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Alt 15.07.2012, 09:15   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
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Standard Dem einsamen Poeten gewidmet

Es, ist laut mathematischer Betrachtung,
der einzelne ja kaum der Rede,
auch nicht der Antwort wert! Denn die Beachtung,
die hier dem Künstler widerfährt, hat jede

Statistik klar und deutlich untermauert:
Das Fehlende, es wird zutiefst betrauert,
als dass ein Kommentar so tröstlich wäre,
sie auszufüllen, jene große Leere,

sie sehnlichst nach dem Jubel breiter Massen lauert!
Und doch - das ist des Künstlers große Flause -
neigt er sich zu dem einzelnen Applause
und wächst durch ihn, verneinend alle Schwere!

So taugt, denn die Erfahrung hats bewiesen,
Statistik nicht für Seelenexpertisen!
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (17.07.2012 um 14:38 Uhr)
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Alt 17.07.2012, 09:14   #2
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe larin,
so sehr mir Dein Gedicht des interessanten sprachlichen Aufbaus wegen gefällt, so sehr tu ich mir schwer, den Inhalt ganz zu verstehen.
Besonders Strophe zwei, Vers zwei und drei wollen mir keinen rechten Sinn ergeben.
Stecken da zwei Schreibfehler drin oder bin ich einfach zu blöd, den Inhalt zu erfassen?d
Hilfst Du mir?
Liebe Grüße!
Galapapa
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Alt 17.07.2012, 10:08   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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lieber galapapa,

du hattest recht : in str.2, zeile 2 und 3 hatte ich mich jeweils einmal verrtippt...
habs jetzt ausgebessert, danke!

das ganz sollte eigentlich ein kleiner scherz sein, mit einem gewissen spitzbübischen augenzwinkern....

es ist doch so: jeder von uns sitzt daheim im stillen kämmerlein und hofft auf reaktionen, denn kommentare sind, welcher art auch immer: beachtung!

das menschliche ego ist ja grundsätzlich beachtungshungrig - schon kleine kinder verstehn es gut, sich da in szene zu setzen auf die eine oder andere weise - insoferne hofft auch der künstler darauf, mit seinem werk wahrgenommen zu werden.

das bild, das ich vor augen hatte, war dieses:
ein einsamer poet, der den großen applaus, den jubel der breiten massen herbeisehnt, weil seine seele nach dem applaus hungert, und dann kommt da bloß ein einziger, kümmerlicher kommentar....
wenn man "erfolg" für sich selber als "jubel vieler" definiert hat, kann man da nicht zufrieden sein.
(lyrik ist ihrer natur aber eher ein minderheitenprogramm, da wirds wohl schon mal grundsätzlich schwer sein mit dem "breiten gejubel der masse")

grundsätzlich könnte man aus jedem einzelnen kontakt seinen gewinn ziehen, denn wir wachsen nun mal durch das miteinander im kommunizieren -
und das "große geschenk" kann einem auch von einem einzelnen überreicht werden.

wer denkt, der jubel, der einen auf der großen bühne umbrandet, nährte den hunger der seele, der ist sowieso auf dem holzweg. gerade das grelle rampenlicht kann ziemlich einsam machen!
Es bedient zu sehr das narzisstische ego - und nicht wenige verlieren daraufhin den boden unter den füßen. (Sonst gäbe es wohl nicht so viele alkoholkranke, rauschgiftabhängige stars).

ich denke, dass das glück , die erfüllung zum einen in der begegnung mit jedem einzelnen liegt - dass aber letztlich der weg nur wieder zum eigenen selbst führt und wie dieses mit sich ( und auch ohne außenstärkung) im frieden und einklang leben kann!
(und da lerne ich auch jeden tag etwas neues über meine persönlichen schwachstellen... )

wir dichter haben es gut: wir haben unsere gedichte, die uns begleiten.
so gesehen sind wir, auch wenn wir einsam sind, ohnehin immer ein bissel
"zu zweit"!

erfolg (wenn man ihn als umsatz, absatz, verkau definiert) ist zwar mathematisch messbar, die dabei erlebte zufriedenheit liegt aber abseits jelgicher statistik.
zufriedenheit ist -laut meiner definition- begegnungsfülle, und die kann im gewühl der massen sein oder aber auch weitab der vielbegangenen wege.

so, jetzt hab ich dich vollgelabert mit meiner philosophie!
frau dozentin larin schließt hiermit ihre vorlesung und dankt dem publikum für das geduldige ausharren!

liebe grüße,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (17.07.2012 um 10:10 Uhr)
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Alt 17.07.2012, 12:05   #4
Galapapa
Galapapa
 
