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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 20.02.2017, 17:43   #1
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heimkehrerin
 
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kicher....

Ich gestehe, ich empfinde es wohl nicht so extrem unwuchtig, lieber Erich.
Manchmal ist es gerade dieser Effekt, der den Lesefluss zu einem kurzen Halt zwingt, den ich mag. Nicht nur bei meinen eigenen Texten.

Wenn du den Ursprungspost jetzt ansiehst, dürftest du feststellen, dass mich viele deiner Anmerkungen gefunden haben. Sogar bezüglich des Kleinschreibens hast du mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich diese eigentlich in erster Linie nur bei den kürzeren Texten im freien Vers sinnvoll einsetzen kann. War wohl die Macht der Gewohnheit, die mich da hat daran festhalten lassen. Der Punkt geht an dich (und natürlich ein herzliches Dankeschön für das darin enthaltene schöne Kompliment ).

Ich glaube, ich habe den Text jetzt doch relativ unwuchtig hinbekommen. Nicht zuletzt Dank deiner vielen treffsicheren Hinweise. (ui, ich merke gerade, ich habe in den letzten Jahren so viel auf Englisch geschrieben, ich habe in der deutschen Rechtschreibung extrem nachgelassen...na, dann wird mir die neuerliche Übung ja nicht schaden
Bitte, hab also etwas Nachsicht mit mir und meinem Bröselhirn.


Möge das Lesen der neuen Version dir die Fassung wieder zurückbringen!

Lieber Gruß,
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Alt 20.02.2017, 19:29   #2
Thomas
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Liebe fee,

dein Gedicht ist sehr schön und tiefsinnig. Es regt an, über die Frage der Würde nachzudenken. Ich persönlich komme zu einer anderen Entscheidung als dein Maler. Was nicht gegen dein Gedicht spricht, im Gegenteil.

Bedeutet nicht Würde gerade sich dem Schicksal zu stellen und es zu ertragen? Der körperliche Abbau beginnt sehr früh, d.h. die meiste Zeit unseres Lebens können wir das nicht mehr erreichen, was wir mit 18 oder 20 Jahren konnten, und auch geistig geht es, nicht ganz so früh, bergab. Aber was soll der Maßstab? Geht es nicht darum, in jedem Augenblick das Bestmögliche zu tun? Und wenn uns das Schicksal mehr und mehr fesselt, ist es dann nicht würdig, diese Fesseln zu ertragen und trotzdem das mögliche zu versuchen? Oder anders ausgedrückt: Ein Krakelbild eines Kindes erfreut, warum nicht das eines alten Menschen, der sich mit der gleichen Begeisterung auszudrücken versucht?

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 20.02.2017, 21:11   #3
Erich Kykal
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Hi Fee!

Oh, ich bin sehr zufrieden - und geschmeichelt, weil du mir so großflächig recht gibst.

Eins nur : "Unwuchtig" bedeutet "unrund", nur ein "gewuchteter" oder "ausgewuchteter" Reifen läuft rund. (Sorry - Lehrerkrankheit: Wir können das Klugscheißen nicht lassen ... )

Peinlich berührte Grüße, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 21.02.2017, 10:27   #4
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heimkehrerin
 
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Eins nur : "Unwuchtig" bedeutet "unrund", nur ein "gewuchteter" oder "ausgewuchteter" Reifen läuft rund. (Sorry - Lehrerkrankheit: Wir können das Klugscheißen nicht lassen ... )
Hihi, lieber Erich,

ich bin ja selbst lang genug als Werklehrerin aktiv gewesen - insofern kenne ich den Impuls des Wissen-Weitergebens als Berufung ("belehren" klingt so unschön ) UND die Unwucht als solche.

Schön, dass du zufrieden bist!


Lieber Thomas,

ich stimme dir zu. Und aus deinen Zeilen spricht eine Gelassenheit, die ich jedem von Herzen wünsche, denn sie ist in meinen Augen der Schlüssel für Glücksfähigkeit - auch in härteren Phasen des Lebens.

