Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 02.11.2011, 19:35   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo sdz
nein, das war bestimmt nicht einfach! ich beneide dich um das können und die muße.
ich habe eben geschrieben, "lapidar" sei eine qualität. du erzählst eine dramatische geschichte genauso, eben "lapidar". "Ein Tropfen fällt aufs Blatt". Das ist hier aber nicht banales Naturereignis, nicht banale Metapher, sondern sorgfältig eingewebt in den Teppich. Ja, an einen Gabbeh-Teppich erinnert mich das ganze. (Ich glaube, der iranische spielfilm "gabbeh" würde dir gefallen).
(die "rücksitzbänke" und die "blumengarben" sind in meinen augen die einzigen griffe ins nähkästchen des dichters.)
gruss von wolo
  Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2011, 20:52   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, wolo,

Zitat:
nein, das war bestimmt nicht einfach! ich beneide dich um das können und die muße.
oh, so viel "Muße" habe ich gar nicht, ich muss mir auch mein "Knüpfgarn" verdienen. Aber je mehr "Übung" ich im Knüpfen erlange, desto schneller ist auch ein Teppich fertig. Wobei es allerdings trotzdem Unterschiede gibt, es kommt ganz darauf an, wie komplex das Muster sein soll.

Zitat:
ich habe eben geschrieben, "lapidar" sei eine qualität. du erzählst eine dramatische geschichte genauso, eben "lapidar". "Ein Tropfen fällt aufs Blatt". Das ist hier aber nicht banales Naturereignis, nicht banale Metapher, sondern sorgfältig eingewebt in den Teppich. Ja, an einen Gabbeh-Teppich erinnert mich das ganze. (Ich glaube, der iranische spielfilm "gabbeh" würde dir gefallen).
Danke für dein Lob. Es stimmt schon, hier war das Muster etwas schwieriger. Zu einer Ode passt ein wenig "Pathos", aber hier wäre er völlig fehl am Platz. Das wäre wie ein Knoten im Gewebe. Was nun den Gabbeh-Teppich betrifft, ich habe mich per Suchmaschine ein wenig informiert. Natürlich nur "grob", aber das passt zur Struktur eines Gabbeh. Ja, ich denke, der Film könnte mir gefallen.

Zitat:
(die "rücksitzbänke" und die "blumengarben" sind in meinen augen die einzigen griffe ins nähkästchen des dichters.)
Kein Grund, das zu leugnen. "darben" wäre beispielsweise ein Wort, das die völlig falsche "Farbe" hätte, und "Barben" - nun ja, wie kommt der Fisch auf den Friedhof? Nicht doch.
"Narben", "starben", "warben" passten nicht zum "Erzählstrang". Blumengarben und Friedhof - ja, ich greife auch mal ins "Nähkästchen". Bei "Rücksitzbänken" trifft das allerdings nicht zu, dieses Wort fiel mir spontan ein, im Sinne des "Lachens im Auto". (Ich war auch mal jung.)

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.11.2011, 18:37   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Stimme,

erst kürzlich wagte ich zu schreiben: "Traurigkeiten musst du noch üben."

Ich nehme es zurück - war eh nicht so gemeint.

"Versteinert" ist "wunderschön" bitter und Lyrik pur.

Nun wurdest du schon verdient gelobt. Die Geschichte selbst ist nicht einmalig, wohl aber ihre Verdichtung.

Was mir besonders gefällt ist die "Besonnenheit" darin. Das lyr. Ich klagt nicht und gerade damit ergreift es den Leser. Sogar das lyr. Du betrachtet man wohlwollend - man wagt keine Beurteilung, keine Bewertung.
Hier haben Leben und Schicksal entschieden.

Beim Lesen wird das Herz weich, groß und es fühlt mit.

Noch mehr:
Als würde man still neben dem lyr. Ich sitzen. Das Gras, der Käfer, das Fotoalbum, Autofahrten, Lachen und Tränen. Man erfasst das gesamte Leid mit den Bildern und wagt nicht zu stören. Jeder Trost oder gar Rat wären fehl am Platze.

Liebe Stimme, ein sehr, sehr schönes Gedicht.
Ich schreibe nicht mehr, um mir nicht zu widersprechen. (Ich lese mehrmals und "genieße" eine unendliche Traurigkeit - du verstehst.)

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2011, 16:36   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Liebe Dana,

Zitat:
erst kürzlich wagte ich zu schreiben: "Traurigkeiten musst du noch üben."

Ich nehme es zurück - war eh nicht so gemeint.
zunächst, das finde ich wichtig: Bitte nichts von „wagen“ schreiben. Schließlich haben wir beide doch nur Spaß gemacht.

