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Alt 09.04.2009, 14:22   #1
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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Beitrag Sonett, das am schwarz-blauen Nachthimmel erscheint

Sonett, das am schwarz-blauen Nachthimmel erscheint

Der Tag ist hinter der Bühne verschwunden.
Man hört ihn leis´ , beschwipst vom Weinen, lallen.
Das dunkle Tuch ist schon herabgefallen.
Die Welt ergibt sich den schwarzblauen Stunden.

Im Aug´ der Eule ein aschfahler Schein,
der Frosch weckt quakend einen Traum in mir,
von weitem Himmel, Mond und Sternenzier -
bei Nacht ist die Erde ein kalter Stein.

Da kommt es in Rausch, das schwarzblaue Meer!
Mein Geist steigt hinauf, mein Körper wird schwer
und gleitet hinab in flüsternde Tiefen.

Nun schwerelos, gleich einem Nebelweh´n,
werd morgen ich über den Wiesen steh´n
und in der Sonne verdunsten, zerfließen.

Geändert von Feirefiz (10.04.2009 um 01:37 Uhr)
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Alt 09.04.2009, 15:59   #2
Medusa
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Lieber Feirefiz,

tja, als "Expertin" für Sonette MUSS ich Deines ein wenig in die Mangel nehmen, sonst verliere ich meinen guten Ruf, Du verstehst?

Der Tag ist hinter der Bühne verschwunden.
Man hört ihn leis´ , beschwipst vom Weinen, lallen.Lallen in diesem Falle GROß!
Das dunkle Tuch ist schon herabgefallen.
Die Welt ergibt sich den schwarz-blauen Stunden.

Erkennnst Du was ich meine? Die Betonungen stimmen nicht. Die Grundform im Deutschen ist der Alexandriner, ein sechshebiger Vers mit einer Zäsur in der Mitte. Das klassische Reimschema ist abba - abba für die Quartette, für die Terzette gibt es verschiedene Varianten, ccd- eed; cde-cde .......

Nicht wirklich klassisch sind auch die wechselnden Kadenzen. Du solltest Dich für entweder durchgängig weibliche, klingende, oder männliche, stumpfe, Endungen entscheiden.

Mich stören auch die Apostrophe. Sie werden ausschließlich eingesetzt, wenn ein "es" zum "s" mutieren soll.

ABER: Dein Gedicht kling sehr schön und bringt stimmungsvolle Bilder; auch wenn es kein Sonett im klassischen Sinne ist.

Mach mal weiter, ich bin sehr gespannt.
Herzliche Grüße,
Medusa.


Geändert von Medusa (09.04.2009 um 17:39 Uhr)
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Alt 09.04.2009, 16:40   #3
Feirefiz
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Liebe Medusa!

Vielen Dank für dein bemühtes Feedback.
Das wirklich Wichtige lernt man eben nur von der Fachfrau...
Dass du eine sein musst, merkt man an deinen Gedichten.
Bisher hatte ich noch nichts von Alexandrinern usw. gehört.
Ich werde mein neues Wissen beim nächsten Sonett anwenden.

Über den richtigen Gebrauch des Apostrophs und über die Frage, ob Substantivierte Verben groß geschrieben werden und - vor Allem - ob "lallen" in diesem Fall ein solches Substantiviertes Verb ist....
Darüber musst du dich beim alten Onkel Duden erkundigen.

Bis dahin verbleibt mit freundlichen Grüßen
Feirefiz
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Geändert von Feirefiz (09.04.2009 um 16:46 Uhr)
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Alt 09.04.2009, 17:00   #4
Klatschmohn
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Lieber Feirefiz,
gleich mit einem Sonett hier zu beginnen ist ganz schön mutig und gleich hat sich die Herrin des Sonetts auch eingeschaltet.
Mir gefällt Dein träumerisches Sonett, dass ich so empfinde, wie das "Sich-fallen-lassen" hinein in den Schlaf, die Träume.
Hinwegschweben ins Traumland, die Auflösung des bewußten Bewußtseins, wunderschön.
Mir gefällt`s.
Liebe Grüße,
Klatschmohn
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Alt 09.04.2009, 17:39   #5
Medusa
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Lieber Feirefiz,

ich schalte mich nur noch einmal ein, weil Du ein "Frischling" hier bist:

NIEMALS würde ich ohne vorherige Befragung des "alten Onkel Duden" (des Wahrig, des Kluge, des Mackensen) eine solche Behauptung anstellen!!!!!

