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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe Aphrodite,
nachdem ich nun genauer verstanden habe, welche Bilder du ausdrücken willst, habe ich ein wenig "gebastelt", was mir immer Freude macht. Hoffentlich empfindest du es nicht als Verunstaltung. Von dichtem Efeu grün die Häuserwände und rote Farbe ruht in seinem Schatten; getrübten Augen, die einst Klarheit hatten vergeht das letzte Licht, in raue Hände gestützt, wie Tropfen, die im Sand verenden. Der Tag wird alt – des Abends Schatten fliehen und Nyx beginnt, die Sterne aufzuziehen, vor Blicken, die sich leer zu ihnen wenden. Ihr fahler Ton, ein welkes Wiederkehren, ein totes Echo, lustloses Begehren; im Zwiespalt zwischen Ruhen und Bemühen bestaunt ein junger Tag ein tristes Treiben, und Nyx zieht weiter, um - anstatt zu bleiben - im Arm der Morgenröte zu verglühen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#2 |
Schaumgeboren
Registriert seit: 27.05.2016
Beiträge: 5
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Danke noch einmal für Eure Antworten!
Sowohl an Thomas wie auch an Erich - in Thomas Faden zum Thema Herz/Schmerz habe ich mich kürzlich bezüglich meiner Ansprüche (an mich) etwas detaillierter ausgelassen. Entsprechend verstehst Du hoffentlich, lieber Thomas, dass ich Deine durchaus ansprechende "Bastelei", wie Du es nennst, so nicht übernehmen kann. Mein Mindestanspruch an ein Sonett sind ausschließlich weibliche Kadenzen und ein abba abba - Schema in den Quartetten; und ja, Erich, das finden Leute mit Sicherheit beschränkt und damit kasteie ich mich zum Beispiel. Aber dieses Fühlen, das Du beschreibst, kenne ich. Manchmal habe ich im Kopf bizarre, kryptische Verse, teilweise sogar ganze Gedichte, die ich unglaublich genial finde, doch sobald ich mich dann setze, um sie aufzuschreiben, sind sie weg und ich befinde mich wieder im absoluten Handwerks-Modus. So ist z. B. auch obiges Sonett letzte Nacht entstanden. Ich hatte ein fertiges Gedicht mit 3 Strophen im Kopf, kurzweilig, 2 Minuten, das so kryptisch war, dass ich selbst es nicht verstanden habe, aber es hat sich richtig angefühlt. Was mache ich? Ich setze mich hin und BAUE bis knapp 6 Uhr morgens ein Sonett mit einer völlig anderen Thematik - Glückwunsch. Das Problem ist, dass die Zeilen, die mir über das Fühlen kommen, mir selbst nicht verständlich sind; deswegen vergesse ich sie wahrscheinlich, sobald ich meinen Verstand einsetze, um etwas aufschreiben zu können. Zum Thema Rilke: Ich habe von ihm alles Erhaltene gelesen, kann mehrere seiner Gedichte auswendig; dennoch ziehe ich die Lektüre Deiner Bücher vor, denn sie sind Beleg dafür, dass auch heute noch, von mir aus im Schatten alter Meister, große Kunst geschaffen wird; zumindest für mein Empfinden - Du magst das natürlich anders sehen und das sei Dir unbenommen, damit Du weiterhin nach Deiner eigenen Maxime streben kannst. Liebe Grüße Aphrodite |
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#3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Aphrodite!
Erneuten Dank für diesen großen Gunstbeweis! Wenn du meine Bücher hast, wird es dich freuen zu hören, dass Nr. 4 in nächster Zeit erscheinen wird (die gedruckte Version der Bildersonette aus "Lautere Lyrik". So wird das Buch denn auch heißen.). Insgesamt möchte ich fünf Bücher schaffen, ehe es mich dahinrafft. Zu deiner Problematik: Wenn du ein Smartphone hast, könntest du diese inspirierten Gedichte ja draufsprechen, ehe sie verschwinden - die haben bestimmt eine Diktierfunktion. Wenn du allerdings bewusst die Niederlegung verweigerst, dann hat das psychologische Ursachen. Als intelligenter Mensch solltest du der Selbstanalyse fähig sein, und falls die Hemmung zu stark ist, könntest du professionelle Hilfe suchen. Ich kenne dich natürlich nicht und kann dazu nichts sagen als diese paar oberflächlichen Ratschläge, aber wenn du sagst, du hast ein Gedicht fertig im Kopf, das sich "richtig" anfühlt, und dann doch lieber ein rein handwerkliches Werk formulierst, so riecht das verdächtig nach Verdrängung oder Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit - so als sollte oder dürfte das Bild nach außen nichts über den inneren Wesenskern verraten. Das ist, als versuchte Vincent van Gogh sich auszudrücken, indem er nach Zahlen malt! ![]() Das ist alles natürlich reine Mutmaßung auf Basis der marginalen Faktenlage - ich maße mir nicht an, derart subjektiv zu einem Schluss zu kommen, den ich objektiv fundiert nennen wollte. Es ist bloß ein Gedankenspiel eines rastlosen Verstandes ... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (01.04.2017 um 19:00 Uhr) |
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