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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 10.05.2011, 18:39   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Frühsommerabend

Es glänzt in überreiften Tages trägem Siruplicht
der Bäume Kronenlaub aus ihrem Schattenwogen,
und an den Hügeln, die sie waldig überzogen,
nährt sich schon Abendkühle und erlangt Gewicht.

Noch glühen alle Blüten mit dem Schmelz der Helle,
und mischen Farbe in den Traum, der sie beschwor
zu duftend großer Geste und zu fürstlichem Dekor
an jeder aufgeblühten, neu entdeckten Stelle.

Und heimlich leise, zärtlich, wie mit Wohlbedacht
bedeckt ein Ahnen nun die traumverlornen Pfade
von lauer Sommernacht und murmelnder Najade
und allem Sichversehnen, das uns tiefer macht.

Schon zäumt die Nacht die Wolken an den Rändern
der Himmel wallend auf zu dunkelndem Verhüllen,
und wo die Wiesen sich mit Schemen überfüllen,
erwacht mein Geist und will sein Leben ändern.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (13.05.2011 um 12:56 Uhr)
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Alt 12.05.2011, 19:40   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, eKy,

ist dir klar, dass hier im Forum noch keines deiner Gedichte unkommentiert geblieben ist? Außer diesem hier. Deshalb greife ich sofort zu und nutze die Gelegenheit.

Eines möchte ich vorab sagen: Deine Sicherheit in der Wahl passender Metaphern ist ,meines Erachtens nach, beneidenswert. Jedenfalls für mich, denn genau daran mangelt es mir manchmal.

Dieses Gedicht hier ist ein gelungenes Beispiel für die Richtigkeit meiner Einschätzung. Jedes von dir erzeugte Bild ist in sich stimmig, die Übergänge fließend. Hier wird für mich die beschriebene Atmosphäre lebendig, die Natur "atmet".

Es ist eines der Gedichte, die ich nicht analysieren, sondern auf mich wirken lassen möchte. Ich kann das ganz besondere Licht des Abends "sehen", wie es durch die Kronen der Bäume schimmert, kurz, bevor die Sonne untergeht. Ich kann "sehen", wie es am Boden aus die von Blüten bedeckten Stellen fällt und die Farben noch einmal aufleuchten lässt. Ebenso "höre" und "sehe" ich den murmelnden Bach, während die Dämmerung (das Ahnen) kommt, als (zärtliche) Ankündigung der Nacht. Hier wird die Schönheit dieses Zeitraums so anschaulich beschrieben, dass vor meinem geistigen Auge selbst die dunkle Umrandung der Wolken und auch die wandernden Schatten sichtbar sind.

Lediglich zwei Stellen, die meiner Meinung nach, sehr gut gewählt sind, machen daraus noch etwas Anderes als eine Naturbeschreibung.

Zitat:
und allem Sichversehnen, das uns tiefer macht
Hier taucht zum ersten Mal ein Wort auf, das dem Ganzen eine weitere Betrachtungsmöglichkeit verleiht: uns. Das bringt "den Menschen" als Beobachter ins Spiel, wobei hier noch nicht die Rede von einer bestimmten Person ist. Beim Lesen empfand ich es beinahe wie einen Blick aus zwei Perspektiven gleichzeitig.

Zitat:
erwacht mein Geist und will sein Leben ändern.
Erneut eröffnet sich etwas Neues. Jetzt taucht ein LyrIch auf, und damit buchstäblich noch eine dritte Perspektive. Vom "Sein" zum "Allgemeinen" gefolgt vom "Persönlichen". Dadurch bekommt das Gedicht eine weitere Bedeutung, denn nun können die Naturmetaphern auch als eine "Lebensbeobachtung" angesehen werden. Wenn es im Leben des LyrIchs "Abend" wird, und die "Nacht" nicht mehr fern scheint, dann erfolgt hier ein Moment der Besinnung. Vieles, was vielleicht zuvor Fehler oder Irrtum war, wird erkannt. Es entsteht der Wunsch, das Leben zu ändern - bevor es dafür zu spät ist.

Eine Anmerkung möchte ich zum Schluss noch machen. Wenn du tatsächlich nicht "ixt", dann erstaunt mich deine Sicherheit in den Betonungen.

Ein "Häkchen" fand ich dennoch, aber es muss nicht unbedingt geändert werden:

Zitat:
nährt sich schon Abendkühle und erlangt Gewicht.
"nährt sich schon". Von der Silbenwucht her bin ich hier in den Trochäus "gerutscht".
Vielleicht möchtest du noch einmal über diesen Versbeginn nachdenken?

Sehr gerne gelesen!

Lieben Gruß

Stimme der Zeit
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (12.05.2011 um 19:49 Uhr) Grund: eKy - das K groß.
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Alt 12.05.2011, 21:49   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Standard

Lieber eKy,

Stimme der Zeit ist mir mit Eindrücken und Wirkung zuvor gekommen.

Ein Gedicht, das mit jeder Zeile (jedem Vers ) Romantik und Weltschönheit vermittelt:

Ich fette mal, was mich fast schwindelig gemacht hat, ob der Sprachgewandtheit und Lyrik:


Es glänzt in überreiften Tages trägem Siruplicht
der Bäume Kronenlaub aus ihrem Schattenwogen,
und an den Hügeln, die sie waldig überzogen,
nährt sich schon Abendkühle und erlangt Gewicht.

Noch glühen alle Blüten mit dem Schmelz der Helle,
und mischen Farbe in den Traum, der sie beschwor
zu duftend großer Geste und zu fürstlichem Dekor
an jeder aufgeblühten, neu entdeckten Stelle.

Und heimlich leise, zärtlich, wie mit Wohlbedacht
bedeckt ein Ahnen nun die traumverlornen Pfade
von lauer Sommernacht und murmelnder Najade
und allem Sichversehnen, das uns tiefer macht.


Schon zäumt die Nacht die Wolken an den Rändern
der Himmel wallend auf zu dunkelndem Verhüllen,
und wo die Wiesen sich mit Schemen überfüllen,
erwacht mein Geist und will sein Leben ändern.


(Eigentlich müsste ich alles fetten, )

Über "nährt sich schon" bin ich beim Lesen nicht gestolpert. Erst nach Stimmes Hinweis und Nachdenken ist mir die "Tücke" der Sprache aufgefallen.

Man kann so lesen:

XxXXxXxXxXxX

oder so:

xXxXxXxXxXxX und dann passt es genau.

(Ich weiß, du bist kein Freund des "Ixens" - aber wenn man schon darüber spricht.

Ach, und wenn wir schon dabei sind:

Schon zäumt die Nacht die Wolken an den Rändern
den Himmel wallend auf zu dunkelndem Verhüllen,

oder sind die Himmel gemeint?

eKy, nimm es als Kompliment, wenn ich in einem Verslein kritisch auftrete. Es zeigt nur die Leseintensität auf.

Darin ist aber viel mehr:

Zitat:
Zitat von eKy
erwacht mein Geist und will sein Leben ändern.
Schaut man die Welt oder einen Frühsommerabend mit diesem Blick und solchen Zeilen an, dann bewegt es tief und tiefer. Dann ist man bereit, an "Wunder" zu glauben, die, wie geschehen, sichtbar stattfinden.
Und bevor dieser Abend vorbei ist, bevor der neue Tag samt Dienst und allem Alltagsgeschehen einen wieder auf "den Teppich" zurück holt, ist man bereit das oder nur sein eigenes Leben zu ändern. Ich kenne dieses Gefühl zu gut, immer wieder.

Ein wirklich schönes und "ansteckendes" Werk, das nicht nachmachbar aber total nachfühlbar ist, du großer Romantiker, Schwärmer, Lyriker ....

- einfach alles, was du immer verneinst.

Danke und liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.05.2011, 13:10   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Stimme!

Dana hat recht - anders betont kann man die Zeile so lassen.
Aber auch du hast recht, indes, mir ist trotz einigen Nachdenkens noch keine würdige Alternative eingefallen. Ich grüble.

Ansonsten hast du alles sehr gut analysiert. Weißt du, ich baue meine Gedichte nicht, ich schreibe sie in einer Art selbsthypnotischen Halbtrance, wo ich ganz Empfänger bin, weich, verletzlich, ungeschützt. Weil ich wohl musikalisch bin, gelingt mir dabei auch meist gleich der richtige Rhythmus bei Zeilenlängen und Betonung.
Aber tiefe Gedanken habe ich dabei nicht, zumindest nicht oberflächlich. Es scheint alles irgendwie eine Ebene tiefer zu entstehen und rinnt dann aus mir heraus auf's Papier. Meist dauert so ein Gedicht zwischen 10 Minuten bis eine Stunde - wenn sich mal ein Reim spießt und schwer zu finden ist.
Dafür schreibe ich aber auch vergleichsweise wenig, weil ich meist nur in der richtigen "Stimmung" gut schreiben kann.


Hi, Dana!

Ja, ich meinte "die" Himmel - Plural.
Dieses Gedicht habe ich Dienstag spätnachmittags direkt in ein Forum getippt - Elternsprechtag in der Schule, und draussen Kaiserwetter mit all den im Gedicht beschriebenen Zuständlichkeiten. Da packte mich das "Sehnen", und los ging's. Zum Glück sprachen gerade keine Eltern bei mir vor!


Euch beiden herzlichen Dank für eure lieben und motivierenden Worte! Eure Beiträge sind so, wie man sie sich alle wünscht! Schnurrrrr!!!


LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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