27.05.2017, 02:05 | #1 |
Gast
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Zeitlaub
Die Jahre scheiden ihrer kurzen Wege,
als wären sie zwei Finger, zwei kahle nackte Dinger, wie scheues Wild, gefangen im Gehege des Augenblicks, als blühe er an Bäumen, wie tausend Blätter grünen, sie tausend Stunden sühnen, um auf dem Grund des Lebens zu verbräunen. Ich sehe Liebe, wenn es draußen dunkelt. Das Lieben kreist in Runden, in eisig kalten Stunden erspür ich nächtens, wenn es wunder funkelt, den wohlgeformten Leib der dunklen Schatten. Das Licht, es ist geflohen, hat es mein Herz gestohlen, doch Amor lässt mein Sehnen nicht ermatten. Nun ist's die Zeit, die mich ums Leben prellt, von Alten schon gemieden, von Jungen schnell vertrieben, ist sie das Laub, das von den Bäumen fällt. Geändert von Eisenvorhang (27.05.2017 um 14:49 Uhr) |
27.05.2017, 11:21 | #2 | |
TENEBRAE
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Zitat:
Interessante Metrik - die kurzen Mittelzeilen lassen den Duktus schwungvoll wirken. Hebungsschema 5-3-3-5. Ein paar Tipps: Die Jahre scheiden ihrer kurzen Wege, als wären sie zwei Finger, zwei kahle nackte Dinger, Warum gerade zwei? Da stutzt der Leser und will es erklärt haben. Ein "nur" stattdessen wäre klarer. wie Zeitgeister gefangen im Gehege Hebungsprall "Zeitgei". Die Zeile ist zwar dennoch lesbar, aber metrisch nicht ganz sauber. Altern.: "wie scheues Wild, gefangen im Gehege". eines Moments, als blühe er an Bäumen, Dieses Konstrukt will betont angelesen werden. Altern.: "des Augenblicks". wie tausend Blätter grünen, sie tausend Stunden sühnen, Inversiv. Und das "sühnen" ist dem Reim geschuldet, es passt überhaupt nicht. Besser: auf tausend grünen Bühnen," (Komma streichen am Ende der Vorzeile). um auf dem Grund des Lebens zu verbräunen. "verbräunen" klingt etwas hinkonstruiert. Altern.: "um doch den Sinn des Lebens zu versäumen." Ich sehe Liebe, wenn es draußen dunkelt. Das Lieben kreist in Runden, in eisig kalten Stunden erspür ich nächtens, wo es so schön funkelt, Metrisch runder: "wenn es wunder funkelt,". den wohlgeformten Leib von dunklen Schatten. Sprachmelodischer, runder: "der dunklen ...". Das Licht, das ist geflohen, Stilistisch schöner: "Das Licht, es ist ...". hat es mein Herz gestohlen, Korrekt: "es hat" - du stellst ohne Fragezeichen keine Frage. Schöner wäre dann allerdings: "und hat ..." (Komma am Ende der Vorzeile streichen). doch Amor lässt mein Leben nicht ermatten. Statt "Leben" "Sehnen"? Nun ist's die Zeit, die mich im Leben prellt, "die mich ums Leben prellt,". von Alten stark gemieden, Das "stark" macht die Wendung eher gemeinsprachlich, flapsig. Altern.: "schon". von Jungen schnell vertrieben, Das "schnell" impliziert Erklärungsbedarf - ein "bloß" wäre eindeutig. ist sie das Laub, das von den Bäumen fällt. Gern gelesen und Tipps gegeben. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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27.05.2017, 14:46 | #3 |
Gast
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Hallo eky
weil zwei Finger sinnbildlich laufen können. Sind sie doch die Beine Sie gehen und sie vergehen. Der Vergleich zu den nackten Dingern ist sogar abwertend gemeint. Deine Anregungen werden übernommen. Danke wie immer für die Rückmeldung! Edit: Das Blätter tausend Stunden sühnen - da muss ich Dir widersprechen. Auch sie fristen ihre Leben und tun ihre Buße. Sie sühnen das Leben definitiv. Es ist ihre Mutsühne, keiner hat sie gefragt. Das besser ich auch nicht aus :P vlg EV |
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