29.03.2010, 11:22 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Herz auf Schmerz
Herz auf Schmerz
Es traf mal wieder Herz auf Schmerz! Und das ein Leben lang? Ein Seufzer: Er ging himmelwärts. Ihm wurde angst und bang. Die Rose: Hat sie einen Dorn? Der Finger. Blut. Gestochen. Gemüt und Seele sind verworrn. Das Herz? Es ist gebrochen. So geht das Spiel. Mann will zuviel. Die Frau noch mehr. Zurecht? Zuviel Gefühl! Das Wir als Ziel: Die Liebe ein Geflecht, Das alles fasst und ganz durchdringt. Die Rose, rot, verwelkt, Wenn man noch Lust und Leben singt Und ineinander schwelgt. Am Morgen bricht der Alltag an. Die Träume sind zu Ende. Und weil man sich nicht halten kann, Verrinnt er durch die Hände.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (29.03.2010 um 22:37 Uhr) |
29.03.2010, 19:27 | #2 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Black Raziel,
danke für Deinen Eintrag, der mich verlegen macht. Schließlich ist das, was ich da geschrieben habe, nichts Besonderes. Es ist ein kleines Gedichtchen über ein Thema, das so alt ist wie die Literatur - und sie vielleicht, neben der Anbetung höherer Wesen und der Unterhaltung am Lagerfeuer mit Geschichten und Balladen, erst gemacht hat. Sich in der Sprache immer wieder zu versuchen, dessen haben wir Feierabendpoeten, ich jedenfalls sehe mich als einen, uns geschworen. Das tun wir in gehegten Räumen wie diesem, wo unseren Texten - und uns selbst, denn wer leugnet, kein empfindliches Seelchen zu sein, wenigstens gelegentlich, wenn es die eigenen Gedichtpflänzchen angeht, die man so sät, der ist ein wenig neben der Wahrheit - nicht allzu viel geschehen kann. Jedenfalls kommt kein Reich-Ranicki um die Ecke, der an unseren, sicherlich eher kläglichen, Versuchen sicherlich kaum ein Stückchen Gutes übrigließe. So fabulieren und formulieren wir unsere mehr oder minder zarten Wortgespinste und stellen sie als Fäden zur Diskussion. Daß man da für Lob emfänglich ist, versteht sich von selbst. Aber zu groß sollte es nicht werden, denn sonst fängt der Dichter sich noch zu spreizen an und hält sich am Ende für bedeutend. Dem gilt es schon ganz zu Anfang zu wehren. Vielen Dank für Deine lieben Worte, die ich wohl gehört habe (aber wohl besser zum Selbstschutz nicht so ganz glauben sollte). LG W.
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29.03.2010, 22:13 | #3 |
Slawische Seele
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Lieber Walther,
gerade weil kein Reich-Reinicki dazwischen kommt, der eh nur für sich entscheidet, haben wir hier die Chance, uns noch unverdorben und unverurteilt, über Wirklichkeiten auszutauschen, die sind, wie sie schon immer gewesen sind. Ich kann mich B. Raziel nur anschließen und zugleich weit von ihm trennen. Deine Verdichtung spricht Wirklichkeiten aus, wortgwandt und (scheinbar) wahr, auf jeden Fall gekonnt. Aber: Hier können wir eine Philosophie eröffnen. Nur weil es tausend- millionenfach so gelaufen ist, muss es doch nicht wahr sein. Jeder kennt den Spruch von millionen Fliegen, die sich nicht irren können. Nein! Ich denke und träume mir: Tausend Irrungen sind noch kein Beleg, dass es immer so ist. Ich will dem Alltag Rosen geben und gerne auf die Form eines Valetinstages verzichten. Den Muttertag jeden Tag dankbar genießen und nicht weinen, weil meine wirklich tollen, gesunden Kinder nicht an Blumen gedacht haben. Nicht aufhören, wenn es am schönsten ist - genau dort ansetzen. Wie im Großen, so im Kleinen. Eine, zwei, drei Erfahrungen sagen noch nichts. Ich behaupte, es ist nicht so. Es gilt, nicht aufzugeben. Die harmonierende wahre Liebe gibt es - es geht doch immer um sie. Wir sollten sie nicht durch Enttäuschungen aufgeben. Dadurch wird sie nicht unwahr, sie zieht sich höchstens abgelehnt zurück. Ein Gedicht, dass nicht nur zur Diskussion, sondern auch zu neuen Ansichten anregen kann. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
29.03.2010, 22:46 | #4 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Dana,
Du sagst soviel Wahres! Wobei ich ja durchaus über ein schönes Familienleben verfüge - meine Liebste ist seit über 30 Jahren dieselbe, und unsere beiden Kinder sind inzwischen flügge. Also bin ich der lebende Beweis des Gegenteils der Aussage des LyrIchs. Dennoch darf man in der Kunst Aspekte betrachten, die nicht in der eigenen Biographie liegen. Was habe ich getan? Ich habe meinen Collagenstil benutzt und mir Formulierungen und Gedankenfetzchen aus dem Lyrikhimmel gepflückt. An meinen Gedankenbäumchen baumelt so einiges, das sich in immer wieder neue Zusammenhänge bringen läßt; mal ist es tiefschürfend, mal ironisch-humorvoll, mal einfach die Formulierungslust, die den Verseschmied in mir antreiben - aber immer ungeplant und aus dem Nichts stürzen sich die Worte über das Papier, und am Ende frage ich mich manchmal selbst, wieso die Worte gerade so hingefallen sind. Ich danke für Lob und Widerrede. Der Liebe sei ein Lied gesungen! Gruß W.
