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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 06.07.2011, 10:42   #1
Thomas
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Hallo Chavali,

das Gedicht spricht mich sofort durch die ganz hervorragende Idee an, das Bild einer schwankenden Brücke über ein tief eingeschnittenes Tal zu wählen, um es mit dem Aufbruch zu neuen Ideen oder neuen Lebensabschnitten zu verbinden. Den schwankenden Rhythmus hast du wahrscheinlich absichtlich gewählt. Auch die fünfzeilige Strophenform ist passen. Nur die dritte Strophe stört ein mich wenig. Kann die Frage der ersten Strophe nicht einfach offen bleiben? Ich finde es jedenfalls spannender, wenn das Ankommen nicht angedeutet wird. Aber das ist ja wieder mal Geschmackssache.

Viele Grüße
Thomas
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Alt 06.07.2011, 14:09   #2
Chavali
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Hallo Thomas,
Zitat:
das Gedicht spricht mich sofort durch die ganz hervorragende Idee an, das Bild einer schwankenden Brücke über ein tief eingeschnittenes Tal zu wählen, um es mit dem Aufbruch zu neuen Ideen oder neuen Lebensabschnitten zu verbinden
Das freut mich, denn dieses Thema hab ich immer mal wieder verdichtet.
Zitat:
Kann die Frage der ersten Strophe nicht einfach offen bleiben? Ich finde es jedenfalls spannender, wenn das Ankommen nicht angedeutet wird.
Das wäre auch eine Option, die mir entgegenkommt.
Hier in diesem Fall jedoch wollte ich absichtlich ein optimistisches Licht am Ende andeuten.
Bei Gelegenheit mache ich mal wieder einen offenen Text....

Danke dir!
Lieben Gruß,
Chavali
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Alt 06.07.2011, 18:17   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Chavali,

im Hinblick auf die Metapher der schwankenden Brücke schließe ich mich Thomas an. Ich hatte beim Lesen der ersten Strophe zunächst das Bild einer Hängebrücke mit Seilen vor Augen, bis ich dann in der zweiten von Balken las. Dort wechselte mein "gedankliches Bild" dann zu einer dieser alten Holzbrücken, die schon ein wenig morsch sind. Gut gewählt finde ich die Erwähnung des Sturms, denn ein Wind könnte Balken nicht biegen, dafür muss schon ein Sturm seine Wirkung ausüben.

Der Weg in die Zukunft ist oft ein Balanceakt, denn unvertrautes Gelände sorgt für ein "unsicheres Gefühl". Oft weiß man ja vorher nicht, ob die Brücke hält und was einen dann auf der anderen Seite erwartet ...

Mir gefällt allerdings gerade der "Lichtblick" in der dritten Strophe. Ich habe eine Schwäche für Hoffnung und Optimismus.

Ich hoffe, du fasst es nicht falsch auf, wenn ich dich bitten möchte, an ein, zwei Stellen noch ein bisschen "rund zu feilen". Wie du mittlerweile sicher bereits weißt, stören mich Kleinigkeiten ja nur bei Gedichten, die mir ansonsten sehr gut gefallen - gerade deshalb eben ...

Am Metrum habe ich nichts auszusetzen, mir ist klar, dass die "Schwankungen" der Versanfänge sicher beabsichtigt sind, es passt auch gut zum Inhalt.

Zitat:
Hohl pfeift der Sturm, die Balken sich biegen,
ächzen im Takt meines Gehens.
Hier musste ich ein wenig schmunzeln, denn mir kam sofort das Sprichwort "Lügen, dass sich die Balken biegen" in den Kopf. Mein Vorschlag zur Güte wäre:

Hohl pfeift der Sturm, wo Balken sich biegen,
ächzen im Takt meines Gehens.

Im Sinnzusammenhang: Wo Balken sich biegen, wo Balken ächzen. Es würde, meiner Meinung nach, auch inhaltlich besser passen.

Zitat:
und in Verunsicherheit wiegen.
Es gibt "Unsicherheit" (was metrisch nicht passt) oder "Verunsicherung" (passend). Aber das Wort "Verunsicherheit" gibt es leider nicht. Es sei denn, es ist ein absichtlich von dir platzierter Neologismus - dann nehme ich alles zurück.

Jetzt natürlich noch ein Lob, denn ich weiß, dass du in solchen Dingen keine Fehler mehr machst:

Zitat:
Da ist schon das Ende des Grauens in Sicht,

und reinigt verwirrendes Dickicht.
Dort hinten erblick ich erhellendes Licht.
Hier bin ich mir sicher, dass "verwirrendes Dickicht" absichtlich unbetont endet. Es ist, im Gegensatz zu den anderen "positiven" Metaphern, ja auch eine "negative" Aussage. Dafür ein Kompliment, das finde ich sehr geschickt gemacht.

Der Fluss der Zeit spült die Vergangenheit weg, denn er fließt unaufhörlich. Er trägt die schlimmen Erinnerungen und Ängst mit sich fort, und das ist gut so.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (11.07.2011 um 19:31 Uhr)
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Alt 07.07.2011, 09:21   #4
Chavali
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Hallo liebe Stimme,


vielen Dank für deine wieder sehr ausführliche und sachliche Rezension.
Es ist schon schön zu lesen, wieviele Gedanken du dir machst.
Zitat:
Ich hoffe, du fasst es nicht falsch auf, wenn ich dich bitten möchte, an ein, zwei Stellen noch ein bisschen "rund zu feilen".
Nein, gar nicht, es ist doch das Salz in der Suppe, Feedback zu bekommen und die Meinungen der Leser zu sehen.
Zitat:
Mein Vorschlag [...] wäre:

Hohl pfeift der Sturm, wo Balken sich biegen,
Ja, klar: ich habs sofort geändert. Komisch, dass man auf so naheliegende Dinge nicht selber kommt.
Aber auch dafür sind wir ja hier gell
Zitat:
Aber das Wort "Verunsicherheit" gibt es leider nicht.
Es sei denn, es ist ein absichtlich von dir platzierter Neogolismus - dann nehme ich alles zurück.
Nein, das wolllte ich eigentlich nicht - aber jetzt, wo du es ansprichst...
Ich werde diese Änderung noch vornehmen.

Hab nochmals herzlichen Dank!

Liebe Grüße,
Chavali


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