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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 14.02.2009, 16:33   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Standard Lebewohl Mama

Lebewohl Mama


Große Augen fragten stumm
und kleine Tränen liefen,
ging sie nach Elysium
weil sie die Engel riefen?

Trug sie denn ihr schönstes Kleid
für diese lange Reise?
Nur die Augen zeigten Leid
in kummervoller Weise.

Tröstend nahm ich ihre Hand,
zog sie an meine Seele,
Mitleid nahm mir den Verstand,
verschnürte mir die Kehle.

Mama soll nicht traurig sein,
ich will ihr stolz erscheinen,
schau, dein großes Töchterlein
wird nicht mehr länger weinen.

Wo du bist, da geht's dir gut,
ich will dich glücklich wähnen,
sagte sie mit großem Mut.
...da flossen meine Tränen...


Falderwald,
. .. .

16.06.2006
.
.
.



Auch wenn es viele von euch schon kennen, so möchte ich doch meinen Klassiker hier in diesem Forum haben. Es ist ein einfaches und schlichtes Gedichtchen, welches mir sehr ans Herz gewachsen ist. Das muss mit mir gehen...
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 14.02.2009, 16:52   #2
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
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Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
Standard Lebewohl Mama

Hallo Faldi,

schon wieder so ein Text von dir, welcher einen tief im Herzen aufwühlt.
Ich beneide dich immer wieder das du die Gabe hast solche Lyrischen Zeilen zu schreiben. Mir wenigstens wird da immer ganz anders.

Viele Grüße zum Wochenende, der Michael
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.
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Alt 14.02.2009, 18:28   #3
DerKleinePrinz*
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Lieber faldi

Ich kannte dein Gedicht noch nicht. Du sagst es ist dein Klassiker, aber ich möchte dir dennoch ein paar Stellen zeigen, an denen ich noch nicht ganz zufrieden bin.

Strophe 1:

Zitat:
Große Augen fragten stumm
und kleine Tränen liefen,
ging sie nach Elysium
weil sie die Engel riefen?
Hier wird doch die Perspektive des Kindes benutzt, nicht wahr? So erscheint es mir, als wären die letzten beiden Verse auch eine Frage des Kindes. Deswegen hänge ich mich am Wort Elysium ein wenig auf, denn ich bezweifel dass es Kinder gibt, welche dieses schwierige Wort kennen oder sich in der Mythologie auskennen. Desweiteren schreibst du in der ersten Zeile, dass große Augen stumm fragten, formulierst dann aber nur zwei Verse später eine entsprechende Frage. Meiner Meinung nach passt das nicht gut, bzw. ist es sehr unglücklich. Man kann also sagen, ich habe ein Problem mit stumm und Elysium. Das ist gut, da es sich um den Reim handelt welchen man austauschen kann.
Zuvor habe ich noch die Metrik dieser Strophe betrachtet:

XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx


Ich möchte dir einen Vorschlag machen, welcher meiner Meinung nach inhaltlich besser passt und die Logik nicht missachtet.

Zitat:
Ihr Gesicht war kreidebleich
und kleine Tränen liefen,
ging sie denn in Gottesreich
weil sie die Engel riefen?
Die Metrik des Vorschlages:

XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Da in der zweiten Strophe, zu welcher ich jetzt kommen möchte, auch das Wort Augen vorkommt, würdest du mit meinem Vorschlag diese Dopplung umgehen.

Strophe 2:

Zitat:
Trug sie denn ihr schönstes Kleid
für diese lange Reise?
Nur die Augen zeigten Leid
in kummervoller Weise.
Ich glaube nicht das bei einem Kind nur die Augen Trauer zeigen können. Zumal du in der ersten Strophe schreibst, dass das Kind weint. Wenn ein Kind weint werden im Gesicht verschiedene Muskeln angespannt welche das seelische Empfinden durch Körpersprache ausdrücken. Eigentlich müsste man nur das Wörtchen nur austauschen.

Die Metrik stimmt auch wieder:

XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Hier mein Vorschlag:

Zitat:
Trug sie denn ihr schönstes Kleid
für diese lange Reise?

Und ihr Blick verriet mir Leid
in ohnmächtiger Weise.
XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Ich finde, wenn man die Aussagen des Kindes kursiv abbildet, kommt das noch besser zum Vorschein.

