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#1 |
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Gartenarbeit kann wirklich Spaß machen
Puh - dieser Wind! Der heult heute schon den ganzen Tag so komisch, dass man meint, er wollte das Hausdach davonblasen! (grusel). Hab mich unter die Eckbank in die Küche verzogen, mein bevorzugter Platz bei Unwettern. Nicht, dass ich besonders ängstlich wäre, i wo - aber was ein kluger Hauskater ist, der geht eben auf Nummer Sicher! Hier kann mir wenigstens kein abgebrochener Ast auf den Schädel donnern! Frauchen schaut auch ziemlich besorgt drein: Sie hat erst gestern neue Blumen fürs Blumenbeet gefangen, die werden jetzt vom Sturm heftig hin-und hergeschüttelt! Und auch Herrchen ist verärgert, denn nun kann er dieses Wochenende keine Gartenarbeit erledigen, und daran hatte er in letzter Zeit besonders viel Freude! Auch Frauchen wundert sich schon ein bisschen über sein neuerwachtes Interesse am Grünzeug. Bisher war es ihm nämlich immer herzlich egal und sie musste ihn jedes Mal öfters erinnern, wenn er ihr helfen sollte....Seit drei Wochen klappts auf einmal ganz vorzüglich..... Apropos drei Wochen: Wir haben eine neue Nachbarin bekommen! Sie ist eine Jungmenschin und heißt Fräulein Moosbrugger. Das Besondere an ihr ist ihr schönes, goldfarbenes Kopffell. Meist hat sie es ja zu einem Pferdeschweif zusammengebunden, doch wenn sie es offen trägt, reicht es ihr fast bis an die Hüften. Dann flattern ihre Haare im Wind, so wie der Vorhang vor Frauchens Schlafzimmerfenster. Von dort kann man übrigens gut in Fräulein Mossbruggers Garten hinübersehen. Herrchen tut das manchmal - und dann bekommt er immer Lust auf Gartenarbeit! Das Unkraut entlang des Moosbrugger- Zaunes scheint besonders gefährlich zu sein. Deshalb beginnt Herrchen seine Unternehmungen immer zuerst an dieser Stelle. Fräulein Mossbrugger unterstützt ihn bei seinem Kampf. Sie liegt meist auf einem Klappbett in der Sonne und sieht sich kleine, schwarze Zeichen in einer aufklappbaren Schachtel an ( das nennen die Menschen "ein Buch lesen") .Trotzdem hat sie immer noch Zeit, meinem Herchen all die Stellen zu zeigen, die besonders wichtig sind. Und dann lobt sie ihn für seinen "Grünen Daumen", wie sie es nennt. Herrchen lässt sich gerne für den "Grünen Daumen" loben - obwohl, ich schwörs, Leute: Grün war sein Daumen noch nie! Im Gegenteil: Bei der Gartenarbeit zieht Herrchen immer rosa Gummipfoten an - ich weiß also nicht, wieso das Fräulein meint, Herrchens Pfoten wären grün..... Vielleicht hat er ihr ja den Kopf verdreht.....oder sie ist farbenblind... Sie will auch nicht haben, dass ihr Herrchen das Blaue vom Himmel herunter erzählt...... Das hat sie mal gesagt, echt! ( Ich weiß wirklich nicht, wie er das machen sollte.) Aber dann kichert sie immer so komisch, ganz ernst meint sie das, was sie sagt, offensichtlich doch nicht...Auch Herrchen lacht dann vergnügt und meint, solange Fräulein Mossbrugger nicht rot sähe, wäre doch alles nicht so schlimm..."Mein lieber Herr, " meint dann Fräulein Moosbrugger und kichert noch viel mehr, "Für Sie sehe ich schwarz!" (Vielleicht sollte sie dann doch lieber das komische Gestell mit den dunklen Fensterscheiben von der Nase runterholen, das sie beim Lesen im Freien immer trägt?) "Mit Ihnen komme ich auf keinen grünen Zweig!" seufzt dann mein Herrchen mit gespielter Enttäuschung und macht sich wieder über das Unkraut her. Auch so was Unverständliches! Grüne Zweige gibt es an Sträuchern und Bäumen - wozu, bitte, sollte mein Herrchen da hinauf kommen wollen? Hält er sich neuerdings für einen Vogel? Frauchen sagt, es ist eher so, dass er einen hat, aber den hab ich bei ihm noch nie gesehen... Nur das Eine steht fest: Gartenarbeit macht meinem Herrchen ziemlich viel Spaß - und die Moosbrugger Gartenzaunseite ist die unkrautfreieste in der gesamten Nachbarschaft.... Frauchen meinte unlängst zu Frau Mittermaier, die Unkrautsache würde ihr nun bald zu bunt werden und man müsse dort unbedingt eine Hecke anpflanzen, und sie hoffe sehr, dass sie dann mit einem blauen Augen davon käme, weil Herrchen das blonde Fräulein nämlich nur durch eine rosa Brille betrachten würde... Hab lange darüber nachgedacht, wie Unkaut, dass es nicht mehr gibt "zu bunt " sein könnte und wie jemand mit einer Brille, die er nicht trägt, rosa sieht, wodurch ein anderer Mensch doch noch ein blaues Augen bekommt.... Ehrlich, Leute, ich sags euch: Was das Enträtseln der menschlichen Farbenlehre betrifft, tappe ich noch völlig im Dunkeln! Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (22.09.2009 um 22:16 Uhr) |
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#2 |
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Von der Macht und Magie der Steine
