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Alt 03.02.2010, 12:19   #1
Chavali
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Standard Sonderlinge



Sie ziehen Köpfe und Schultern ein,
um möglichst gar nichts zu sehen,
sie kneifen die Augen zu Schlitzen klein
und würden gern rückwärts gehen.

Im Innern da ärgern sie sich über dich
doch außen da trägt man ein Lächeln zur Schau.
Sie wolln alles wissen, doch niemals was tun,
das weiß mittlerweile die Welt ganz genau.

Sie geben nicht zu, dass du kraftvoller scheinst,
woll'n dich übersehen und schaffen es nicht.
Wo du bist, da gehen sie niemals mehr hin,
sie machen sich Gleichmut zur heiligen Pflicht.

Doch manchmal, da sticht sie ein Häferlein,
sie laufen frontal in die Falle hinein.
Bei Bier und bei Wein ist ihnen alles egal
und bestellen für sich das Henkersmahl.

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Alt 04.02.2010, 19:39   #2
a.c.larin
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hallo chavali,

ich bin mir nicht ganz klar drüber, wie ich deine zeilen verstehen soll.

in strophe 1+2 beschreibst du deine "sonderlinge" als in sich geduckte, teils resignierte, teils latent aggressive personen, untätig aber auch neidisch auf das Lyrich. (da frag ich mich gleich: woher weiß das lyrich, dass es aus sicht der "sonderlinge" kraftvoller erscheint?).

dieses geduckt - neidisch - verärgerte passt dann irgendwie nicht zum wort gleichmut.
ich würde dieses verhalten eher als eine nur im außen zur schau gestellte gleichgültigkeit bezeichnen. das ist aber wohl auffassungssache.

was mich irritiert, ist strophe 4: plötzlich ist da eine "falle", in welche die "sonderlinge" tappen. wer hat sie aufgestellt? das lyrich, das ohnehin meint, "stärker" zu sein? wenn ja, wozu? oder eine unbekannte, bisher im gedicht nicht genannte person? (aus meiner sicht sind fallensteller mindestens genauso sonderbar.)

zuletzt bestellen sich die sonderlinge ein "henkersmahl", indem sie alkohol trinken, und dann passiert - was?
eigentlich weiß ich nicht, worauf die sache hinausläuft.

verwirrt über den ausgang,
larin
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Alt 04.02.2010, 20:18   #3
Chavali
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Hallo larin,

gut, dass du mir mit deinem Kommentar die Gelegenheit gibst, zu erklären.
Eigentlich ist es ja weniger gut, wenn man erklären muss und der Sinn des Textes entweder nicht verständlich ist,
oder der Leser sich gar keine Vorstellung von der Intention des Autors macht.
Meine Absicht war, Menschen auf die Schippe zu nehmen, die irgendwie inaktiv sind und am Leben nicht teilnehmen
(wollen oder können).
Aus welchem Grunde auch immer.
Ist sicher nicht so recht rübergekommen, wie du als Leser mir bestätigst.
Zitat:
untätig aber auch neidisch auf das Lyrich.
Von einem LyrIch ist hier gar keine Rede, höchstens ein LyrDu (S2).
Zitat:
plötzlich ist da eine "falle", in welche die "sonderlinge" tappen. wer hat sie aufgestellt?
Das sollte man nicht so ganz wörtlich nehmen, ist als Metapher gedacht für eine plötzliche Begebenheit,
in die sie hineingeraten, ohne es zu wollen.
Zitat:
das lyrich, das ohnehin meint, "stärker" zu sein?
Wie gesagt, es bibt kein LyrIch und schon gar keins, das meint, stärker zu sein.
Und wenn doch, kann das ein LyrI sicher sehr gut selbst einschätzen.
Das war aber hier gar nicht die Frage.
Zitat:
zuletzt bestellen sich die sonderlinge ein "henkersmahl", indem sie alkohol trinken, und dann passiert - was?
Das hast du auch sehr wörtlich genommen - es ist das Ereignis, das unverhofft auftritt - wie oben beschrieben.

Vielleicht kommt ja noch ein Kommentar, an dem ich sehe, dass ich komplett danebenliege mit meiner Absicht.

Vielen Dank dir!

LG Chavali

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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2010, 08:14   #4
a.c.larin
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hallo chavali,
ich steh vielleicht auf der leitung - ganz erschließt sich mir die sache immer noch nicht.
also gut: ein lyrich spricht mit einem lyrdu über dritte ( die inaktiven sonderlinge, die nicht am leben teilnehmen und erst unter einfluss von alkohol aus sich herausgehen)

trotzdem steht da aber:
Sie geben nicht zu, dass du kraftvoller scheinst,

- also wem erscheint jetzt das lyrdu kraftvoller? ( wies aussieht , dem lyrich - muss aber nicht heißen, dass das die "sonderlinge" auch so sehen. was sollten sie dann aber zugeben, wenn sie selbst ganz anderer meinung sind?
laufen hier etwa geheime rivaltitäten ab?

die "falle" hab ich sehr wohl in übertragegen sinn gelesen - es geht um irgendeine interaktion, in die die sonderlinge hineingeraten.
alkohohl scheint hier die hemmschwelle herabzusetzen. ich denke mir aber, das ein unter alkoholeinfluss verändertes verhalten im grunde noch gar kein verändertes verhalten ist - hast du das etwa gemeint?

übrigens : nur weil ich was nicht gleich versteh, muss es nicht heißen, dass du es nicht gut beschrieben hast - ich verstehs halt einfach nur nicht ( im moment)
die sache mit den "sonderlingen" seh ich ähnlich: nur weil das Lyrich/Lyrdu deren verhalten (im moment) nicht nachvollziehen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass es unter einen gewissen anderen bezugssrahmen betrachtet, doch sinn macht.
mangel an information führt oft zu schlimmen vorurteilen....

entschuldige - ich hab jetzt dein gedicht verpsychologisiert - aber ich konnts einfach nicht lassen....

liebe grüße, larin
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Alt 06.02.2010, 00:43   #5
Corazon
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Hallo chavali,

ich finde dein Gedicht sehr traurig.
Die in die Fallen laufenden Sonderlinge tun mir auch leid.
Ich fühle mich den mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Sonderlingen näher wie manchem dynamischen, über Leichen gehenden Erfolgsmenschen.

"und bestellen für sich das Henkersmahl"

So spielt das Leben, so is' es eben...

Gruss

Corazon
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Alt 17.02.2010, 10:14   #6
Chavali
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Liebe larin,

einige Zeit ist nun vergangen und wir sind wieder ein wenig weiser geworden
Zitat:
ich hab jetzt dein gedicht verpsychologisiert - aber ich konnts einfach nicht lassen...
Das ist eine deiner Leidenschaften, ich weiß, und es ist immer wieder interessant,
was dabei für Gedanken freigesetzt werden.
Zitat:
trotzdem steht da aber:
Sie geben nicht zu, dass du kraftvoller scheinst,
- also wem erscheint jetzt das lyrdu kraftvoller?
Nun, wie ich es meinte: nicht dem LyrIch - denn das taucht ja nicht auf -
sondern den Sonderlingen (zugegeben, so im Nachhinein ein unmögliches Wort ), die von Missgunst besetzt sind.
Zitat:
alkohohl scheint hier die hemmschwelle herabzusetzen.
So ist es. A. lässt die Zungen lockerer werden.
Kennst du den Spruch: Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit?
Und zwar sprechen sie die Gedanken IHRER Wahrheit aus, die nix mit Realismus zu tun hat.
Zitat:
mangel an information führt oft zu schlimmen vorurteilen....
Das ist ein gutes, ein richtiges Fazit, dem ich mich sehr gern anschließe.

Hab Dank für deine Beschäftigung mit dem Text.

Lieben Gruß,
Chavali


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