Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 12.02.2013, 20:20   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Thomas!

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Wie webt man große Zeilen ohnegleichen,
die uns zu dem erheben, was wir nie
in uns erreichten, da allein nur sie
die Sturmflut sind an unsern Seelendeichen?

Wie dichtet man "große Zeilen", also große Lyrik, die uns (als Leser) zu dem erheben, was wir ohne diese Worte in uns nie erreichten, da offenbar nur diese lyrischen Worte sind wie Sturmflut an unseren Seelendeichen, sprich in der Lage, die verkrusteten Mauern niederzureißen und unser Fühlen zu erreichen...

Und wenn sie brechen, kann ein solches Fluten
dem schönen Klang allein geschuldet sein?
Die Lauscher weben ihr Gefühl darein,

nichtahnend um ihr inneres Verbluten.
Das große Wort nicht macht die Leser klein,
doch eigner Wert, den sie darin vermuten.

"Klein" im Sinne von demütig im Angesicht solch schöner Lyrik. Doch nicht (allein) die Schönheit der Sprache erreicht der Leser Gefühl - im Grunde ist es das, was jeder Leser von sich selbst in diesen Text hineinliest, wieviel von sich selbst er darin erkennt, was letztlich dafür sorgt, ob es sich für ihn um ein wirklich wirksames Gedicht handelt.
Der "eigene Wert", den sie in den Versen "vermuten", sprich hineininterpretieren, bestimmt das individuelle Erleben von Lyrik. Wenn es keine ausreichende Schnittmenge zwischen den Erlebniswelten von Autor und Leser gibt, wird das Werk an letzterem vorbeigehen.

Das Sonett entstand aus Anlass einer Diskussion anderswo, wo es um das (sehr) unterschiedliche subjektive Qualitätsempfinden zu einer Sonettreihe eines anderen Autors ging.

Bei mir ist es vielleicht ein wenig anders: Ich kann bei Rilke schon weinen, bloß weil die Sprache so wunderschön ist. So etwas scheine ich persönlich sehr intensiv wahrzunehmen.

Oft genug aber beurteilen wir sogar ein und denselben Text ganz unterschiedlich zu verschiedenen Zeiten - Tagesverfassung, Laune, Biorhythmus, usw. spielen da eine nicht unwesentliche Rolle.


Ich hoffe, ich konnte meine Intentionen klarmachen.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (13.02.2013 um 11:20 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Sinneswandel oder: Das Geheimnis in der Waschmaschnie a.c.larin Der Tag beginnt mit Spaß 2 09.04.2012 18:21
Geheimnis von Eta Carinae horstgrosse2 Besondere Formen 2 29.09.2011 07:53
Das Geheimnis der Krokodilstränen Panzerknacker Ausflug in die Natur 4 26.06.2009 18:57


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 14:03 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg