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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 24.04.2017, 12:37   #1
Eisenvorhang
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Hallo Thomas

"Sprachrassist" trifft auf bestimmte Menschen zu, die im Eiland hier nicht verkehren und möglicherweise auch im jeden anderen Forum auf Lebenszeit gebannt wurden wären.

Ich wagte ein Experiment und die Folge war Hetze in jeden meiner Fäden. Und persönliche Angriffe. Ich sei "Poetiker", mein Deutsch sei von Grund auf grotten schlecht und katastrophal, es sei eine Zumutung für die lyrische Welt. Jetzt verrate mir was das soll? :]

Das verbinde ich mit Sprachrassismus, wenn Kritik nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern das eigene selbstverliebte Dünkel.
Und das schöne Gedicht von Erich, was ich zufällig fand, war ein Grund meiner Zeilen.

Meine Absicht war jedoch nicht, dass zu erreichen was du empfindest oder wie es ankam, wie es andere empfänden könnten.

Die unzulässige Verallgemeinerung; damit liegst Du richtig, wenngleich das Ziel dieser Verallgemeinerung war Faules aufzudecken. Der Professor wollte damit provozieren.

Die für mich wahren Gründe, warum so viel verkommt, obliegen in der Psychologie einerseits und in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts andererseits und das Lyrik vermiest wird, beginnt oft in der Schule, trotzdem besteht der Drang sich der Schrift zu bedienen, weil das Schreiben als Solches eine Linderung seelischer Belastungen darstellt. Und nicht jeder ist so schlau, dass er 98% der Bevölkerung intellektuell hinter sich lassen kann. Das Glück haben nicht viele und die, die es haben, haben wieder ganz andere Probleme.

Kurz und oberflächlich zusammgefasst, nehme ich wie folgt wahr:
- eine bestimmte Anzahl der Lehrer lassen das Zuckrige der Lyrik versauern durch Analyse und qualvolle Interpretationen mit Rahmenbedingungen und eine Bewertung von Interpretation (was ich nach wie vor bescheuert finde).
Für interessierte und womöglich begabte Autoren ist das bittere Kost, weil es Mündigkeit mindert und für Desinteressierte, Desinteresse steigert.

Dabei wird das Schöne im Wort und das Schöne um dem Wort vergessen. Das Spiel, nämlich der Baukasten und das Dichten, geraten in den Hintergrund. Eine wohlklingende Sprache, die allerunser Herzen vibrieren lässt, wird nicht herausgelöst, sondern verhapselt, abgetan und wissenschaftlich abgehandelt. Kinder und Jugendliche.

- Die Gesellschaft wird zunehmend zu einer Ellenbogengesellschaft, dass Schreiben dient zunehmend als abstraktes Mittel Schmerzen zu lindern(der heutigen generation, wahres interesse verblasst), völlig entleibt von Form, Wissen und Handwerk - trotzdem dient es als Ventil. Ausleben durch Individualismus. Und Individualismus meint freie Entfaltung.

Das Dichten ist, ich schreibe ja selbst erst seit Anbeginn April, mit viel Lernerei verbunden.
Wer sich entfalten möchte, aber nicht lernen will, aus welchen Gründen auch immer, der bedient sich halt dem Expressionismus und der Abstraktion.

Hier entsteht nun ein Defizit, in dem man überlegen könnte etwas zu verändern. Und wenn ich nicht völlig falsch liege, waren Gedichte schon weit vor Rilke nicht form-, wohl aber melodiegebunden, frei von Reimen und Metrik.
Es hat sich weiterentwickelt und wurde zu dem was viele Sprachliebhaber so mögen. Und es entwickelt sich immer weiter. Die Frage ist nur wohin?
Mir fehlen die fähigen Vermittler. In der Schule hasste ich Lyrik und das Gesülze vom Lehrer mit seinen geforderten Analysen. Jetzt bin ich 14 Jahre aus der Schule und urplötzlich liebe ich das Wort und das Einzige was in mir hallend keimt, ist die zähe Erinnerung längst vergangener Tage.

Und: kein Thema Thomas - Schnee von gestern!

vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (24.04.2017 um 15:34 Uhr)
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Alt 24.04.2017, 13:08   #2
Thomas
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Lieber Eisenvorhang,

was Professoren und Lehrer sagen, ist halt oft nicht das Gelbe vom Ei. Auch mir hat man in der Schule die Poesie fast versaut. Ich hasse Gedicht-Interpretationen, was mir übrigens bis heut beim Kommentieren im Forum Probleme bereitet. Zum Glück habe ich im zarten Alter von 9 Jahren wirkliche Poesie durch einen damals fast 80 Jahre alten Lehrer kennen gelernt, der einfach, frei von der Leber weg, wunderschön Gedichte rezitierte, ohne Erklärung und Drumherum, einfach so. Es war eine Süßigkeit besser als Schokolade. Das haben sie mir später nicht mehr nehmen können.

