03.10.2014, 09:46 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Stoßseufzer des Poeten
Stoßseufzer des Poeten
Ich hasse diese analytisch-glatten Denker, die man als Philosophen oder Wirtschaftslenker aus Medienberichten kennt. Was jungfräulich Metaphern, meist verschleiert nur, wie morgendlich in einem Tropfen Tau gespiegelt, den keuschen Blick erahnen lassen, das will ihr grobes Hirn, als nackige Natur der Sache, faktenklar entschlüsselt und entriegelt, betatschen, greifen und erfassen. Was sich nicht ihrem flachen Geist prostituiert, wird für zu kompliziert erklärt und nicht kapiert. Doch reden sie sehr eloquent.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (04.10.2014 um 15:18 Uhr) |
04.10.2014, 00:35 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Also ehrlich, beim ersten Lesen habe ich keinen Rhythmus gefunden. Erst beim zweiten Anlauf erschloss sich mir das Hebungsschema: 6-6-4 6-6-4-6-6-4 6-6-5 Ist diese aus dem Rahmen fallende letzte Zeile Absicht? Der Grund, warum ich so schwer zu einem Takt fand, liegt zum kleinen Teil an den langen Zeilen, zum großen Teil aber an der kantigen Wortfindung und der daraus resultierenden unmelodischen, rein kopflastigen Sprache, die ganz auf Erklärung eines Gedankens ausgelegt ist, nicht auf lyrische Empfindung. Es klingt eher dozierend wie in einer Vorlesung auf der Uni... Damit will ich diesen Stil nicht abwerten - es ist nur ein ganz anderer, als ich gewohnt bin. Du weißt, ich propagiere die weiche, schmiegsam flüssige Sprache eines Rilke, mit der sich trefflich fürs Gemüt und das Herz malen lässt. Vielleicht habe ich auch deshalb so schwer in diesen schroffen Duktus gefunden. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
04.10.2014, 13:37 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
wie so oft hast du Recht. Dass die letzte Zeile einen Versfuß zu viel hat, ist mir vor lauter Rage gar nicht aufgefallen. Ich habe es "gefixt". Der Sprachstil und der Ryhtmus ist tatsächlich kantig und stoßen, und das Gedicht ist gar nicht lyrisch, sondern die Stimmung ist gestresst. Ich bekomme das nicht anders hin. Im Grunde sind die ersten drei Zeilen und die letzten drei (die ganz ohne den Mittelteil gelesen werden können) eine Behauptung. Der Mittelteil ist ein Versuch (wie ich hoffe nicht all zu dozierend) die Behauptung zu begründen, indem die poetisch, schöpferische Denkweise der logischen-analytischen gegenübergestellt wird. Ich glaube, dass ich i.A. (außer dem Versfußfehler) wenig verbessern kann. Es ist halt aus dem Moment entstanden. Ein Stoßseufzer - sicher keine perfekter. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
04.10.2014, 13:57 | #4 |
TENEBRAE
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HI, Thomas!
Das verstehe ich. Bei der Korrektur der letzten Zeile ist die bei "sie" ein Buchstabenpurzler passiert. (Geht mir oft auch so, wenn ich rasch tippe...) LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
04.10.2014, 15:19 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nochmals Danke
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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