Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Ausflug in die Natur

Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 19.02.2014, 12:13   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Spaziergang am Meer

Spaziergang am Meer

Treibgut liegt am Strand,
wiegt sich hin und her,
träumt vom Meer,
versinkt im Sand,
streckt die Hand
noch empor.
Wie einst ich die Hoffnung verlor.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.02.2014, 19:24   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Thomas!

Kurz, prägnant, aber inhaltlich ein Schwergewicht!

Bloß Rhythmus find ich so recht keinen - trotz mehrmaligen Versuchens befriedigen die Ergebnisse nicht hundertprozentig. Die Satzmelodie bleibt zuletzt irgendwie leicht ungleichgewichtig nach meiner Lesart. Das hinterlässt ein unbefriedigendes Gefühl der Unvollständigkeit. Vielleicht soll das so sein, aber meinen Lesegenuss hat es gemindert - aber das mag an mir liegen.

Schön melancholische Conclusio!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.02.2014, 22:02   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Zitat:
Treibgut liegt am Strand,
wiegt sich hin und her,
träumt vom Meer,
versinkt im Sand,
streckt die Hand
noch empor.
Wie einst ich die Hoffnung verlor.
Lieber Thomas,

interessanter Vers vom Inhalt her.
Könnte mir eine längere Abhandlung vorstellen

So ist die Sache kurz und knackig auf den Punkt gebracht.

Nur die Form will mir nicht gefallen.
Zum ersten ist es sinnvoller, die Kommata wegzulassen.
Zum zweiten würde ich die letzte Zeile noch einmal teilen:


Treibgut liegt am Strand
wiegt sich hin und her
träumt vom Meer
versinkt im Sand
streckt die Hand
noch (hoch) empor -
wie ich einst
die Hoffnung verlor

Was meinst du?

Liebe Grüße!
Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (19.02.2014 um 22:47 Uhr)
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2014, 12:50   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Erich,

ich mache hier etwas, was dir wahrscheinlich nicht gefallen kann. Ich wechsele das Metrum innerhalb des Gedichts. Das hat Goethe (z.B. in Gott und die Bajadere) und Schiller (z.B. in Würde der Frauen) auch schon gemacht, aber wie ich vermute, wird dir das bei denen auch nicht gefallen.

Ich versuche den trochäisch-stockenden Rhythmus in der letzten Zeile zu ändern, weil diese Abschusszeile die Metapher nicht fortsetzt, sondern kommentiert.


Liebe Chavali,

du willst den metrischen Übergang mildern, was (nach dem oben gesagten) nicht dadurch geschehen dürfte, dass man früher damit anfängt. Vielleicht könnte man mildern indem man den Auftakt in der letzten Zeile eliminiert, z.B. indem man statt:
"Wie einst ich die Hoffnung verlor."
sagt
"Als ich die Hoffnung verlor."

Warum es von Vorteil ist, die Kommas wegzulassen, verstehe ich nicht, was vielleicht daran liegt, dass ich nicht der größte Interpunktions-Meister bin. Für den (wie oben erwähnt) beabsichtigten Rhythmus hielt ich sie für angebracht.

Liebe Grüße euch beiden
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2014, 18:00   #5
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Zitat:
Als ich die Hoffnung verlor
Lieber Thomas,

das ist auch gut möglich - dann mach das doch.
Klänge für mich runder.

Ich verstehe deine Absicht, aber es stört irgendwie den Rhythmus.
Selbst, wenn renommierte Dichter diese Art zu schreiben dann und wann angewendet haben.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.03.2014, 21:42   #6
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe Chavali,

ich habe noch ein wenig gebrütet und glaube, ich lasse es wie es ist. Begründen kann ich es nicht, bitte nicht böse sein.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2014, 09:10   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard

Hi Thomas,

auch ich bin in der letzten Zeile ein wenig ins Solpern geraten, denn der Lesefluss kommt ja unweigerlich durch den Metrikwechsel ins Stocken.
Ist ja auch nicht der einzige Metrikwechsel, denn in Zeile 4 wechselt das Metrum vom Trochäus in den Jambus.

Ist vielleicht bei einem solch kurzen Text auch nicht so gravierend, hier kommt es ja auch mehr auf die inhaltlichen Aussagen an.

Ich kann die transportierten Bilder sehr gut nachvollziehen.
Vor meinem Auge erscheinen z.B. Holzstücke, die vom Meer (der Ostsee) an den Strandgespült werden. Durch die Wellen bewegen sie sich noch vor und zurück, doch sie werden immer wieder überspült und sinken in den Sand hinein, bis nur noch ein letzter Zipfel herausschaut.

Wenn ich ein Stück Treibgut wäre, würde ich wohl auch davon träumen, immer weiter im Meer zu treiben. Doch diese Hoffnung verliert sich mit dem Anspülen an Land, dort die Endstation, so wie es für alles und jeden irgendwo ein letztes Ziel gibt.

Sehr schön übertragen auf die menschliche Existenz.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2014, 06:47   #8
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
Standard

Hallo Thomas,

das ist eigentlich ein trauriger Schluss. Aber ich stimme zu, der Mensch ist auch wie ein Treibgut. Manche lassen sich einfach treiben, andere werden getrieben, angespült und versinken in der Vergessenheit.
Aber solange wir leben, wollen wir die Hoffnung doch nicht verlieren.
Sehr berührend.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.05.2014, 10:43   #9
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Narvik,

es freut mich, dass du dieses Gedicht "ausgegraben" hast. Ich persönlich halte es nämlich, wegen der schlichten Metapher, für gut. Dein Kommentar bestätigt mir, dass sie wirkt. Vielen Dank dafür.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Der letzte Spaziergang Erich Kykal Finstere Nacht 13 10.03.2016 22:11
Am Meer Thomas Ausflug in die Natur 4 01.05.2012 22:28
Der Spaziergang Stimme der Zeit Virtueller Schiller-Salon 3 17.12.2011 16:06
Spaziergang im Wald Dana Ausflug in die Natur 11 01.05.2009 19:53


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:57 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg