Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 05.10.2011, 18:47   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard

Hallo G. Heimer,

eigentlich lassen die Zeilen mich ein wenig zwiegespalten zurück, denn bei einigen Aussagen könnte ich eigentlich zustimmen, bei anderen eigentlich nicht, bei wieder anderen eigentlich sowohl als auch.

Ich werde mir jetzt einmal die Fragen in den einzelnen Zeilen stellen und versuchen, sie ehrlich zu beantworten:

will ich dir verzeihen

Es käme darauf an, was "du" mir angetan hätte.
Bei bestimmten Dingen könnte ich mir vorstellen, daß ich unversöhnlich bliebe, bei den meisten anderen Angelegenheiten eigentlich schon.

(will ich) aus Fehlern lernen

Das ist eine gute Frage. Doch zunächst müssen wir klären, was unter Fehlern zu verstehen ist.
Wenn es um den in mir vorhandenen Willen geht, so bin ich mir nicht sicher, ob ich diesen dauerhaft verneinen könnte, wenn er wirklich etwas will.
Mein Wille ist nämlich ganz eng mit meinem Charakter verknüpft. Diesen besitze ich von Geburt an und werde ihn nicht mehr los. Das bestimmt mein Schicksal. Ich weiß auch nicht, ob mein Wille oder das Objekt meines Willens ein Fehler sein kann. Subjektiv für mich sicherlich nicht.
Somit bliebe nur eines, nämlich die Art und Weise wie ich meinen Wille und wieviel ich ihm erfülle. Da unterlaufen mir durchaus Fehler und wenn ich sagte, daß ich aus diesen nicht lernen würde, entspräche dies wohl nicht der Wahrheit.
Und in diesem Sinne: Eigentlich schon.

(will ich) dir Aufmerksamkeit schenken

Verdienst du meine Aufmerksamkeit? Besitzt du irgendetwas außer herkömmlichen menschlichen Eigenschaften, welche mein Interesse erregen?
Es gibt sicherlich einige Menschen, denen ich eigentlich schon meine Aufmerksamkeit schenken möchte.
Dem größten Teil unserer Spezies eigentlich eher nicht.
Das bringt nichts.

(will ich) auf Marotten verzichten

Solange sie niemandem schaden eigentlich nicht. Es gibt keinen plausiblen Grund, warum ich auf sie verzichten sollte.
Ist es anders, kann man mit mir reden und wir werden sehen.

(will ich) meine Pflichten tun

Pflichten sind verbindlich geltende moralische und rechtliche Verhaltensforderungen. Wie weit sollte ich da gehen?
Auf der einen Seite besitze ich meine eigene Moral und bin bereit, die in dieser Vorstellung begründeten Pflichten zu erfüllen, also eigentlich schon.
Auf der anderen Seite gibt es die Gesetze dieses Landes. Hier ist es keine Frage des Wollens mehr, sondern mehr eine des Zwanges, dem ich mich unterwerfen muss, wenn ich keine negativen Sanktionen für mein Verhalten erhalten möchte.
Da meine eigenen Moralvorstellungen sich nicht zwangsläufig mit allen Gestzen und Vorschriften decken müssen, will ich es eigentlich vielleicht nicht immer, aber ich muss (s.o.).

(will ich) meine Feinde lieben

Warum sollte ich das tun?
Mein Feind ist mein Gegner, mein Widersacher, mein Gegenspieler, also niemand, der mir etwas Gutes will.
Ich will ihn so respektieren, wie er ist und ihn nicht hassen, aber lieben will ich ihn eigentlich nicht.
Mit Liebe werde ich nicht verhindern können, daß mein Feind mir oder den Menschen, die mir etwas bedeuten, Schaden zufügt.
Und Hass macht blind und somit bereit für Fehler.
Ich stehe meinen Feinden eher cool gegenüber.

(will ich) deine Probleme zu meinen eigenen machen

Diese Existenz beschert mir selbst genug Probleme, mit denen ich mich jeden Tag auseinanderzusetzen habe.
Wenn da noch Zeit, Kraft und Mitleid/Zuneigung übrig ist, eigentlich schon.
Aber sonst eigentlich nicht.

…eigentlich

Tja, eigentlich ja und eigentlich nein.
Denn eigentlich kommt es immer auf den speziellen Fall an und da soll mir keiner sagen, er habe ein Patentrezept.

Eigentlich nicht, oder?


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2011, 07:11   #2
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

super, da hat doch glatt einer mein lieblings-hass-wort be-dichtet!


super-text.
wenn aber das "eigentlich" ohnehin schon in der überschrift vorkommt, würde ich auf das abschließende glatt verzichten. dann sickert es viel schöner. so ist es für mein empfinden fast zu "zwingend" vorgesetzt.

man liest ohnehin schon mit dem "eigentlich" vom titel im kopf alles, was da dann so als eigentliches "wollen" angeführt wird. und fühlt dabei so herrlich, wie lyrICH sich selbst die hucke volllügt. denn eigentlich will es doch grade all das.... eigentlich und irgendwie auch alles nicht. zumindest nicht immer müssen.

oder so.


sehr gern gelesen.
in diesem sinne: go, Homer!

lieber gruß,

die fee

Geändert von fee (06.10.2011 um 07:13 Uhr)
fee ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Wie rund ist eigentlich die Zahl? a.c.larin Denkerklause 4 30.10.2010 06:41
Wozu, brauche ich eigentlich den Mond? Lena Ein neuer Morgen 10 16.06.2009 11:21


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 12:02 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg