "ich glaub, ich trinke zu viel von dem Bier oder "Ich glaub ich trinke zu viel Hefebier". Zitat:
Die Geschichte, die du erzählst, ist zwar eine klassische für Humorgedichte, aber darum noch lange nicht schlecht (Ich meine damit das Jammern und am Ende doch das Gegenteil machen) und auch interessant geschrieben. nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule PS: Vielleicht fügst du es hier noch ein? |
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08.06.2015, 18:24 | #3 |
ADäquat
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Hallo Sid,
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08.06.2015, 19:26 | #4 |
Lyrische Emotion
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Moin Sid,
ach was, Chavali hat überhaupt keine Ahnung von Männerproblemen... Das ist genauso wie mit den Schuhen, da verstehen wir Männer auch nichts von. Ich habe mich köstlich amüsiert und konnte mich gut in den Protagonisten hineinversetzen. Der Mann ist wie ein Baby und braucht seinen Schnuller. Köstlich finde ich die Wendung zum Schluss, denn das anfängliche Resümee wird ja zum Schluss hin wieder verworfen, trotz der mehr negativ-lustigen Erfahrungen des, sagen wir, bequemen Protagonisten, die sich in salopper Sprache durch die nächsten Strophen ziehen. Tja und bei so viel Frust, da benötigt man(n) eben ein kleines Trösterchen, sch... drauf. Zu den Formalitäten hat sich Nachteule ja schon geäußert. Die wechselnden Kadenzen stören mich nicht weiter, damit komme ich gut zurecht, aber die unterschiedlichen Hebungszahlen zwischen ihnen sind meiner Meinung nach ein wenig unglücklich gewählt. Text und Sprache sind in gewitzter Weise dem Anlass angebracht und klingen glaubwürdig, aber der Lesefluss gerät etwas ins Stocken und das hat auch seinen Grund. Bei Kadenzwechseln hast du bei gleicher Hebungszahl immer eine Silbe mehr bei den weiblichen Endungen. Verlängerst du nun diese, musst du zwingend zwei Silben hinzufügen und schon ist der männlich "kadenzierte" Vers um drei Silben kürzer und das macht sich bemerkbar. Bei umgekehrtem Kadenzwechsel musst du zwar auch zwei Silben hinzufügen, aber da die weiblichen einen mehr hatten, entsteht jetzt nur noch eine Differenz von einer Silbe zwischen diesen beiden. In einer vierzeiligen Strophe im Kreuzreim wäre dieser Wechsel nicht so schlimm, aber bei Terzinen hast du noch einen zusätzlichen Wechsel, zwei lange, eine kurze und zwei kurze und eine lange. Das stört den Fluss gewaltig, obwohl natürlich ein metrisches Schema korrekt eingehalten wurde. Zwar war die Vorgabe 5- oder 6-hebige Jamben, doch gefallen mir die weiblichen 7-Heber so gut, dass ich sie lassen würde. Wenn du etwas verändern willst, dann lass die kurzen noch einen heben... Gern gelesen, gelacht und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
09.06.2015, 14:31 | #5 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Sidgrani,
mir hat das Gedicht ebenfalls gefallen. Es ist humorvoll und schließt mit einer schönen Pointe. Mir gefällt der Wechsel von jambischem 5- und 6-Heber sehr gut. Du hast formal das umgesetzt, was Inhalt deines Gedichtes ist: Das LI ist "zu dick". Genau das transportieren auch die "zu dicken" 6-Heber. Der stete Wechsel korrespondiert mit der Ambivalenz der Gefühlswelt ("Dick sein macht doch nichts" vs. "Dick sein ist nicht schön"). "ich glaub, ich trinke viel zu viel vom Bier." Oh, ich wollte es gerade bemängeln, aber es ist ja doch richtig. Aber zu dem Vers kam schon mal Kritik (von Nachteule zum "vom"), er ist wohl doch etwas verwirrend. Wie wäre für dich: "ich glaube fast, ich trink zu viel (vom Bier)" (auch ohne Klammern nutzbar, mit hätte es für mich eine leicht selbstironische Note, wie eine "innere Off-Stimme") weitere, "rundere" Alternative: "ich glaube fast, ich trinke zu viel Bier" Allerdings bin ich nicht sicher, ob es etwas holpriger nicht passender ist. Ich weiß nicht, ob es beabsichtigt war: In V9 ersetze ich gedanklich beim letzten Wort ("ticke") den Anfangsbuchstaben gegen ein "f". Die in dieser Strophe thematisierte Männlichkeit bringt mich auf den Gedanken. Es könnte sich fast um eine Art "Vexierreim" handeln. Eine sehr gelungene Umsetzung einer sexuellen Anspielung. Freundliche Grüße vom Stachel Zitat:
Oder wurden die abgeändert? Bei der Gelegenheit bitte ich auch um etwas Input, was die "Vorgaben" angeht. Nachteule spricht von 4- bis 5-Hebern, du von 5- bis 6-Hebern. Auf welche Vorgaben bezieht ihr euch konkret? Freundliche Grüße vom Stachel Geändert von Chavali (09.06.2015 um 17:14 Uhr) Grund: 2 Beiträge zusammengeführt - Doppelpost |
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13.06.2015, 16:45 | #6 |
Hofnarr
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Spannende Geschichte, lieber Sid!
Obwohl Bier ja eher einschläfernd wirkt, wie ich durch langjährige Selbstversuche herausgefunden habe. Für das "ne" spendiere ich dir noch einen erigierten Apostroph: ' -- tärääää!! Prost, alter Problembär! Stefan |
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