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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 20.10.2011, 12:22   #1
Justin
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Hallo Faldi,

Dein neues Gedicht ist wieder sehr tiefgründig und in der letzten Strophe wegen des Kontrastes vor allem aussagekräftig. Chavali hat richtig erkannt, wie der Spießer hier aufs Korn genommen wird. Und das zu Recht. Es ließen sich sogar Beispiele anführen, wo Gedichteverächter ziemlich vordergründig in Erscheinung treten. Eines sei an dieser Stelle erwähnt:

Da veranstaltet eine Zeitung unnütze Leserkonferenzen, auf denen solche Leute zu Wort kommen. Wenig später wird dann ihre Meinung über Gedichte abgedruckt. Man merkt sehr gut, daß sie sich mit der ganzen Bandbreite von Gedichten überhaupt noch nicht befaßt haben und nicht wissen, was damit alles zum Ausdruck kommen kann. "Man möge doch bitte mit Gedichten aufhören oder sich zumindest stark zurückhalten" heißt es in ihren Kommentaren, mit denen wenig später die Leser beglückt werden. Deren beschränkte Haltung ist vielleicht noch nachvollziehbar, nicht aber, daß Redakteure selbst in diesem Sog mitziehen und sich stark beeinflussen lassen. Wie kann, frage ich mich, eine Zeitung ihren Lesern kundtun, daß der Streit über Gedichte durch die eigenen Reihen geht? Das ist fehlende Empathie, die nun wirklich kein Ruhmesblatt für Redakteure ist.

Oder sollte man sich doch nicht wundern? Mit ätzender Ironie könnte ich jetzt Gottfried Benn´s Anekdote über die Journalistin anführen, die freimütig bekennt, sich nichts aus Gedichten zu machen. Eine Denkweise, die auch in den Redaktionsstuben mancher Zeitung stattfindet. Ein Seitenhieb auf den Journalismus im Land der Dichter und Denker, der nicht aus der Luft gegriffen ist.

Was tatsächlich zutrifft, sagt der Dichter Raoul Schrott über die Poesie: Gedichte sind das Humanste, was es gibt. Nur hat es die Masse noch nicht verstanden und wird es wahrscheinlich auch nicht verstehen.

Weil ich mich in diesem Sinne selbst schon kritisch geäußert habe, kann ich Dein Gedicht nur loben und sage: Gut gemacht!

Liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (21.10.2011 um 10:30 Uhr)
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Alt 20.10.2011, 13:54   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

ich kann mich Chavali nur anschließen. Die letzte Strophe zielt - und trifft. Mitten ins Schwarze. Mit "anderen Worten":


Inseldasein

Der Dichter stellt sich manches Mal die Frage,
weshalb man eigentlich vom „Wortschatz“ spricht.
Wie endlos scheint die Last der Erdentage,
webt er ein Wörterspiel aus Sternenlicht
und weiß: Gelesen werde ich,
verstanden nicht.

Sein Schatz der Worte zählt nach Millionen
von Möglichkeiten, um im Dienst der Kunst
mit blauen Blumen am Parnass zu wohnen,
dorthin getragen von Euterpes Gunst.
Am Gipfel wird ihm klar, im Tal
herrscht Nebeldunst.

„Warum ich bin? Ich lebe, um zu schreiben,
geboren mit der Feder in der Hand;
mein Schicksal ist es, meist allein zu bleiben,
denn der Poet gilt nichts im Nebelland.
Dort prallt des Dichters Wortmagie
an eine Wand.“

So fühlt der Dichter, tief in seinem Herzen,
dass ihm die Welt nur wenig bieten kann,
sie kennt nur den Kommerz, zählt die Sesterzen
und liest verständnislos, was er ersann:
Ein Geistespflug aus Unverstand
bricht am Gewann.

Ästhetik ist sein Credo, seine Liebe,
die er mit wachem Geist ergründen will.
Damit die Narretei zu Nichts zerstiebe,
verwandelt er das Wort zum Affodill
und auch, verspürt er diesen Wunsch,
zum Tormentill.

Sein Intellekt bewegt sich oft in Weiten,
die Ignorantentum ein Rätsel sind,
so ist es jetzt, so war’s zu allen Zeiten:
„Bayard, ein Riesenpferd? Ein Haimonskind?
Jetzt weiß ich wohl, warum man sagt,
der Dichter spinnt!

Er färbt ihn einfach schwarz, den weißen Schimmel,
behauptet dreist, die Sterne und den Mond,
ja, selbst die Sonne hole er vom Himmel,
da in der Worte Spiel ein Zauber wohnt!
Ein Wort bleibt ohne Geldgewinn
doch unbelohnt!“

Sei standhaft, Dichterfreund, wenn auch die Masse
nur monetäres Interesse zeigt
und nahezu die ganze Menschenrasse
vor Bacchus statt Apoll die Häupter neigt:
Die Lyrik lebt, so lange nur
dein Wort nicht schweigt!



Lass deine Feder von Gefühlen künden,
mach sie zum Schwert, die Wahrheit zu ergründen,
sprich über Tugenden und über Sünden;
selbst wenn man dich bekriegt,
dein Wort bleibt unbesiegt!
Erstickt so manches auch im Zeitensand,
verzage nicht, da im Poetenland
vom Einst bis Jetzt das Wort zum Worte* fand.


(*Wort zum Worte im wortwörtlichen Sinn.)

Poetische Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (20.10.2011 um 21:47 Uhr) Grund: Zwei kleine Änderungen in der letzten Strophe, so ist es "runder".
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