20.02.2017, 21:49 | #1 |
Lyrische Emotion
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Pussycat's Tagtraum
Pussycat's Tagtraum Du siehst mich, Flattermann, die Krallen wetzen, so schau gut hin, ich werde mit dir spielen, mit meinen Tatzen will ich auf dich zielen, um dein Gefieder fröhlich zu zerfetzen. Bist du erst flügellahm, kann ich dich hetzen, als ersten Piepmatz heute unter vielen, und klebt erst Blut an nackten Federkielen, genießen meine Sinne dein Entsetzen. Mein Spaß gehört zu dieser Episode, auf Mitleid kannst du, Vögelchen, nicht zählen, der Opfer Todesangst ist Katzenmode. Wie einen Spargel werde ich dich schälen, um Stück für Stück und mit Genuss zu Tode dich zum Vergnügen meiner Lust zu quälen. Peace Dove's Tagtraum Der Mieze unerschütterlicher Glaube an ihre Macht und Kraft in allen Ehren, ich lasse sie ein wenig noch gewähren und gebe mich wie eine Friedenstaube. Weshalb ich es der Pussy auch erlaube, ein wenig noch von ihrem Glück zu zehren, ich werde sie im Leben nicht belehren, wer bin ich, dass ich sie des Traums beraube? Ein solches Ungeheur plattzubügeln, geschieht am besten unverfroren ohne Gefühle, die am Ende doch nur zügeln. In jedes Auge eine Stahlpatrone aus den Kanonen unter meinen Flügeln, so macht es eine Friedenstaubendrohne. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
21.02.2017, 08:47 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Falderwald,
wie dein Link schon sagt, gehören die beiden Tagträume zusammen. Formal perfekt und logisch konsistent, nur bin ich mir nicht sicher, ob Probleme, die dadurch entstehen, dass der Mensch unter das Tier sinkt, wie z.B. IS, sich wirklich auf diese Weise lösen lassen. Wenn es so einfach wäre, gäbe es das vermutlich gar nicht mehr. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
21.02.2017, 11:45 | #3 |
Gast
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Guten Morgen, Falder,
man neigt, wenn man beide Pussys liest dazu, das Werk zu vermenschlichen. Pussy als Symbol -Schimpfwort für eine Frau möglicherweise. Wer aber ist der Prot, der da spricht? Im ersten ist er der, der die Pussy letzendlich durch Sich Verstellen besiegt, hier ist er möglicherweise der Flattermann. Ich sehe hier , nimm es mir nicht übel bitte, keinerlei satirische Elemente wie Witz, Wortwitz, Ironie- sondern nur Aggression, Wut, vielleicht sogar Hass. Das schockiert mich. Es scheint um einen Konflikt zu gehen, der schwelt und in dem es bei so aufgeladener Stimmung keinen Sieger geben kann, weil es um "Vernichtung" geht und das in beiden Tagräumen-Gedichten. Ich kenne dich als zynischen, aber auch eloquenten Satireschreiber, dies aber scheint mir nicht dein Niveau, Falder, wenn du mir diese Bemerkung in bester Absicht zugestehst. LG von Koko |
21.02.2017, 16:12 | #4 |
TENEBRAE
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Hi Faldi!