Der alte Maler vermag nicht, seine Würde zu retten, hat der Verlust derselben, der ja längst in seinen Augen stattgefunden hat, ihn schon längst gebrochen.
Ich habe meiner Großtante, die eine sehr stolze Frau war, seinerzeit als Kind dabei zugesehen, wie die Polyarthritis sie in jedem Sinne des Wortes gebrochen hat. Das war für mich, die ich immer sehr zu ihr aufgesehen habe, besonders erschütternd.

Inzwischen habe ich leider auch selbst schon einige Jahre Erfahrung mit chronischen Beschwerden und oft auch Schmerzen, und muss gestehen, dass es nicht immer einfach ist, den körperlich UND seelisch gesündesten Weg zu finden. Zuviel Kampf ist da genauso schlecht wie zu frühes Aufgeben.

Um in Würde und mit Gelassenheit mit dem Abbau des eigenen Körpers umzugehen, braucht es das nötige seelische (und vor allem von der Familie vorgelebte) Rüstzeug. Und darauf kann nicht jeder zurückgreifen. Fehlt es, wird das Umgehen mit dem Älter-werden oder auch einer chronischen Krankheit ein learning by doing. Und das beinhaltet nun einmal Rückschläge. Wer da nicht den entsprechenden Dickschädel und/oder Lebenswillen hat, kann daran leicht zerbrechen.

In einer Gesellschaft, die sich in erster Linie über Leistung und Anerkennung definiert (anstatt über Akzeptanz und Wohlwollen), muss es für viele furchtbar sein, die eigene Leistung, auf die man sich bisher gestützt hat, nicht mehr abrufen zu können. Man muss da schon eine sehr in sich ruhende Persönlichkeit besitzen und/oder viel Rückhalt haben, um dem mit Gelassenheit zu begegnen.

Danke für deinen tiefsinnigen Kommentar! Und schön, dass du die Entscheidung des Malers nicht mitträgst. Ich tue es auch nicht.


Lieber Gruß,
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Geändert von fee_reloaded (21.02.2017 um 11:01 Uhr)
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Alt 21.02.2017, 17:27   #5
Dana
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Liebe fee,
hier ist ja schon alles besprochen. Die "Nachleser" können nur noch ein "Urteil" abgeben.
Mir gefällt der alte Maler in der Art wie er beschrieben wurde sehr. Ob er sich ein Maß an Würde bewahrt hat oder bewahren sollte, ist für mich ein anderes Thema. Er ist sich der "Beschwerden" und "Unzulänglichkeiten" bewusst.
Die wünschenswerte Würde sollte meiner Meinung nach nicht "erstarrt" getragen werden müssen. Man darf im Alter auch bockig sein und austicken dürfen - wie ein Kind, ein Jugendlicher und jene dazwischen.
Findet man danach wieder zu sich selbst, ist alles wieder gut.
Sehr, sehr gern gelesen - auch die Kommentare und Antworten.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.02.2017, 07:32   #6
Thomas
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Liebe fee,

deine Antwort regt mich dazu an, ein Gedicht eines Dichters anzufügen, der sein gesamtes Erwachsenleben lang totkrank war. Es ist ein bekannter, aber auch sehr verkannter Dichter (Z.B. ist er gar kein "Moraltrompeter" ).

Führer des Lebens (von Friedrich Schiller)

Zweierlei Genien sind’s, die dich durchs Leben geleiten;
Wohl dir, wenn sie vereint helfend zur Seite dir stehn!
Mit erheiterndem Spiel verkürzt dir der eine die Reise,
Leichter an seinem Arm werden dir Schicksal und Pflicht.
Unter Scherz und Gespräch begleitet er bis an die Kluft dich,
Wo an der Ewigkeit Meer schaudernd der Sterbliche steht.
Hier empfängt dich entschlossen und ernst und schweigend der andre,
Trägt mit gigantischem Arm über die Tiefe dich hin.
Nimmer widme dich einem allein! Vertraue dem erstern
Deine Würde nicht an, nimmer dem andern dein Glück!


Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.02.2017, 17:30   #7
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Danke, Dana und Thomas!

Ich freue mich sehr über eure schönen Beiträge zu meinem "alten Maler"!
Was kann man sich Schöneres wünschen, als dass ein Gedichtlein so viel Widerhall findet!

LIebe, hocherfreute Grüße,
fee
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