04.10.2016, 20:24 | #1 |
Von Raben umkreist
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Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
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Wann geht die Nacht?
Zwei Püppchen liegen auf dem Bett,
ein Teddybär lehnt an der Wand, das Kinderzimmer wirkt adrett, im Dunkeln tastet eine Hand. „Schlaf weiter Kind, nichts ist geschehn, du hast geträumt, wie letzte Nacht. Ich werde später nach dir sehn. Dein Teddy mag mich; sieh, er lacht.“ Die Angst nimmt zu, die Luft wird dick, der Magier stiehlt sich stumm herein. Er sieht nicht den entsetzten Blick, „Prinzessin, schlaf nur wieder ein.“ Die Stimme flüstert und beschwört, „ich hab dich lieb, mein Engel du.“ Die Mutter schläft, kein Nachbar stört, und Teddy kneift die Augen zu.
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»Erich Kästner« |
05.10.2016, 12:26 | #2 |
Gast
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Hallo Sid :)
Da sprichst du ein heikles Thema an: Kindesmißbrauch.
Deine Zeilen verschweigen nicht, die Heimlichkeit, die Ungeheuerlichkeiten der Taten. Das Tabu wird noch durch die letze Zeile unterstrichen. Nicht mal der Teddy, der sonst ja der Tröster aller Kinder ist, macht die Augen auf, um auf das Kind aufzupassen. Das Gedicht hinterläßt den Leser mit deinen von dir angeregten Bildern zu diesem Thema. Traurig, sehr traurig. Liebe Grüße sy |
05.10.2016, 13:11 | #3 |
Von Raben umkreist
Registriert seit: 27.12.2009
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Beiträge: 1.053
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Liebe sy,
ja, ein wirklich trauriges Thema. Zu diesem Gedicht wurde ich angeregt, nachdem ich noch einmal ein Werk von Kakadu/Claudi gelesen hatte. Schade, dass sie hier nicht mehr mitmischt. Danke und liebe Grüße Sid
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»Erich Kästner« |
17.11.2016, 11:41 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber Sid,
Ich komme nochmals wieder, weil mir dein Gedicht gefällt. Die Kuscheltiere, die du hier beschreibst, vermitteln den Eindruck, dass die Welt in Ordnung ist, aber sie verwandeln sich in Verbündete mit dem Schrecken und dem Unaussprechlichen. Wenn zufällig jemand dein Gedicht liest, und betroffen ist, kann dein Gedicht eine Brücke zwischen Schweigen, dem Tabu und dem sich wiederfindenden Vertrauen zu den Menschen sein. Es bleiben Narben für den Betroffenen, aber mit Hilfe professioneller Hilfe kann das Leben wieder liebenswert werden. Ich kenne claudis sapphische Ode „ Hüll dich in Schweigen“, auch diese Worte beeindrucken, weil sie kurz und prägnant sind, obwohl ich der Ode nichts abgewinnen kann, weil mein Gehirn daran zerbricht. Wiederholt trotz der Beklemmung gelesen.... Liebe Grüße sy |
17.05.2017, 10:50 | #5 |
Von Raben umkreist
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Liebe sy,
dieses Gedicht liegt mir besonders am Herzen. Nicht zuletzt deshalb, weil mich Claudis Werk damals beeindruckt und nachdenklich gemacht hat. Schließlich hat es mich auch über zwei Jahre später zu meinem Gedicht inspiriert. Die letzten Wochen durfte ich in der Grundschule bei dem spielerisch von Erwachsenen dargestellten Thema "Mein Körper gehört mir" zuschauen. Das war lehrreich und interessant. Allerdings wird dieses "Theaterstück" erst ab dem 3. Schuljahr vorgeführt, kleinere Kinder können leider nicht davon profitieren. Danke, dass du noch einmal zu diesem Gedicht gefunden hast. Liebe Grüße Sid
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»Erich Kästner« |
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