Es ist einfach nicht zu fassen! Wer hätte das gedacht! Wie sehr ein Stein einen Menschen verändern kann! Frauchen ist auf Herrchen nicht mehr böse, weil er für sie einen dunkelroten Stein gefangen hat! ("So ein wunderschönes Herz!" hauchte sie verzückt - und machte bei Herrchen dieses Lippe-auf-die Lippe, das bei den Menschen genauso viel bedeutet, wie wenn unsereins an jemandem sein Köpfchen reibt.) Der herzige Stein hängt an einer Kette und sie trägt ihn jetzt täglich um ihren Hals. Jetzt sieht mein Frauchen ein bisschen aus wie der Hofhund vorne an der Ecke, nur dass sie mittlerweile mit dem Knurren aufgehört hat! Auch Frau Mittermaiers Sohn ist seit gestern stimmungsmäßig verändert. Herrchen hat erzählt, sein Lauftier wäre gegen einen Randstein gedonnert (So ein blödes Lauftier!) - und jetzt sieht die rechte Vorderpfote ziemlich lahm aus. Karl liegt den halben Tag unterm Lauftier und schimpft vor sich hin, wie eine Amsel, die die Katze vom Nest fernhalten will..... Die größte Überraschung lieferte aber der alte Helmstätt! Der ist vor zwei Tagen vom Birnbaum gefallen und hat jetzt eine versteinerte Hinterpfote! Angeblich ist sie gebrochen - aber eigentlich sieht sie nur unglaublich angeschwollen aus. Jetzt sitzt er bei schönem Wetter auf der Terrasse und spielt die ganze Zeit mit den drei kleinen Kätzchen! Ihretwegen ist er auch vom Birnbaum gefallen. Also eigentlich ist er runtergefallen, weil er sich mit einer Hand nicht gut genug festhalten konnte. In der anderen hielt er nämlich Nummer 2 - das Tigerchen. Sie hatte sich übers Kletterholz in die Baumkrone gehangelt und dann kläglich gemaunzt, als sie sich nicht mehr runtertraute. Und Helmstätt - unglaublich - stieg hoch, um sie zu retten! Seitdem weicht auch Puss - Puss nicht mehr von seiner Seite. Neulich sagte er doch glatt zu seiner Frau: "Dora, wir müssen den Kätzchen Namen geben, damit wir sie rufen können, wenn sie wieder mal wo verkehrt unterwegs sind.....Und die Große solltest du auch mal an einen richtigen Namen gewöhnen, wenn du sie behalten willst!" Frau Helmstätt nickte nur freudestrahlend - und seither höre ich sie ständig Katzennamen ausprobieren, wenn sie im Garten auf und ab geht. Unglaublich! Wenns nicht so verdammt unfreundlich wäre, könnte man glatt behaupten, der alte Helmstätt hätte schon früher vom Birnbaum fallen sollen. Der Absturz hat nämlich seinem Charakter gewaltig auf die Sprünge geholfen! Oder ist es doch der weiße Steinfuß, der ihn jetzt freundlicher sein lässt? Wird Puss-Puss nun tatsächlich einen neuen Namen bekommen? Sie war ja nie besonders glücklich über den, den sie bislang hatte. Wenn doch, so muss sie sich halt einfach umgewöhnen! Ging mir schließlich genauso, als ich in die Kastanienbaumallee Nummer 8 kam! Und alles nur, weil ich kleines, dummes Katerchen mal ausgebüxt bin! Ach ja, ich erinnere mich nur noch ein ganz klein wenig an meine dunkle Vergangenheit.... Habs aber gut getroffen hier! Vielleicht dürfen die Kätzchen von Puss-Puss auch dableiben? Da wäre dann aber Leben bei Helmstätts drüben! Und dem kleinen schwarz-weißen Kater müsste man gleich von Anfang an zeigen, wer hier der amtierende Hofkater ist! (Ich natürlich. ![]() Mein Herrchen weiß das. Hat unlängst dem Fräulein Moosbrugger den schweren Futterkorb vom Lauftier ins Haus getragen. Und sie meinte dazu mit Augenzwinkern, er hätte gewiss bei ihr einen Stein im Brett! Fragt mich aber bloß nicht, wo jetzt wieder dieses ominöse Brett ist, in dem Herrchens Steine sind.... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (25.09.2009 um 19:23 Uhr) |
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#3 |
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Mäuse und andere Haustiere
Uff - ist das heute nebelig da draußen! Man sieht nicht mal die eigenen Schnurrbartspitzen! War grad bei Minka drüben - da gabs heute interessante Futterreste im Fressnapf (Ihre Leute hatten wohl gestern Abend Grillparty im Haus?) Leckerschmecker! Musste mich aber sehr energisch durchsetzen, weil so ein großer, schwarzer Krächzer auch Anspruch auf ein Frühstück erhoben hatte...... Mit so großen Vögeln sollte man aber immer aufpassen. Konnte ihn nur vertreiben, weil ich mich von hinten an ihn ranschlich. Leise, leise , auf Samtpfoten unter der Hecke durch - und dann der Überraschungsangriff quer über die Wiese. Der hat mich nicht kommen sehen und war wirklich erschrocken! Anders kann man bei denen auch kaum Eindruck machen. Die sind nämlich frech. Und ihr kräftiger Schnabel ist nichts, was mir versehentlich auf den Kopf tackern sollte..... Ha ha! Kaum war der weg, war ich schon am Futtern! Blickte mich aber immer um, ob er nicht doch wiederkehrt. Man weiß ja nie. Und manchmal sind sie auch zu zweit. Dann ist es besser, den Rückzug anzutreten. Heute war das Glück aber auf meiner