Contractors

[Falderwald]

Hallo Neil Olsson,

das freut den Autor natürlich, wenn der Leser sagt, er habe erst einmal seinen Grips anstrengen und querlesen müssen, um hinter die Zeilen zu blicken.

Der Text ist schon etwas älter und vielleicht nicht mehr so aktuell wie vor zwei Jahren, als viele Machenschaften der o.a. Firma ans Tageslicht befördert wurden.

Damals hat die Firma "Blackwater" tatsächlich mit dem von mir zitierten Slogan geworben und ihre Söldner selbst als "Contractors" bezeichnet.

Der Text sollte eigentlich den Zynismus des damaligen Werbeslogans dieser Firma entblößen.

Ich schrieb quasi einen Werbetext, in der all die Eigenschaften dieser Branche angepriesen und angeboten wurden, um die Heuchelei, die dahinter steckt zu enttarnen.

Hey man, wenn du einen Krieg willst, dir aber die Soldaten fehlen und du genug Kohle hast, dann findest du bei uns genau das Richtige.
So einfach ist das.

Daß es sich dabei weder um eine unbescholtene Ideologie, noch um neue Ideen, geschweige denn um den Wunsch nach einer sichereren Welt handelt, sollte klar werden.
Es geht hier lediglich um das dreckige Geschäft mit Krieg, Waffen und sogar Menschen(leben).
Heute kannst du alles prima vermarkten, sogar öffentlich dafür werben, da eröffnen sich ganz neue Horizonte.

Und gerade die amerikanischen Firmen haben da so ihre speziellen Methoden.

Wenn dir ein Vertreter begegnet, so versucht er das Unternehmen stets wie seine Familie anzupreisen.

Deshalb hier auch die "Wir-Form", um diese scheinheilige Identifikation darzustellen.

Wir, wir sind so, wir tun das und das.
Großer Mist, sie lassen es tun, sie haben ihr Menschenmaterial dafür.

Was deine Ausführungen zu den Moralvorstellungen angeht, so kann ich diese nur unterstreichen.
Wir könnten jetzt wirklich noch tiefer in die Materie eintauchen, denn auch der soziale Aspekt ist zu beleuchten.

Ich weiß nicht, ob sich die Bedingungen inzwischen geändert haben, aber bis mindestens Anfang 2008 mussten die "Vertragssöldner" eine Klausel unterzeichnen, daß ihre Angehörigen keine Forderungen bei Ableben gegen die Firma geltend machen können. (so weit ich mich noch erinnern kann, gab es eine festgelegte Entschädigungssumme.)

Zudem konnten die Söldner nicht vor einem amerikanischen Gericht wegen irgendwelcher Kriegsbverbrechen angeklagt werden.

Das wurde damals alles bekannt.

Mit dem Text muss man sich wirklich auseinandersetzen und das hast du getan.
Ich danke dir für die Zeit, die du dafür investiert hast und freue mich über den konstruktiven Gedankenaustausch...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Neil Olssen]

Wo ich schon mal grad hier bin,

glaub´s oder glaub´s einfach, die ganze Zeit schwirrte mir dieser Gedanke durch den Kopf, daß Dein Gedicht wie ein Werbeslogan klingt (o.k., im Nachhinein kann das jeder behaupten), aber diese, Deine Motivation [damalige] wollte ich Dir einfach nicht zutrauen (so was abgezocktes aber auch). Insofern klärt sich das "Wir", die "Moral", als auch der Rest für mich.

Also wenn ich Krieg führen wollte und die entsprechende finanziellen Mittel besäße, Deine "Contractors-Hymne" hätte mich überzeugt.

[Ja das mit den Klauseln, der Immunität, usw. hab ich auch "recherchieren" können, sollte noch aktuell sein]

Werbeslogan, eindeutig, jetzt wo Du´s sagst, und ich hab mich erst noch gewundert, wieso er (also Du jetzt) hier mit der förmlichen Anrede daherkommt.

Mensch Olssen, was soll´s, wie gesagt, vielen Dank für die kleine, aufschlußreiche wie unterhaltsame "Lekcíon" bezgl. "Blackwater & Co." wie auch analytisches Lesen.

Es grüßt Neil Olssen ...

[Falderwald]

Hallo Neil,

das fasse ich dann mal als verstecktes Lob auf, denn der Text scheint ja dann angekommen zu sein.

Ich bin auch froh, daß norbert eingangs nachgefragt hat, denn mir war nicht bewusst, daß sich Blackwater inzwischen umbenannte und wahrscheinlich auch ein anderes Motto führt.

Wenn es mir dann trotzdem gelungen ist, etwas von diesem Zynismus darzustellen, bin ich zufrieden.


Danke fürs nochmalige Vorbeischauen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald