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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 19.02.2019, 17:15   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Beiträge: 3.210
Standard Melancholie, regenfad.

Melancholie, regenfad.

Der Morgen hat den Mund sehr vollgenommen.
Jetzt steht er da mit seiner kurzen Hose.
Es waren nur noch Reste in der Dose;
Den Kaffee hat er nicht mehr hinbekommen.

Die Blätter auf dem Tisch sind leer und lose.
Der Plan vom Leben bleibt total verschwommen.
Dem Dichter schwant nichts Gutes, und beklommen
Schreibt er von Lebensangst und toter Rose.

Der Himmel hat sich heute überworfen
Und weint jetzt regenfad Melancholie.
Er weiß doch, so gebiert man Liebe nie,

Versucht, die Trauer in ein Bild zu morphen,
Lebendiger und schöner noch als sie;
Am Ende ist es nur ein Schuss ins Knie.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 19.02.2019, 19:15   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
Standard

Hi Walther!

Super gedichtet, aber: Sollte "Trauer" wirklich "lebendig und schön" sein? Das Bild widerspricht sich mE., so wie du den Satz konstruiert hast.

Auch beim "morphen" ist mein Sprachgefühl zusammengezuckt, denn als kaum gebräuchliches Fremdwort sticht der Ausdruck doch sehr - und sprachharmonisch leider unangenehm, zumindest für mich - heraus.

Ebenfalls nicht optimal der Übergang von S1Z1 zu Z2:
In Z1 ist vom Morgen die Rede, in Z2 nimmt man mit dem "er" also automatisch Bezug auf ebendiesen personifizierten Morgen - aber inhaltlich passt das nicht, so weit ich es mitbekommen habe: Das "er" meint da schon den blockierten Dichter!
Da dieser allerdings nie dazwischen namentlich eingeführt wurde, kommt es beim ersten "er" nach dem zu vollmundigen Morgen eben zu einer fehlerhaften Kausalverknüpfung, die den Lesegenuss doch deutlich einschränkt.

Abgesehen von den monierten Stellen ein höchst gelungenes Sonett!

Sehr gern gelesen und beklugscheißert!

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 20.02.2019, 13:27   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lieber eKy,

danke für deine detaillierte besprechung. der bezug in s1 ist korrekt. das "er" dort bezieht auf den morgen. das bild in s4 widerspricht sich nicht, denn der dichter scheitert ja beim versuch, das hinzukriegen.

lieber gruß W.
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Alt 20.02.2019, 15:52   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi Walther!

Sorry, dass ich nachhake, aber ich denke, der Text verdient ob seiner Gesamtqualität ein paar weitere Gedanken:


Zu S1 - Und wann genau schaltet dein Text dann um vom personifizierten Morgen zum vergnatzten Dichter, der ihn durchlebt?
Dieser undifferzierte Wechsel sorgt beim Leser für Verwirrung. Das würde ich eindeutiger klären.
Logisch wäre für mich zwischen S1Z2 und 3, denn wie käme ein Morgen, personifiziert oder nicht, dazu, auch noch einzukaufen und Kaffee zu brühen!?
Da müsste der Dichter zum ersten Mal "eingeführt" werden, damit die Bezüge "umspringen":

Der Morgen hat den Mund sehr vollgenommen.
Jetzt steht er da mit seiner kurzen Hose.
Dem Dichter bleiben Reste aus der Dose;
Den Kaffee hat er nicht mehr hinbekommen.

Sonst bekäme der Morgen auch zuviel inhaltliches Gewicht, hier geht es ja vornehmlich um den Poeten. Und was genau soll das Bild mit der "kurzen Hose" besagen? Liest das Gedicht jemand im Sommer, kommt ihm daran nichts seltsam oder unpassend vor. Daraus ein allgemein gültiges Symbol für "zu kurz gekommen" zu basteln, erscheint mir etwas gewagt.


S4 - Ach so - ein Bezugsproblem! Ich dachte, "lebendiger und schöner" bezöge sich auf "Trauer", aber du meintest "Bild".

So wäre der Bezug klar:

Versucht, die Trauer in ein Bild zu morphen,
das schöner noch und tiefer ist als sie;

Der Artikel eingangs der Zeile klärt eindeutig, was gemeint ist. Das würde weiteren Lesern meinen Lapsus ersparen.


Nochmals gerne gelesen!

LG, eKy
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