Seite. Ging dann anschließend gleich meine Morgenrunde rund um Minkas Gartenloch. Mittlerweile ist es fertig geworden. Blaue, eckige Steine sind an alle Wände geklebt. Im Sommer war es noch voll Wasser, doch nun haben es die Menschen wieder verschwinden lassen. Sie nennen die ganze Anlage "Swimming Pool". An heißen Tagen ziehen sie sich winzige Ersatzfelle an und planschen da drin rum! Widerlich! Würde mir nicht im Traum einfallen, mich so nass zu machen! Aber den Menschen gefällt es. Besonders die Kleinen verbringen Stunden damit, im Wasser herumzutoben. Sie gehen erst raus, wenn ihre Lippen ganz blau sind, aber auch nur dann, wenn Mütter oder Väter in der Nähe sind, um mit ihnen zu schimpfen! (Nina und Tommy würden jedenfalls kaum freiwillig ihr Planschbecken verlassen.) Diese menschliche Lust am Wasser ist etwas sehr Seltsames. Daher glaube ich, dass der Mensch näher mit den Fischen verwandt ist als die Katze. Würden seine Jungtiere sonst so viel Spaß am Nass-Sein im Wasser haben? Apropos Wasser und Fische: Fräulein Moosbrugger ist schon eine interessante Person! Nicht nur, dass sie immer Knabberstangen daheim hat ( obwohl sie gar keine Katze besitzt), sie bewahrt in ihrem Wohnzimmer auch eine nette Anzahl kleiner Fische auf. Diese schwimmen in einem durchsichtigen Gefäß herum und sehen sehr reizvoll aus. Hab mal versucht, einen zu angeln, bin dabei aber von Fräulein Mossbrugger erwischt und verjagt worden. Auch in ihrem Vorgarten schwimmen Fische in einem kleinen Teich. Bei dem Versuch, mir einen als Dessert zu holen, wäre ich aber um ein Haar ins Wasser gefallen! Irgendwie habe ich noch nicht herausgefunden, wie man diese orangeroten Kerle am besten jagt, aber : Kommt Zeit- kommt Rat! Ich beobachte sie jedenfalls täglich! Menschen haben ja mitunter sehr eigenartige Haustiere. Abgesehen von Katzen, meine ich. Sie beherbergen auch Hunde (igitt), Vögel, Fische, Schildkröten (das sind Tiere, die wie umgedrehte Fressnäpfe aussehen), Mäuse, Ratten und Meerschweinchen. Minka hat mir mal erzählt, sie hätte sogar mal wo eine Schlange (!) gesehen! Auch Riesenspinnen heben sich manche Menschen auf, doch nur wenige Leute finden daran Gefallen. Spinnen leben in den menschlichen Wohnhöhle nämlich ohnehin, aber nur kleinere Exemplare. Trotzdem kann sie mein Frauchen nicht leiden , und wenn sie wo eine entdeckt, muss immer zuerst Herrchen kommen und die Spinne einfangen, bis Frauchen dieses Zimmer wieder betreten mag! Sehr eigenartig. Ich finde Spinnen ja eigentlich ganz nett - und wenn mir mal so richtig langweilig ist, amüsiere ich mich ganz gerne mit der einen oder anderen.... Mäuse als Haustiere finde ich aber interessanter! Früher gab es mal welche bei Frau Mittermaier. Die saßen in einem kleinen Käfig im Wohnzimmer. Es waren zwei - eine war weiß, eine weiß-grau gefleckt. Die weiße hat übrigens besser geschmeckt. Dafür war die andere recht wendig. Hat ihr in letzter Konsequenz aber auch nichts genützt! Simba hatte drei Tage lang Hausverbot, als sie dann verschwunden waren. Er markierte aus Rache direkt vor unsere Haustüre! Nachtragender Kerl! Frauchen hat ja so mit mir wegen des Flecks an der Mauer geschimpft - als ob ich was dafür könnte! Omi hatte auch mal ein Haustier: einen Hamster. Aber der ist eines natürlichen Todes gestorben - besser gesagt : ohne Nachhilfe durch mich oder einen anderen Jäger. Ich glaube, der Hamster hat sich einfach überfressen! Ständig rannte der rum mit dick angefüllten Hamsterbacken, als könne er nie den Hals voll genug kriegen! Vielleicht ist er ja auch bei einem seiner Ausbruchsversuche hinter den Wohnzimmerschrank gekrochen und dort stecken geblieben. Wäre gut möglich - fett wie der war. Habe jedenfalls Omi beim letzten Besuch davon reden hören, dass Willi ( so nannte sie den kleinen Beißer) jetzt schon im Hamsterhimmel sei. Nina war trotzdem traurig. Sie mochte ihn wohl sehr. Einmal konnte Omi nicht auf ihn aufpassen, da brachte sie ihn zu uns her, in die Kastanienbaumallee. Nina kümmerte sich um das kleine Fresserchen. Sie ließ mich auch zwei, dreimal an ihm schnuppern. Doch Frauchen erlaubte nie, dass Willi aus dem Käfig rausdurfte, solange ich in der Nähe war. Böses Frauchen! Wie konnte sie nur so misstrauisch sein? Ich hätte doch nie.... Also ehrlich! Wo ich doch immer so anschmiegsam und so verträglich bin! In nächster Zeit dürfte es aber hier in der Kastanienbaumallee wieder äußerst spannend zugehen. Hörte nämlich heute morgen beim Frühstück, wie Herrchen sagte: "Wir müssen uns demnächst eine neue Maus kaufen!" Hach, ja! Bitte, tut das ! Am besten gleich drei oder vier Stück davon! Ich liebe Mäuse als Haustiere! (Zwischendurch ein kleiner Kanarienvogel wäre allerdings auch ncht zu verachten.) Nicht umsonst lautet ja eine alte Katzenweisheit: "Die Maus im Haus ersetzt die Zwischenmahlzeit....!" Mrrruau! Ich werd mir jetzt mal kurz eine Happen Fressbares holen...... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (14.10.2009 um 21:53 Uhr) |
