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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches |
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#1 |
Gesperrt
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
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Lieber Kajn,
Du hast das Allerallerwichtigste übersehen: Die beiden Sonette stehen nicht zum Spaß hinter einander! Sie zeigen nämlich den Unterschied zwischen Zehn- und Elfsilbern bzw. den klingenden und den stumpfen Kadenzen. Selbstverständlich hätte ich die Theorie in 14 Zeilen unterbringen können! Wenn Du eine andere Form gefunden hast, die für Dich klingend und harmonisch ist, dann ist das völlig in Ordnung. Was ich hier zeige ist die klassische Form, die jeder Poet, das ist meine Meinung, zunächst verinnerlichen sollte, bevor er zu Experimenten übergeht. Es gibt eine Reihe moderner Dichter, die sich nicht mehr um die Klassik scheren. Ich bin mir aber ganz sicher: Sie beherrschen sie! Nein, die Foren sind in der Tat nicht das Maß aller Dinge, da gebe ich Dir Recht ![]() Hab ich was anderes geschrieben, als dass in unserer Sprache die Diäresen mittig sind und unserem Sprachgefühl, das füge ich jetzt hinzu, entgegen kommen ![]() Zum Thema zwei Sonette schaue bitte noch mal nach oben. Dein Kommentar ist sehr ausführlich und zeigt, dass Du Dich intensiv mit meinem Gedicht auseinander gesetzt hast. Mich überzeugt er allerdings nicht wirklich. Ich habe mir einen Poeten vorgestellt, der gerne Sonette liest und den es in den Fingern kribbelt, es selbst zu versuchen. Bedauerlicher Weise fehlt es ihm an Handwerkzeug. Für ihn ist mein Werk gedacht und ich denke, es wird sehr hilfreich sein und Mut machen. Als ich anfing, Sonette zu schreiben, wäre ich sehr glücklich gewesen, hätte ich einen solchen Leitfaden in die Finger bekommen. Habe ich schon ein Sonett aus Deiner Feder gelesen? Ich bin sehr gespannt. Ich grüße Dich herzlich und danke Dir für Deine Überlegungen und für Dein klitzekleines Lob, Medusa ![]() Geändert von Medusa (17.06.2009 um 13:25 Uhr) |
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#2 |
Gesperrt
Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe Klatschmohn,
nicht ganz: Im ersten Quartett stellst Du eine Behauptung (These) auf: Das Mehl ist nass ( ![]() Im zweiten Quartett rückst Du diese Behauptung gerade (Antithese): Mehl ist und bleibt trocken ( ![]() In den Terzetten (oder Triolett) fügst Du zusammen bzw. suchst nach einer Erklärung (Synthese): Mehl wird nass, wenn Du Kucheteig zubereitest ( ![]() Reimschema: Ihr solltet die Lektion nicht einfach schwänzen, xXxXxXxXxXx Geh mal ran, es macht wirklich Spaß! Herzliche Grüße, Medusa. |
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#3 | |
Närrisches Fieber
Registriert seit: 30.05.2009
Ort: bei Auerbachs Hafeneck
Beiträge: 38
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Krek-krek,
ich gebe dir mal ein Beispiel für ein astreines Sonett und bitte dich, dass an deinem Text zu messen: Zitat:
Ich überlege, hier auch mal, mein Pamphlet der Internetkritiker zu veröffentlichen, doch wollte ich vorher etwas überarbeiten. liebe Grüße Kajn PS.: ein Sonett von mir?! Ich guck mal ![]()
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Klio riss aus einem Traume sich, von einem Lindenbaume: "Wow, hast Du nen großen Stamm! Ob ich dich besteigen kann?" Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.
aus: Also sprach Zarathustra, Friedrich Nietzsche Geändert von Kajn Kokosknusper (17.06.2009 um 13:58 Uhr) |
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#4 |
Gesperrt
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 2.213
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Lieber Kajn,
ich anerkenne Deine Kritik doch, oder zweifelst Du etwa daran ![]() Wer Sonette mag und sich damit länger beschäftigt, kennt Gryphius, Gernhardt, Shakespeare......, na klar. Wer aber anfängt, der braucht ein paar simple Regeln, um sich in dem engen Korsett zurechtzufinden, oder etwa nicht? Und ich sags noch einmal: Wer sich an Experimente heran wagt, der sollte die Klassik beherrschen! Oder bist Du etwa anderer Meinung ![]() Wer Zöpfe stricken will, der muss auch erst einmal Eins-rechts-eins-links stricken üben! Ich danke Dir herzlich fürs erneute Vorbeischauen und für das schöne Sonett. Viele liebe Grüße, Medusa. |
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#5 |
MohnArt
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
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Oh, liebe Medusa, da habe ich etwas falsch verstanden.