Ich habe mir sogar verkniffen, Dich auf Deine faulen "und" am Zeilenanfang hinzuweisen, die Du ohne Not und ohne Sinnänderung weg kriegen könntest!

Soooo nett gehen wir hier mit Anfängern um!

Viel Vergnügen weiterhin.
Herzliche Grüße,
Medusa.
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Alt 09.04.2009, 17:53   #6
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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Liebe Medusa!
Da zucken die Schlangen am zornroten Haupt!

Die "und´s" am Zeilenanfang erscheinen mir weniger "faul" als vielmehr symmetrisch.

Das kleine "lallen" ist und bleibt richtig.

Trotzdem (fast) zu Stein erstarrt:
Feirefiz

"...ich schwöre es, bei meinen 7 verbliebenen Fingernägeln, ich werde NIE WIEDER einen deutschen Satz mit "und" anfangen!...aaaaarggghhhh!"
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Alt 09.04.2009, 17:59   #7
Alive
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Mach Dir keinen Kopp deswegen, Feirefiz.

Wir kennen die Dame schon länger.
Und mussten da alle durch...

Gern gelesen!

Kölsche Grüße,
Alive
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Alt 09.04.2009, 19:23   #8
Leier
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Hallo, Du süßer Gesunkener, Aufsteigender
(alias Nebel)!


Der Tag ist hinter der Bühne verschwunden.
Man hört ihn leis´ , beschwipst vom Weinen, lallen. (Weine oder Weinen?)
Das dunkle Tuch ist schon herabgefallen.
Die Welt ergibt sich den schwarz-blauen Stunden. (Den Bindestrich würde ich weglassen)

Im Aug´ der Eule ein aschfaler Schein, (bitte ein "h" ergänzen!!)
der Frosch weckt quakend einen Traum in mir,
von weitem Himmel, Mond und Sternenzier -
bei Nacht ist die Erde ein kalter Stein. (..ist die Erde wie kalter Stein)

Da kommt es in Rausch, das schwarz-blaue Meer! (s.o.)
Mein Geist steigt hinauf, mein Körper wird schwer
und gleitet hinab in flüsternde Tiefen.

Nun schwerelos, gleich einem Nebelweh´n,
werd morgen ich über den Wiesen steh´n
und in der Sonne verdunsten, zerfließen.


Lieber Feirefiz,

in Sonetten kenn ich mich nicht aus. Da ist Medusa die Meisterin.
Aber dieses neblige Gedicht gefällt mir sehr.
Mit den Apostrophen würd ich nicht so ramschen, aber das ist Geschmacksache.
Wenn, dann such Dir die bessere Tasten aus. Über dem #.

Dolles Talent!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 10.04.2009, 01:44   #9
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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allerverehrteste Cyparis!

Du hast völlig recht:
Bindestriche weg!
Asche auf mein Haupt, wegen des fehlenden "H"! ("H's"?)

Der Tag ist tatsächlich vom "Weinen" beschwipst.
Eine Erfahrung, die jeder mal gemacht hat, der wirklich heftig geweint hat:
danach fühlt man sich "beschwipst", glücklich, nicht von dieser (ach so ungerechten) Welt.

"bei Nacht ist die Erde wie kalter Stein":
Da hatte ich auch schon drüber nachgedacht...
Es soll hier jedoch mehr der Eindruck eines "Steins" vermittelt werden, der so ziellos durchs All trudelt.
Also: Ein kalter (einsamer) Stein. Das, was du vorgeschlagen hast, legt das Augenmerk eher auf die stoffliche Komponente...

Zum "'": Ob du es glaubst, oder nicht: diese Taste kannte ich noch nicht

höchstverehrte Klatschmohn:

du hast den Punkt vollends verstanden:
es geht tatsächlich nur um Bilder im Kopf.

Danke für das freundliche feedback.
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Geändert von Feirefiz (10.04.2009 um 14:46 Uhr)
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Alt 11.04.2009, 12:42   #10
ruhelos
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Beiträge: 574
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hallo Feirefiz,

zunächst einmal Herzlich Willkommen hier im Forum!

Dein Nachtgedicht gefällt mir sehr gut. Du verwendest stimmungsvolle Bilder, die vor den Augen des Lesers lebendig werden. Auch die Wortwahl zeugt von deinem Können. Vielleicht kein perfektes Sonett. Auch ich bin hier gezwungen auf Medusa zu vertrauen. Auf alle Fälle aber kein bezauberndes Nachtgedicht.

Viele Grüße
ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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