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#4 |
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Von Menschen und Mäusen und andren Gehäusen
Das erste, was man als Katze im Umgang mit Menschen lernen sollte, ist, sie nicht allzu ernst zu nehmen! Denn: Oft sagen sie nicht, was sie meinen. ( Das lässt sich zur Not noch durch Beobachtung der Körpersprache erraten) und: Oft meinen sie nicht, was sie sagen. Das ist verwirrend. Immer wieder! Die Missverständlichkeit ihrer Farbenlehre habe ich euch ja schon mal erläutert. Doch auch im übrigen Leben gibt es häufig Formulierungen, über die der gesunde Katzenverstand stolpern muss. Die Sache mit den Mäusen war da auch so ein Ding..... Nach Herrchens letzter Äußerung freute ich mich jedenfalls schon unbändig auf die neuen Hausgenossen, malte mir in meiner Vorstellung schon aus, wie nett ich es in den nächsten Tagen wohl haben würde....alles daneben geraten, aber mächtig! Herrchen kam heute Mittag heim und zog und schleppte dabei riesige Behälter von seinem Lauftier ins Haus. Ich dachte schon: Käfige für die Mäuse - deshalb beobachtete ich interessiert die weiteren Vorgänge, doch was nach dem Öffnen der Schachteln zum Vorschein kam, war mehr als enttäuschend! In einer Box war nur eine flache Platte - sah aus wie zerquetschtes Fernsehen("Monitor" hat Herrchen es genannt), zwei weitere, schwarzsilberne Kisten entpuppten sich als Inhalt der übrigen Behälter. Alle hatten meterlange Schwänze dran. Das sah zwar nett aus - vielleicht ein Spielzeug für mich? - doch Herrchen jagte mich sofort davon, wenn ich auch nur ein bisschen da hineinbeißen wollte! Herumspielen durfte ich auch nicht damit, obwohl diese Schwänze unglaublich nett auf dem Vorzimmerboden klappern konnten.... Setzte mich aus Trotz in eine der leeren Schachteln. Dachte mir: Wenigstens die könntet ihr mir doch überlassen, wenn ihr mir schon andauernd irgendwelche neuen Sachen in mein Revier einschleppen müsst! Nach einer Weile plagte mich aber dann doch die Neugierde, denn ich hörte Herrchen sagen, er müsse jetzt nur noch die Maus anhängen..... Verdammt! Wo war denn die drin gewesen? Musste ich glatt übersehen haben! Schaute also noch einmal in allen Schachteln nach - keine Spur von einer Maus, nicht einmal ein leiser Geruch war da, kein Barthaar, kein Pfotenabdruck! PÖÖÖHH! Mittlerweile ist es schon später Abend geworden und Herrchen hat sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt. Er muss dort irgendwelche geheimnisvollen Dinge mit seinen neuen Sachen tun. Hin und wieder schimpft er dabei zwar ganz ordentlich - trotzdem bleibt sein Eifer ungebrochen..... Was sich die Menschen da immer selbst antun - keine vernünftige Katze würde es je verstehen! Die "Maus" habe ich nun auch endlich kennengelernt: Sie ist nichts weiter als ein kleines, halbrundes Ding, wo die Menschen ihre eine Pfote drauflegen, um dem flachen Fernsehen zu sagen, was es tun soll. Klappt aber nicht immer, wie man an Herrchens Geschimpfe deutlich hören kann. Besser, ich lasse ihn heute noch in Ruhe. Der ist mir viel zu nervös und übellaunig für weitere Nachforschungen. Morgen, wenn er wieder "arbeiten geht" sehe ich mir diese Fernsehmaus dann mal genauer an. Vielleicht ist ja wenigstens ihr Schwanz für mich genießbar.... Ich habe Zeit, Leute. Das wäre schließlich nicht die erste Maus gewesen, der ich lange auflauern musste.... Wird fortgesetzt!
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#5 |
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Das Leben ist kurz
Regen! Schon seit gestern. Ist mir aber ganz egal. Will sowieso nicht raus. Mir ist der Appetit vergangen. Keine Lust auf gar nix. Bin völlig apathisch. Minka ist tot. Einfach futsch und hin! Überfahren. Bei der großen Straße! So oft hab ichs ihr gesagt: Pass auf, Mieze! Sei vorsichtig! Diese Laufdinger sehen nur so harmlos aus, wenn sie rumstehen! Da draußen, auf der Landstraße, da sind sie lebensgefährlich! Sie springen auf Randsteine, sie springen auf Menschen, sie fallen sogar Katzen an.... Minka hat nur schelmisch gelacht und gemeint: "Ach du - immer du mit deiner Theatralik!" Und dann ist sie wohl wieder rübergelaufen, blitzschnell, husch, husch - nebelig wars und rutschig... Methode : Wird schon klappen, hat ja bislang immer geklappt.... Aber diesmal klappte es nicht.... Ich hab sie gefunden. Simba auch. Saßen da alle beide am Straßenrand und wussten gar nicht, was tun. Simba war vielleicht noch trauriger als ich. Zum ersten Mal, seit wir uns kennen, hat er mir Leid getan. Da war auf einmal sowas wie Verständnis zwischen uns beiden. Sonderbar. Geteiltes