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...Knöchelklopf, fussstampf!!
Liebe larin,
nebenbei: Es ist immer wieder ein Elebnis, in diesem Forum eine prompte Antwort zu bekommen; danke!
Ganz zufrieden bin ich allerdings immer noch nicht: Muss es in S2/V2 nicht heißen "...wer alles nicht kam..." oder "...was alles nicht kam...".
"Wer aller nicht kam, wird betrauert...", verzeih aber da kommt's mir einfach nicht. Hoffentlich ist das nicht der Anfang meiner Altersdemenz!!!
Sehr wohl verstanden habe ich Deine ausführliche Antwort und ich kann Dir, von einigen, kleinen Abweichungen abgesehen, nur beipflichten.
Die Erfolgreichen im Rampenlicht, vereinsamen die nicht gerade deshalb, weil ihnen im Beifall der Masse die Begegnung mit dem Einzelnen, dem Menschen eben, fehlt? Greifen sie nicht deshalb zur Droge, weil sie als "Herdentier", das wir nun mal sind, sich ausgeschlossen und als Alphatier und Vorbild überfordert fühlen. So gesehen kann einen der Erfolg geradezu überrollen, so meine ich.
Ich wäre ein Lügner, wenn ich behauptete, dass ich nicht auch auf jene Beachtung versessen wäre oder auch nur auf das Gefühl, Andere berührt zu haben mit meinen Texten.
Anfänglich stand dabei sicher die Beachtung der Person, das Ego, im Vordergrund. Bei Lesungen habe ich dann immer wieder erlebt, wie einzelne Menschen, teilweise sehr junge, auf mich zukamen, weil sie vom Gehörten berührt und angetan waren.
Bei mir hat sich dabei ein Wandel ergeben: Ich sah immer mehr das Geschaffene im Vordergrund und nicht mehr meine Person. Damit veräderte sich auch meine Sichtweise: Ich wollte nicht mich, sondern meine Texte beachtet sehen und ich war immer mehr bestrebt, nicht meine Person sondern die Texte bekannt zu machen.
Natürlich könnte man sagen, "das kommt doch aufs Gleiche heraus", doch das wäre mir zu oberflächlich, denn aus diesem Wandel meines Strebens habe ich plötzlich eine große Befriedigung, ja Zufriedenheit schöpfen können.
Ob ich berühmt werde oder gar in der Literaturgeschichte ein Plätzchen bekommen werde, das spielt für mich keine Rolle mehr.
Was dahintersteckt habe ich so verstanden: Dazu gehören und gebraucht werden ist die Basis der Zufriedenheit und das, was die Droge ersetzen soll.
Für mich persönlich war das Dichten nach meinem grauenhaften Berufsleben das Erlebnis, etwas sinnvolles vielleicht sogar schönes zu schaffen.
So, jetzt habe ich D i c h vollgelabert und ich glaube, wir haben beide das Gleiche gesagt, nur mit unterschiedlichen Worten.
Dafür war das Gesagte aber auch wichtig genug, meine ich.
Ganz liebe Grüße in Deine wunderschöne Stadt!
Galapapa

Geändert von Galapapa (17.07.2012 um 12:10 Uhr)
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Alt 17.07.2012, 14:57   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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lieber galapapa,

Zitat:
Knöchelklopf, fussstampf!!
man sieht, du bist akademiker!
die prompte antwort ist immer auch eine zeitfrage - im moment gehts.


hm... ob aller oder alles da hingehört......ich glaube, da ist der sprachgebrauch regional ein wenig verschieden.
ich hab jetzt beides eliminiert und durch "fehlendes" ersetzt.

Zitat:
Ich sah immer mehr das Geschaffene im Vordergrund und nicht mehr meine Person
als schreibender besitzt man die fähigkeit, situationen und gemütszustände durch die ausformulierung ins bewusstsein zu heben. das abbild auf der meta-ebene kann einen erkenntnis zugewinn bedeuten .
nicht jeder ist aber imstande, eine situation sprachlich so trennscharf zu erfassen.
insoferne kann dann ein text hilfreich werden für andere.
(genauso wie jemand, der einen vergaser reparieren kann, hilfreich wird für mich: der weiß, wo er die öligen dinger zusammenstecken muss und bringt somit meinen spinnerten untersatz wieder in gang! )

deine beobachtung an dir selber geht in die gleiche richtung: je mehr man die eigenen bedürfnisse abgedeckt weiß, desto mehr kann man sich den bedürfnissen der anderen widmen. wer das kann, wird nie allein sein.

da stellt sich dann oft die frage: was hat denn die goldmarie davon, dass sie den apfelbaum schüttelt? der geht sie doch gar nix an.
stimmt auch, irgendwie - und dennoch lohnt es sich, da noch genauer hinzusehen! die geschichte geht ja noch weiter und kehrt folgendes: wer umsichtig ist und das notwendige tut, dessen odyssee durchs leben wird später zur goldgrube.

möglicherweise war es ja gerade dein "grauenvolles berufsleben" in dem dein schreiben jetzt wurzeln kann, der "dunkle urgrund der dinge", aus denen sich die kunst wie eine pflanze zum licht hebt!

möge sie gedeihen, zur blüte gelangen und durch ihre früchte noch viel nähren!
liebe grüße,
larin
__________________
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