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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.05.2009, 11:08   #1
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard Am grauen Morgen




Fünf Streifen Licht erhellt den schmalen Gitterraum,
an dessen kurzer Wand das Tor zur Freiheit sich
durch das Netz der Stäbe blaut. Das Auge brennt
sich daran fest, von Gerechtigkeit getrennt.

Die Gitter werden schwarz zur nächsten Nacht.
Die Hände liegen blutverschorft auf Drillichtuch.
Zerfetzter Stoff den wunden Leib bekleidet:
Ein Rest von Mensch, der stumm die Qual erleidet.

Einst lag sein Leben in Fortunas Schoß,
sie leerte über ihm das Füllhorn guter Gaben,
so lange, bis daraus nur Aschenfeuer fiel.
Er rächte sich. Dämonisch seine Absicht und das Ziel.

Die Rache war unmenschlich, vernichtend ihre Hand.
Man legte ihm den schweren Stein aufs Herz -
doch Reue wie gefordert, hat er nie gekannt.
Stolz nahm er hin, was ihn vernichten würde.

Ein grauer Morgen steigt aus kalten Nebelwänden,
das Tuch entgleitet den geschwächten Händen.
Im nahen Wald verhallt der Ruf der Taube.
Und still ist es im schmalen Gitterraum.

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Alt 11.05.2009, 11:18   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Liebe Chavali!


Grausig!
Zuallererst dachte ich an all die "Märtyrer", die für ihren Glauben starben, gepeinigt und gefoltert.
Dann doch eher an Große wie Giordano Bruno, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse keinem Verrat und Widerruf preisgeben wollten.

Dann an die Aufrechten im Tausendjährigen Reich. Gefoltert, gequält, verachtet, hingerichtet.

Dann an all die "Heutigen", die geschunden in Zellen verrotten, weil sie weder Knie noch Geist beugen.

Der "schwere Stein" ist mir noch verrätselt.

Statt "würde" gefiele mir( in der vorletzten Strophe) ein "sollte" besser.


Da ich in Eile bin, komme ich später noch einmal darauf zurück.

Vorerst Kompliment und Gruß!

cyparis
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Alt 11.05.2009, 14:19   #3
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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Liebe Chavali,

Inhaltlich überaus stark.
Stimmungsmäßig dicht.

Gerne gelesen und dabei sehr unbewegt dagehockt.

Darf ich noch etwas klitzekleines anmerken?:
Es ist total interessant, dass du in der ersten Zeile schreibst:
Zitat:
Fünf Streifen Licht erhellt den schmalen Gitterraum,
Denn eigentlich müsste es ja heißen: "erhellen".
Aber irgenwie wirkt es richtig an der Stelle.

Es reimt sich nicht überall und doch wirkt es, als würde es sich reimen. Eine unheimlich düstere, getragene Melodie hat dieses Stück!
Irgendwie wie ein Johnny Cash Song (das ist ein Lob).

Grüße
Ring of Firefiz
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Alt 11.05.2009, 14:59   #4
Chavali
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Liebe cypi,
Zitat:
Zuallererst dachte ich an all die "Märtyrer", die für ihren Glauben starben, gepeinigt und gefoltert.
Dann doch eher an Große wie Giordano Bruno,[...]
der Inhalt ist ja so abgefasst, dass man sich tatsächlich alle jene oder ein einzelnes Schicksal vorstellen mag.
Zitat:
Der "schwere Stein" ist mir noch verrätselt.
Hiermit meinte ich das Urteil des Gerichtes oder der Geschworenen auf schuldig.
Und weil er sich in der Phase des Endes seiner Leidenszeit befindet - was er weiß - denke ich, dass 'würde' in Z4 S4 muss bleiben.

Hab herzlichen Dank für deinen Beitrag!


Lieber Ring of Firefiz
Zitat:
Darf ich noch etwas klitzekleines anmerken?:
Es ist total interessant, dass du in der ersten Zeile schreibst:
Zitat:
Zitat:Fünf Streifen Licht erhellt den schmalen Gitterraum,
Denn eigentlich müsste es ja heißen: "erhellen".
Aber irgenwie wirkt es richtig an der Stelle.
Stimmt genau. Und darüber hab ich mich auch gewundert, dass das passt.
Vielleicht, weil man 'erhellt' dem Singular 'Licht' zuordnet.
Zitat:
Inhaltlich überaus stark.
Stimmungsmäßig dicht.
Danke, das freut mich sehr!


Liebe freiheitliche Grüße,
Chavali
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Alt 11.05.2009, 15:22   #5
Leier
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oha, Chavali!

Auch dies fiel mir auf (gleich Feirefiz),
im Geiste las ich dann

fünffach gestreiftes Licht

oder

fünffach gebrochenes Licht



aber ich wollte nicht so sehr eingreifen.
Das Gedicht ist nach wie vor mich umwerfend.

Über den Rest möcht ich mich mit Dir unterhalten.
Via pn.

Liebe Grüße
von
cyparis

Geändert von Leier (11.05.2009 um 15:25 Uhr)
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Alt 18.05.2009, 10:25   #6
Chavali
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Liebe cypi,

verzeih, dass ich erst heute dazu komme, dir eine Antwort zu geben.
Dieser Text ist schon etwas älter, ich puzzele gern mal an (nicht immer und nicht an allen) älteren Sachen herum,
aber nur, wenn es Texte sind, die, ich sag mal, sachliche Bezüge haben.

Hieran wurde schon viel gebastelt und besonders an Zeile 1.
Logischer und besser bekomme ich es nicht hin; es sei denn, ich werfe die Zeilen komplett über den Haufen und entwerfe neu,
denn es muss auch das Versmaß passen.
In deinem Vorschlag hätte ich zuviele Silben und die Zeile wäre zu lang.

Aber ich bin sehr froh, dass auch du hier hereingeschaut hast!
Vielen Dank dir!


Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 29.05.2009, 15:12   #7
ruhelos
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Beiträge: 574
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hallo chavali,

ein tief bewegendes und stimmungsvolles Gedicht über eine Person, die zu Unrecht verurteilt wurde, ist dir hier gelungen. Du verwendest ansprechende Metaphern. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein starkes Gedicht im durchgängigem Reimmuster. Gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
ruhelos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2009, 14:23   #8
Chavali
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Liebe ruhelos,

vielen lieben Dank für deine lobenden Worte, die mich sehr gefreut haben.

Deine Interpretation ist genau richtig. Der Delinquent geht auch an seiner Rachsucht kaputt.

Liebe Grüße,
Chavali
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