29.03.2011, 20:06 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lucia
Lucia
Wer hängt hier, in nachtdunkler Kammer, nur? Das ist doch Lucia, die Klammerschnur! Sie sehnt sich zum Garten hin, lenzumweht, in welchem Edgardo, der Ständer, steht. Sie denkt an die heißesten Schwüre gar, als sie ihm noch liebste der Schnüre war. Für ihn sprang sie einst in die Bresche, fast: Als stark er sich bog unter Wäschelast, sprich: Feinripp-Dessous aller Spießer. Flugs lud sie sich da auf manche Schiesser-Buchs. Oft hing sie so voll, dass sie kaum etwas sah, ihr Herz jedoch schwoll, dem Umschwärmten ganz nah. Zwei Jahre warn beide tagtäglich intim - dann wurd sie entbunden und rief laut zu ihm: "Nimm außer mir keine! Ich brauch deinen Schwur!" Doch er sprach : "Zieh Leine, du klammernde Schnur!" Nun hängt sie im Dunkeln, verlassen, welch Pein! Und draußen, ein Schunkeln! Ihr Schatz, nicht allein. Da flattert, mit Neylon, im Wind ohne Scheu, ein Schnürchen aus Ceylon, so biegsam und neu. Geändert von Löwenzahn (31.03.2011 um 12:11 Uhr) |
30.03.2011, 23:14 | #2 |
Slawische Seele
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Hi, Löwenzahn,
du triffst den Nerv so eindeutig, dass man zum Schluss tatsächlich mit und um die Leine trauert. Man trauert und wagt keine Doppeldeutigkeit zu denken. Ich musste lauthals lachen, denn ich weiß um die verbrauchten Leinen. Sie werden gekonnt aufgewickelt und nur für den Fall der Fälle aufbewahrt - in einer Kammer oder im Keller. Oft gibt es die übernächste Neue im Angebot, die auch in die Kammer kommt. Sie lauert neben der Alten und nimmt ihr alle Hoffnung. Aber:!!!! Ich weiß noch um ein Jahr, da wurde der Ständer entfernt. Seine einzementierte Festigkeit mit einem Spaten ausgegraben und in der Nähe des Komposthaufens gelagert - für den nächsten Containerabtransport. Er machte Platz für eine "Markenwäschespinne". Ich taufe sie jetzt einfach auf den Namen Lucia. Liebe Grüße an dich und Lucia, Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
01.04.2011, 12:08 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Dana
ich weiß, die Ständer sind nicht mehr in und rundum machen sich die Wäschespinnen breit, sofern nicht Wäschetrockner die Haushalte zieren. Auf den alten Klammerschnüren wagen die echten Spinnen derweil ihr Tänzchen, in dunklen und verstaubten Kammern... Doch diese ist eine Geschichte aus altmodischen Landen Dorthin sind die Wäschespinnen noch nicht durchgedrungen.... Und wenn man die Geschichte auf einer zweiten (nicht gar so lustigen) Ebene liest, dann könnte Lucia doch auch eine "abgelegte" Geliebte sein. Eine, die des Mannes Alltag teilte, ihm einiges abnahm (vielleicht gar entbunden wurde und ein Kind gebar) was ja nicht immer so förderlich ist für die Errrodik und der gute nahm sich bald eine die alles leichter nimmt, die mehr flattert und nicht so bodenständig ist....biegsamer halt Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass Du mein Lucia-Gedicht gelesen hast und schmunzeln und auch "trauern" konntest und ich bedanke mich für Deinen Ausflug in meine Gefilde herzlich und grüße Dich ebenso in Deinen Tag hinein, Löwenzahn |
04.04.2011, 22:26 | #4 |
Lyrische Emotion
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Hallo Frau Löwenzahn,
immer diese billigen Produkte aus Fernost, die können einem doch alles versauen. Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Ich habe mich wirklich herzhaft amüsiert. Die arme Lucia Klammerschnur... Und wieder einmal bewahrheitet es sich, daß es wohl doch besser ist, als Mann auf die Welt zu kommen. Ich meine, so ein alter Ständer hat doch was. Er steht und steht, wohingegen ein ehemals junges Schnürchen schnell zur ausgeleierten Leine mutiert, an der nicht mehr alles richtig hält, kurzum, es hängt dann alles ziemlich lose runter. Und wie sieht das dann aus? Also ich kann Edgardo verstehen und was sind schon zwei läppische Jahre? Ich lasse heute mal meine Reimeschmiede geschlossen, was könnte hier noch hinzugefügt werden und ziehe einfach so jetzt Leine... Gerne gelesen, gelacht und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
05.04.2011, 16:39 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Löwenzähnin,
was es doch alles zu bedichten gibt, wenn man nur die Augen gescheit aufreißt und genau hinschaut. So geinnt man selbst einem so prfanen Altagsgegenstand eine gehörige Portion Romantik ab. schön hingeschaut und aufgemalt findet das Herbstblatt |
08.04.2011, 19:41 | #6 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
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@ Falderwald
Zitat:
Ständer tatsächlich ohne Stütze? und das vielleicht sogar auf dem Lande? Vie agra(r) muss ein solcher sein um noch Erfolg zu haben? Letztendlich wird es ihm auch nicht besser ergehen (in puncto Vitalität) als jedem losen Schnürchen, gelle... Da hängt.....da hängt....noch Wäsche drauf wenns gut geht.... Ich dank! Ihnen herzlich fürs Vorbeischauen, Lesen und Schmunzeln und grüße ebenso herzlich zurück, Frau Löwenzahn @ Herbstblatt Zitat:
man muss nur, wie Du so passend bemerkt hast, genau hinschauen. Ich danke Dir herzlich fürs Vorbeischauen, Lesen und Kommentar! mit herzlichen Grüßen, die Löwenzahn |
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