Strophe 3:

Zitat:
Tröstend nahm ich ihre Hand,
zog sie an meine Seele,
Mitleid nahm mir den Verstand,
verschnürte mir die Kehle.
XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Die letzten zwei Verse sind natürlich schon fast Phrasen, die ein wenig verbraucht scheinen, aber ich denke hier passt es ganz gut, denn dein Gedicht wirkt auf mich sehr authentisch. Hier ist das LI auch ein wenig ratlos und unbeholfen, sodass diese Strophe fast schon niedlich auf mich wirkt, gefällt mir.

Strophe 4:

Zitat:
Mama soll nicht traurig sein,
ich will ihr stark erscheinen,
schau, dein großes Töchterlein
wird nicht mehr länger weinen.
XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Ich würde das stolz mit stark ersetzen, da es meiner Meinung nach das kämpferische dieser Strophe besser zum Ausdruck bringt.

Strophe 5:

Zitat:
Wo du bist, da geht's dir gut,
ich will dich glücklich wähnen,

sagte sie mit großem Mut.
...da flossen meine Tränen...
XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Handwerklich ist dein Gedicht sehr sauber lieber Faldi. Ich denke die einfache Sprache passt sehr gut zum gewählten Thema und am Ende hat es mich sehr berührt. Bitte bekomme aufgrund meiner Kritik keinen falschen Eindruck, es hat mir gefallen, auch wenn ich hin und wieder Probleme mit einigen Begriffen hatte. Deine gefühlvolle Art zu schreiben mag ich, so wirkt es sehr authentisch und nicht künstlich.

Gern gelesen

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*
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Alt 16.02.2009, 00:38   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Michael,

danke für deine Worte, denn dieser kleine Text liegt mir sehr am Herzen.
Er ist am selben Abend des Ereignisses geschrieben worden, als ich noch unter dem Eindruck des Geschehens stand, basiert also auf Tatsachen.
Deshalb steht auch das Datum darunter. (Bitte lies dazu auch die Antwort an den Prinzen weiter unten.)
Selbst meine Mama und unser alter Onkel haben ein paar Tränchen zerdrückt, als ich ihnen diesen Text vortrug...


Servus Kleiner (Prinz),

du wagst es, meinen allerallerallerheiligsten Text zu kritisieren?
Du bist nicht zufrieden damit?
Hm...

Ich weiß um die Problematik der Worte, die ich dem Kind in den Mund gelegt habe. Darüber hatte ich schon einige Diskussionen.
Nun ist es ja so, daß es sich nicht genau so, wie hier beschrieben, ereignet hat.
Klar habe ich die Kleine in den Arm genommen und gedrückt, aber der Dialog hat in dieser Weise nie stattgefunden.
Das Kind und ich sprachen vom Himmel, von Engeln und einer langen Reise. Sie hatte noch gar nicht richtig verstanden, was es bedeutet, daß die Mama nun nicht mehr nach Hause kommt. Und sie war unendlich tapfer. Sie hat gespürt, daß da etwas Ungeheuerliches passiert war, denn sie bemerkte das lähmende Entsetzen ringsum, welches die Menschen befallen hatte. Das war die Situation, als bei ihr die kleinen Tränen aus den großen braunen Augen flossen.
Ich glaube, daß sie das betroffener machte, als die eigentliche Tatsache, daß die Mama gestorben war.
Als sie mit ihrem Papa nach Hause gefahren ist, habe ich mich hingesetzt und den Text geschrieben.
Es ist einer jener geworden, die selbständig, unter dem Eindruck eines erlebten Ereignisses, entstanden sind. Die Verse sind mir so aufs Papier geflossen.
Ich weiß, was du meinst, es gab auch schon Kritik an dem Wort "wähnen".
Aber schau mal wer in dem Text wirklich spricht. Das sind die Augen des Kindes, die zum LI sprechen, also nicht das Kind selbst. Das habe ich sogar in Strophe zwei wiederholt, um es zu unterstreichen.
Es ist so, wie es das LI empfangen und für sich übersetzt hat. Und LI ist ein Erwachsener, kennt also alle diese Worte.
Auch das "stolz" würde ich gerne so stehen lassen, da sie wirklich einen eigenen kleinen Stolz hatte. Die Persönlichkeit dieses damals sechsjährigen Kindes ist in diesem Augenblick erwacht. Und sie war stolz, sie war wahrhaft stolz. Und ich war stolz auf sie, weil sie stark genug schien, das zu verkraften.
Was sagt man einem Kind in einer solchen Situation? Mach dir keine Sorgen, deiner Mama geht es jetzt gut und sie passt im Himmel auf dich auf.
Und durch die Kleine schien ein Ruck zu gehen, als wenn sie das akzeptierte. Sie wollte wohl nicht, daß die Mama sich Sorgen um sie macht.
Als sie weg war, musste ich erst mal heulen.
Danach kam der Text.
Deshalb gibt der Text das alles aus der Perspektive des Erzählers wieder.

