05.02.2011, 14:15 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.06.2009
Beiträge: 105
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Kurzsonett ans Lieb
Kurzsonett ans Lieb
Hart stoßen graue Wolken in den Himmel. Der Abfall stinkt, als wäre das normal, Und eigentlich ist dieser Tag egal, Da steht die schönste Frau an meiner Klingel. „Ich komm. Jetzt hör schon auf mit dem Gebimmel!“ Ruf ich und schnapp die Mütze und den Schal. Ein Schritt hinaus. Mein Frauchen küsst genial. Sie lacht und bläst den Rauch zu einem Kringel. Auf einen guten Cognac fällt die Wahl. Die zweite auch. Die dritte ist egal. In Seide führt sie mich ins Stadtgewimmel. Beim Küssen haucht sie zart: „Du kleiner Schlingel.“ Verrucht verschmiert ein wenig ihr Kajal. Die wohlgeformte Brust, ihr roter Schal... Hart stoßen graue Wolken in den Himmel. Der Abfall stinkt, als wäre das egal. Ach, stände jeden Tag an meiner Klingel Das schöne Mädchen mit dem roten Schal! |
12.02.2011, 19:37 | #2 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Lb. Onkie,
das ist zwar irgendwie doch kein Sonett, aber es liest sich einfach so richtig nett! Und auch fast ohne Makel. Nur das "stände" im vorletzten Vers, das muß leider unabwendbar "stünde" heißen! Mit Freunde gelesen und kommentiert! LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
14.02.2011, 14:46 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Walther!
"Stände" oder "stünde" - wie auch immer, das Werk als solches ist sehr gelungen, sowohl formal als auch inhaltlich sehr schlüssig, unpretenziös in heiterer Gelassenheit fließend nimmt es den Leser bei der metaphorischen Hand. Besonders gelungen: Die Conclusio, die teils die erste Str. reflektiert, teils mit stilsicherer Verve das Gedicht schließt. Inwieweit das "harte Stoßen" grauer Wolken einen erotischen Wink andeutet, sei hier dahingestellt. Die schönen Zeilen bedürfen solcher Gags jedenfalls gar nicht - sie stehen für sich, in sich vollkommen und gereift. Die Gegenüberstellung harter Großstadtrealität (Stinkender Abfall) mit einer innigen Romanze hebt die Wichtigkeit des Gefühlten, das für Gestank blind macht, noch zusätzlich gekonnt hervor. Chapeau! Ein Gedicht ohne Schwachpunkte (ausgenommen für I-Dipferlreiter...aber DIE finden ja immer was...) Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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