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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 11.07.2009, 14:00   #1
Medusa
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Liebe Larin,

kopiere doch bitte Deine schöne Blumenwiesen-Sestine hier herein, ja? Sie passt so gut! Außerdem sind wir die einzigen Inseldichterinnen, die sich da heran gewagt haben!

Wenn Du nicht weißt, wie es mit dem Kopieren geht, dann kann ich das mit Deiner Erlaubnis auch machen .

Erwartungsvolle Grüße,
Medusa.
Medusa ist offline  
Alt 11.07.2009, 14:11   #2
RiffRaff
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Hallo Medusa,

ich schätze mal, dass das mit dem Jambus Absicht war, dass sies gekonnt hätte, wenn sies gewollt hätte, daran hab ich keinen Zweifel.

Hier ist noch ein schönes STück: Kipling:

Speakin' in general, I 'ave tried 'em all,
The 'appy roads that take you o'er the world.
Speakin' in general, I 'ave found them good
For such as cannot use one bed too long,
But must get 'ence, the same as I 'ave done,
An' go observin' matters till they die.

What do it matter where or 'ow we die,
So long as we've our 'ealth to watch it all --
The different ways that different things are done,
An' men an' women lovin' in this world --
Takin' our chances as they come along,
An' when they ain't, pretendin' they are good?

In cash or credit -- no, it aren't no good;
You 'ave to 'ave the 'abit or you'd die,
Unless you lived your life but one day long,
Nor didn't prophesy nor fret at all,
But drew your tucker some'ow from the world,
An' never bothered what you might ha' done.

But, Gawd, what things are they I 'aven't done?
I've turned my 'and to most, an' turned it good,
In various situations round the world --
For 'im that doth not work must surely die;
But that's no reason man should labour all
'Is life on one same shift; life's none so long.

Therefore, from job to job I've moved along.
Pay couldn't 'old me when my time was done,
For something in my 'ead upset me all,
Till I 'ad dropped whatever 'twas for good,
An', out at sea, be'eld the dock-lights die,
An' met my mate -- the wind that tramps the world!

It's like a book, I think, this bloomin' world,
Which you can read and care for just so long,
But presently you feel that you will die
Unless you get the page you're readin' done,
An' turn another -- likely not so good;
But what you're after is to turn 'em all.

Gawd bless this world! Whatever she 'ath done --
Excep' when awful long -- I've found it good.
So write, before I die, "'E liked it all!"
 
Alt 11.07.2009, 14:19   #3
RiffRaff
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Da war es wieder, dieses leise Ahnen
von etwas altvertrautem, aber flüchtig
ein Tropfen Schatten fiel auf Nervenbahnen
bedrohlich kratzend, seltsam eifersüchtig
als wollte mich ein Etwas drängend mahnen
da hinter dir liegt was, das ist nicht richtig.

Beim Lesen eingeschlafen gestern, richtig
so wars, ein Buch mit Sagen uns`rer Ahnen
von Heimdalls Horn von Ragnarök, ein Mahnen
dass alles endlich ist, unendlich flüchtig,
das Schicksal unaufhaltsam, eifersüchtig
sich eig`ne Wege durch die Welt wird bahnen.

Die Tram verschluckt mich, fährt in gleichen Bahnen
wie immer pünktlich taktend, richtig, richtig
die Türen atmen fauchend, eifersüchtig,
sekundengeil, ob sie Verspätung ahnen?
Die Frau von neulich, unser Blick kreuzt flüchtig
dann blecht`s vom Band “Ihr nächster Halt“, Ermahnen….

Die Treppen klacken laut, die Uhren mahnen
mich zu beeilen, durch die Menge bahnen,
der Anschluss ist knapp kalkuliert und flüchtig
schießt`s durch den Kopf, ist, was ich tue, richtig?
Geschafft, der Zug fährt an, als würd`er ahnen
dass ich gezweifelt habe, er kreischt eifersüchtig.

Gerammelt voll, ich schaue eifersüchtig
auf jeden vollen Platz, Plaketten mahnen
„Missbrauch ist strafbar“; wieder dieses Ahnen
im Nacken..... als sich Kontrolleure bahnen
den Weg durch volle Gänge, „Danke, richtig“
die Karte lochen, Nicken kurz und flüchtig.

Da vorn ist Raucher, lockend, blau und flüchtig
zieht`s her zu mir, ich sauge eifersüchtig
an diesem Hauch, ich rauch` zwar nicht mehr, richtig
weil Arzt und Bronchien mich ständig mahnen
doch spüre ich wie sich die Hände bahnen
den Weg zu etwas, was sie tastend ahnen.

Ganz flüchtig höre ich das leise Mahnen
hell, eifersüchtig dringt das Licht in Bahnen
durch falsche Schatten, Richtig? Falsch? Ein Ahnen……
 
Alt 11.07.2009, 14:45   #4
Medusa
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Lieber Riffraff,

das sag ich doch immer: Nur wer die Grundlagen beherrscht, kann sich Freiheiten erlauben! Und dies gilt nicht allein für den Jambus!

Bei der Sestine von Elisabeth Bishop ist es auch nicht die Technik, die mir nicht behagt, ich bin sicher, sie hat sie beherrscht; es ist der Inhalt, dem ich nicht folgen kann.

Kiplings Sestine musste ich mehrmals lesen, bevor ich die vielen Auslassungen gedanklich schließen konnte . Ich sehe schon, ich müsste noch lange üben, um solche Geschlossenheit im Text hinzukriegen!

Und die zweite Sestine? Wer hat sie geschrieben? Ich bin begeistert! Auch hier wieder schöne Reime, die das Durchhalten bei der Länge viel kurzweiliger gestalten, obwohl sie laut Lehrbuch nicht zur Sestine gehören. Der Inhalt gefällt mir sehr gut. Er wirkt überhaupt nicht breit getreten oder in die Länge gezogen sondern kommt absolut leichtfüßig daher.

Für alle Sestinen gilt: Sie richten sich nicht eindeutig nach den gestrengen Vorgaben; das ist gut so und lockert auf sehr angenehme Weise auf.

Herzliche Dank,
Medusa.

(Hast Du die zweite Sestine geschrieben )

Geändert von Medusa (11.07.2009 um 14:47 Uhr)
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Alt 11.07.2009, 16:28   #5
a.c.larin
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ja medusa,
du könntest meine sestine gern hier reinstellen....
grüße
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 11.07.2009, 17:33   #6
Medusa
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Das Lied der Blumen (Sestine)
von a.c. larin


Ich liebe euch, ihr zarten, süßen Blumen,
wie ihr die Welt verschönt mit bunten Farben!
Und eure Düfte füllen Wald und Wiesen,
verschenken immer wieder neue Träume.
Wo längst kein Hoffnungsschimmer wirkt im Herzen,
seid ihr die Boten himmelsnaher Freude!

Es bliebe jedem Menschen diese Freude,
zu spürn: Natur erweckt Gefühl wie Blumen,
dass ihm Gedanken sprießen, froh an Farben,
die seine Seele weit und frei, gleich Wiesen
sich öffnen lassen. Keine Schattenträume
verstörn den Geist! Vergangnes ruht im Herzen.

So hört ein Mensch die Botschaft gern, von Herzen!
Ist Gott die Quelle dieser klaren Freude?
Es dienen Ihm in Demut all die Blumen
und künden seinen Lobpreis durch die Farben,
als flögen Engel zärtlich über Wiesen
und ihre Flügel säten Blütenträume....

Ich wandre, stille lauschend, durch die Träume
und ihrer Fülle Klang, er geht zu Herzen:
Verliere nie den Sinn für diese Freude,
die dir gewährt ist durch das Lied der Blumen.
So nährt der Himmel mit der Kraft der Farben.
Erhalte, Mensch, die wunderbaren Wiesen!

Wie duften zart und lieblich alle Wiesen!
Es ist, als wär ich Erbe meiner Träume.
Oh Welt, wie dank ich dir aus ganzem Herzen
für diesen Sommertag voll Lebensfreude!
Ich liebe euch, ihr sanften, stillen Blumen,
wie ihr die Seele wiegt in euren Farben!

Das Lied der Blumen ist das Lied der Farben:
Da geht ein Raunen durch die Sommerwiesen,
es flüstert wie Verführung Liebesträume -
und zärtlich neigen zu sich manche Herzen.
Das Lied der Herzen ist das Lied der Freude.
Sieh an! Es naht der Liebste sich mit Blumen!

Das Lied der Farben ist das Lied der Blumen -
Das Lied der Freude ist das Lied der Herzen -
So streuen Engel über Wiesen Träume....

