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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 21.06.2017, 13:06   #1
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Er trat den Hund

Er trat den Hund
unter dem Tisch,
weil dieser so hoch war,
dass man es nicht sah,
und weil er Wut hatte.
Wut auf den Hund,
Wut auf den Tisch
und überhaupt auf alles.

Er trat den Hund
unter dem Tisch.
Nicht zum ersten Mal,
weil er es konnte,
weil er Wut hatte
und weil er meinte,
das Recht dazu zu haben.
Denn er war sein Herr.

Er trat den Hund
und manche sagten:
„Ist doch nur ein Hund“,
weil sie Wut hatten
und weil sie es selbst nicht durften.
Andere sagten:
„Was für ein Scheißkerl!“
und traten ihn.

Da trat er auf,
da machte er sich groß,
da ballte er die Fäuste
und schlug ihnen den Tisch
über die Köpfe.
Der Hund jedoch sprang hervor
und biss
ihm die Kehle durch.


Anm. Ich hätte es auch als Prosa schreiben können,aber mir waren die Pausen, die sich durch die Zeilen ergeben, wichtig.
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Alt 21.06.2017, 14:39   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe Koko,

am Ende würde ich statt "Der Hund jedoch sprang hervor und biss ihm die Kehle durch." nur schreiben " Da biss ihm der Hund die Kehle durch."

Ich habe mir mal die Prosaversion erstellt und finde die auch nicht schlecht.

Liebe Grüße
Thomas

Er trat den Hund unter dem Tisch, weil dieser so hoch war, dass man es nicht sah, und weil er Wut hatte. Wut auf den Hund, Wut auf den Tisch und überhaupt auf alles.

Er trat den Hund unter dem Tisch. Nicht zum ersten Mal, weil er es konnte, weil er Wut hatte und weil er meinte, das Recht dazu zu haben. Denn er war sein Herr.

Er trat den Hund und manche sagten: "Ist doch nur ein Hund", weil sie Wut hatten und weil sie es selbst nicht durften. Andere sagten: "Was für ein Scheißkerl!" und traten ihn.

Da trat er auf, da machte er sich groß, da ballte er die Fäuste und schlug ihnen den Tisch über die Köpfe.

Da biss ihm der Hund die Kehle durch.

__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2017, 17:38   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Koko!

Der Hund tut mir leid! Für die Beseitigung eines überflüssigen Arschlochs hat man ihn bestimmt eingeschläfert oder erschossen. Verkehrte Welt!

Wir Menschen nehmen uns selbst so wichtig, dass wir dazu tendieren, selbst das Existenzrecht ausgewiesener Arschgeigen überzubewerten!

Bei mir hätte der Hund einen Knochen bekommen für die gute Tat.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2017, 18:58   #4
fee_reloaded
heimkehrerin
 
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Ort: im schönen Österreich
Beiträge: 389
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Das wirkt sehr intensiv in der von dir gewählten Form, liebe Koko.

Ein Thema, das definitiv nicht leichte Kost ist und mir persönlich sehr wichtig - und als Lehrerin begegnet man diesem Verhalten ja auch öfter als einem lieb ist...mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Kinder bloß nachahmen, was ihnen vorgelebt wird. Etwas, das mich immer gleich traurig macht und erschüttert.

Strophe 3 ist für mich diejenige, die am meisten "weh tut". Sehr gut gemacht und geht echt unter die Haut.

Gerne gelesen!
Lieber Gruß,
fee
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes
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Alt 21.06.2017, 19:37   #5
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ihr Lieben,

danke für eure empathischen Einlassungen. Mir ging es bei diesem Werk darum aufzuzeigen, dass Menschen, die Tiere misshandeln , auch gewalttätig gegen Menschen sind und gefährlich für unsere Gesellschaft. Laut der Statistik meiner persönlichen Erfahrungswerte habe ich diese These aufgestellt.

Schmunzeln musste ich über den Spruch der Tagesmutter, die Töchterchen und ich bewusst für den kleinen Mann ausgewählt haben, weil er mit Tieren groß wird und lernen soll, dass man sie zu respektieren hat und dass sie Freunde sein können. Die Tagesmuter hat einen großen Hund, der ein absolutes Lamm ist, die Kinder aber bewacht beim Spaziergang und im Garten. Sie sagte: Wer Tiere schlägt, der frisst auch Kinder.

Im Besonderen kam mir das Gedicht durch einen "Aggressionsstau", angestoßen durch einen erneuten Kontakt meiner Schwiegerfamilie, wo mein Mann von dem Schwager schon vor vielen Jahren zu berichten wusste, dass er regelmässig den Hund der Eltern unter dem Tisch trat, die hauseigene Katze malträtierte und den behinderten Sohn schlug.
Dies alles war für mich von Anfang an ein Ausschlußargument, dass dieser Mensch jemals mein Haus betritt oder ich dessen Haus betrete!!!

Immer wieder hört man von Mördern, sadistischen Mördern, die als Jugendliche Tiere quälten, es muss also da einen psychologischen Zusammenhang geben.

