Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Prosa und Verwandtes > Prosaisches > Satire und Kabarett

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 02.06.2009, 10:22   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Klatschmohn,


hab Dank für den Kommentar und das "walle-walle" - Gedicht!

jaja, die selbsternannten allwissenden Kritiker s i n d Subkultur.
Wenn ich in die reale Welt schaue:
Wieviele gute Dichter wurden am Boden zerstört und bekamen nie wieder "einen Fuß auf den Boden".
Man denke nur an Kleist.

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2009, 07:21   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard

Hi cypi,

ich glaube, dieses Problem gab es schon zu allen Zeiten.
Ich meine, Kritik ist wichtig und gut, sich jedoch stets in der eigenen Kritik zu suhlen und zu zeigen, wie gut man doch ist, verrät einiges über die Motivation desjenigen welchen, der es nur darauf anlegt, seine Größe unter Beweis zu stellen.
Ich nenne das Minderwertigkeitskomplex...

Aber wie gesagt, das Problem ist nicht neu.

Was schrieb Meister Goethe dazu?

Rezensent

Da hatt ich einen Kerl zu Gast,
er war mir eben nicht zur Last;
ich hatt just mein gewöhnlich Essen,
hat sich der Kerl pumpsatt gefressen,
zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt.
Und kaum ist mir der Kerl so satt,
tut ihn der Teufel zum Nachbarn führen,
über mein Essen zu räsonieren:
"Die Supp hätt können gewürzter sein,
der Braten brauner, firner der Wein."
Der Tausendsackerment!
Schlagt ihn tot, den Hund! Er ist ein Rezensent.

(Johann Wolfgang von Goethe)



Man könnte es auch so formulieren:

Der Kritikus

Auch heute rasseln laute Schnäbel
noch gerne mit dem stumpfen Säbel.
Denn Weisheit mit dem Löffel fressen,
scheint heutzutage hochmodern,
doch wer sie niemals hat besessen,
den hatte sie auch niemals gern.
Man liest es oft an vielen Orten,
in stets denselben müden Worten:
"Das hab ich alles schon gelesen,
und dies ist zigfach da gewesen,
die Wiederholung stört mich sehr,
wie kitschig, nein!" Und noch viel mehr.
Auch ödet schon der schnöde Seim,
das sei kein or'gineller Reim,
da er im Paarreim nur geschrieben,
den Autor höchstens nur noch an,
zumindest den, der schreiben kann.
Was ist dem Kritikus geblieben?
Ach ja, wenn dann die Emotionen,
die diesen Werken innewohnen,
Beherrschen Fragen des Geschmacks,
ist das doch eigentlich ein Klacks,
denn Menschen lernten schon beizeiten,
darüber kann man sich nicht streiten.
Ja wär' der Schnabel Kritikus
ein wirklich wahrer Pfiffikus,
dann würde er ganz schnell verstehen,
wie sehr wir uns im Kreise drehen,
denn ob es ankommt, das Gedicht,
bestimmst der liebe Vogel, nicht.
Wie oben schon Herr Goethe schrieb,
ich hab sie alle furchtbar lieb.

(Falderwald)


Wie gesagt, konstruktive Kritik ist gut und wichtig, alles andere ist dumme Wichtigtuerei und scheinbar überlegenes Gehabe. Denn mit ein wenig Geschick und guter Rhetorik kann jeder Text niedergemacht und in den Boden gestampft werden.


Gerne gelesen, geschmunzelt, erweitert und besenft...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2009, 11:05   #3
Helene Harding
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe cyparis, wieviel Wahrheit doch in deinen Versen liegt. Schlimm genug, dass jener Dichter sich seiner auf Eides staatlichen Aufgaben um ein vieles mehr einer, direkt monitär, ergo habgierig-beugenden Aufgabe, unterordnet. Da ging mir ein wahrer Stich ins renitent-treue Herz. Doch jenes konnte genau aus dieser Richtung so vieles lernen. Insofern habe ich deinen Zeilen gern nachempfunden.

alles liebe, Helene

Geändert von Helene Harding (12.06.2009 um 11:06 Uhr)
  Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2009, 09:25   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Helene,

hier urteilen wir beide gleich.
Diese Kritikusse sind nicht nur Richter, sie möchten manche Dichter gleich hinrichten.
Widerlich.
Machtanspruch übelster Art!

Lieben Gruß
von
cyparis


Lieber Falderwald!

Wie recht Du neben Herrn Goethe hast!
Dein Gedicht ist dem meinen ebenbürtig und sollte als Soloeintrag erscheinen!
Ursprünglich war mein Gedicht Herrn R.-R. gewidmet, aber es trifft auch auf andre Kritikusse zu, die das Entscheidungsrecht für sich reklamieren, gut und schlecht zu finden.
Leider folgen ihm sehr viele Rezensenten und Feulletonisten ergeben nach - wer Widerworte wagt, wird abgekanzelt.

Hab Dank für Deinen ausführlichen Kommentar, über den ich mich sehr gefreut habe.
Und verzeih die späte Anwort!!!

Lieben Gruß
von
cyparis

Geändert von Leier (19.06.2009 um 07:33 Uhr)
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2009, 20:10   #5
ralfchen
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ralfchen
 
Registriert seit: 05.10.2009
Ort: Bratislava-Wien
Beiträge: 623
Standard

Zitat:
Zum Frühstück: schnell! noch ein Gedicht,
mit Salz und Pfeffer aufgetischt!
und da ist ein reim?

den rest kann man noch sezieren nur stolpere ich nicht gerne über die erste mangelhaft formulierten zeilen.
ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 16:45 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg