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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge

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Alt 26.01.2018, 10:52   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
Standard Hippe Lippe

Hippe Lippe


Ich lege Wert darauf, von Wert zu sein,
Und klimpre mit den Münzen in der Tasche.
Dann nehme ich die goldne Schampusflasche,
Die mit den Plättchen drin, und schenke ein:

Das ist die neuste hippe Jetsetmasche.
Ich rede mir schnell mein Gewissen klein,
Vergesse kurz das Hungerkinderschrein,
Geh raus zur Strandbar, greife eine rasche

Und reife Dame, die beim Cocktail steht
Und augenscheinlich nach Begleitung fleht.
Sie schaut mir tief in meine trüben Augen,

Die Lefze trieft bis an die Krokoschuhe.
Die Meerschildkröte wünscht sich nur noch Ruhe,
Als wir uns an den Botoxlippen saugen.
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Geändert von Walther (26.01.2018 um 18:16 Uhr)
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Alt 26.01.2018, 13:53   #2
juli
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Lieber Walther,

Die Frau war wohl nichts...

Schönes Sonett.

Wie immer ungewöhnlich, spritzig, die letzten 3 Zeilen finde ich besonders gelungen.

Liebe Grüße sy

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Alt 26.01.2018, 18:19   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Zitat:
Zitat von syranie Beitrag anzeigen
Lieber Walther,

Die Frau war wohl nichts...

Schönes Sonett.

Wie immer ungewöhnlich, spritzig, die letzten 3 Zeilen finde ich besonders gelungen.

Liebe Grüße sy

lb Syranie,

danke vielmals. in diesem spiel (eher erkennbar miesem) ist die frau ebenso trophäe wie die krokolatschen, den goldschampus und die botoxlippen. und umgekehrt der herr für die dame.

lg W.
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Alt 07.02.2018, 10:42   #4
Kokochanel
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Beiträge: n/a
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Ich verstehe deinen gesellschaftskritischen Ansatz, lieber Walter, dennoch denke ich, dass es diese Gepflogenheiten ein paar Stufen tiefer mit Bier in der Kneipe auch gibt.
Ich finde generell die Kritik, auf hungernde Kinder hinzuweisen, immer in Verbindung mit Reichen, klischeehaft. Es gibt in allen Schichten oberflächliche und geizige, unsoziale und egostische Menschen.
Manchmal kommt es mir auch so vor, als wäre dies auch eine Neid-Debatte.
Wenn ein großer Unternehmer zehntausend Arbeitsplätze schafft, für die er ja auch gerade stehen muss, und mit seinem Laden Geld verdient, was soll daran falsch sein?
Ich empfinde das, wie gesagt , so, weil man diese Verbindung, dass Reiche an allem schuld sein sollen, oft liest. Differenzieren wäre gut...
LG von Koko
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Alt 07.02.2018, 17:34   #5
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Zitat:
Zitat von Kokochanel Beitrag anzeigen
Ich verstehe deinen gesellschaftskritischen Ansatz, lieber Walter, dennoch denke ich, dass es diese Gepflogenheiten ein paar Stufen tiefer mit Bier in der Kneipe auch gibt.
Ich finde generell die Kritik, auf hungernde Kinder hinzuweisen, immer in Verbindung mit Reichen, klischeehaft. Es gibt in allen Schichten oberflächliche und geizige, unsoziale und egostische Menschen.
Manchmal kommt es mir auch so vor, als wäre dies auch eine Neid-Debatte.
Wenn ein großer Unternehmer zehntausend Arbeitsplätze schafft, für die er ja auch gerade stehen muss, und mit seinem Laden Geld verdient, was soll daran falsch sein?
Ich empfinde das, wie gesagt , so, weil man diese Verbindung, dass Reiche an allem schuld sein sollen, oft liest. Differenzieren wäre gut...
LG von Koko
Hi Koko,
danke für dein statement. aber hier geht es durchaus nicht um die reichen. hier geht es um einen ganz bestimmten typ mensch, und für das, was ich beschrieben habe, reicht das gehalt eines studiendirektors, ledig, 52, dicke.
ich finde es ebenso schade wie aufschlußreich, wohin diese lebensart delegiert wird - dort ist sie übrigens weit überwiegend falsch. schickimicki hat mit reicher unternehmer äüßerst wenig gemein.
lg W.
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Alt 02.03.2018, 13:45   #6
AAAAAZ
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Beiträge: 664
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High Walther,

die dicke Lippe die du da riskierst gefällt mir.
Den einzigen Haken, den ich an deinem Gedicht sehe, ist der hohe Reflexionsgrad des LI's. Du lässt es auf der einen Seite sagen, dass es sich sein Gewissen klein redet und das Kinderhungergeschrei kurz vergisst, im nächsten Moment schon saugt es sich an den geilen Botoxlippen fest.
So eine Botoxlippe lässt aber eine Lebenseinstellung vermuten, welche schon nachhaltig auf Schein ausgerichtet ist. Jemand, der sich solch eine Scheinwelt mit ihren Statusymbolen zu eigen gemacht hat, wird Gewissen und Kindergeschrei längst überhören und verdrängen, und dieses nicht im engen zeitlichen Rahmen der Beschreibung seines amourösen Abenteuers erwähnen.
Ich weiß nicht, ob ich dir damit diese Unstimmigkeit erklären konnte, die sich mir beim Lesen auftat. ansonsten gerne gelesen, AZ
AAAAAZ ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2018, 12:08   #7
Walther
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Zitat:
Zitat von AAAAAZ Beitrag anzeigen
High Walther,

die dicke Lippe die du da riskierst gefällt mir.
Den einzigen Haken, den ich an deinem Gedicht sehe, ist der hohe Reflexionsgrad des LI's. Du lässt es auf der einen Seite sagen, dass es sich sein Gewissen klein redet und das Kinderhungergeschrei kurz vergisst, im nächsten Moment schon saugt es sich an den geilen Botoxlippen fest.
So eine Botoxlippe lässt aber eine Lebenseinstellung vermuten, welche schon nachhaltig auf Schein ausgerichtet ist. Jemand, der sich solch eine Scheinwelt mit ihren Statusymbolen zu eigen gemacht hat, wird Gewissen und Kindergeschrei längst überhören und verdrängen, und dieses nicht im engen zeitlichen Rahmen der Beschreibung seines amourösen Abenteuers erwähnen.
Ich weiß nicht, ob ich dir damit diese Unstimmigkeit erklären konnte, die sich mir beim Lesen auftat. ansonsten gerne gelesen, AZ
lb AAAAAZ,
danke fürs reinlesen und die lippen schürzen (geht nur ohne botox). in der tat ist das ein widerspruch in sich. aber hast du schonmal einen logischen menschen kennengelernt? im ernst: die interpretationen des lesers sind gewünscht und erhofft. der dichter tut gut daran, dem leser das recht zu belassen, sich den text "fertig zu denken" (was dieser eh täte, selbst wenn man die sache quasi interpretationsfrei gestalten wollte).
in diesem sinne ein frohes lippennippen!
lg W.
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