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#1 |
Galapapa
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Liebe Stimme,
Dein Kommentar zu meinem Text bricht alle Rekorde, was seine Ausführlichkeit und seinen Inhalt angeht. Das ehrt mein Gedicht und mich und ich danke Dir ganz herzlich dafür!! ![]() Ebenso ehrt mich Dein schönes Lob; auch dafür lieben Dank! Zu Deinen Hinweisen und Anmerkungen zum sechshebigen Jambus möchte ich Dir Folgendes sagen: Ich meine, es gibt verschiedene Arten, einen Rhythmus zu erkennen und zu empfinden. Mir kommt es bei meinen Texten drauf an, dass sie neben der Botschaft und den Bildern, die sie transportieren, auch flüssig, rund und gefällig lesbar sind, denn nur so hat der Leser einen ungetrübten Genuss, vorrausgesetzt der Inhalt gefällt ihm. Um das zu gewährleisten, achte ich auf eine gleichbleibende Silbenzahl und Anzahl von Hebungen in den korrespondierenden Versen. Um das zu kontrollieren, verwende ich eine Technik, die dafür hilfreich ist: Ich überbetone die Hebungen und leiere das Gedicht laut vor mich hin. Dabei werden Stolperstellen schnell offenbar. Alles Andere kann ich gar nicht berücksichtigen, weil ich meine Texte in relativ kurzer Zeit aus einer Art Gefühls- und Gedankenstrom heraus (ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll) schreibe und weil ich andererseits eine zeimliche Null bin, was Lyrikwissenschaft angeht. Nach dem Motto, "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" gönne ich mir diese Freiheit, von Regeln und Vorschriften unabhängig zu sein. Kennt man die Regel erst einmal, so wird sie einem zum Gesetz und man meint, alles Andere wäre falsch. Das gilt für all die Regeln, die für einen ästhetischen und gefälligen Text nicht zwingend sind. Zurück zum Gedicht, um das es hier geht: Du erwartest bei einem sechshebigen Rhythmus genau in der Mitte einen Bruch (ein Beispiel: xXxXxX - xXxXxX), ich stelle die Frage: Muss das sein, ist diese Gleichförmigkeit so zwingend, wie die der Betonungen? Natürlich geht es um die Lesbarkeit, um nicht zu stolpern. Und da bin ich in meiner Unwissenheit so unverfroren, zu behaupten: Die Brüche sind gar nicht zwingend und wenn vorhanden, dann an anderer Stelle, als in der Mitte, angezeigt durch ein Komma o.Ä., für den Leser gut erkennbar. Beispiel: "Mit buntem Laub stehn Hecken, die den Garten säumen." Hier zeigt das Komma an, dass der Bruch, die Pause nach "Hecken" ist. Oder: "In den verblühten Blumen kann man Winter riechen." Hier sehe und brauche ich keinen Bruch. Der Rhythmus steckt für mich in der Silbenzahl und in der Zahl und Anornung von Hebungen und Senkungen, so dass man hier meiner Meinung nach aus der Gleichförmigkeit der Pausen ohne "Schaden" ausbrechen kann. Ich gehe in meiner unwissenschaftlichen Unbedarftheit sogar so weit, zu sagen, dass für meinen Geschmack das Ausbrechen aus dem Pausenschema den Text etwas interessanter macht und die Wechsel einer Leiergefahr entgegenwirken, ohne Probleme, wie etwa Stolpern, zu verursachen. Ich meine allerdings, dass das alles ein gut Stück weit Geschmacksache ist, wie so Vieles in der Kunst. Straffe Symmetrie oder kreative Lockerheit (solange sie "schön" ist ![]() Wichtig ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, dass ich Gedichte lese, so wie ich sie vortragen würde. Das ergibt für die Empfindung des Rythmus auch nochmals etwas andere Voraussetzungen. Ich möchte auf jeden Fall, dass Du mich richtig verstehst. Ich versuche nur, Dir zu sagen, warum meine Texte so aussehen, nicht dass das besser wäre! Natürllich hast Du in mir etwas bewegt: Ich werde schon beim nächsten kreativen Schub ![]() Ich bemühe hier bewusst den Gummi-Begriff "dichterische Freiheit" nicht, denn hinter ihm versuchen sich oft auch schlimme Wortschöpfungen und Grammatikakrobatik zu verstecken. Hier geht es, glaube ich, um Feinheiten und die Frage, inwieweit diese die Lesbarkeit des Textes und auch seine Ästhetik beeinflussen. Und da kann man natürlich unterschiedlicher Auffassung sein. Mit keinem Gedanken wäre ich darauf gekommen, Dir Deine Ausführungen übel zu nehmen. Genauso könntest Du ja auf meine Antwort reagieren. Ich bin Dir im Gegenteil sehr dankbar, denn ich brauche Kritik und Rat! Ich glaube aber, dass wir uns richtig verstanden haben. Jedenfalls möchte ich Deine hilfreichen und kompetenten Kommentare nicht missen! Und, wie gesagt, eine Anregung für künftiges Schaffen ist Dein Kommentar auf jeden Fall. Deshalb nochmals danke und ganz liebe Grüße an Dich! ![]() galapapa Geändert von Galapapa (13.10.2011 um 08:40 Uhr) |
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#2 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,