Also noch einmal: 2 Quartette, 2 Terzette (jetzt sach ich richtig) jambischer Reim, entweder 10. oder elf Silben pro Zeile, durchgängig entweder männliche oder weibliche Kadenzen, 1. Quartette als These 2. Quartett als Antithese beide Terzette als Synthese Quartette als umarmender Reim die Terzette je, aab Variation: (nach Korrektur) cdc - dcd ccd - dee cde - cde ...... Der Elf- oder Zwölfsilber bleibt dabei erhalten. Findet dies jetzt Deine Zustimmung? Liebe Grüße, Klatschmohn Geändert von Klatschmohn (17.06.2009 um 15:37 Uhr) |
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#6 |
Gesperrt
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Liebe Klatschmohn,
jetzt ist alles richtig! In den Terzetten kannst Du allerdings variieren: cdc - dcd ccd - dee cde - cde ...... Der Elf- oder Zwölfsilber bleibt dabei erhalten. Kajn meckert zwar, aber er ist wohl schon ein "Fortgeschrittener" ![]() Viel Vergnügen und herzliche Grüße, Medusa. |
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#7 | |
Närrisches Fieber
Registriert seit: 30.05.2009
Ort: bei Auerbachs Hafeneck
Beiträge: 38
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Krek-krek,
liebe Medusa, ich sehe das ganz genauso wie Du, natürlich. Wenn mir als geneigter Leser jemand einen Text hinschmiert und sagt, dass sei halt ein Experiment: Bäähhh!!! Aber Gryphius schreibt ja dort oben ein klassisches Sonett, eins im Alexandinervers, also mit dem Einschnitt in der Mitte nach sechs Silben wie im Französischen Sonett. Das hat 12, respektive 13 Silben. Es ist kein Experiment, sondern eben durch Gryphius die von den Franzosen abgeguckte gängigste Sonettvariante des deutschen Barock. Nichtsdestotrotz existierte gleichberechtigt auch damals die fünfhebige Variante. Die Frage ist jetzt: Was meinst Du mit Klassik? Vielleicht das italienische Sonett? Da macht dann aber das mit den 10 und 11 Silben keinen Sinn, denn diese ursprüngliche Version verlangt den Elfsilber. Ebensowenig Sinn macht dann - wie bereits erwähnt - auch der Verweis auf die Diärese, die Du in deinem Text ja auch nicht anwendest. Das Problem ist, und das ist ein häufiges Problem, welches ich in den Foren immer wieder antreffe: Fehler prägt man sich besser ein (und ich müsste lügen, würde ich behaupten, ich wäre da anders gestrickt ![]() Ich bleibe ja auch dabei. Der Text ist gut geschrieben. Und doch würde ich ihn so verwerfen, denn er birgt eine große Verantwortung: er lehrt falsches und dieses Falsche wird dann weitergegeben... liebe Grüße Kajn PS.: noch ein Nachschlag, ein wirkliches Experiment Gryphius mit dem Sonett: Zitat:
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Klio riss aus einem Traume sich, von einem Lindenbaume: "Wow, hast Du nen großen Stamm! Ob ich dich besteigen kann?" Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.