Leid ist wohl schon fast halbe Gemeinschaft... Ich habe etwas verloren - und er vielleicht noch viel mehr... Das Leben ist kurz. Doch so kurz hätte es nicht sein müssen. Arme Minka! Böses, böses Lauftier! Dummer, dummer Mensch, der es nicht richtig steuern konnte! Ob wohl wieder dieser Karl von gegenüber der Schuldige war...? Liege schon den ganzen Vormittag unter der Küchenbank und will einfach nichts fressen. Appetit vergangen, quasi Unfallschock. Hoffentlich schleppen sie mich nicht gleich zum Tierarzt deswegen! Muss endlich einmal nachdenken. Eins und eins zusammenzählen. Fühl mich an wie Hohlraum, mit Fell überzogen. Minka, meine Minka! Wie werd ich dich unendlich vermissen.....! Das Leben kann so kurz sein - und so schnell kannst du es verlieren.... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (05.10.2009 um 20:59 Uhr) |
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#6 |
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Licht und Schatten
Gestern haben die Neumüllers ihre Minka gefunden. Haben zwei Tage lang immer wieder "Minka! Minka!" gerufen. Hat nur nichts mehr genützt - wie denn auch? Frau Neumüller kam anschließend ganz verheult zu uns herüber und Frauchen hat ihr eine schöne, heiße Tasse Tee gemacht. Dann saßen die beiden Frauen lange, lange Zeit auf der Gartenbank und haben viel miteinander geredet. Was genau weiß ich nicht mehr, denn kurz darauf musste ich meine Hofrunde machen. Simba liegt derzeit nur noch apathisch herum. Dem alten Herrn fehlt seine Freundin mächtig. Kanns ja verstehen. Bin selber auch noch immer ein wenig gedämpft.... Mich hat aber die Dreifärbige wieder aufgerichtet. Prächtiges Mädel, gut dass sie uns zugelaufen ist! Pardon, vor lauter Aufregung vergaß ich zu erwähnen: Sie hat jetzt einen richtigen Namen bekommen und heißt "Minusch". Ganz stolz ist sie darauf! Geht jetzt immer mit hocherhobenem Schwanz aus dem Haus, besonders, wenn wer zu ihr hinübersieht. Außerdem ist sie seit voriger Woche mit ihren drei Kätzchen ins Haus übersiedelt. Deshalb ist jetzt allerhand los da drüben! Weiß gar nicht, wie die Helmstätts mit all dem Katzensegen zurecht kommen wollen..... Die kleinen Racker sind nämlich überall dran, drauf und drin - und der alte Helmstätt flitzt hinter ihnen her ( sein dickes, weißes Bein ist mittlerweile auch wieder verschwunden) und versucht, die allerärgsten Katastrophen zu verhindern! Gestern erst turnte das schwarzweiße Katerchen oben auf dem Balkongeländer herum und wäre, weil es in der Früh noch feucht und rutschig war, um ein Haar in den Kellerabgang hinuntergestürzt. Helmstätt erwischte den kleinen Besen zum Glück noch rechtzeitg ( diesmal ohne sich selbst ein Bein zu brechen) - und seitdem wird die Balkontüre ebenfalls scharf bewacht.... Bin heute schon sehr zeitig aufgewacht. Alles im Haus ist noch ruhig, doch mir knurrt der Magen, weil ich in den letzten Tage so wenig gefressen habe! Nun meldet sich mein Appetit vehement zurück! Warum müssen die Menschen bloß samstags länger schlafen wollen? Die Futterschüssel ist auch leer, gewaschen zwar, aber leer! Frauchen! Soll ich vieleicht auch ins große Feld laufen und mir eine Maus holen ? Hatten wir nicht unlängst erst ein Opfer zu beklagen? So viel Unglück kann ich doch nicht zulassen! Da hilft nur eins: Ich muss die Leckerli-Dose von da oben herunterholen! Weiß doch genau, wo Frauchen sie immer hinstellt.... Vorsicht, Vorsicht, da hängt auch ein Deckchen herunter...... Keine schlechte Idee eigentlich - wenn ich da so am Deckchen ziehe, wandert vielleicht auch die Leckerli -Dose an den Rand und purzelt herunter zu mir...... komm schon, komm schon, nur noch ein klitzekleines Stückchen..... Neiiiin! Herrje! Was isn jetzt das wieder! Pitschüüüüü! Tschinnnn! Auaaa! Seit wann hat Frauchen da oben Blümchen stehen? Mist! Alles liegt auf dem Boden. Igitt! Und ich bin ganz nass ! Und wo kommen auf einmal die vielen kleinen Stein-Stückchen her? Die Blumen wollte ich eigentlich nicht fressen. Blöde Leckerli-Dose! Steht immer noch da oben rum und grinst frech zu mir her....Mann , hab ich vielleicht Hunger! Nanu, ist mein Frauchen nun endlich wach geworden? Hört sich irgendwie so an wie Schuhe-Anziehen und Treppensteigen....Komisch - hab plötzlich so ein ungutes Gefühl.....Ich glaube, ich muss jetzt dringend nach draußen, was Wichtiges erledigen...... Leute, ihr könntet doch hierbleiben und meinem Frauchen ausrichten, dass sie in der Zwischenzeit mein Fresschen hinstellen soll! Und diese scharfkantigen Stückchen soll sie auch lieber gleich wegräumen! Könnte mir doch glatt meine Pfötchen dran verletzten! Warum hat sie bloß immer so gefährliche Sachen im Haus? Menschen sind ja sooo leichtsinnig..... Handeln einfach unüberlegt , immer und immer wieder.... Wird fortgesetzt!
