07.03.2017, 19:43 | #1 |
heimkehrerin
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Krankheitsschub
Vor Tagen hab ich aufgehört zu leben,
hab einfach damit aufgehört zu schweben. Ich konnt's nicht mehr, konnt mich nicht mehr erheben. Blieb ausgelutscht am Dielenboden kleben. Vor Wochen noch bin ich vergnügt gesprungen, hab ich vergnügt ein helles Lied gesungen. Und kaum war meine Melodie verklungen, war ich bereits von neuem Klang durchdrungen. Was ist inzwischen bloß mit mir geschehen? Was hab ich nicht bemerkt und übersehen? Wie konnte eins so glatt ins andre gehen? Nun lieg ich hier und kann es nicht verstehen. Ist doch die Sonne immer noch dieselbe und leuchtet auch noch immer als die gelbe und ewig gleiche Scheibe mir am Himmel. (Die Wolken nerven mich mit dem Gewimmel). Nichts hören, sehen und nichts riechen will ich es sei denn, den vertrauten Sofadrillich. Und außerdem macht's keinen Unterschied, was mit mir und was ohne mich geschieht. Auch nützt und hilft mir nicht mal ansatzweise zu wissen, dass oft heimlich, still und leise die Schilddrüsenhormone sich vertschüssen. Ich finde diese Schübe schlicht beschissen. .märz_2017 1. Version S 4 bis 6: Ist doch die Sonne immer noch dieselbe und leuchtet auch noch immer als die gelbe Scheibe mir vom ewiggleichen Himmel. Die Wolken nerven mich mit dem Gewimmel. Nichts hören, sehen und nichts riechen will ich außer dem mir vertrauten Sofadrillich. Und außerdem macht es auch keinen Unterschied, was nun mit mir oder auch ohne mich geschieht. Auch nützt und hilft mir nicht mal ansatzweise zu wissen, dass oft heimlich, still und leise die Schilddrüsenhormone sich vertschüssen. Ich finde diese Schübe schlicht beschissen. Geändert von fee_reloaded (07.03.2017 um 21:04 Uhr) |
07.03.2017, 20:48 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Fee!
Erst die Kleinigkeiten: Vor Tagen hab ich aufgehört zu leben, hab einfach damit aufgehört zu schweben. Ich konnt's nicht mehr, konnt mich nicht mehr erheben. Blieb ausgelutscht am Dielenboden kleben. Vor Wochen noch bin ich vergnügt gesprungen, hab ich vergnügt ein helles Lied gesungen. Und kaum war meine Melodie verklungen, war ich bereits von neuem Klang durchdrungen. Was ist inzwischen bloß mit mir geschehen? Was hab ich nicht bemerkt und übersehen? Wie konnte eins so glatt ins andre gehen? Nun lieg ich hier und kann es nicht verstehen. Ist doch die Sonne immer noch dieselbe und leuchtet auch noch immer als die gelbe und ewig gleiche Scheibe mir am Himmel. (Die Wolken nerven mich mit dem Gewimmel). Nichts hören, sehen und nichts riechen will ich, es sei denn, den vertrauten Sofadrillich. Und außerdem macht's keinen Unterschied, was mit mir und was ohne mich geschieht. Auch nützt und hilft mir nicht ansatzweise zu wissen, dass oft heimlich, still und leise die Schilddrüsenhormone sich vertschüssen. Ich finde diese Schübe schlicht beschissen. So sind alle Zeilen fünfhebig und haben einen unbetonten Auftakt. Ich hoffe nicht, aber ich fürchte, dass der obige Text nur zu autobiographisch ist! Mit Bedauern lese ich von davon und wünsche dir baldigste Besserung! Die Fee MUSS schweben! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
07.03.2017, 21:13 | #3 |
heimkehrerin
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Danke, lieber Erich!
Die Änderungen übernehme ich doch allesamt mit Handkuss - die sind super! Danke schön! Ja, leider ist das etwas, mit dem ich immer wieder einmal konfrontiert bin und immer wieder einmal sein werde. Das Doofe mit dem Hormonhaushalt ist, dass du da auch nicht im Vorhinein oder wenn es akut ist, rasch mal gegenwirken kannst. Das schleicht sich an und bleibt dann auch erst mal für eine Weile. Ich hasse diese Schübe, wo ich mir quasi selbst dabei zusehe, wie ich zum Depressionskloß mutiere (sowohl körperlich als auch geistig und seelisch - da ist dann alles zäh wie Strudelteig, das Denken wird fast unmöglich und Muskelspannung geht gegen Null). Und ich bin dann auch immer noch sehr ungnädig mit mir und denke immer, wenn ich mich nur endlich richtig zusammennehme, dann muss das doch.... Aber genau das geht eben nicht. Obwohl der Schilddrüsenexperte mir das immer wieder erklärt - ich verzeihe mir das nur schwer. Und das macht es natürlich noch unerträglicher. Die Phasen gehen vorbei - aber ich könnte wirklich recht gut ohne sie. Liebe Grüße, fee |
07.03.2017, 22:02 | #4 |
Slawische Seele
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Liebe fee,
ich glaube Dir alles, was Du im Gedicht und in der Besprechung sagst. Du verdichtest es echt, ehrlich und machst betroffen. Es geht hier um "relativ" neue Krankheitsschübe, bzw. um endlich jene, die angesprochen werden dürfen, weil sie schon lange sind. Und endlich kommen diese Themen zur Lyrik - wie einst Liebe, Schönheit, Humor, Schmerz, Kampf und Leid. Bestimmte Verse sind mir vom Anhören, Informieren und Mitfühlen undendlich vertraut. Ein gutes, gekonntes und berührendes Gedicht. Die Blumen sollen dem Gedicht gelten. Das Gefühl darf nur nach "Befreiung" rufen und hoffen - sowohl für die Betroffennen als auch für die, die dazu gehören. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
08.03.2017, 08:47 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Fee,
"vertschüssen"! Zum Glück hast du dir die notwendige Portion an Humor erhalten. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
08.03.2017, 10:30 | #6 | ||
heimkehrerin
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Zitat:
Oh ja, lieber Thomas, Galgenhumor halte ich für absolut überlebenswichtig. Geht der auch flöten, dann wird es echt gruselig. Liebe Dana, recht lieben Dank für das Einlassen auf dieses Stückchen "Betroffenheits-Lyrik". Inzwischen ist ja auch hinlänglich bekannt, dass Depressionen weit verbreitet sind (egal, wodurch sie nun bedingt sind) - insofern habe ich mich getraut, das hier zum Thema zu machen. Zitat:
Lieber Gruß an euch beide, fee |
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