sehr schön dein "Naturverlauf-Gedicht". ![]() Nicht minder der Bezug auf den Menschen, mit leichter Melancholie aber nicht verzagend. (Wenn man berücksichtigt, dass der Mensch beinahe Jahrzehnte immer neu erblüht und erst ab ... bemerkt, dass es so nicht weiter gehen kann, dann ist es schon in Ordnung, oder? ![]() Außerdem: Was bewundert man mehr, als uralte, mächtige Eichen und überhaupt alte knorrige Bäume? ![]() Die Freude am Frühling erleben jene gerade darum viel intensiver - so geht es mir jedenfalls. ![]() Ich nehme die "Nachdenklichkeit" darin sehr wahr und gebe ein dickes Lob an dich. Es ist schon eine Kunst, die Träume ab zu streifen und der Natur lyrisch zu trotzen. Denn das Lyrische ist hier durch und durch gelungen. Damit will ich Stimmes immer wieder bewundernswertes "Hineinknien" nicht außer Acht lassen, was du auch richtig gedeutet hast - als Kompliment. Warten wir mal den nächsten Frühling ab. Der kommt ganz bestimmt und wir alle wollen dabei sein. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#3 |
Galapapa
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Liebe Dana,
immer wieder freue ich mich, wenn ich einen Deiner gefühlvollen und schön formulierten Kommentare entdecke. Auch heute wieder ganz lieben Dank dafür. Diesmal freut mich besonders, dass Du herausgelesen hast, dass es sich zwar um eine melancholische Stimmung, nicht aber um Verzagtheit handelt. Gerade das auszudrücken war hier mein Versuch. Diese "Endzeitstimmung" des Alterns hat es mir angetan und nichts ist anschaulicher als der Herbst, um entsprechende Bilder zu erzeugen. Nun, kein Wunder, so langsam bin ich halt auch ein alter Simpel. ![]() Besonders schön daran empfinde ich, sich im Alleinsein selbst zu entdecken und zu erkennen, dass es keine Angst und Verzweiflung gibt, die man als junger Mensch erwartet hätte, nur zufriedene Gelassenheit, demütiges Ergeben in das Schicksal Natur. Ganz liebe Grüße aus dem Schwarzwald! Galapapa |
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#4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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lieber galapapa,
das ist wunderwunderschön - reich an bildern , reich an melodien, reich an melancholischer schwerblütigkeit, gesättigt wie gereifter wein. man trinkt diese worte mit genuss! eine winzigkeit hätte ich noch anzumerken verwelkt sind Hoffnung und auch Zuversicht. da die hoffung ohne artikel auskommt, könnte doch die zuversicht in derselben zeile ebenso artikelfrei bleiben. hier würde ich einen gedankenstrich setzen: ein Stück noch - und dann bleibt das Leben stehn. (wegen der vertieften dramaturgie, die dadurch beim lesen und auch beim vortragen des gedichtes entsteht.) gänsehautalarm! großer zauber, zauberhafte poesie! well done! larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
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#5 |
Galapapa
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Liebe larin,
Dein schönes, ermutigendes Lob hat mich sehr berührt; ich schätze es sehr und bewerte es besonders hoch, zumal ich Dein lyrisches Können bewundere. Hab herzlichen Dank dafür! ![]() Dank auch für Deine Vorschläge, denen ich gefolgt bin. Bei S2-V2 sehe ich keinen Unterschied zwischen meiner Version und Deinem Vorschlag, es sei denn im Klang, der dramaturgische Bindestrich allerdings leuchtet mir ein. Ja, weiß Gott, der Herbst hat es mir angetan und inspiriert mich immer wieder; das muss mit meinem Alter zu tun haben. Ich wünschte, ich hätte in Jugendjahren die Muse und Eingabe gehabt, über den Frühling zu schreiben... ![]() Nochmals danke und liebe Grüße an Dich! ![]() galapapa |
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#6 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo galapapa,
also ich kann da ja nur für mich sprechen: mit dem "auch" in strophe 2 vers 2 liest es sich für mich flüssiger. aber vorsicht - bleibe du ruhig misstrauisch: "auch" ist eines meiner lieblingswörter und ich neige dazu, es inflationär zu verwenden! ( du hast keine ahnung, wieviele "auchs" ich aus meinen kommentaren löschen muss, immer und immer wieder! ![]() Zitat:
auch ich befinde mich derzeit in einem wahren "herbstgedicht- schreibmodus"! ![]() (siehst du : schon wieder hab ich zwei "auchs" verbraten.... ![]() alles ist relativ! liebe grüße, larin
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#7 |
Galapapa
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Hallo larin,
mit dem flüssigeren Lesen kannst Du Recht haben, inzwischen sehe ich das auch so, wenn gleich ich auch eine Weile gebraucht habe, um das auch zu erkennen. Auch egal, Hauptsache es liest sich nun so, dass die übrigen Leser das auch genießen können. Ist das mit dem "auch" eigentlich ansteckend? Ich glaube, ich fange auch schon damit an. Auch das noch! ![]() Liebe Grüße an Dich! ![]() |
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