14.07.2019, 15:49 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 25.12.2010
Beiträge: 134
|
Das Zeitliche segnen
Das Zeitliche segnen
Hier ist mein Tisch und hier mein Bett; dort stehen meine Schuhe. Hier schrieb Geschicht ich und Sonett; dort legt ich mich zur Ruhe. Der Tag - wir schreiben Februar - ; Imbolc ist schon vorüber. Viel Grau liegt schon auf meinem Haar. Mein Auge blickt schon trüber. Wieviele Jahre sind mir hier in meinem Bau noch sicher ? Wer zählt die Stunden, wer die Tag? Verzeih, wenn ich jetzt kicher. So viele Menschen sah ich schon das Zeitliche hier segnen. Wenn ich mal geh von hier davon, werd ihnen ich begegnen. Am Busbahnhof zur Anderswelt, wer wird dort auf mich warten? Wer löst für mich mit Wandergeld für diesen Weg die Karten ? Was wird dann sein mit meinem Tisch? Was wird aus meiner Höhle? All meine Seiten - nur ein Wisch? Meine Worte - nur Genöle ? Am Busbahnhof zur Anderswelt sah ich schon viele gehen. Wenn einmal ausgewohnt mein Zelt, werd ich sie wiedersehen.
__________________
Das Leben ist gut und licht.
Das Leben hat goldene Gassen. Fester wollen wirs fassen. Wir fürchten das Leben nicht. R.M. Rilke Du kannst nicht in die Vergangenheit gehen und neu beginnen. Aber Du kannst jetzt anfangen, ein neues Ende zu schaffen "Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten" Hilde Domin |
14.07.2019, 20:16 | #2 | |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi WW!
Folgendes ist mir aufgefallen: Zitat:
Deiner möglichen Rechtfertigung vorauseilend versuche ich eine Korrektur der monierten Stellen: Hier ist mein Tisch und hier mein Bett, dort stehen meine Schuhe. Hier schrieb ich Prosa und Sonett, dort pflegte ich der Ruhe. Der Tag - wir schreiben Februar - , Imbolc ist schon vorüber. Viel Grau liegt schon auf meinem Haar. Mein Auge blickt schon trüber. Wieviele Jahre sind mir hier in meinem Bau noch sicher? Wer zählt die Stunden, wer die Tag? Verzeih, wenn ich jetzt kicher. So viele Menschen sah ich schon das Zeitliche hier segnen, doch werden sie, geh ich davon, mir wiederum begegnen? Am Busbahnhof zur Anderswelt, wer wird dort auf mich warten? Wer löst für mich mit Wandergeld für diesen Weg die Karten? Was wird dann sein mit meinem Tisch? Was wird aus meiner Höhle? All meine Seiten - nur ein Wisch? Mein Worten - nur Genöle? Zum Busbahnhof zur Anderswelt sah ich schon viele gehen. Ist dereinst ausgewohnt mein Zelt, werd ich sie wiedersehen. Nimm, was dir brauchbar erscheint, oder überlege dir eigene Lösungen, wo es dir angemessen erscheint nach meinen Einwendungen. Gern gelesen! LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
|
16.07.2019, 10:36 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 25.12.2010
Beiträge: 134
|
Hallo Erich
und Danke für Dein so genaues Zusammensitzen mit meinem Gedicht. Ich weiß ned, was ich in letzter Zeit mit dem Strichpunkt habe ... er hat sich irgendwie angeschlichen und seitdem setze ich ihn oft. Ich muss mir mal die Kommaregeln bzw. die semikolonischen durchlesen. Die Abstände vor den Satzzeichen sind einem sehr schnellen Getippe geschuldet. Da kommt dann manchmal ein Vakuum dazwischen. Imbolc ist im heidnischen Glauben eines der acht Jahreskreisfeste, die gefeiert werden. Es liegt in etwa beim christlichen Lichtmess - also Anfang Februar. Deine Version ist eindeutig wohlklingender. Danke. Eine Frage habe ich zur Konstruktion "pflegte ich der Ruhe". Würde ich normalerweise als falsch abweisen. Da Du sehr firm in diesen Dingen bist, ist es ziemlich sicher richtig. Magst Du es mir erklären? lG Weiße Wölfin
__________________
Das Leben ist gut und licht.
Das Leben hat goldene Gassen. Fester wollen wirs fassen. Wir fürchten das Leben nicht. R.M. Rilke Du kannst nicht in die Vergangenheit gehen und neu beginnen. Aber Du kannst jetzt anfangen, ein neues Ende zu schaffen "Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten" Hilde Domin |
16.07.2019, 14:24 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi WW!
"Ich pflege der Ruhe" ist eine ältere Phrase mit einer Genitivkonstruktion (Wessen pflege ich?) in der Bedeutung von: Ich ruhe mich aus. Das Verb "pflegen" ist hier abtrünnig seiner eigentlichen Bedeutung angewendet. Ich weiß nicht, wie diese Phrase entstanden sit, da müsstest du ein Fachbuch befragen - aber korrekt ist sie so auf alle Fälle. LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
16.12.2019, 21:13 | #5 |
Lim-Fee
Registriert seit: 01.05.2014
Beiträge: 153
|
Liebe Weiße Wölfin,
es ist schön, wenn man an so etwas glauben kann, es spendet Trost in vielen Situationen, denn wenn man älter wird, sieht man viele liebe Menschen von sich gehen, die eine Lücke im Leben hinterlassen. Ich bin mir da leider nicht so sicher, aber das will ich gar nicht diskutieren. Wir werden es eines Tages erfahren oder auch nicht. Diese Sorgen sind dann aber mit Sicherheit vorüber. Herzlichen Gruß von Xenia |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Zeitliche Vergeblichkeiten | Walther | Denkerklause | 2 | 03.04.2017 10:51 |