Mal abgesehen von möglichen Metaebenen muss ich als Katzenliebhaber hier unbedingt die Ehre dieser wunderschönen Tiere retten! Was dein Gedicht suggeriert ist der Fehlschluss, dem die meisten unterliegen, wenn sie sehen, wie eine Katze mit ihrer Beute spielt. Sie halten es für bewusste Grausamkeit eines bösen "Charakters". Natürlich Nonsens! Raubtiere haben kein Gewissen im menschlichen Sinne, die begreifen nicht einmal, was Mitleid ist. Hauskatzen spielen gern mit gefangenen Mäusen, weil sie mit Wollebällchen und Katzenspielzeug aufgewachsen sind (und wenn das Spielzeug piepst und sich von allen bewegt - umso toller!), und weil sie das Erfolgserlebnis des Fangens mehrfach auskosten wollen. Dieser Beutereflex ist instinktgesteuert, und weil in freier Natur die Beute meist rar war und viele Fangversuche auch scheiterten, wurde JEDE Chance genutzt. Aber Grausamkeit wie bei einem menschlichen Psychopathen, der das Leid seiner Opfer genießt - das lässt sich nicht darauf anwenden. Hier wird eindeutig zu Unrecht vermenschlicht. Leider haut auch dein Gedicht in diese Kerbe, auch wenn es nur wegen des "Drohnengageffektes" ist - und weil die unterstellte Gemeinheit der Katze ihre Tötung durch die Drohne rechtfertigt. Nun, natürlich verstehe ich die Metaebene: Man redet sich den Feind schlecht, unterstellt ihm niederste Motive - worin ich im Falle religiöser Fanatiker des Islam durchaus beipflichten möchte... - aber dein Gedicht meint bestimmt diese "allzu" menschliche Vorgehensweise im Allgemeinen: Alle tun dies, um leichter töten zu können, bzw. einen Krieg (sprich Massentötung) später moralisch zu rechtfertigen. In seltenen Fällen mag dies gerechtfertigt sein, weil es tatsächlich zutrifft (wobei natürlich auch da immer Unschuldige die Hauptlast des Leidens tragen), aber nur zu oft ist es bloße Rechtfertigungslametta ohne realistischen Hintergrund: Im ersten WK waren die Deutschen die "Hunnen", hauptsächlich wegen der Versenkung der Lusitania und eines unnötigen, durch Falschmeldung ausgelösten Massakers an Zivilisten im belgischen Löwen. Für die Deutschen wiederum wurden von den Nazis im 2. WK die Ostvölker als rassisch minderwertig abgetan, damit die "Säuberungen" leichter fielen ... Heute morden die "Gotteskrieger" ohne Gewissensbisse, weil ihr Gott es wolle, und weil das Leben der Ungläubigen ohnehin nichts wert sei. Übrigens - sie haben ihre eigenen Drohnen, wenn auch nicht so effektiv wie jene des Westens. Auch von daher mache ich mir also keine Gewissensbisse, wenn "wir" diese Irren mit Drohnen bekämpfen. Krieg ist immer Irrsinn - aber manchmal braucht es leider einen Irrsinn, um einen anderen in die Schranken zu weisen! Traurig - aber zur besseren Lösung sind eben manche Menschen einfach nicht reif oder intelligent genug. Hüben wie drüben ... Gründe finden sich immer - und leider immer genug Verblendete, die ihnen nur zu gerne folgen! Wie gesagt, ich verstehe die Botschaft, und sie ist wichtig - aber mussten es unbedingt die KATZEN für das Gleichnis sein!? Hätten es Wiesel nicht auch getan - die sind ohnehin schon fast ausgerottet, und man sieht kaum je eines. Vor allem aber sind es Wildtiere, die unter Schutz stehen! Für die den Menschen - und den Jägern (und ich stelle diese bewusst außerhalb!) - ausgelieferten Katzen gilt das nicht! Und genau diese weitere Verfestigung eines Fehl- und Vorurteils führt leider immer noch dazu, dass dumme Jäger/Förster jede Katze abknallen, die sie außerhalb eines Gartens zu Gesicht bekommen! So bestärkt dein Gedicht in gewisser Hinsicht leider sogar den Effekt, den es kritisieren will ... - und sag jetzt JA nicht, es wären "doch bloß Katzen" oder so! Ich würde dich