27.02.2017, 00:16 | #1 |
Nihilopheles
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Überdrüssig
Die Kraft die jenen innewohnt
die langsam nach dem Tode streben, die müde sind vom Brust erheben und für die sich Sterben lohnt, ist größer als man denken mag. Die Zeit vergeht an jedem Tag, ist in die Haut hinein gewebt, erzählt von jeder schlechten Zeit von jedem Schlag und jedem Streit. Doch hat man nicht umsonst gelebt. Wer leben will sucht einen Sinn, wer nicht der siecht der Zeit dahin. Wer sterben will, der hat ein Ziel, Doch wer nicht leben will.. Der ist zuviel.
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27.02.2017, 14:20 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 149
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Hallo, Nihilopheles,
mich hat gerade irritiert, dass ich über das ,,Und" gestolpert bin. Schade, ich kann mich dem Thema sonst sehr gut anschließen, auch der Aussage des Gedankens. Rein ästhetisch gibt es aber noch Möglichkeiten die Tiefe noch mehr ins Boot zu holen, glaube ich. Ich bin zwar ein Nuppler, aber habe trd. ein wenig herumgetüftelt, warum das ,,Und'' 4. Zeile so aufschlägt. Vorschläge: erstens im Kontrast zu 3x ,,die'', leicht angestoßen und fortgesummt, verhält es sich genau verkehrt herum bei ,,und", zweitens, dass die vorherige Zeile (alles im jambischen Schema) mit Senkung endet, drittens, dass nach dem Und alles einsilbige Wörter folgen, keine starke Betonung und dass es nach dem langen fließenden Wort ,,erheben'', im vorherigen Vers, eine neue Zeile beginnt, viertens, dass, das ,,Die'' in der ersten Zeile sehr stark ist und in der vierten Zeile nach dem Und nur zwei einsilbige Wörter folgen, wohingegen das Wort ,,Kraft'' auch sehr stark betont ist in der ersten Zeile. Die vierte Zeile fordert wieder ihr Recht ein, den Rhythmus der ersten Zeile einzunehmen, das ist glaube ich die beste Erklärung. Sprich, warum, mag ich falsch liegen, aber die Zeile stimmt nicht zum ansonsten Wohlgeformten, Um auf den Punkt zu kommen. Nach den ersten 4 Zeilen wird die Form etwas loser, weil die 5. Zeile schon verlängernd anschließt, aber ohne Reim -das Schema der ersten vier Zeilen ist ja schon vollkommen- und dann noch mit einem Punkt abschließt- Syntax gegen Strophe. Dann marschiert das Gedicht sich anhängend an die erste Strophe (abba) so weiter und die abschließende Wendung funktioniert jetzt mit dem ,,Doch'', weil das ,,hat" stark betont werden kann, nicht wie oben nach dem Und (das im Jambus unbetont ist) ,,für, die, sich" folgt. Ich will nicht diktieren, ich übe nur selbst, verzeihung wegen der Thesenform! Es ist außerdem etwas gleichförmig, dafür hat es starke Wendungen, gerade durch das Gebetsmühlenartige, wenn es sich einmal verändert. Es alternieren die Versendungen eben nicht sondern enden immer weich hart hart weich- gleich- aber in Ordnung. Am Ende würde ich versuchen nicht auf die Pünktchen zurückzugreifen. Das ,,Doch'' ganz am Ende bekommt wieder so viel Jamben tötende Betonung, aber es ist das Metrum dieser ganzen Zeile, das mit dem Rhythmus der Strophe bricht, genau wie oben beim ,,Und". Die allerletzten zwei Zeilen, wo die letzte noch einen Takt kürzer wird als die andere davor, die auch schon mit dem Metrum bricht- sind vl. noch nicht die beste Lösung für dein deutliches Conclusio. ,,siecht der Zeit dahin" ist verständlich aber umständlich. Bitte frage nach, wenn etwas unklar ist, wie gesagt, warum muss ich selbst noch verstehen und ich sehe auch die Gründe deiner Setzung, oft überliest oder akzeptiert man Ungerades einfach, wenn du weißt oder fühlst was ich meine, dann gut, vl. geht es noch ein wenig behutsamer. Wenn es dir gar nichts öffnet werde ich mich gerne noch einmal bemühen, ich mache das auch eher nach Gefühl Liebe Grüße, in Verbundenheit, auch an das L.I.! Chris
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wenn ich mein Leben auslass, geht es den Bach runter Geändert von Christian Wolf (27.02.2017 um 16:42 Uhr) |
28.02.2017, 21:53 | #3 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi Nihil!
Gar nicht übel, dein Einstandsgedicht! Man merkt das Rhythmusgefühl des Tanzlehrers - indes, ein klitzekleiner "Bug" ist doch drin: Die Tipps: Die Kraft die jenen innewohnt Komma nach "Kraft" und am Zeilenende, vor und nach dem Einschub. die langsam nach dem Tode streben, die müde sind vom Brust erheben "Brusterheben" würde ich sogar zusammen schreiben im hauptwörtlichen Gebrauch. Wenn nicht, (das) "Erheben" groß. und für die sich Sterben lohnt, Diese Zeile beginnt betont in einem Gedicht mit ansonstem unbetontem Auftakt. Altern.: "für welche sich das Sterben lohnt,". ist größer als man denken mag. Die Zeit vergeht an jedem Tag, ist in die Haut hinein gewebt, Auch "hineingewebt" gefällt mit zusammen besser - alte Schule! erzählt von jeder schlechten Zeit Komma am Zeilenende. von jedem Schlag und jedem Streit. Hier fände ich am Ende einen Bindestrich besser, Folgezeile klein beginnen. Doch hat man nicht umsonst gelebt. Wer leben will sucht einen Sinn, Komma nach "will". wer nicht der siecht der Zeit dahin. Komma nach "nicht". Schöner: "Wer nicht, siecht in (oder: mit) der Zeit dahin.". Wer sterben will, der hat ein Ziel, Doch wer nicht leben will.. Zeile nach Komma klein beginnen. Statt der 2 Punkte wäre auch hier ein Bindestrich zielführender, wie ich finde - in diesem Falle Folgezeile klein beginnen. Der ist zuviel. Sehr melancholisch schreibst du von der Kraft ebenjener Melancholie - dass auch die negativen Erlebnisse uns stärken und lehren können, egal, wie grausam sie sein mögen. Die Depression als Lebensschule ... Schaff's oder geh unter, friss, Vogel, oder stirb. Nun, das klingt brutal, aber letztenendes läuft es bei aller Empathie großflächig genau darauf hinaus. Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.03.2017, 22:53 | #4 |
Nihilopheles
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Danke Erich, danke Christian, für die ehrlichen Antworten.
Ich werde es mir noch einmal ansehen und verbessern.
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