23.12.2018, 22:01 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Unfall
Unfall
Und als ich in den Brunnen fiel, so tief, dass Tagesklarheit schwand, ward die Notwendigkeit zum Spiel und plötzlich habe ich erkannt, dass dieser Körper, der so schwer zu Boden zieht, nur existiert weil eine Seele, rein und hehr, ihn wie ein Kleid sich generiert. Ich fiel und fiel zum Mittelpunkt der Erde und der Körper schwand; die Sonnenstrahlen malen mir nun Schatten an die Kerkerwand des Brunnens aus dem Hier und Jetzt, erzeugen eine Außenwelt, die mich in einen Zustand setzt, der strahlend meinen Geist erhellt. Und plötzlich ist die Welt belebt und nichts ist toter Stoff allein, und Seelenharmonie erhebt die tote Welt zu schönem Sein.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (25.12.2018 um 13:34 Uhr) |
20.01.2019, 23:29 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Philosophisch kann ich dem Inhalt nur bedingt beipflichten - Illusion macht eine Gefangenschaft nicht besser. Die vielleicht zeitweilig bessere Erträglichkeit der Lage bezahlt man mit drastisch verringerten Flucht- oder Überlebenschancen. Um im Gleichnisbild zu bleiben: Ich rechne es dem geistigen Stresszustand und einer möglichen Kopfwunde des Verunfallten an, dass er sich von Lichtreflexen an der Brunnenwand so hypnotisieren lässt ... - ja, ich weiß, ich bin ein furchtbar prosaischer Kerl zuweilen ... S2Z2 - Ein fallender Körper "zieht" nicht "zu Boden", er wird (von der Gravitation) gezogen. Deine Wendung suggeriert, der fallende Körper habe entsprechend starke Eigengravitation, um ihn auf die Erde "zuzuziehen", was natürlich völlig falsch ist. Das Wort würde ich durch "fällt" ersetzen. Komma ans Zeilenende. (PS: Natürlich hat JEDE Masse Gravitation, aber im Falle eines fallenden Körpers müsste dieser schon mindestens Gebirgsmasse haben, um ihn beim Sturz auf die Erde zu nachweisbar über die von der Erdgravitation bestimmte Fallgeschwindigkeit hinweg zu beschleunigen.) Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
21.01.2019, 08:57 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
vielen Dank für die "prosaischen" Gedanken, die mich bisweilen auch überkommen. Meinem Flügelpferdchen ist das jedoch ziemlich egal und es schlägt bisweilen Kapriolen wie diese hier. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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