Und darum möchte ich auch daran nichts ändern. Er ist ein Ganzes, vielleicht nicht perfektes, aber dennoch starkes Stück emotionaler Lyrik.

Ich danke dir sehr, daß du dich so intensiv mit dem Gedicht auseinander gesetzt hast. Auch deine Metrik-Analyse ist vollkommen richtig.
Der Text fängt mit einer betonten Silbe an und endet mit einer unbetonten, immer im Wechsel zwischen einem 4-hebigen Trochäus und einem 3-hebigen Jambus, was in diesem Fall immer auf eine betonte eine unbetonte Silbe folgen lässt, und zwar strophenübergreifend.

Nein, ich habe deine Kritik nicht in den falschen Hals bekommen, wollte dir aber meine Sichtweise zu den kritisierten Stellen auch aufzeigen.

Danke für dein Lob...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 16.02.2009, 02:32   #5
DerKleinePrinz*
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Hallo Dicker

Ich danke dir sehr herzlich für deine Erklärung, welche mich ebenfalls sehr berühren konnte. Man könnte sie eigentlich schon fast als Kurzgeschichte stehen lassen,so gefühlvoll hast du sie geschrieben.
Das der Hintergrund deines Gedichtes einer wirklichen Tatsache entspricht habe ich nicht gewusst. Ich habe es wie jedes andere Gedicht auch behandelt und werde, wenn ich das nächste mal ein solches Thema erwische zuerst beim Autor nachfragen.
Deine Erklärung entkräftet meine Kritikpunkte allesamt, so sollte es bei einem guten Gedicht auch sein.

Zitat:
Auch deine Metrik-Analyse ist vollkommen richtig.
Da bin ich noch grün hinter den Ohren bei dem Ge-Xe, aber hier war ich mir so sicher das ich damit angeben musste

Dein Kommentar ist sehr rührend geschrieben,
mit Tränen in den Augen
Der Kleine Prinz*
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Alt 16.02.2009, 21:19   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ja Kleiner,

aber genau das halte ich für nicht richtig.
Wenn der Autor erst nach den Hintergründen gefragt werden muss, bevor ein Textverständnis erfolgen kann, ist ein Text nicht gelungen.
In den meisten Fällen wirst du den Autor eines Textes nicht danach befragen können.

Ein Gedicht sollte aus sich heraus eine Geschichte, ein Bild oder ein Gefühl transportieren. Idealerweise natürlich alles zusammen.
Dies in einer natürlichen Sprache vorgetragen trifft meist genau ins Herz des Zuhörers / Lesers.

Es gibt natürlich auch gute und schöne Texte, die durch ihre Metaphern versteckte Botschaften vermitteln können, was ja auch seinen Reiz hat.

Eine gesunde Mischung halte ich persönlich für das Beste. Aber da gehen die Meinungen weit auseinander.

Zur Metrik:

Hier habe ich ein sehr einfaches Schema gewählt. Andere Texte sind schwerer zu analysieren. Aber trau dich ruhig, denn so kann man auch ein Gefühl dafür entwickeln. Wenn du falsch liegst, ist das ja auch kein Beinbruch. Das wird man dir dann schon sagen...


Danke für die erneute Rückmeldung...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 16.02.2009, 21:26   #7
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Lieber Falderwald,

ich mach nicht noch einmal meinen ersten Fehler (Fehlinterpretation).

Ich sag nicht viel dazu. Es greift wirklich ans Herz, Dein Gedicht. Vor allem die letzte Strophe kann zum Weinen bringen.

Traurige Grüße
von
cyparis
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Alt 19.02.2009, 02:25   #8
Falderwald
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Liebes cyparis,

ja, aus Fehlern lernt man, wie man sagt...

Wenn es dich so berühren konnte, dann hat der Text auch seine beabsichtigte Wirkung erzielt.

Aber es besteht kein Grund mehr zum Traurigsein, denn das alles liegt jetzt schon über 2 1/2 Jahre zurück und die Kleine ist wirklich tapfer gewesen.
Ich habe sie letztens noch gesehen und sie ist ein munteres und fröhliches Wesen. Natürlich hat sie zwischenzeitlich immer noch ihre Phasen, wo sie alles verarbeiten muss, aber das ist nur normal und gehört zur Entwicklung dazu.

Alles ist gut...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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