kratzen! (Dies natürlich nur gesetzt den Fall, dass die Sonette so zu interpretieren sind. Zumindest ist das die einzige Art, die Sinn macht: Sollte die Taube tatsächlich eine Drohne sein, wird sie wohl kaum Tagträume haben - okay, normale Tauben haben die wohl auch nicht - aber was wäre ansonsten die Alternative? Dass die Taube gaga ist und demnächst Katzenfutter sein wird, weil sie in Wirklichkeit natürlich keine Kanonen unterm Flügel hat? - Und für DIE Message gleich zwei Sonette? Nö - da glaub ich lieber an Drohnenträume ... )) Wenn du mich fragst, ich hätte beide Sonette in einem einzigen Faden untereinandergestellt publiziert - wozu bitte der Extrafaden, wenn sie ohnehin zusammengehören!? Beide zusammen haben jedenfalls eine gute "Punchline", das muss man eingestehen, und sind gut und pfiffig geschrieben. Von daher sehr gerne gelesen! Das Bild der "Mimikridrohne", die plötzlich losballert, hat mich sogar sehr amüsiert! (So lang ich mir das Ziel nicht vorstellen musste - Katzen!! KATZEN!! Wie konntest du nur! Ehrlich: Menschen hätten mich weniger gestört! JA! Ist so. Denkt, was ihr wollt! ) LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (23.02.2017 um 19:38 Uhr) |
23.02.2017, 23:14 | #5 |
Lyrische Emotion
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Moin Thomas,
ich habe die beiden Texte jetzt zusammengefasst und den anderen Faden gelöscht, keine Ahnung, warum ich das in zwei Fäden gepostet habe, wahrscheinlich wegen des Titels, egal... Ich stimme dir vollkommen zu, es ist fraglich, ob solche Probleme auf diese Art und Weise gelöst werden können. Das sollen die Texte ja auch gar nicht wiederspiegeln. Sie sollen im Gegenteil das heutige, vorherrschende Denken als kleine bitterböse Satire aufzeigen. Du schlägst mit deinem Interpretationsansatz gleich in die richtige Kerbe. Ich bedanke mich für deinen Beitrag... Hi Koko, es war nicht gut, die beiden Texte getrennt einzustellen, das sehe ich ein. Deshalb habe ich das jetzt auch geändert. Keinesfalls sollte die Pussy hier als Synonym für eine Frau gesehen werden, das war nicht die Absicht, die Vermenschlichung schon. Die Katze ist dem Menschen nämlich in vielen Dingen ähnlich, besonders was die Kreativität beim Töten betrifft. Du fragst nach den Protagonisten, die hier sprechen. Das ist zum einen die Katze, zum anderen der Vogel, beide Texte sind in Ich-Form geschrieben. Keiner der beiden Protagonisten, sei es eine echte Katze oder ein echter Vogel, würde solche Gedanken hegen. Solche Gedanken hegen nur Menschen. Beim besten Willen kann ich hier aber weder Aggressionen, Wut oder gar Hass entdecken. Es ist mir völlig schleierhaft, wie du darauf kommst. Dass hier eine gewisse Gewalt den Text beherrscht, will ich gar nicht bestreiten, das war ja auch so beabsichtigt, zumindest in diesen "Tagträumen" der fiktiven Protagonisten. Leider gehört Gewalt zum Leben dazu, das können wir ebenso wenig bestreiten, sei es psychische (wahrscheinlich nur beim Menschen) oder körperliche Gewalt oder aber auch Naturgewalten. Wenn man diese Texte ganz nüchtern betrachtet, dann ist der erste, das hast du richtig erkannt, darauf aus, ein Opfer zu fangen und zu Tode zu quälen. So wie eine Katze das mit einem Vogel eben macht und viele Menschen mit anderen Menschen und Tieren praktizieren. Das kann man nicht verleugnen. Der zweite Text hingegen versetzt sich in das Opfer. Hier wird es jetzt ganz fiktiv, weil ein Vogel sicherlich nicht in der Dimension von Drohnen denken kann. Das kann die Katze aber auch nicht. Und das ist der Plot. Wenn das kein Wortwitz ist oder keine Ironie des Schicksals, ja dann weiß ich es auch nicht. Ich jedenfalls kann darüber böse schmunzeln, sowohl