aus: Also sprach Zarathustra, Friedrich Nietzsche Geändert von Kajn Kokosknusper (17.06.2009 um 15:40 Uhr) |
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#8 | |||||
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Medusa,
was mich stört: S1 Z 1 ist ein 12-Silber, kein Elfer. Du kannst zwar Lektjon aussprechen, wenn du schluderst, aber es ist und bleibt eine Lek TI On, für mich. Dadurch hast du gleich einen klassischen Fehlstart in meinen Augen hingelegt. Außerdem holpert dadurch auch die Zeile. Ihr solltet, was nun folgt, nicht schnöde schwänzen ? Zitat:
Zitat:
mit Lesern die nur eins, die Klassik wollen und Mischmasch nicht die rechte Achtung zollen. Sonett Bukett gefällt mir das BrikettBankett Bukett nicht. Zitat:
Zitat:
Der Reim bezaubert er als reine Poesie. Da gefällt mir der Satzbau nicht mehr. PENTAmeter spricht man das Versmaß nicht aus. Zitat:
ICh hab schon einige Gedichte - und auch Sonette - von dir gelesen, die waren technisch und inhaltlich viel stärker, als das hier. Nö, gefällt mir leider gar nicht. lG RiffRaff |
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#9 |
Gesperrt
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Nö, lieber Kajn,
DAS: Und doch würde ich ihn so verwerfen, denn er birgt eine große Verantwortung: er lehrt falsches und dieses Falsche wird dann weitergegeben... kann ich nicht auf mir sitzen lassen ![]() Ich habe mal in meinem Gedächtnis gekramt und Folgendes zu Tage gefördert (bitte korrigiere mich): Die Urform des Sonetts stammt aus Italien, besser Sizilien; damals war es noch eine Oktave und ein Sextett. Aus dieser Zeit stammt auch ein 20 (?) Sonette umfassendes Gedicht. Dagegen bin ich doch bescheiden! Petrarca war wohl Derjenige, der dem Sonett in italienischer Sprache sein damaliges "Gewand" verpasste. Gryphius veränderte für die deutsche Sprache das Sonett. Das bedeutet aber nicht, dass er den Gral gefunden hätte. Im 18. Jahrhundert wurde hier, von den Shakespeare-Sonetten abgekupfert, der jambische Pentameter modern, und auch der Inhalt, die romantische Dichtung, wurde durch ihn beeinflusst. Und genau da setzt mein "Unterricht" an! Nicht vorher und nicht nachher! Und glaub mir, wer das möchte, der kann mit meinem "leicht gemacht" durchaus was anfangen und ein schönes, ich behaupte nicht perfektes, Sonett schreiben. Für den Anfang ist das ganz hervorragend ![]() Kennst Du die K-Sonette von Gernhardt? Nicht klassisch, sehr leichtfüßig jedoch inhaltsschwer und seeeehr modern. Ich grüße Dich herzlich ![]() Medusa. Geändert von Medusa (17.06.2009 um 18:25 Uhr) |
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#10 | |
Närrisches Fieber
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Krek-krek,
Einigen wir uns auf um 1800. Da gab es zunächst einen riesigen Sonettstreit (hab ich mich letztens erst mit befasst). Sonett galt vielen als zu streng und so, ausserdem durch den Barock als verquast. Naja, das Typische, ist bis heute ja nicht anders... Sieh dir die Sonette der Romantiker mal an. Die meisten hielten sich nicht an irgendeine Regel, dass nur 10 oder 11 Silben gelten dürften. Schlegel war da einer der gestrengen Verfechter von, ja, aber er war auch nicht der einzige Sonettist. Die häufigste Variante, die sich wiederum sogar bei Schlegel finden lässt, ist die, das ein Reimpaar in den Terzetten eine männliche Kadenz hat, der Rest endet weiblich. Und hätten sich die Romantiker nur an Shakespeare orientiert, hätten sie auch den umarmenden Reim zugunsten des Kreuzreims fallen gelassen. Goethe bekam ja plötzlich auch einen romantischen Anfall, Sonette zu schreiben. Seine sind vor allem an Petraca orientiert, was auch durchschimmert. Er schrieb sämtliche im Elfsilber. Da er aber ansonsten nicht als grosser Sonettist galt und selbst auch nie eine goldene Regel für alle daraus abgeleitet hat, sollte man ihn auch nicht zum Maßstab nehmen. Zitat:
Und da bleiben noch weitere Fragen: Warum soll es ein Anfänger umständlich schwer haben müssen, gleichlange Verse zu schreiben, wenn es diese Regel doch gar nicht gibt? Warum soll er auf den Alexandriner verzichten? Und woraus soll er hier ableiten, dass es sich im Text also lediglich um die Übernahme der schlegelschen Pedanterie handelt? Und dann ist da noch immer der Punkt mit der Diärese, die dem Elfsilber widerspricht. Der oben erwähnte Schlegel kritisierte den mittigen Einschnitt des Alexandriners als monoton und dass ein elfsilber das zwangsläufig umgeht...usw. . Den Jambischen Pentameter gab es im Deutschen auch schon vor den Romantikern. Opitz schlug ihn genauso vor wie den Alexandriner. Der Barock hat diesen auch nie negiert, er fand den Alex lediglich weit mehr tres chic. Wie die 14 Strophen dargestellt werden, ist seid je egal. Du kannst sie auch alle zusammenpappen wie Gryphius das in dem einen Beispiel tat. Petraca schrieb sie meines wissens auch zusammen, bin aber grad zu faul, nachzusehen. Gernhardt? Ich kenn einige Sachen von ihm, wurde da aber bisher nicht warm mit. Kennst Du Paul Boldt oder die pornographischen Sonette Brechts? liebe Grüße Kajn
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Klio riss aus einem Traume sich, von einem Lindenbaume: "Wow, hast Du nen großen Stamm! Ob ich dich besteigen kann?" Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.
aus: Also sprach Zarathustra, Friedrich Nietzsche |
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