Es freut mich, dass du auf diesem Weg bist. Es ist nicht einfach, wir leben in sehr "unlyrischen" Zeiten. Aber das war früher auch schon so ähnlich, ich vermute, dir wird Rainer Maria Rilkes "Kleine Schrift" mit dem Titel "Über den Dichter" gefallen, vielleicht holt sie Erich ja für dich herbeit.

Vergessen wir den Zoff. Es tut mir auch leid, dass dir in einem anderen Forum übel mitgespielt wurde, aber das konnte ich ja nicht wissen.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 24.04.2017, 16:01   #3
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Wer sich entfalten möchte, aber nicht lernen will, aus welchen Gründen auch immer, der bedient sich halt dem Expressionismus und der Abstraktion.

Ich hoffe, das war ironisch gemeint, EV.

Nur wer wirklich WIRKLICH dumm ist, glaubt, dass er im Bereich der Abstraktion und des Expressionismus keinerlei Regeln zu beachten oder Basisvoraussetzungen (wie Fachwissen zum Beispiel) zu bringen hätte. Aber gottlob gibt es ja auch genug Dumme, die darauf hereinfallen, weil sie selbst zu doof sind, die Gehalts- und Inhaltslosigkeit solcher Machwerke zu erkennen.




PS: nachträglich dazueditiert: habe gerade gesehen, das wir zeitgleich gepostet haben...also hab ich deine Antwort auf meinen letzten Kommi erst jetzt gelesen. Dass du ein harter Brocken warst als Schüler, glaub ich dir gerne. LOL
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes

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Alt 24.04.2017, 17:01   #4
Eisenvorhang
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Warum glaubst Du das gerne? Bin ich so ein Widerling? :]
Ich möchte eigentlich überhaupt nicht anecken, sondern nur lernen, Gedichte zu schreiben.

Die Kunst und Repräsentation von Kunst in unserer Kultur, interessiert mich, bis auf wenige Ausnahmen, überhaupt nicht.

vlg

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Alt 24.04.2017, 17:16   #5
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Warum glaubst Du das gerne? Bin ich so ein Widerling? :]
Ich möchte eigentlich überhaupt nicht anecken, sondern nur lernen, Gedichte zu schreiben.

Die Kunst und Repräsentation von Kunst in unserer Kultur, interessiert mich, bis auf wenige Ausnahmen, überhaupt nicht.

vlg

EV
Wie kommst du auf Widerling, lieber Eisenvorhang?
Nein, so war das definitiv nicht gemeint.

Ich stelle mir dich als einen Schüler vor, der gern viel ausdiskutiert und nicht leicht von seiner Meinung abzubringen ist. So zumindest hab ich dein
Zitat:
"Herausforderung für die Lehrer"
interpretiert. Und das erscheint mir auch stimmig zu dem, wie ich dich hier lese.

War also absolut nicht böse gemeint.


Zeitgenössische Lyrik ist aber auch Kunst in unserer Kultur. Bloß, dass die Bilder mit Worten gemalt werden. Und ich sehe eben auch in ihrer Präsentation oder wie sie sich heute wahrgenommen sehen möchte, viele Parallelen zur bildnerischen Kunst und der Szene darum herum (deren Freund ich übrigens auch nicht bin).
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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 24.04.2017, 17:41   #6
Eisenvorhang
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Ja, ich bin ein sogenannter Minderleister, der das damals in der Schule auf ungesunde Weise kompensiert hat. Die Lehrer kamen damit nicht klar und ich widerrum damit nicht.

All die Briefe von Lehrern an meine Eltern, worin geschrieben stand, was für ein hoffnungsloser Fall ich sei, habe ich mir allesamt aufgehoben .

"Lyrik sei Kitsch" dachte ich viele Jahre. Was für die "Schwachen" und "Emotionalen". Wie unglaublich dumm ich war.
Und jetzt wühle ich mich durch die Bücher, die ich gekauft habe und führe Diskussionen in einem Lyrikforum.

So kann's kommen.
Ich sah, du führst einen Blogg? Gibt es eine URL?

vlg

EV
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Alt 24.04.2017, 17:54   #7
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ja, ich bin ein sogenannter Minderleister, der das damals in der Schule auf ungesunde Weise kompensiert hat. Die Lehrer kamen damit nicht klar und ich widerrum damit nicht.

All die Briefe von Lehrern an meine Eltern, worin geschrieben stand, was für ein hoffnungsloser Fall ich sei, habe ich mir allesamt aufgehoben .

"Lyrik sei Kitsch" dachte ich viele Jahre. Was für die "Schwachen" und "Emotionalen". Wie unglaublich dumm ich war.
Und jetzt wühle ich mich durch die Bücher, die ich gekauft habe und führe Diskussionen in einem Lyrikforum.

So kann's kommen.
Ich sah, du führst einen Blogg? Gibt es eine URL?

vlg

EV

Ich denke so oder ähnlich ging/geht es vielen, die sich plötzlich Gedichte liebend und schreibend wiederfinden, lieber EV.

Die Schule scheint nicht der rechte Ort zu sein, um die Liebe für Gedichte zu entfachen (außer sie wird so gelebt und vorgelebt wie von dem Lehrer, den Thomas erwähnte). Der Lehrplan sieht nun mal die Wissensvermittlung der technischen Hintergründe vor - die Liebe zu einer Sache muss wohl eher im Elternhaus geprägt werden. Ich hatte das Glück, dass meine Großmutter mir viel und oft Gedichte vorgelesen hat und wir die auch gerne beim Wandern auswendig laut rezitierten und uns an deren Klang, Rhythmus und Melodie erfreuten.

Und das tue ich auch heute noch.

Aber ich glaube auch, dass es erst einer gewissen Reife bedarf, um sich Lyrik ohne diese Furcht vor Gefühlsduselei zu nähern. Und es ist doch schön, wenn die Schule es nicht immer schafft, dauerhaft Dinge zu vermiesen, oder?

Ja, ich hab einen Blog. Du solltest zum Link dorthin gelangen, wenn du in meinem Profil auf die Kontaktinformationen gehst.
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes
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Alt 24.04.2017, 18:18   #8
Eisenvorhang
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Ja es ist schön, sich nicht so viel vermiesen zu lassen. Leider zieht sich die Verweigerungshaltung und das Hinterfragen, welches durch die Schule generiert wurde, etwas[hartnäckig] durch meine Person und mündet in narzisstischen Zügen. (Dominanz)

Aber die Zeit heilt viele Wunden und mit dem Reifen hält der Verstand dann doch Einzug. Ich bin optimistisch und lieber ein Trottel :P.

Wenn ich es jetzt noch schaffe gut dichten zu lernen, bin ich vollumfänglich happy.

Danke für Deine Bloggs - jetzt hab ich was zum Schmöckern.

vlg

EV

Hallo eKy

Unsere Zeilen haben sich überschnitten. Ich find Deine "namenlose Hure" um einiges besser als so manches Rilke Gedicht.

"entsprechend meinem damaligen recht arroganten Naturell - ziemlich schulmeisternd, belehrend und herablassend anhörte"
Das geht mir jetzt noch so, was ich aber nicht bemerke, aber als Feedback erhalte. Innerlich bin ich weich wie ein Reh.

Und wegen Deines Alters Gedichtes, so schreibe ich gerade an einem Mix aus Kykal, dem Rudolf und mir, dass poste ich Dir dann in dein Thread.
Was Du dort als Letztes schriebst, stimmte mich äußerst traurig.

vlg

Geändert von Eisenvorhang (24.04.2017 um 18:23 Uhr)
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Alt 19.07.2017, 14:36   #9
Erich Kykal
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Hi EV!

Geschmäcker sind verschieden - du darfst meine Gedichte gern besser finden als manche von Rilke, auch er schrieb ja nicht immer gleich gut und genial! Es gibt Werke von ihm, da juckt es mich in den Fingern, sie zu "verbessern"! Ich hätte da auch keine Berührungsängste ...

Wesentlich für mich aber ist der Umstand, dass ich selbst es so empfinde, dass er zumeist besser schrieb als ich es wahrscheinlich je können werde. Vielleicht erkenne ich aus meiner selbst nicht unbegabten Warte mehr in seinen Zeilen, in seiner Sprachmelodie und Wortbaukunst als so manche andere, die sich kopfschüttelnd fragen, was ich an den verstaubten Konstrukten denn so toll finde ...