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31.03.2010, 01:24 | #5 |
Lyrische Emotion
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Guten Abend Walther,
da muss ich neidlos anerkennen, daß dir hier ein feines und wahres Stück Lyrik gelungen ist. Black Raziel hat dir in seinem Beitrag schon fast alles gesagt, was ich auch so unterschreiben kann. So geht es oft im Leben, nicht jedem, aber vielen Menschen. Da gibts einen schönen Aphorismus: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. So kann die Liebe auch sein, kann... Ganz wichtig finde ich die vorletzte Zeile des Gedichtes, denn hier liegt der Schlüssel: "Und weil man sich nicht halten kann" Das ist es nämlich. Die Liebe muss frei sein. Sie muss halten, nicht festhalten. Das ist die Erfahrung, die vor allem junge Menschen immer wieder machen müssen. Und deshalb kann die Liebe in einer Partnerschaft nur dann auf Dauer bestehen, wenn beide bereit sind, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Auch im grauen Alltagsleben. Sehr schönes Gedicht, welches nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich besticht. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
31.03.2010, 12:44 | #6 |
TENEBRAE
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HI, WALTHER!
Ich schließe mich der Meinung an, dass dies ein sehr gelungenes Gedicht ist. Du schneidest es richtig an: Mann und Frau WOLLEN zuviel! Heutzutage ist der Erwartungsdruck an Beziehungen so groß und überdreht - was den romantischen Schreiberlingen des 18. Jhdts geschuldet ist, die den unglücklich verheirateten und vernachlässigten Zwangsehefrauen von damals den Floh von der lebenslangen "wahren" Liebe ins schmachtende Ohr gesetzt haben, und dessen Folgen noch heute durch das Unterbewußte jeder jungen Generation geistern -, dass die meisten Partnerschaften irgendwann daran zerbrechen MÜSSEN, wenn man sich nicht der Realität stellt und irgenwann umdenkt. Oder zumindest mal "bewußt" denkt! Auch dieses kulturelle Leitbild von der lebenslangen Ehegemeinschaft auf Biegen und Brechen: Geschuldet der einstigen völligen Rechtlosigkeit der Frau, die damals gar nicht - und gar NICHTS - ohne einen Mann sein KONNTE, außer ihre Eltern waren stinkreich und milde, und sie hatte gefügigere Schwestern. All das sitzt immer noch in den Hirnen der Romaneleser und Fernsehsoapgucker. Die moderne "Romantikindustrie" wittert das Potential und befeuert die übersättigten Gehirne immer neu mit diesem unrealistischen und der menschlichen Natur zuwiderlaufenden Beziehungs- und Sehnsuchtsmüll, auch weil viele Menschen es sich eben "einfach" wünschen. Am wahren Leben scheitern diese Konstrukte aber meist kläglich, und dann werden Schuldige gesucht - leider selten die Richtigen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
31.03.2010, 18:02 | #7 |
Gelegenheitsdichter
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Hallo Falderwald,
danke für Deinen Eintrag. In der Tat geht es um Respekt und Freiheit, um Symmetrie statt Asymmetrie in Geben, Nehmen und Erwarten. Und darum, daß eine Beziehung eben "Arbeit" heißt, also aktiv gepflegt werden muß (wie die Rosen auch ). Vielen Dank für die positive Bewertung. LG W. Lb. Erich, das Thema mit der wechselseitigen Überforderung und der überbordenden Romantik ist gut diagnostiziert. Dennoch gibt es nichts Nachhaltigeres als eine richtige weiße Hochzeit. Ich hatte eine vor über 25 Jahren, und wir sind noch verheiratet. An diesen Träumen scheitert oft die Realität. Die Frage ist, warum ist das so. Darüber läßt sich viel Kluges sagen und schreiben. Danke für Deine lobenden Worte. LG W.
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