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Alt 08.04.2018, 17:21   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Der einzige Himmel

Der Himmel gellt in Blau, kein Weißes mildert
den Farbenschrei des gnadenlosen Tages,
darin er scharf umrissen Bilder schildert,
die Licht erreicht im Rahmen des Vertrages,

den die Physik dem Seienden vermachte,
seit sie gebar, was wir an Welt erleben
mit jedem Tag, der unsern Sinnen lachte,
solange wir an Atemzügen kleben!

Der Himmel brüllt, bis alle Schatten schwitzen,
und bleibt doch wesenlos und ohne Geist,
ein Sternenball, die Erde zu erhitzen,
doch kein Gefühl, das einen Gott beweist.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (04.04.2019 um 23:42 Uhr)
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Alt 08.04.2018, 17:40   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
Standard

Tja lieber Erich,

so lange wir leben, wird es einen Himmel geben und die Sonne scheinen,
wenn es auch manchmal zu viel zu sein scheint

Aber was ist, wenn die Sonne ihre Kraft verloren hat - das mag man sich lieber nicht vorstellen.
Müssen wir auch nicht, das macht uns nur unser Leben schwer.
Noch schwerer, als es manchmal ohnehin schon ist.

Und ja, dein Text sagt es:
Es ist keine Zauberei, sondern die einfach die Gegebenheiten der zugegebermaßen fantastischen Natur,
auch wenn einige Unbelehrbare immer noch uns glauben machen wollen, dass Gott die Welt erschaffen hat

Fein und hochdramatisch verdichtet!
Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 08.04.2018, 17:58   #3
Erich Kykal
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Chavi!

Ein inhaltlich nüchternes und ernüchterndes Gedicht wider all die Mystiker und Weltromantiker, Esoteriker, Nur-allzu-gerne-Gläubigen und Gedankenverweigerer, die hinter allem Geschehen und Sein immer noch die formende, planende und behütende Hand eines übergeordneten Geistes vermuten möchten.

Nicht unbedingt konsequent - ich habe selbst ja genug romantisierende Werke über den Tag verfasst, zuweilen durchaus mit mystischen Komponenten.
Allerdings verwendete ich solche eher aus poetischen Gründen denn aus Überzeugung - um dem Text selbst mehr Substanz zu verleihen, nicht irgendeiner gläubigen Wahrheit, die hinter allen Dingen zu sein habe!

Glaube und Mutmaßung speisen sich aus Hoffnungen und Sehnsüchten, Ängsten und Unsicherheiten.


Vielen Dank für deine prompte - und so positive - Reaktion sowie die anhängigen Gedanken!

LG, eKy
__________________
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Alt 08.04.2018, 19:45   #4
Sufnus
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Hey!
S1 & S3 haben - im Vergleich zu den Gedichten, die ich sonst bisher von Dir gelesen habe - einen ungewohnt expressionistischen Anklang, ein bisschen an Jakob van Hoddis und Georg Heym erinnernd... ich mags (so als Abwechslung - nicht auf Kosten Deiner rilkeanischen Klänge)!
S2 ist im Tonfall anders... für mich persönlich nicht so eingängig wie S1&3 und gleichzeitig irgendwie seltsam gravitätisch klingend ... aber das ist wohl auch eher Geschmacksache.
Viele schöne Details ansonsten, z.B. der Doppelreim "Bilder schildert", die "akustischen" Korrespondenzen in S1 & S3, das Bild der schwitzenden Schatten.
Sehr gerne gelesen und mit einigen (für mich) neuen Tönen von Dir!
Grüße!
S.
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Alt 08.04.2018, 21:06   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sufnus!

S2 unterscheidet sich zumindest im Kadenzenschema, wenn man durchgehen lässt, dass "mildert/schildert" in S1 als weiblich angesehen werden.

So haben S1 und 3 das Schema wmwm, während es in S2 mwmw lautet. Das hebt diese Str. ab, lässt sie sprachlich etwas härter erscheinen.
Das ist nicht geplant gewesen, hat sich vielmehr aus dem Schreiben ergeben.

Gewollt allerdings sind die surrealistischen Anklänge, die mit sprachlichen Mitteln in die bilder einfließen. Sozusagen eine Abstrahierung auf Sprachebene.
Derlei ist mir durchaus nicht zuwider, wie manche aufgrund meiner "rilkeanisch" gedeuteten Werke zu subsummieren scheinen.

Ich bin ein eindeutig optisch orientierter Künstler (kann ja auch zeichnen und malen oder plastisch gestalten), und ich gefalle mir in der Vorstellung, mit Sprache zu malen - und manchmal eben expressionistisch anstatt impressionistisch!

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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