Wie auch immer, wir sind den eigenen Überzeugungen ausgeliefert (auch wenn wir uns selbst jederzeit von ihnen distanzieren könnten - aber was bliebe dann noch von uns ...?), auch wenn wir die eine oder andere im Laufe eines Lebens austauschen oder erweitern mögen - aber das ist meistens ein langer und dorniger Prozess!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2017, 18:16   #10
Erich Kykal
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Auch mein Weg zur Lyrik war steinig:

Mit 12 las ich zum ersten Mal ein echtes Gedicht für Erwachsene: Rilke's Panther, der damals noch im österr. Schullesebuch präsent war. Ich musste weinen, weil mir der Panther so leid tat, und das hatten diese wenigen Worte erreicht . Welch eine Macht! Das wollte ich auch können, traute mich damals aber noch nicht, hatte auch noch gar nicht das nötige Vokabular.
Der zweite prägende Eindruck war die Schallplattensammlung meine Vaters, wo ich mit etwa 14 oder 15, versteckt unter jeder Menge Marschmusik, ein Hörspiel mit Goethe's Faust fand, mit Erich Ponto als Mephisto, dem Nachfolger von Gründgens.
Nach wenigen Wochen konnte ich fast den ganzen ersten Teil auswendig!
So begann ich danach endlich selbst zu schreiben, was sich - entsprechend meinem damaligen recht arroganten Naturell - ziemlich schulmeisternd, belehrend und herablassend anhörte, vom jugendlichen Pathos ganz zu schweigen. Ich schrieb, bis ich ca. 22 war, immer wieder mal etwas und nervte meine ganze Umgebung mit den Ergüssen! Dann sagte mir jemand, dass gereimte Lyrik keinen mehr interessiere. Ich versuchte eine zeitlang, "modern" zu dichten, aber das erfüllte mich überhaupt nicht. Also hörte ich ganz auf - fast 25 Jahre!

Mit Mitte 40 fand ich beim Aufräumen zufällig die Mappe mit den alten Jungendsünden. Ich wollte mir mit dem Computer in der Schule (damals hatte ich noch keinen eigenen) ein kleines Büchlein - nur für mich - fertigen, eine Art Reminiszenz an die alten Zeiten. Durch das Abtippen der besseren Texte bekam ich wieder Lust zu dichten, und ich stellte rasch fest, dass mein Stil sich dank Lebenserfahrung und Reife sehr gewandelt hatte. Andere fanden es plötzlich gut!
Jetzt erst erinnerte ich mich meiner ersten Begegnung mit der Lyrik und kaufte Rilke's Gesamtwerk und verschlang es mehrfach (ich musste erneut weinen, meist schon nach wenigen Seiten, diesmal allein der Schönheit seiner Sprache wegen. Kein anderer Dichter hat das jemals bei mir geschafft!). Danach folgten praktisch alle anderen namhaften Reimdichter. Ich lernte viel dazu (ich war früher reiner Autodidakt und Gefühlsrhythmiker gewesen), auch in den Foren, wo ich mich seit 2008 herumtrieb.
Allerdings lernte ich immer nur soviel wie ich gerade brauchte. Die Fachausdrücke beherrsche ich zum Teil bis heute nicht!

Heute bin ich kreativ, ohne um jeden Preis nach Neuem zu streben. Ich tue, was mir Spass macht, und Punkt. Perfektionieren kann man sich ohnehin nur bis zu einem gewissen Grad, weil das Talent dann einfach nicht mehr zulässt. So weiß ich längst, dass ich Rilke nie erreichen werde. Aber ich tue mein Bestes, mich seinem Sprachgenie möglichst anzunähern. Darin sehe ich meine primäre Herausforderung. Ich betrachte das beileibe nicht als Reproduktion.

Ich sehe es so: Auf einer Leiter (wenn man es so sehen möchte) kann man zwei Dinge tun: Man kann versuchen, immer weiter zu klettern, jede Sprosse nur so lang benutzend, wie sie einem zum Höhergelangen dient.
Oder man kann sich an eine bestimmte Sprosse stellen, die einen irgendwie besonders anspricht, und sie studieren, sie verfeinern, verbessern, sich ganz in sie vertiefen und an ihr schnitzen, bis sie möglichst schön und perfekt ist. Denn jede Leiter endet irgendwann doch, und was soll ich dort oben ... - man kann tief stürzen, und oben stellt man meist fest, dass die Aussicht die Mühe nicht wert war. Leiterstürmer oder Sprossenschnitzer - ich bin auf jeden Fall letzteres ...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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