12.09.2010, 01:49 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Gedachte Pferde
Gedachte Pferde
Wenn ich sehr einsam bin, hör ich die Wolken reiten. Hörst du sie auch? Sie schreiten durch das Blau mit einem "Hü", als gäbe es statt Hausfassaden Weiten fernab der Stadt, durch die sie hüpfend gleiten, und gleiten fort bishin zu einer schönen Frau. Dort halten sie mit lächelnder Gebärde. Und hören wie das Fräulein von der Sehnsucht spricht. Hörst du es nicht? Dann steigen sie gemeinsam von der Erde als tausend kleine Wolkenpferde mit einer Reiterin darauf zum Himmel auf. Hörst du sie auch? Die wundersame weiße Herde im lichtgemalten Himmelblau. Sie reitet wie der Sturm, damit sie hier sein werde, mit meiner wundervollen Frau. Geändert von Onkie IIV (12.09.2010 um 02:13 Uhr) |
10.10.2011, 22:59 | #2 | |
ADäquat
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Mann Onkie,
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11.10.2011, 14:00 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo onkie,,
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11.10.2011, 15:08 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Onkie IIV,
das Gedicht ist märchenhaft schön. Die Idee der Wolkenpferde, die eine schöne Frau herbeizaubern ist sehr poetisch. Zwei Kleinigkeiten möchte ich anmerken. Für Pferde (und erst recht für Wolken) finde ich den Ausdruck 'mit lächelnder Gebärde' unpassend. Ich kenne Pferde recht gut, sie sprechen mit dem Körper und nicht mit dem Gesicht und haben einladende, scheue, sanfte, forsche, freundliche etc. Gebärden, aber lächelnd? Zweitens ist die Zeile 'Sie (die Herde) reitet wie der Sturm, damit sie hier sein werde' unnötig unlogisch. Denn auch wenn die nicht im wie im Sturm reitet, kann sie hier ankommen. Das 'damit' verlangt eine Begründung, z.B. dass sie 'schnell' hier sein will. Viele Grüße Thomas |
11.10.2011, 17:07 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo ihr drei,
ich dachte schon, dieser Text wäre ganz in Vergessenheit geraten, aber er scheint ja doch ein wenig Anklang zu finden. Ich war mir sehr unsicher, weil ich ihn damals in ganz freier Form geschrieben hatte. Eine Rückmeldung freut mich jedenfalls sehr! @Chavali: Hmm also wenn die Form einen Namen hat, so kenne ich ihn leider nicht. Sie hatte sich einfach so ergeben. @Thomas: Wo ich mir die Situation vorgestellt hatte, da haben sie einfach gelächelt es ist vllt nicht ganz der wirklichkeit entsprechend. in kinderbüchern und märchen können pferde mitunter aber auch menschliche züge haben. und in einem solchen text finde ich es auch jetzt noch nicht störend, wohl aber die zweite Stelle, die du ansprachst. Da überlege ich mir am Wochenende etwas. Vielen Dank euch dreien! Liebe Grüße, onkie |
21.10.2011, 19:27 | #6 |
Lyrische Emotion
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Hallo Onkie,
das ist in der Tat ein schöner, romantischer Text, der ohne "Kitsch" auskommt und die Fantasie im wahrsten Sinne des Wortes beflügelt. Hier bedarf es keiner inhaltlichen Interpretation, denn die Zeilen sprechen für sich, so daß ich mich auf vier formelle Gesichtspunkte beschränken möchte, die m. E. diesen feinsinnigen Text noch abrunden könnten. Dazu muss ich auch kurz auf Thomas' Kritik eingehen. Thomas hat recht, wenn er sagt, Pferde sprächen mit dem Körper. Da das Lächeln aber in der Physiologie eindeutig als Gesichtsausdruck des Menschen definiert ist, erscheint dem Leser diese Vorstellung, trotz aller Fabeln, ziemlich lächerlich, denn wer kennt nicht die grinsenden Pferde aus den animierten Trickfilmen und solche Vorstellung hat m. E. in diesem behutsamen Gedicht nichts verloren. Vorschlag: Dort halten sie mit fröhlicher Gebärde. Oder du suchst etwas synonym dazu, denn das Lächeln ist ja auch ein Ausdruck der Freude und des guten Willens und ist der Aufnahme einer Kommunikation durchaus dienlich. Für die zweite, auch von Thomas erwähnte Stelle hätte ich einen weiteren Vorschlag zu bieten, die damit durch eine ganz kleine Änderung sogar noch eine Verstärkung der beabsichtigten Intention erfährt: Sie reitet mit dem Sturm Ich persönlich würde sogar noch "Sturm" gegen "Wind" tauschen, da letzterer schon schnell und leichtfüßig genug ist, denn der Sturm hat auch etwas Bedrohliches an sich, was ebenfalls hier nichts zu suchen hat. Zum Schluss habe ich auch noch zwei eigene Kritteleien. Zunächst einmal stoße ich mich an dem Begriff "hören". Wenn ich Wolkenbilder betrachte, dann geschieht dies ohne zusätzliche Sinneswahrnehmungen des Ohres, nämlich völlig geräuschlos. An dieser Stelle ist also Objektivität angesagt und ich würde jedes "hören" in der ersten und dritten Strophe durch "sehen" ersetzen, dann ist es wieder stimmig. Dazu passt der laute Ausruf "Hü" in der dritten Zeile dann aber auch nicht, der sticht sowieso etwas hart und unangenehm an dieser Stelle beim Lesen jenes eigentlich geschmeidigen Gedichtes hervor, denn die Pferde schreiten ja auch dort und das ist schon eleganter ausgedrückt, so daß der beanstandete Begriff wirklich nicht passend erscheint. Vorschlag: ...Sie schreiten durch das Blau leicht wie ein Hauch, als gäbe es statt Hausfassaden Weiten Oder lass dir etwas dementsprechendes einfallen. Ich fasse mal zusammen: Wenn ich sehr einsam bin, seh ich die Wolken reiten. Siehst du sie auch? Sie schreiten durch das Blau leicht wie ein Hauch, als gäbe es statt Hausfassaden Weiten fernab der Stadt, durch die sie hüpfend gleiten, und gleiten fort bishin zu einer schönen Frau. Dort halten sie mit fröhlicher Gebärde. Und hören wie das Fräulein von der Sehnsucht spricht. Hörst du es nicht? Dann steigen sie gemeinsam von der Erde als tausend kleine Wolkenpferde mit einer Reiterin darauf zum Himmel auf. Siehst du sie auch? Die wundersame weiße Herde im lichtgemalten Himmelblau. Sie reitet mit dem Wind, damit sie hier sein werde, mit meiner wundervollen Frau. Ansonsten ist dies wirklich ein romantischer und märchenhafter Text der mir sehr gut gefallen hat und ich hoffe mit meiner konstruktiven Krittelei ein wenig zur Abrundung beitragen zu können, denn diese Mühe war dieses Gedicht alle Male wert. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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