über das Verhalten des einen, wie auch über das des anderen, obwohl der vermeintlich Schwächere ja doch letztendlich im Traum über den bösen Angreifer obsiegt. Zumindest wünscht er sich das - in seinem Traum. Hast du früher nie Märchen gelesen? Also ich finde, die waren zum Teil, auch in den Fabeln, noch viel subtiler. Interessant, wie Worte wirken können. Vielen Dank für deine Rückmeldung... Servus Erich, du brauchst deine "Viecherl" auch gar nicht verteidigen, es liegt mir fern, eine Lebewesen zu verurteilen, für das, was es ist. Die Katze ist ein Raubtier und verfügt über ihre natürlichen Instinkte, durch die ihr Verhalten gesteuert wird. Sie tun das, was sie tun müssen und unabhängig ihres Charkters. Als Haustier und damit in einer Gesellschaft lebend, wird sich der individuelle Charakter viel eher äußern. Draußen aber sind diese Tiere in den Augen von kleineren Lebewesen einfach nur Mörder. Ich kann die Katzen nicht dafür verurteilen, dass sie in Deutschland jährlich 200 Millionen Singvögel töten, was einem Viertel dessen entspricht, was sie sonst noch erbeuten. Mir persönlich tut es immer leid, wenn ich einen toten Vogel entdecke, der von einer Katze zu Tode gespielt wurde, weil sie eben ihrem natürlich Spieltrieb folgen. Bei einer Maus denke ich immer, ok, kann auch ein Schädling sein, ist halb so wild. Aber wie du siehst, mache ich da schon völlig ungerechtfertigte moralische Abstriche, die sich an meinen Wertvorstellungen orientieren. Wenn ich jemandem einen Vorwurf mache, dann ist es den Menschen, die in Deutschland 8 Millionen Hauskatzen halten, von denen 6 Millionen Freigänger sind, die dieses Blutbad anrichten, weil sie nun einmal so sind, wie sie sind. Und nicht etwas deshalb, weil sie nichts zu Fressen bekämen, sondern gerade wegen ihrer typischen Eigenschaften, die sich eben unter diesen kleinen Tieren verheerend auswirken. Du zielst in die völlig falsche Richtung, wenn du schreibst, dass die unterstellte Gemeinheit der Katze ihre Tötung durch die Drohne rechtfertige. Ich glaube kaum, dass es aus der Sicht eines Beutetieres eine größere Gemeinheit gibt, als ein größeres und stärkeres Tier, das ihm mit Tötungsabsichten begegnet. Und was würde sich eine Taube oder eine Maus wohl wünschen, wenn sie es denn könnte, während einer solchen Situation? Also, nix gegen die Katzen, es gibt nur zu viele davon und die Dosis macht das Gift, weil die Menschen ja auch viele Katzen nicht entsprechend behandeln oder einfach aussetzen. Und die Wildkatzen verurteile ich schon mal gar nicht, die fressen auch, was sie kriegen können. Katzen Ende - und nein, Wiesel sind keine Haustiere, die mit uns Gesellschaften bilden... Jedes Land, jede Gesellschaft hat ihre Leichen im Keller und glücklich kann sich jene fühlen, die eingesehen hat, wieviel Unrecht dabei geschehen ist. Aber im Ernst, Erich, wer hat daraus wirklich gelernt? Schau dir diese Welt an. Ein Menschenleben schien mir in meinen früheren Zeiten wertvoller, heute habe ich den Eindruck, dass dies nicht mehr so ist. Ganz früher betrieben die Menschen Sklavenhandel, heute schließen sie Flüchtlingsdeals, wegen selbst verursachter Krisen. Ist natürlich eine pauschale und viel zu einfache Aussage, aber wir wollen den Rahmen ja hier nicht sprengen. Von mir aus können die sich gegenseitig zudrohnen. (Übrigens kann ich auch damit leben, wenn sich ein Adler oder großer Bussard mal ein niedliches kleines Wildkatzenbaby holt. ) Ich bedanke mich für deine ausschweifenden und die Katzen tapfer verteidigenden Gedanken... Vielen Dank für eure Kommentare... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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