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Alt 12.12.2011, 19:57   #6
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe fee,

Zitat:
der sommer, verkörpert durch den mammutbaum, ist ein ungewöhnliches bild. auch deshalb, weil frost nur bäume fällt, die bereits irgendwo im innern morsch sind und daher für den sprengdruck von gefrierendem wasser im inneren anfällig.
war der sommer also ein durchwachsener?
und auch die größe des mammutbaumes - ein hinweis darauf, dass der sommer dem winter an größe eigentlich überlegen ist? kann man jahreszeiten überhaupt in größen erfassen?

vielleicht ist die gewählte metapher ein wenig zu gehaltvoll - zu groß und umfassend - für das, was eigentlich ausgesagt werden wollte. aber das ist schon reichlich pingelig von mir betrachtet. das geb ich zu.
Nein, nicht pingelig. Der "Mammutbaum" ist natürlich als reine Metapher zu betrachten. Er soll lediglich den "gefühlten Eindruck", die "Bedeutung" des Sommers symbolisieren. Wenn alles eben so "krafterfüllt", lebendig und grün ist. Damit ist nicht Überlegenheit oder tatsächliche Größe gemeint, sondern lediglich das "Bild", das wir davon haben. Und der Frost, der den Baum "fällt" bezieht sich als Metapher auf den letzten Vers im Sonett, also auf die Axt - als "Verbindung". Aber, wir waren uns ja schon einig, dass das hier nicht eine meiner "Bestleistungen" ist. Ich seh's trotzdem gelassen, denn auch die "Großen" haben Werke geschrieben, die auch nicht alle - objektiv oder subjektiv gesehen - "gleich gut" waren. (Wobei das jetzt kein Vergleich sein soll, ja? )

Zitat:
schön der aufbau. in strophe 1 die schilderung von vergangenem und eine einleitung in den neuen zeit-abschnitt. in strophe 2 die darstellung der veränderungen, die bereits fühlbar sind. die kürzeren tage, die zunehmende dunkelheit.
doch in wessen lebens spiel ergab sich keine frage? das leben selbst stellt für mein empfinden nämlich keine fragen. es "ist". und "wird". ohne zu fragen. das ist, was m.E. das leben besonders kennzeichnet.
Ja, das ist auch einfach nur als reine "Feststellung" gedacht. Das Leben "spielt" - weil es spielt - und fragt nichts. Es "ist", genau. Das ist auch wörtlich gemeint. In diesem Vers ist kein "tieferer Sinn" versteckt. Aus dem Spiel des Lebens heraus ergibt sich keine Frage, weil sich keine ergeben kann.

Zitat:
da war ich am ende von strophe 2 gefühlsmäßig schon beim winteranfang angekommen. plötzlich bringt mich strophe 3 wieder an den herbstanfang. der sprung kommt für mich ein wenig plötzlich, muss ich zugeben.
der herbst selbst in seinem wesen als "nachhall des sommers" zugleich schon mit dem anklang der vergänglichkeit ist wunderschön! für mich ist diese strophe das absolute highlight.
Hier "verteidige" ich doch ein wenig. Denn es ist ein subjektiver Eindruck, du selbst bist gefühlsmäßig "im Winter angekommen". Die Strophe spricht aber nur von den vergangenen "Sonnen"tagen, es handelt sich also um eine Variante der Antithese, einen "Rückblick" auf den Sommer (Erinnerung). Dort folgt nicht sofort der Winter, denn auch der Herbst bietet bereits kürzere Tage, weniger Sonnenschein, trübes Wetter und kühlere Temperaturen (na ja - normalerweise jedenfalls, Ausnahme: 2011). Daher kann hier durchaus vom Übergang des Sommers zum Herbst ausgegangen werden.

Ich stimme dir aber bezüglich des ersten Terzetts zu und sage "Dankeschön". Mir gefällt Strophe 3 selbst auch am besten. (Wenigstens etwas. )

Zitat:
in strophe 4 wird dann flott wieder in den winter gehüpft und die prognose für den sommer=baum gestellt: er wird zu fall gebracht. der herbst dabei übernimmt den zeitabschnitt des fäll-vorgangs oder des mürbe-machens durch zeit, die vergeht? so ganz sicher bin ich mir da nicht.
Hier hast du recht. Hier ist mitten in der Strophe ein "Bruch". Es geht wirklich zu abrupt in den Winter über. Denn hier fügt sich das "Echo des Sommers" nicht gut ein, denn es befindet sich "mitten" zwischen Herbst und Winter. Das ist ein inhaltlicher "Chronologiefehler". Ich werde das noch einmal überarbeiten, und den ersten Vers im zweiten Terzett durch einen "zeitlich passenderen" ersetzen. Hier muss ein Vers hin, der den Übergang vom Herbst zum Winter darstellt. Ich wäre auch dankbar, wenn du das Sonett bei Gelegenheit noch einmal anschaust, denn ich glaube, dein Eindruck des "Zeitspringens" hängt an diesem Vers und an dem Vers, den ginTon in seinem Kommentar erwähnt. Ich vermute einmal, dass auch der chronologische Ablauf des vorhergehenden Inhalts dann sicher besser "empfunden" wird. Dieser Vers "würfelt" das durcheinander. Ich sollte wirklich spät abends kein Gedicht schreiben, da war ich "inhaltlich betriebsblind".

Zitat:
metrisch ist es einwandfrei, sprachlich schön. doch der inhalt und seine struktur hüpfen mir zu oft hin und her. so, als wollte sich da nicht festgelegt werden.

mir persönlich ist es also - abgesehen vom genuss schöner sprache, wortmelodie und wiegendem metrum - zu unentschlossen in der aussage. ein bisschen hiervon, ein wenig davon. eine art assoziations-patchwork.

ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.
Nein, auf gar keinen Fall, ich nehme Kritik nie übel. Wenn mir Fehler oder Schwächen nicht aufgezeigt werden - denn ich bin alles anderes als "perfekt" - dann kann ich nicht daran arbeiten, sie selbst zu erkennen und zu korrigieren. Denn ich möchte ja besser werden, ich habe nicht vor, damit aufzuhören und mich auf (nicht vorhandenen) Lorbeeren auszuruhen.

Mal sehen, wie es wirkt, wenn ich die beiden Verse ersetze. Das mache ich aber heute nicht mehr - siehe die Uhrzeit.

Danke für deinen wertvollen Kommentar.

Liebe Grüße

Stimme

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Hallo, gin,


Zitat:
Ja was soll man dazu sagen. Es ist ein Sonett und für mich klingt es sehr gut. Es vermittelt sehr gut die Winterzeit. Formal sieht es auf den ersten Blick gelungen aus. Ich bin jetzt kein Sonettfetischist, aber...ich glaube die Quartette müssen in einem Satz geschrieben sein und darauf folgen die Terzette, aber nur wenn man es ganz genau nimmt. Mir gefällt es wie gesagt auch so...
Nein, lieber gin, sie müssen nicht in "einem Satz" geschrieben sein. Dass viele so geschrieben waren, lag eher an "Demonstration von Können", aber nicht an einer Vorschrift. Und es kommt ja ganz darauf an, wie "eng" man es sehen möchte. Ich selbst bin der Überzeugung, dass es "Grundkriterien" des italienischen Sonetts gibt. These, Antithese (oder Ergänzung/Fortführung/Rückblick im Bezug auf die These), und in den Terzetten die Synthese und das "Fazit", die Conclusio. Selbst von Hoffmannsthal schrieb Sonette in vierhebigen Trochäen - also ist das gar nicht so "eng". Das Sonett hat auch seinen "Weg durch die Zeit" genommen. Bereits kurz nach der Entstehung gab es schon alternative Reimschemata in den Terzetten, im Barock wurde als Versmaß der Alexandriner (6-hebiger Jambus mit fester Zäsur nach der 6. Silbe) bevorzugt, Hoffmannsthal "tanzte" noch weiter aus der Reihe - etc. Daher kann man sagen, es sind schon einige Varianten möglich. Aber ich persönlich bevorzuge den fünf- oder sechshebigen Jambus, da es sich um ein "Klanggedicht" handelt. Mit anderen Versmaßen "klingt" es nicht so gut. Und auf jeden Fall gilt: These, Antithese, Synthese, 2 Quartette und 2 Terzette. Das ist für mich der "Grundstock" eines Sonetts.

Es sei denn, man möchte sich auf das "klassische Standardsonett" festlegen. Dann hieße es: Zwei Quartette, zwei Terzette. 1. Quartett: These. 2. Quartett: Antithese bzw. Erklärung/Ausführung der These. 1. Terzett: Überleitung zur Synthese. 2. Terzett: Synthese/Erkenntnis. Versmaß: Fünfhebiger Jambus, "Endecasillabo" (Elfsilbler) mit meist weiblichen Kadenzen (vor allem in den umarmenden Reimen). Reimschema: abba, abba, cdc, dcd. Umarmende Reime in den Quartetten (dort auch strophenübergreifend), und ein "Terzinenreim" in den Terzetten.

Das ist nur mal so zur "Info", denn ich weiß, dass sich viele nur eine "vage" Vorstellung davon machen, was ein Sonett denn nun ist. (Und ich fange nicht mit dem englischen Sonett an, das ist wieder etwas anderes. )

Aber es freut mich natürlich, wenn es dir (trotzdem) gefällt!

Zitat:
Die Quartette finde ich sehr gut. Inhaltlich ist mir der Sprung von Winter zum Sommer ein wenig zu stark und ich hätte mitunter zu "erst gestern war der Herbstwind noch so stark.." o.ä geschrieben..zwar hat es den Anschein, dass der Winter erst noch kommt, aber "der Frost ihn fällte" hört sich so an, als wäre er schon da ...
Ja, da gibt es offenbar noch einen zweiten Vers, den ich in "Angriff" nehmen muss. Also werde ich deiner Intention folgen und morgen auch Vers 3 in Strophe 1 ändern. (Nur heute nicht mehr, denn sonst wird's auch nicht besser, es ist ja noch später wie gestern. )

Zitat:
Mitunter würde ich sogar dazu raten das Wort Sommer komplett zu eliminieren um einen besseren Übergang zu den Terzetten zu schaffen und somit eine einheitlich strukturierte Linie zu bilden, da man die Terzette in diesem Fall mit "Zuvor war Herbst" beginnen könnte >>
Ja, das Wort "Sommer" muss weg, das sehe ich ebenfalls so. Über die genaue Formulierung muss ich aber noch nachdenken, damit "chronologisch" nicht wieder etwas "hakt".

Zitat:
Die Terzette finde ich sehr gut. Habe gerne gelesen und mich mit beschäftigt ...liebe Grüße gin
Danke, gin. Ich weiß, "Murks" ist es nicht, aber nicht so gut, wie ich kann. Andererseits werde ich jetzt endlich auch mal wieder kritisiert - es hat also auch Vorteile.

Danke für deinen informativen Kommentar!

Liebe Grüße

Stimme
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