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#7 |
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Von Glück und Glas
Frauchen war mir diesmal echt böse! Die Steinstücke waren nämlich mal eine Vase, die sie als Kind von Oma bekommen hat. Daran hätte ihr Herz gehangen, sagte sie. Ich weiß es jetzt, weil sie es gestern beim Abendessen ihren Kindern erzählt hat. Nun wird also mein Frauchen in Hinkunft herzlos sein - und das alles wegen mir! Hab echt schlechtes Gewissen deswegen! Versuchte jetzt schon den ganzen Vormittag, auf ihre Schoß zu hüpfen oder sonstwie ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Ganz umsonst! Mrrruau! Das kann sie mir doch nicht antun! Wie kann sie nur so herzlos sein? UUUUPS! (Peinliches Schweigen.....) Diesmal weiß ich echt nicht, wie ichs machen soll....muss mich wohl leise davonschleichen.....dabei war ich doch nur hungrig gestern .......bins eigentlich heute auch noch..... Mal sehen, ob mir Ablenkung hilft: eine Runde Simba verklopfen zum Beispiel......oder bei Minusch um ein Katerstündchen raunzen.... Die kleinen sind ja nun schon sehr selbständig und im ganzen Hof unterwegs! He - hallo, Gefleckter - was machst du denn da auf meinem Lieblingssonnenplatz? Wenn du nicht so jung wärst, bekämst du jetzt eins an die Backe, mein Lieber! Das hätte ja nicht einmal Simba gewagt, mich hier wegzudrängen.... Übermütiges Kerlchen - jetzt hopst er glatt unter Frauchens Lauftier und - weg ist er! Eh? In Luft hat er sich aufgelöst? Glaub ich nicht, der war doch gerade noch hier......Seltsam. Ich geh mal Minusch holen, vielleicht weiß sie, was hier los ist. Der Schwarz-Weiße ist wirklich einer, ders immer ganz genau wissen will! Hoffentlich bringt ihn das nicht irgendwann einmal in erhebliche Schwierigkeiten..... Minusch - ich habe dir einen abgängigen Sohn zu melden.... Ach so, du suchst erst mal nach zwei verlaufenen Töchtern? Na ja, dann - darf man vielleicht behilflich sein....? Wenig später Der heutige Tag wird auch nicht besser als der gestrige es war! Minusch ist auf eine Glasscherbe getreten! Angeblich wars ein Stück von Frauchens zertrümmerter Vase. Lag neben den schwarzen Behältern vorne im Hof (Frauchen hat wohl nicht gut weggeworfen). Minusch sprang von der Abdeckung des Lauftierstalles herunter und landete genau auf dem Scherbenstück, leider, leider...... Jetzt ist sie auch noch auf mich böse! Zu Hilfe! Ich kann doch nicht an allem Schuld sein! Wenigstens ist es ihr gelungen, die kleine Getigerte wieder von dem Baum herunter zu locken, der neben dem Lauftierstall steht. Dieses Miststück war einfach raufgeklettert und mauzte dann die ganze Zeit zum Steinerweichen! Wenn Minusch ihr nicht nachgeklettert wäre und sie heruntergelockt hätte...(Ich glaube nicht, dass es der alte Helmstätt diesmal gewagt hätte, wieder eine Kletterpartie zu riskieren! Seit seinem Beinbruch vor ein paar Wochen hinkt er immer noch ein bisschen, der hat ihm doch ein wenig zugesetzt.) Der schwarz-weiße Lümmel tauchte nach einiger Zeit von selbst wieder auf. Keine Ahnung wie ers gemacht hat - aber dem Aussehen nach war der irgendwo in den Tiefen des Lauftierbauches verschwunden! Von schwarz-weißer Fellfarbe war nachher jedenfalls nicht mehr die Rede! Eher von ölig-schwarz und ölig - weiß, mit allen Nuancen von ölig - graubraun dazwischen! Na, der wird was zu lecken haben! Ekelig! Hoffentlich verdirbt er sich nicht den Magen.... Nur die rot-weiße Kleine lag artig neben mir und beobachtete das Treiben ihrer Geschwister. Jagte dann den bunten Blättern hinterher, die der Wind jetzt durch den Hof treibt oder versuchte, ihren eigenen Schwanz zu fangen(Dummerchen), aber wenigstens blieb sie in Ruf - und Sichtweite. Sie ist wirklich eine ganz Brave! Und ihr Gesicht sieht dem von Minusch sehr ähnlich.... Am Nachmittag kam dann Frau Helmstätt zu uns herüber. Seit einiger Zeit trinken sie und mein Frauchen gerne Kaffee miteinander. Hatten wohl Wichtiges zu besprechen. Mmmm, Kaffee! Da fällt mir ein , dass ich jetzt soooo gerne ein Leckerli hätte! Es wäre jetzt wirklich die richtige Zeit dafür... Aber ich weiß nicht, ob Frauchen mir immer noch böse ist. Dabei könnte Kaffeestunde die glücklichste Zeit des Tages für mich sein! Hm - seufz. Das muss ich euch unbedingt mal erzählen..... Wird fortgesetzt!
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#8 |
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Genießen und genießen lassen
Üblicherweise trinkt mein Frauchen ihren Kaffee immer am Nachmittag. Sie könne sonst den Tag nicht überleben, sagt sie. In der Früh fehlt ihr wohl dazu die Muße, da saust sie nur rum - wegen der Kinder und auch so. Bis zum frühen Nachmittag ist sie immer im Haus unterwegs: rauf, runter, raus zu den Mülleimern, wieder rein, ganz runter zum Plätschertier, raus in den Garten, wieder zurück in die Schlafräume.... Schließlich besteigt sie irgendwann ihr Lauftier und geht jagen. Wenn sie von der Jagd zurückkommt, schleppt sie das gefangene rohe Futter (und allerhand Kleinkram, den sie auch irgendwo gefunden hat) ins Haus und stellt richtiges Menschenfutter her. Ach ja, sie schnippelt und rührt, knetet und mischt - und manchmal weiß sie von alleine,was sie tun soll, manchmal aber muss sie sich erinnern und steckt ihre Nase in ein kleines, rotes Buch. Darin stehen wohl all ihre Futtergeheimnisse drin. Wenn dann die Kinder von der Schule kommen, gibt sie ihnen zu futtern, was meist mit einigen Kämpfen verbunden ist. Die Kinder sind ja in der Ernährung höchst umsichtig und