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Alt 20.04.2009, 13:03   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, fee!

Ein sprachlich sehr getragenes, wohlgesetztes Gedicht. Nur an einigen Stellen kommt dein Deutsch ein wenig "patschert" daher, wie wir Ösis sagen. Manches ist vielleicht dem Reim geschuldet, aber auch das könnte man eleganter ausdrücken. Diese Mängel verschwinden aber insgesamt betrachtet nahezu unter der Dichte und Stimmigkeit deiner Zeilen. Dennoch sei hier manches erwähnt, nicht, um dich zu maßregeln, sondern um vielleicht dazu beizutragen, ein gutes Gedicht noch ein wenig besser zu machen.

In S1 hast du einen logischen Fehler: Der Faun schläft, wie also konntest du seine Augen sehn?
Z4,5: vermochte ihn so auszulaugen/sein Flötenspiel, solang es rief? So ist es besseres Deutsch und fügt sich auch beim Lesen angenehmer dem Sprachrhythmus.

S2:
Z2: "Feuerglut" bitte ohne "s", oder getrennt schreiben als Genitivkonstruktion: Feuer's Glut .
Z3: der Taumel tiefster Lustgefühle...passt metrisch besser in den Sprachduktus.
Z4: Komma nach Lichterglanz.

S3:
Z1: ..., war voller Fragen,...
Z4: und konnte, wollt und mocht nicht fragen,...Zeile kürzen und raffen, da etwas zu lang. Nur ein "und" zuletzt wirkt eleganter.

S4:
Z1: er sah mir an, was mich beseelte,
Z2: "drin" ist wenig elegant, besser "dort", "jäh" oder "flugs", damit es zu Z1 passt.
Z3: besser Strichpunkt am Ende, das der Gedanke fortgeführt wird. Um das doppelte "als" zu vermeiden:
...als könnt er all mein Sehnen lesen
und fühlte tief, was mir noch fehlte(Jetzt wird mein Vorschlag zu Z1 klar: Der Reim beseelte/fehlte enthebt dich grammatikalischer Verwurschtelungen wie "fehle", was zwar nicht gänzlich falsch sein mag, aber doch hölzern und dem Reim geschuldet klingt.)

S5:
Z2: Ich wagte nicht, es zu beschwören...schöner.
Z3: wars Trug, mich gänzlich zu betören?
Z4: So frag ich manchmal mich...Klingt runder.

Insgesamt ein sehr gutes Gedicht (sonst hätte ich mir die viele Tipparbeit nicht gemacht!) und sehr gern gelesen. Nur eine Frage noch: Vertraust du deinen Rechtschreibkünsten nicht, oder hat es mit diesem Alles-klein-schreibe-Tick eine andere Bewandtnis? Ehrlich gesagt, mich nervt's! Jedesmal reißt's mein sensibles Deutschorgan, wenn ein Satz klein beginnt oder Hauptwörter plötzlich nur noch ...wörter sein sollen! Aber jeder, wie er meint...
Wie gesagt, die Größe des Gesamttextes wiegt vieles wieder auf. Gratuliere zu diesem Werk!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.04.2009 um 13:04 Uhr)
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Alt 20.04.2009, 13:58   #2
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asphaltwaldwesen
 
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servus reinArt,


lieben dank für die zeit, die du dir trotz knappheit derselben für deine schönen zeilen an mich genommen hast. sie sind mehr als gut angekommen hier!


servus eKy,
Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen

In S1 hast du einen logischen Fehler: Der Faun schläft, wie also konntest du seine Augen sehn?
...

S2:
Z2: "Feuerglut" bitte ohne "s", oder getrennt schreiben als Genitivkonstruktion: Feuer's Glut .


---

Z4: und konnte, wollt und mocht nicht fragen,...Zeile kürzen und raffen, da etwas zu lang. Nur ein "und" zuletzt wirkt eleganter.

...

Z2: "drin" ist wenig elegant, besser "dort", "jäh" oder "flugs", damit es zu Z1 passt.
Z3: besser Strichpunkt am Ende, das der Gedanke fortgeführt wird. Um das doppelte "als" zu vermeiden:
..

Z4: So frag ich manchmal mich...Klingt runder.

Insgesamt ein sehr gutes Gedicht (sonst hätte ich mir die viele Tipparbeit nicht gemacht!) und sehr gern gelesen. Nur eine Frage noch: Vertraust du deinen Rechtschreibkünsten nicht, oder hat es mit diesem Alles-klein-schreibe-Tick eine andere Bewandtnis? Ehrlich gesagt, mich nervt's!


Wie gesagt, die Größe des Gesamttextes wiegt vieles wieder auf. Gratuliere zu diesem Werk!

