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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 11.04.2011, 19:46   #1
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, Dana,

ich habe dein Gedicht mehrere Male gelesen, bis es sich "setzte" und ich wusste, was ich schreiben soll.

Meiner Meinung nach schilderst du einen "Tiefpunkt" innerhalb einer Paarbeziehung, der schließlich doch "das Weite suchen" muss.

Zitat:
Du warst gedrückt von einer Schwere,
die selber sich das Wort verbat.
Mhm, das kenne ich auch. Wenn man denkt, was man auch sagt, es nützt sowieso nichts, dann scheint Schweigen besser. Was es nicht ist, aber das kommt später.

Zitat:
Nur Floskeln tröpfelten ins Leere
und bildeten ein Kondensat,

das eine fremde Kühle streifte. (Inhaltlich gehört dieser Vers dazu)
Das Paar spricht nur über belanglose Dinge, Unterhaltungen "tröpfeln" nur vor sich hin.
"Wie war's heute so?" - "Danke. Soweit okay." Fernseher an. Dann kann ich mir vorstellen, wie beide nebeneinander sitzten und auf den Bildschirm starren. "Ich geh mir ein Bier holen." "Ja." Oder so ähnlich. Neben- aber nicht miteinander.

Zitat:
Sie tränten still am Fensterglas,
bis das Vertrauen wieder reifte:
Für Liebe gilt ein andres Maß.
Das "Kondenswasser" bildet Tropfen, das sind wohl ungeweinte Tränen, die an dem "Fensterglas" (das wohl das Fenster zur Gemeinsamkeit symbolisiert, durch das man "hineinschauen" kann) herunterlaufen.

Hier tue ich mich mit dem "Sprung" von der Fremdheit zur Vertrautheit etwas schwer. Weshalb kam das Vertrauen wieder? "Ein anderes Maß" allein erklärt mir das nicht wirklich. Obwohl mir klar ist, dass man natürlich Liebe nicht mit einem normalen Maß bzw. überhaupt nicht "ermessen" kann. Irgendwie "fehlt" mir hier etwas ...

Zitat:
Ein Schwamm hat alles aufgesogen
und just traf dich ein Sonnenstrahl.
Sich doch aussprechen? Um dann festzustellen, dass man sich vielleicht geirrt hat, und alles nur ein gegenseitiges Falsch-Verstehen war? Oder die Liebe ist der Schwamm, die die Tränen aufsaugt (Vergebung?) - oder beides? Nach der "trüben" Zeit trifft unerwartet ein Sonnenstrahl (Freude) das LyrDu. Schön formuliert, wirklich!

Zitat:
Die Schwere ist ins Land geflogen,
sie hatte keine andre Wahl.
Zum Fenster hinaus ... selbst geflogen, oder von den Beiden "hinaus geworfen"? Wenn beide Partner sich wieder nahe gekommen sind, bleibt für die Schwere kein Raum mehr.

Liebe Dana, wenn es doch immer so wäre, seufz ...

Sehr gerne gelesen!

Lieben Gruß

Stimme der Zeit

P.S.: Ah, nö. Über Metrik erzähle ich dir nichts. Dafür gibt's ja hier jemand wesentlich Besseren. Außerdem finde ich sie einwandfrei.
__________________
.

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Alt 11.04.2011, 21:30   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Liebe Stimme der Zeit,

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Liebe Dana, wenn es doch immer so wäre, seufz ...
- es ist ganz, ganz selten so.

Ich musste das an den Anfang führen, um allen Missverständnissen aus dem Wege zu gehen, denn auch ich wäre froh, wenn es immer so wäre.

Was viel spannender für mich ist - deine Interpretation, die durch und durch stimmig ist - aber nicht des Autors Intention.

Als Dichter freut man sich meist, wenn die Intention total "geechot" herüber kommt, aber ebenso groß ist Freude über die Erkenntnis, dass sie unbeabsichtigt mehrere Versionen beinhaltet und den Leser anspricht, ohne dass der Autor eben das gemeint hat.

Das Wort Liebe verführt fast immer an Paare und Ehen zu denken (mich auch).
Es gibt aber noch die andere große Liebe. Die bedingungslose, die nichts fordert. Sie hat nur ein Anliegen: "Dir soll es gut gehen. Wenn du glücklich bist, bin ich es doppelt."

Meine Intention ist die Liebe zum Kind, dass sich schwer tut mit Vertrauen und Aussprache. Es ist zu jung und unerfahren um ausgerechnet mit Mutter oder Vater über alles zu reden.
Mutter und Vater können nur ahnen, dürfen aber nicht vorab ahnend aussprechen.
Zuhören ist angesagt. Zuhören ohne wenn und aber, vor allem ohne jedes: "Du musst, du sollst ...". Zeit und Geduld sind der Zugang zum Vertrauen.
Vertrauen soll hierbei nicht als Problemlösung verstanden werden. Diese werden immer und immer wieder auftreten. Durch Aussprechbarkeit können sie aber die Schwere ablegen.

Ich hoffe, ich konnte mein Anliegen halbwegs erklären und bedanke mich herzlich für dein intensives Einbringen.

(apropos Metrik: ich genieße schon den Vorteil, neben einem Kenner zu sein, der überfliegt und mich darauf hinweist. Eine Anforderung, der ich mich gern um der Kunst Willen beuge. )

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 03.05.2011, 18:27   #3
Chavali
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Liebe Dana,

ich möchte gar keine Interpretation wagen, sondern die Worte wirken lassen.
Sie sind von einer solchen Melancholie, dass man nach dem Lesen meint, man würde selbst betroffen sein.
Auch das Fünkchen Hoffnung fehlt nicht, das solcherart Gedichte meist enthält.
Zitat:
Nur Floskeln tröpfelten ins Leere
und bildeten ein Kondensat,

das eine fremde Kühle streifte.
Sie tränten still am Fensterglas,
Diese Stelle gefällt mir besonders - erstens wegen der strophenübergreifenden Reime und zweitens der poetischen Worte wegen.

Deine Zeilen haben mich berührt - deswegen meine Rückmeldung.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 06.05.2011, 21:47   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Chavali,

vielleicht kennen wir uns doch "ein wenig mehr".

Als ich dieses Gedicht schrieb, spielte die Melancholie eine große Rolle. (Wir Schreiber sind nun mal Stimmungen unterworfen.)

Du hast mir ohne Interpretation viel gesagt.

Es hat auch mit unserer Lebensrolle zu tun, die nicht gespielt, sondern gelebt wird.
Die ersten Jahre hat man ein kleines Kind, das sich gänzlich unserer Liebe und Fürsorge ergibt.
Der Übergang, wo es selbständig und erwachsen wird, ist für dieses Menschenkind ein Eintreten in eine neue Welt.
Für uns "Hüter und Behüter" heißt es loslassen - und das fordert Verstehen, Einsehen und Schmerz.
Erst beim ehrlichen Überwinden löst sich die Schwere langsam auf. Wenn da nicht immer wieder das "Muttertier" mit uns durchgehen würde.

Danke und liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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