Geändert von Medusa (11.07.2009 um 17:35 Uhr)
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Alt 21.07.2009, 10:00   #7
RiffRaff
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Hallo MEdusa, vielleicht geht es so besser mit dem Kipling-Text?

Landläufig ausgedrückt, ich kenn sie alle,
die Straßen, die uns führen um die Welt,
landläufig ausgedrückt, sie warn ganz gut,
für mich, der stets nen neuen Schlafplatz braucht,
schnell weiterzieht, wie ich’s gehalten habe,
der Dinge sehen will bis ganz zu Ende.

Wen kümmert, wenn er reisen kann, sein Ende,
ist die Gesundheit noch nicht richtig alle?
Gut, dass man anderswo stets andres braucht,
dass es noch Liebe gibt auf dieser Welt;
wir Risiken eingehn, trotz unsrer Habe,
und fehlen Chancen, schwindeln ’s ginge gut..

Ob Bares oder Pump, nö, beides ist nicht gut,
du brauchst das Fieber, s wäre sonst dein Ende,
außer du lebst bloß einen Tag. Dann braucht
man keine Vorahnung, Gefühle, alle
Fäden wärn dann gekappt mit dieser Welt,
„ ich möchte“ so egal wie ein „ich habe“.

Gott, gibt’s was, das ich noch nicht getan habe?
Hab alles fast probiert, es ging ganz gut
egal an welchen Winkeln dieser Welt.
Ich sag, wer nicht mehr schafft, dem winkt sein Ende,
doch stets die gleiche Schicht taugt nicht für alle,
da wird das Leben viel zu schnell verbraucht.

Von Job zu Job, und wurd’ ich auch gebraucht
hielt mich kein Geld, wars Zeit zu gehn. Ich habe
den Drang im Kopf,, der treibt, er macht mich alle
bis ich dann alles hinschmeiß, nix für ungut,
auf See zum Pier zurückblick, Lichtaus, Ende,
mein’ Kumpel treff, den Westwind um die Welt.

Ist wie ein Buch, die große weite Welt,
das kann ich lesen, lieben, trotzdem braucht
es wenig und ich fühl, es geht zu Ende,
wenn ich die Seite nicht bald fertig habe,
ne neue aufschlag und ist die nicht gut,
was solls, ich will sie alle lesen, alle.

Gott segne diese Welt, ich schreib -ich habe,
hat’s nicht zu lang gebraucht, stets alles gut
gehabt – zum Ende hin, : Ich mochte alles, alle.
 
Alt 22.07.2009, 11:35   #8
Medusa
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Hallo Riffraff,

ich glaub, das ist eine wunderbare Übersetzung und ich danke Dir ganz herzlich dafür.

Von Kipling habe ich wenig gelesen, nur die wirklich bekannten Romane "The Man who would be King", "Kim" und natürlich "The Jungle Book". Das ist schon lange her aber ich erinnere die Schwierigkeiten, die ich beim Lesen hatte; ohne mein Oxford Dictionary wäre ich nicht sehr weit gekommen...... Ich glaube, um ihn wirklich zu verstehen, müsste ich ein "native Speaker" sein .

Mal sehen, vielleicht bekomme ich eine zweite Sestine hin. Die dann allerdings mit den notwendigen Freiheiten .

Ich grüße Dich herzlich,
Medusa.
Medusa ist offline  
Alt 22.07.2009, 12:18   #9
RiffRaff
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Hallo Medusa,

Kipling hat auch einen dicken Bestand an Gedichten hinterlassen, mit den gesammelten Werken, die ich habe, könnte man einen Einbrecher erschlagen. Es lohnt sich, mehr von ihm zu lesen. Er war der erste Engländer überhaupt, dem der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde und ist ganz zu Unrecht meist nur wegen Walt Disneys cineastischem und kaufmännischem Genie bekannt.

lG

RiffRaff
 
Alt 22.07.2009, 12:29   #10
Medusa
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Hallo RiffRaff,

wenn ich mich recht erinnere, war Kipling hier und in England für lange Zeit aus politischen Gründen nicht wohl gelitten. Erst durch die Disney-Verfilmung wurde er posthum (?) wieder bekannter, oder irre ich mich?

Ich kenne keine Gedichte von ihm, bis auf dieses, das Du eingestellt hast. Es ist jedoch ein guter Tipp von Dir, mich mal damit zu beschäftigen.

Viele liebe Grüße,
Medusa.
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