@Erich

Sicherlich müsste man, wenn man sein Tier vor solch einem Mann schützen will, eingreifen, bevor der Mann zutritt, denn der Hund wird letztendlich dafür bestraft. Es gibt Rassen, die würden sich nicht treten lassen, doch auch hier haben wir das Prinzip der "schwarzen Pädagogik", viele Hunde würden ihren Herrn auch trotz Tritten und Schlägen nicht beißen, weil sie kein Selbstbewusstsein haben.
Deshalb allein schon konnte der Schwager zu uns nicht kommen. Damals hatten wir einen Tierheimdackel, der auch malträtiert wurde und sicherlich sofort gebissen hätte. Später bekamen wir unseren Janosch.
Der kennt zwar nichts als Liebe, würde aber dennoch in solch einem Falle beißen, da er selbstbewusst ist. Dackel sind nicht so ohne Aber vorher hätte ich sicherlich längst schon gebissen GGGGGGGGGGGGg.
Vom Boxer ganz zu schweigen. Der hatte ein gutes Gespür für solche Menschen und knurrte sie direkt an. Er ist mal auf eine Frau losgegangen, die ihr Kind beim Spaziegang schlug, hat sich dazwischengestellt und ihr die Zähne gezeigt.
Einen Rennradfahrer, der den Janosch vom Rad her trat, hat er verfolgt. Der fuhr das Rennen seines Lebens. Er wollte ihn stellen und hat es auch getan. Als wir da ankamen , hatte der sich fast ins Hemd gemacht. Gebissen hat er nicht. Jedenfalls habe ich den Mann nie wieder dort Radfahren sehen GGGGGGGGG

Für dich, Erich , vielleicht noch interessant, warum habe ich mich hier für Prosa entschieden, ich hätte ja auch ein Reimgedicht machen können zu dem Thema. ich habe es bewusst getan, weil es härter wirkt, ein Reimgedicht wäre mir hier von der Klangfülle her zu sanft , zu lieblich gewesen! Ich freue mich, dass du es trotzdem gelesen und kommentiert hast!

@Fee

Du hast stilistisch genau nachgefühlt, weshalb ich es eben als Gedicht und nicht als Kurzprosa gestellt habe. Deine Zeilen bestätigen mich, dass ich da die richtige Entscheidung getroffen habe. Ja, Kinder lernen von ihren Vorbildern, also Eltern. Gewalt ist ihnen immer anzumerken.

@Thomas

Ich hatte es als Kurzprosa auch so gesetzt, sehe mich aber nun durch Fees Kommi bestätigt, es als Gedichtform zu belassen. Es wirkt stärker und das soll es auch..
Dein "Da biss ihm der Hund die Kehle durch" hat etwas von dem Stil Märchen zu schreiben. Zudem käme es übergangslos. Da es aber eine Art moderne Ballade ist, ist ein Übergang schon wichtig. Im Übrigen haben alle Strophen 8 Zeilen, die dadurch weniger würden.

ich danke euch dreien und freue mich über eure Gedanken.
LG von Koko

Geändert von Kokochanel (21.06.2017 um 19:43 Uhr)
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Alt 22.06.2017, 12:53   #6
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Liebe Koko,

Als Tierfreundin muss ich zu diesem Gedicht etwas sagen. Zunächst fällt mir die ungereimte Form auf. Das macht dein Gedicht besonders, es fordert zu genauem Lesen auf, und der Inhalt lässt mich erschrecken, weil Gewalt ein Thema ist, ob gegen Mensch oder Tier, das ich verabscheue. Aber eigentlich Gewalt gegen Tiere noch mehr, weil der Mensch mehr Grips im Kopf hat. ( Eigentlich) Ein mutiger, selbstbewusster Hund kann sich verteidigen und seine animalischen Instinkte dienen der Fürsorge und seinem Selbsterhaltungstrieb.. Ich bin fürs Tier.

Das hier prägt sich gut im Gedächtnis ein, weil du ja meist reimst.

Einen lieben Gruß von Sina Wuff und sy

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Alt 22.06.2017, 18:15   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Der Hund, liebe Koko, ist für mich der absolut Größte!
Er hat dem Fiesling die einzig richtige Antwort gegeben: die Vernichtung

Ich habe auch alle Antworten gelesen.
Noch nie konnte ich begreifen, wie man wehrlosen Tieren Gewalt antun kann.
Das geht so lange gut, bis sich die Tiere wehren.
Vielleicht in tausend Jahren...?
Oder noch später...?
Wir werden es nie erfahren und ich erinnere an die Filmserie
Planet der Affen...


LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.06.2017, 18:53   #8
Kokochanel
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ich auch, liebe Syri, darum habe ich es ja auch so enden lassen. Die Geschichte ist ja fiktiv.
Solange sich der Mensch als die Krone der Schöpfung ansieht und Schwächeren gegenüber seine Macht missbraucht,liebe Chavi, wird sich das wohl nicht ändern.
Die Schwachen sind die Tiere, Nutz-wie Haustiere, Kinder und neuerdings auch die Alten, die der gierigen "Am-Leben-erhalt-Maschinerie" ausgeliefert sind.

Danke euch beiden und lG von Koko
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