wehren sich gegen all das grüne Zeug, das Frauchen ihnen schmackhaft machen will. Zum Glück hat sie noch nie probiert, mich damit zu füttern - denn dann müsste ich mich wohl auch zur Wehr setzen. Meistens gewinnt ja Frauchen die Zweikämpfe, obwohl Tommy in letzter Zeit eine erstaunliche Geschicklichkeit darin entwickelt hat, leise verschwinden zu lassen, was ihm nicht mundet.... Ich verrat dich nicht Junge - sag du aber auch nicht, dass ich es war, der die Wohnzimmerpflanze so zuschanden gebissen hat! Kann ich dafür, dass Frauchen schon länger kein Katzengras gefangen hat...? Wenn die Kinder dann endlich in ihre Zimmer verschwinden, um mit der nervenschonenden Beschäftigung "Hausaufgaben" zu beginnen, hat Frauchen endlich ein wenig Luft: Zeit für sich, für ihren Kaffee - und für meine Knabberstangen! In einem Behälter wärmt sie Wasser - und wenn dieses zu fauchen beginnt (und das höre ich, Leute, egal wo ich gerade im Haus bin!) , wird es auch Zeit für mich, mein besonderes Frauchen-Verwöhn-Programm zu starten. Hüpfe dazu immer auf die Küchenbank und positioniere die Vorderpfoten so, dass mein Kopf nahe an Frauchens Wange gerät. Wenn sie dann flüstert: "Gib Küsschen, Samuel!" reibe ich meinen Kopf ganz zärtlich an dem ihren. Danach ist sie ganz verrückt! Belohnung erfolgt natürlich sofort: Knabberstangen! Ein bis zwei Stück, je nach Tagesverfassung, mit wechselnder Geschmacksnote. Und währendessen trinkt Frauchen ihren Kaffee. Das ist unser ganz privates tete-a-tete , und wenn wir Glück haben, dauert es zumindest solange, bis der Kaffeebecher (langsam getrunken!) leer ist. Nur manchmal kommt vorher Tina aus ihrem Zimmer runter und rotzt ein verheultes "Ich kenn mich nicht aus!" dazwischen. Dann muss Frauchen wieder rasch nach oben, denn es wird nicht lange dauern, bis dann Tommy meint: "Tina will sich immer nur wichtig machen....!" Die wichtiggemachte Tina und der verärgerte Tommy verlangen dann Frauchens ungeteilte Zuwendung und ich beziehe meinen Platz auf der Fensterbank - denn schließlich will so eine delikate Knabberstange ja auch in aller Seelenruhe verdaut werden.... Freu mich schon auf morgen, wenn wir zu Helmstätts rübergehen, um Kaffee zu trinken! Hab irgendwas läuten hören, dass es dort noch echt feierlich wird. Minusch ist auch schon ganz aufgeregt deswegen und meint, ich solle unbedingt vorbeikommen.... Wird fortgesetzt!
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Ein Fest mit Folgen
Heute ist also der große Tag! Familie Hegendorff ist eingeladen. Die Hegendorffs, das sind wir. Irgendetwas Großartiges scheinen die Helmstätts nun bald zu feiern, denn Frau Helmstätt ist schon den ganzen Vormittag in ihrer Küche zugange und richtet allerhand lecker Aussehendes für den Nachmittag her.... Herr Helmstätt passt in der Zwischenzeit auf die Kätzchen auf. Nicht einmal Minusch darf in der Küche bleiben! Kanns verstehen. Selbst hier vom Fensterbrett aus betrachtet sieht das, was in den Schüssseln und auf den Platten angerichtet ist, viel zu lecker aus, um es nicht sofort kosten zu wollen! Hmmmm, was haben wir denn da? - Fischwürfelchen, Leberpasteten, Wursthappen, Bratenstücke, Gemüse lassen wir aus, Käsestücke, Schinkenrollen....., natürlich auch Kaffee und Kuchen und - KNABBERSTANGEN! Seh es doch ganz deutlich: Auf einem der Teller liegen ganz viele Leckerlis und Knabberstangen! He , warum habt ihr eigentlich MICH nicht eingeladen? Bin ich vielleicht kein Mitglied der Familie? Ihr braucht beim Wegputzen dringend Unterstützung. Wenn euch all die Knabberstangen übrigblieben, wärs doch ein Jammer ..... Schlürf - da läuft einem ja das Wasser im Maul zusammen! Muss schleunigst machen, das ich von hier fortkomme, sonst wird hier noch das ganze Fensterbrett schlüpfrig vollgesabbert! Kanns mir nicht leisten, dass ich abrutschte und in den Kellerabgang stürze. Werd mein Glück mal bei der Terrassentür versuchen: Bisschen armselig dreinschauen, ein wenig das Fell wegspreizen ( sieht verfroren aus), dazu den Kläglich-Mauzton Numero 7.... Miau-o-u! Hier sitzt ein wahnsinnig hungriger Nachbarskater, der freundlich willkommen geheißen will! Gleicher Tag, spätabends Nö, das glaub ich einfach nicht, dass mir das passiert sein soll! Das ist einfach zu entsetzlich, um wahr zu sein! Mir fehlen die Miau-Töne! Es sollten einen Katzen-Anwalt geben! Dass sie mir das antun! Ich finde es un- ge -heu-er - lich ! Muss mich wohl verhört haben. Dabei fing alles so hübsch und friedlich an. Genau zur Kaffeezeit verließ mein Rudel das Haus, um bei Helmstätts drüben einzufallen, erstaunlicherweise machten sich auch die beiden Neumüllers von schräg vis-a-vis mit auf den Weg. Sonderbare Zusammenrottung, hab ich mir noch gedacht, waren die jemals zuvor bei den Helmstätts eingeladen? Na ja, meinetwegen, solange sie nicht ausgerechnet die Knabberstangen verdrücken, soll es mir recht sein. Ich Dummkopf! Hoffte doch zu dem Zeitpunkt noch tatsächlich, die wären für mich! Oh, wie sollte ich mich doch irren, in allem und jedem! Minusch hat mir später genau erzählt, was dann bei Helmstätts drüben wirklich los war. Zuerst sah alles ja noch wie ganz gewöhnliches Kaffeetrinken aus (mit reichlich erweitertem Buffet für die Gäste), doch dann wurde es plötzlich ganz ernst und feierlich. Frau Helmstätt holte die drei Kätzchen aus den Ecken, in denen sie sich wegen der vielen Gäste verkrochen hatten, und reichte sie lachend jedem, der sie streicheln wollte. Danach läutete Herr Helmstätt eine kleine Glocke und brachte die drei Halsbänder