Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Ausflug in die Natur

Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 01.04.2017, 12:46   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe Aphrodite,

nachdem ich nun genauer verstanden habe, welche Bilder du ausdrücken willst, habe ich ein wenig "gebastelt", was mir immer Freude macht. Hoffentlich empfindest du es nicht als Verunstaltung.

Von dichtem Efeu grün die Häuserwände
und rote Farbe ruht in seinem Schatten;
getrübten Augen, die einst Klarheit hatten
vergeht das letzte Licht, in raue Hände

gestützt, wie Tropfen, die im Sand verenden.
Der Tag wird alt – des Abends Schatten fliehen
und Nyx beginnt, die Sterne aufzuziehen,
vor Blicken, die sich leer zu ihnen wenden.

Ihr fahler Ton, ein welkes Wiederkehren,
ein totes Echo, lustloses Begehren;
im Zwiespalt zwischen Ruhen und Bemühen

bestaunt ein junger Tag ein tristes Treiben,
und Nyx zieht weiter, um - anstatt zu bleiben -
im Arm der Morgenröte zu verglühen.



Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.04.2017, 15:07   #2
Aphrodite
Schaumgeboren
 
Registriert seit: 27.05.2016
Beiträge: 5
Standard

Danke noch einmal für Eure Antworten!

Sowohl an Thomas wie auch an Erich - in Thomas Faden zum Thema Herz/Schmerz habe ich mich kürzlich bezüglich meiner Ansprüche (an mich) etwas detaillierter ausgelassen. Entsprechend verstehst Du hoffentlich, lieber Thomas, dass ich Deine durchaus ansprechende "Bastelei", wie Du es nennst, so nicht übernehmen kann. Mein Mindestanspruch an ein Sonett sind ausschließlich weibliche Kadenzen und ein abba abba - Schema in den Quartetten; und ja, Erich, das finden Leute mit Sicherheit beschränkt und damit kasteie ich mich zum Beispiel. Aber dieses Fühlen, das Du beschreibst, kenne ich. Manchmal habe ich im Kopf bizarre, kryptische Verse, teilweise sogar ganze Gedichte, die ich unglaublich genial finde, doch sobald ich mich dann setze, um sie aufzuschreiben, sind sie weg und ich befinde mich wieder im absoluten Handwerks-Modus. So ist z. B. auch obiges Sonett letzte Nacht entstanden. Ich hatte ein fertiges Gedicht mit 3 Strophen im Kopf, kurzweilig, 2 Minuten, das so kryptisch war, dass ich selbst es nicht verstanden habe, aber es hat sich richtig angefühlt. Was mache ich? Ich setze mich hin und BAUE bis knapp 6 Uhr morgens ein Sonett mit einer völlig anderen Thematik - Glückwunsch. Das Problem ist, dass die Zeilen, die mir über das Fühlen kommen, mir selbst nicht verständlich sind; deswegen vergesse ich sie wahrscheinlich, sobald ich meinen Verstand einsetze, um etwas aufschreiben zu können. Zum Thema Rilke: Ich habe von ihm alles Erhaltene gelesen, kann mehrere seiner Gedichte auswendig; dennoch ziehe ich die Lektüre Deiner Bücher vor, denn sie sind Beleg dafür, dass auch heute noch, von mir aus im Schatten alter Meister, große Kunst geschaffen wird; zumindest für mein Empfinden - Du magst das natürlich anders sehen und das sei Dir unbenommen, damit Du weiterhin nach Deiner eigenen Maxime streben kannst.

Liebe Grüße

Aphrodite
Aphrodite ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.04.2017, 18:54   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Aphrodite!

Erneuten Dank für diesen großen Gunstbeweis! Wenn du meine Bücher hast, wird es dich freuen zu hören, dass Nr. 4 in nächster Zeit erscheinen wird (die gedruckte Version der Bildersonette aus "Lautere Lyrik". So wird das Buch denn auch heißen.). Insgesamt möchte ich fünf Bücher schaffen, ehe es mich dahinrafft.

Zu deiner Problematik:

Wenn du ein Smartphone hast, könntest du diese inspirierten Gedichte ja draufsprechen, ehe sie verschwinden - die haben bestimmt eine Diktierfunktion.

Wenn du allerdings bewusst die Niederlegung verweigerst, dann hat das psychologische Ursachen.

Als intelligenter Mensch solltest du der Selbstanalyse fähig sein, und falls die Hemmung zu stark ist, könntest du professionelle Hilfe suchen.

Ich kenne dich natürlich nicht und kann dazu nichts sagen als diese paar oberflächlichen Ratschläge, aber wenn du sagst, du hast ein Gedicht fertig im Kopf, das sich "richtig" anfühlt, und dann doch lieber ein rein handwerkliches Werk formulierst, so riecht das verdächtig nach Verdrängung oder Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit - so als sollte oder dürfte das Bild nach außen nichts über den inneren Wesenskern verraten. Das ist, als versuchte Vincent van Gogh sich auszudrücken, indem er nach Zahlen malt!

Das ist alles natürlich reine Mutmaßung auf Basis der marginalen Faktenlage - ich maße mir nicht an, derart subjektiv zu einem Schluss zu kommen, den ich objektiv fundiert nennen wollte. Es ist bloß ein Gedankenspiel eines rastlosen Verstandes ...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (01.04.2017 um 19:00 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 22:05 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg