Herr Maier krankenhaust

[Thomas]

Herr Maier krankenhaust

Am Samstag fiel Herr Maier leider
im Garten samt der großen Leiter,
vom Apfelbaum, und das mit Schwung
popovoraus in Mist und Dung.
Der Po, den Maier mit sich trägt,
ist nicht für Kräfte ausgelegt,
wie sie bei Stukas und Raketen
beim Sturzflug pflegen aufzutreten.

Frau Maier wählt flux eins-eins-zwei.
Der Krankenwagen kommt herbei
und sammelt aus dem Gartenmist,
was von dem Popo übrig ist.
Dann geht es schnell, tatütata,
ins Krankenhaus, schon ist er da,
und Maier glaubt, der Popo wird
nun schnellstens wieder repariert.

Doch erstmal gibt es Diskussion.
Darf er denn rein? Wenn ja, Station?
Durch einen Schicksalswink von oben,
wird er in ein Kabuff geschoben
"Was folgt denn jetzt?" fragt er beklommen.
"Sie werden erst mal aufgenommen!
Das alles dauert nicht sehr lang,
es geht halt den gewohnten Gang."

Ein nettes Fräulein ist schon hier
mit fünfzig Seiten Din-A-4 ,
ganz klein bedruckt auf beiden Seiten,
die sie gemeinsam jetzt durchschreiten.
Der Popo brennt, wie feurio!
Herr Maier sagt zu allem "jo",
nur bei "transgender?" stutzt er kurz,
"ach jo", ihm ist jetzt alles schnurz.

Dann schiebt man ihn, für den Transport,
im Gang an irgendeinen Ort.
Bisweilen rennt ein Arzt vorbei
und fragt, ob er Herr Maier sei.
"Sehr gut, tut ihnen etwas weh?
Wir machen gleich ein EKG."
Die Variante zwei: "Geht es noch gut?
Wir nehmen gleich auch etwas Blut."

Herr Maier fühlt sich wie im Traum,
in surrealem Schleifenraum,
wird panisch, schreit und randaliert.
Nun wird er schleunigst transportiert.
Der Pfleger macht gehörig Strecke,
jedoch an der bekannten Ecke
am Gang der Intensivstation,
gibt's eine Dreibettkollision,

wobei Herr Maier mit Gewalt
popowärts zu Boden knallt.
Das laute Knacken indiziert,
der Bruch ist nunmehr kompliziert.
Herr Maier wird gleich operiert.
Welch Glück, das Haus spezialisiert
sich auf Frakturen dieser Art
und Maier hat viel Zeit gespart.

[Falderwald]

Moin Thomas,

wie sagt man so schön?

Glück im Unglück gehabt.

Das ist eben die deutsche Bürokratie. An der ist schon so mancher verzweifelt.
Warum sollte es dem Popo des guten Herrn Meiers da besser gehen?

Gern gelesen und kommentiert...

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Thomas]

Lieber Falderwald,

es freut mich, dass du diesen Maier aufgespießt hast. Es ist leider so wie es ist, und ich bewundere nur alle Menschen, die in diesem System trotzdem engagiert Arbeiten.

Liebe Grüße
Thomas

[fee_reloaded]

Hihi und servus, lieber Thomas!

Das perfekte Schmunzel-Gedicht mit (leider) ganz viel Wahrheit. Nach dem Schmunzeln kommt dann auch ganz rasch die Ernüchterung, weil man genau weiß: was da beschrieben wird, ist nicht wirklich übertrieben.

Ich habe eine Freundin, der geht es momentan nicht unähnlich. Da ist es nicht der Poppes, sondern beide(!) Hände die (kurz hintereinander) gebrochen sind (habe ich schon erwähnt, dass beide Knie relativ frisch operiert sind und sie mit Krücken gehen muss bzw. müsste?) und sie wurde mehrmals heimgeschickt aus dem KH und auch von der Hausärztin mit den Worten "nur eine Verstauchung. Einfach ruhig halten und einfaschen". Die komplizierten Brüche wurden dann Monate später erst (bei der Vorbereitung für die zweite Knie-OP) vom Privat-Chirurgen entdeckt. Gruseliger geht es nicht.

Ein paar Flüchtigkeitsfehlerchen hab ich entdeckt. Guck mal:

Zitat von Thomas

Herr Maier krankenhaust

Am Samstag fiel Herr Maier leider
im Garten samt der großen Leiter,
vom Apfelbaum, und das mit Schwung
popovoraus in Mist und Dung.
Der Po, den Maier mit sich trägt,
ist nicht für Kräfte ausgelegt,
wie sie bei Stukas und Raketen
beim Sturzflug pflegen aufzutreten. (brilliante Strophe...damit war ich gleich angefixt )

Frau Maier wählt flux eins-eins-zwei.
Der Krankenwagen kommt herbei
und sammelt aus dem Gartenmist,
was von dem Popo übrig ist.
Dann geht es schnell, tatütata,
ins Krankenhaus, schon ist er da,
und Maier glaubt, der Popo wird
nun schnellsten wieder repariert. (da ist ein "s" bei schnellstens verloren gegangen)

Doch erstmal gibt es Diskussion.
Darf er denn rein? Wenn ja, Station?
Durch einen Schicksalswink von oben,
wird er in ein Kabuff geschoben.
"Was folgt denn jetzt?" fragt er beklommen.
"Sie werden erst mal aufgenommen!
Das alles dauert nicht sehr lang,
es geht halt den gewohnten Gang."

Ein nettes Fräulein ist schon hier
mit fünfzig Seiten Din-A-4 ,
ganz Kleinbedruckt auf beiden Seiten, klein bedruckt
die sie gemeinsam jetzt durchschreiten.
Der Popo brennt, wie feurio!
Herr Maier sagt zu allem "jo",
nur bei "transgender?" stutzt er kurz,
"ach jo", ihm ist jetzt alles Schurz. ("Schurz" kannte ich noch nicht, bei uns heißt das "schnurz")

Dann schiebt man ihn, für den Transport,
im Gang an irgendeinen Ort.
Bisweilen rennt ein Arzt vorbei
und fragt, ob er Herr Maier sei.
"Sehr gut, tut ihnen etwas weh?
Wir machen gleich ein EKG."
Die Variante zwei: "Geht es noch gut?
Wir nehmen gleich auch etwas Blut." (sooo treffend!!!)

Herr Maier fühlt sich wie im Traum,
in surrealem Schleifenraum,
wird panisch, schreit und randaliert.
Nun wird er schleunigst transportiert.
Der Pfleger macht gehörig Strecke,
jedoch an der bekannten Ecke
am Gang der Intensivstation,
gibt's eine Dreibettkollision,

wobei Herr Maier mit Gewalt
popowärts zu Boden knallt. (metrisch ev. das "zu" durch "auf den" ersetzen? Ich betone automatisch beim Lesen das "popowärts" so: xXx - und dann spießt es metrisch mit dem "zu"
Das laute Knacken indiziert,
der Bruch ist nunmehr kompliziert.
Herr Maier wird gleich operiert.
Welch Glück, das Haus spezialisiert
sich auf Frakturen dieser Art
und Maier hat viel Zeit gespart.

Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken - vor allem, wenn man eine Freudin im realen Leben hat, deren Geschichte nicht allzuweit von deiner abweicht, lieber Thomas. Brilliant verdichtet und die Mischung aus sehr humoriger Verpackung mit sehr traurig ernstem Inhalt ist einfach nur gekonnt!

Sehr sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße,
fee

[Thomas]

Liebe Fee,

vielen Dank für die Korrekturen.

Liebe Grüße
Thomas