und den Teller mit den Knabberstangen aus der Küche. Nina und Tommy durften dann den Kätzchen die Halsbänder umlegen - und noch während sie die Leckerlis ausprobierten, erhielten sie ihre neuen Namen: Minou, die kleine rot-weiße Katze, konnte sich gar nicht recht dafür erwärmen und lief sofort wieder zurück zu ihrer Mutter, hinter der sie sich sogar ein wenig versteckte. Camillo, der schwarz-weiße Kater sträubte sich ein wenig gegen das Halsband, vergaß es aber dann wegen der Knabberstange. Er holte sich dafür auch noch ein Stück von Lucys Leckerlis. Dem Tigerchen waren ein paar Stücke unter den Tisch gefallen, und da sie diese nicht sofort finden konnte, wurden sie zum Raubgut für ihren feinen Herrn Bruder! Oh, dieser Vielfraß! Den Menschen hier schien das aber alles nichts auszumachen, die Stimmung war allgemein recht heiter und gelöst, bis schließlich Herr Helmstätt verkündete: "Ihr wisst ja, dass wir gerne alle Kätzchen behalten hätten - aber vier Katzen, das ist uns wirklich zu viel. Darum möchten wir uns nochmals bei euch bedanken, dass ihr euch bereit erklärt habt, zwei Kätzchen aufzunehmen. Es wird ja kein großes Problem werden, da ihre Mutter ja noch ganz in der Nähe ist. Aber ab nächster Woche könnt ihr sie holen. Sie bekommen vorher noch beim Tierarzt die nötigen Impfungen - und dann gehts los....." Bis hierhin hatte Minusch alles verstanden, danach , so sagte sie, redeten aber die Menschen ziemlich laut und wild durcheinander, tranken Kaffee, Wein und noch allerhand andere Getränke, sie habe dann mit ihren Kindern das Wohnzimmer verlassen müssen. Katzenohren sind schließlich sehr empfindlich. Nun wissen wir also, wie die Kätzchen künftig gerufen werden - und dass zwei davon bald in ein neues Zuhause übersiedeln sollen. Frag mich bloß wer, und wohin.... Aber da Nina und Tommy so begeistert losquietschten, keimt da plötzlich so ein böser, dunkler Verdacht in mir..... Nein, ich glaubs nicht, ich wills nicht, ich wills gar nicht glauben müssen! Das können sie mir doch nicht antun! Oder etwa doch? Am Ende wollen sie stattdessen noch mich loswerden? Mrruauiii! An mir nagt die Ungewissheit wie die Maus am Käse........! Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (13.10.2009 um 20:59 Uhr) |
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#10 |
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Erinnerungen an meine dunkle Vergangenheit
Oha - hatte in den letzten paar Tagen doch reichlich Nachdenkstoff! Zum Glück hat sich in meinem Rudel bislang nichts verändert - und die Kätzchenbande ist auch noch immer dort, wo sie sein sollte: bei Helmstätts! Würds ja nicht ertragen , wenn sie mir da so 'ne Nervensäge vor die Nase setzten... Mruauu! Das wäre ja glatt zum Auf - und Davonrennen! Danke, Leute - aber ich hatte von dem : In meiner dunklen Vergangenheit! "Dunkel" sage ich vor allem deshalb, weil ich mich nicht mehr allzu gut daran erinnern kann. Bitte glaubt es mir: Auch ich war mal ein kleines Katerkätzchen - jung, verspielt und übermütig! Das war noch vor der Zeit, als ich in die Kastanienbaumallee Nummer 8 kam. Ich muss damals in einer der hochgestapelten Wohnhöhlen gewohnt haben - ihr wisst schon: Manche Menschen wohnen ebenerdig ( so wie mein Rudel), andere hingegen leben hoch aufgetürmt, so wie Oma. In manchem Menschenbau befindet sich eine Wohnhöhle über der anderen, und wer sie betreten will, der muss nach oben viele Schritte hinaufklettern oder er benützt ein kleines, fahrendes Zimmer..... Oma hat so etwas bei sich daheim, aber früher mal wohnte sie wo, da musste sie auch klettern. Seit sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, hat sie aber die Wohnhöhle gewechselt. Das Nachhausekommen wäre sonst zu mühsam für sie gewesen.... Raus kommt man aus diesen Stapelhöhlen mitunter erschreckend einfach, zum Beispiel dann, wenn man aus dem Fenster fällt. Das ist nämlich mir passiert! Ich war damals noch ein ziemlich kleiner Dummerjan! Vielleicht hätten sie mich auf dem Frischluftvorbau ("Balkon" nennt sich so etwas, glaube ich) nicht alleine lassen sollen. Da gab es zwar eine Art gespannten Zaun herum - aber nur bis in halbe Höhe - offenbar dachte damals niemand daran, dass Kätzchen auch wachsen und dann immer geschickter werden im Springen und im Sich-Hochhangeln. Ich jedenfalls hangelte mich. Ich glaube, es war wegen eines kleinen Vögelchens, das sich sehr frech auf das Geländer gesetzt hatte und zu mir runterpiepte. Hat sich wahrscheinlich über mich lustig gemacht, das Ding. Bei meiner Katerehre - so etwas kann man doch nicht auf sich sitzen lassen! Jedenfalls hätte ich ihm gerne mal einen Klaps mit der Pfote verpasst. Dazu kam es aber nicht , denn zunächst einmal turnte ich eine Weile ungeschickt auf dem Geänder herum. Dann meinte ich, ich könnte dem kecken Pieper vielleicht hinterherspringen und sprang - Das war der überrraschendste Kunstflug meines Lebens! Glück im Unglück: Ich landete auf einem Fliederbusch, der unter diesem Balkon im Hof wuchs. Die Landung war zwar etwas unsanft, aber zumindest nicht tödlich. Hatte mir bloß eins meiner Pfötchen verstaucht. Aua! Und noch dazu war das mein allerliebstes Lieblingspfötchen! Miauuu! Na ja. Und dann irrte ich einige Tage lang umher. Niemand suchte nach mir und ich dummes Miezelchen , ich konnte einfach nicht mehr nach Hause finden. Also lief ich und lief ich, und schrie und schrie.... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (15.10.2009 um 21:03 Uhr) |
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