08.02.2018, 19:14 | #1 |
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Die Baumelseele
Mit deinen Flammenaugen hast du es vollbracht
und hast ein großes Loch in meine Brust gemacht. Doch damit nicht genug - das Loch reicht bis zum Rücken, man kann ganz mühelos durch dieses Löchlein blicken. Ich steh gelocht vorm Spiegel, sehe ganz entsetzt: Auch meine Seele ist durch dieses Loch verletzt. Auf dass sie nicht entfleuche und verloren ginge, sich herrenlos allein von Ast zu Ast sich schwinge, besorgte ich mir rasch ein langes, güldnes Band, das ich geschickt durchs eingebrannte Löchlein schob, es dreimal um die durchgestanzte Seele wand und dann an einer Öse himmelwärts die Seele hob. Nun baumelt sie an einem Lindenbaum im Garten und wartet drauf, dass hübsche Mädchen sie mit zarten Stößen ständig baumeln lässt im Frühlingswinde, sei bedankt, oh Loch, gelobt du Frühling und die Linde. |
09.02.2018, 00:04 | #2 |
Gast
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Hi Felix!
Ich bin mir nicht sicher, ob es gleichsam bitterböse wie selbstironisch ist. Der Humor ist der Knopf, der uns daran hindert, dass uns der Kragen platzt. Vielleicht hätte ich es in einer anderen Rubrik abgeladen. ) vlg EV Sehr gern gelesen! |
09.02.2018, 05:56 | #3 |
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Lieber EVG,
nee, Du musst da nichts Tiefsinniges vermuten. Ich las kürzlich ein Gedicht, in dem es darum ging, dass jemand seine Seele baumeln ließ. Ich stellte mir vor, dass die Seele sich mit einem Klammergriff an einem Ast festhielt und hatte Schwierigkeiten, mir das richtig auszumalen. Also: Loch in die Seele, Strick durchziehen, aufhängen und baumeln lassen. Dass da ein Mädchen mit seinen Augen das Loch gebrannt hat und ausgerechnet ein Lindenbaum herhalten musste, na ja, "vor meinem Vaterhaus steht eine Linde..." - und das wars auch schon. Liebe Grüße, Felix Geändert von Felix (14.02.2018 um 00:32 Uhr) |
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