LG, eKy



herzlichen dank für deine intensive auseinandersetzung mit meinem text! ich weiß das sehr zu schätzen - auch, wenn ich auf mancher meiner "patscherten" formulierungen beharren werde, was jetzt vermutlich wie dickschädligkeit aussieht (es zum teil vielleicht auch ist...*schmunzel), aber tatsächlich meinem ganz individuellen sprachanliegen und -gefühl, das ich transportieren will, näher liegt und gezielt "weniger gehoben" klingen soll. für mich ist es so irgendwie "näher" dran - an der möglichkeit, dass die lyrisch erträumten welten und orte vielleicht doch echt sein könnten... da bin ich halt ganz klopstock-fan.


zum logischen fehler: für mich ist klar, dass der faun im laufe des gedichtes...strophe 3 "da traf mich plötzlich tief sein blick" erwacht. das lyrI also zuvor noch zeit hatte, den faun schlafend zwei strophen lang zu begutachten (hach, was für ein anblick...*gg). dennoch ist das haupterlebnis, nämlich das in-seine-augen-blicken soooo beeindruckend gewesen, dass das lyrI den leser damit direkt als "opener" in seinem überschwang anspricht, bevor es dann sozusagen "weiter ausholt" und in der darstellung der handlung weiter hinten erst in zeile 2 beginnt..

ist "Feuer's Glut" denn nicht englische grammatik (das apostroph-s-genetiv-dingens)? Feuers Glut müsste es doch heißen, oder?
aber die getrennt-schreibung übernehm ich gern und danke für die lektoren-arbeit, in der du dich meiner fehlerchen angenommen hast.

ich glaube, ich muss eine vertonung von dem text machen, um dir zu erklären, warum ich auf
Zitat:
und konnt und wollt und mocht nicht wagen
als melodie nie und nimmer verzichten kann und will. ja - ich glaub, das mach ich tatsächlich. denn genau die stelle ist eine der eindringlichsten und würde ohne die wiederholung in genau diesem rythmus stark verlieren. zumindest von dem, was ich ausdrücken möchte. aber den einwand an sich kann ich gut nachvollziehen.

das "drin", das natürlich weniger elegant ist als die von dir gebrachten ersatzvorschläge, ist auch so ein fall von "nah dran am "einfachen, aber tiefen" empfinden eines lyrI wie du und ich von der straße". ich möcht nur ungern auf ein "drin" verzichten. ich mag das wort an sich gern. bauchgefühlsmäßig, nicht aus erklärbareren oder greifbareren gründen. es ist eben "mittendrin". ganz nah. alles andere wär ein eitzerl distanzierter - etwas, das mir in jeder hinsicht fern liegt.

"so frag ich manchmal mich" übernehme ich mit dankendem knickserl. denn das ist wirklich runder so. da geb ich dir völlig recht.

und ja: es ist ein spleen - die durchgängige kleinschreibung. optisch finde ich sie einfach ansprechender. auch die tatsache, dass dadurch ein lesen für den rezipienten mit etwas mehr-arbeit und manchmaligem innehalten, vielleicht sogar nochmal-lesen einzelner stellen, verbunden ist, erfreut mein kleines gefühls-diebisches feenherz durchaus. *leiskicher

selten - dann, wenn es tatsächlich auch in meinen augen besser und notwendig ist, auf groß- und kleinschreibung zurückzugreifen, tu ich das auch. bei kindergedichten beispielsweise macht es sinn (weil es dort dem vorlese-fluss und dem vorbildgedanken was schulmäßig geschriebenes deutsch angeht, doch zuträglich ist und ich den als lehrerin natürlich für wichtig halte).

optisch wirkt die durchgängige kleinschreibung (für mich, die ich ja aus der bildnerischen kunstwelt komme) viel runder, flüssiger und kompakter. so wie ich halt selbst auch bin. klein, rund und immer in bewegung. man sagt nicht umsonst, dass künstler sich auf der unbewussten ebene formal auch immer selbst darstellen...*schmunzel. so kommt diese schreibweise meinem wesen einfach nahe - in vielerlei hinsicht, wenn ich es genau betrachte.

meine rechtschreibkünste sind sicher nicht übel, aber auch nicht perfekt und spätestens seit der rechtschreibreform muss ich meine schüler oft fragen, ob denn das, was ich schreibe, überhaupt noch richtig ist.... lediglich mit beistrichen war ich schon immer "kreativ" *kicher. da nehm ich korrektur-hilfestellung mehr als dankbar an.

und dann noch ein herzliches dankeschön an dich für diese worte: "Größe des Gesamtwerkes". die haben meine innere größe auch gleich ein paar cm wachsen lassen. *freu


ich werd mir all deine vorschläge noch ein weilchen zwischen den lippen, meinen gedanken und empfindungen im kopf und der tastatur hin- und hergehen lassen, bevor ich mir sicher bin, was davon für meine intention die gleiche verbesserung darstellt, wie du sie siehst. sei jedenfalls sehr dafür bedankt!!


ganz herzliche grüße euch beiden,


fee


ps: habe mir erlaubt (falls ich das so richtig gemacht und hingekriegt habe,) die hördatei oben als anhang zum gedicht dazuzueditieren.
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (20.04.2009 um 15:11 Uhr) Grund: ps nachgereicht
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