Ich habe wirklich bis jetzt am längsten mit dem „Verdichten“ von Trauer bzw. Traurigkeit „gekämpft“. Nachdem mir die Versuche nie gelangen und die letzten prompt à la Stimme ins Humorvolle „entgleisten“ , dachte ich lange und intensiv nach. Ich wollte endlich dahinter kommen, warum ich das Gefühl der Trauer nicht in ein Gedicht „hineinbekam“.

Also machte ich mich an die Arbeit und las wohl drei Dutzend derartige Gedichte, sowohl Klassiker als auch moderne Werke. Irgendwann beim Lesen „klingelte“ es bei mir. Die meisten traurigen Werke enthalten eine gewisse Menge „Theatralik“ (wobei ich dieses Wort jetzt nicht im negativen Kontext meine!). Dabei ist das „Gradmaß“ bzw. der Anteil entscheidend. Wenn es mir (persönlich) „zu“ theatralisch erscheint, dann kommt unweigerlich mein Humor mit ins Spiel – was bei mir dazu führen kann, dass mich ein Werk, das traurig sein soll, statt dessen amüsiert ...

Das war/ist mein „Knackpunkt“. Ich kann einfach überhaupt nicht theatralisch sein, ohne über mich und mein Geschriebenes lachen zu müssen, dafür reicht bei mir bereits das allerkleinste bisschen aus! Fazit: Ich kann kein trauriges Gedicht schreiben, während ich mich gleichzeitig über mich selbst amüsiere! Das geht ja nun gar nicht.
Das ist beim Lesen von Gedichten, die jemand anders geschrieben hat, nicht so. Dabei kann mir das durchaus gefallen, da liegt meine „Messlatte“ beträchtlich höher. Ich stellte fest: Das gilt nur für mich, wenn ich so schreibe.

Also war mir klar: Damit ich ein trauriges Gedicht schreiben kann, muss ich ohne jede Theatralik schreiben. Daher dieser Stil, den wolo „lapidar“ nennt. (Das ist zwar nicht ganz „richtig“, aber auch nicht „falsch“, da ist schon „etwas dran“.) Hier schrieb ich ein Gedicht über echte Trauer. Sie „lähmt“; lässt die Gedanken des LI zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herwandern; immer wieder „drängen“ sich einzelne Bilder „auf“; es wird ein Gefühl der „Ziellosigkeit und Desorientierung“ empfunden und, da sämtliche Tränen bereits zuvor schon geweint wurden, bleibt eine Art „Betäubung“ zurück.

Zitat:
Nun wurdest du schon verdient gelobt. Die Geschichte selbst ist nicht einmalig, wohl aber ihre Verdichtung.

Was mir besonders gefällt ist die "Besonnenheit" darin. Das lyr. Ich klagt nicht und gerade damit ergreift es den Leser. Sogar das lyr. Du betrachtet man wohlwollend - man wagt keine Beurteilung, keine Bewertung.
Hier haben Leben und Schicksal entschieden.

Beim Lesen wird das Herz weich, groß und es fühlt mit.
Liebe Dana, allmählich weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll, das meine ich wirklich ehrlich. Ich fühle mich beinahe hilflos, obwohl ich mich natürlich über Lob freue. Es überwältigt mich ein bisschen. Vielen, herzlichen Dank!

Zitat:
Noch mehr:
Als würde man still neben dem lyr. Ich sitzen. Das Gras, der Käfer, das Fotoalbum, Autofahrten, Lachen und Tränen. Man erfasst das gesamte Leid mit den Bildern und wagt nicht zu stören. Jeder Trost oder gar Rat wären fehl am Platze.
Wunderbar, deine Schilderung. So erging es mir vor Jahren mit einer Freundin, sehr wahrscheinlich ist das auch mit in dieses Gedicht eingeflossen. Es gibt ein Ausmaß an Trauer, bei der Trost viel zu wenig ist. Dann kann man nur „da“ sein.

Zitat:
Liebe Stimme, ein sehr, sehr schönes Gedicht.
Ich schreibe nicht mehr, um mir nicht zu widersprechen. (Ich lese mehrmals und "genieße" eine unendliche Traurigkeit - du verstehst.)
Ja, ich verstehe.

Herzliche Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2011, 22:35   #5
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo sdz
danke für die reimsammlung! blumenbarben, fischegarben, usw. eröffnet neue möglichkeiten! ;-)
bei rücksitzbänken fragte ich mich lediglich, ob es "im auto" hinten mehrere bänke hat? es gibt so was, na ja.. wenn halt der rest so durchdacht ist...
lg w.
  Mit Zitat antworten
Alt 05.11.2011, 06:55   #6
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, wolo,

ach, seufz, du bist der schlimmste aller Erbsenzähler. Da ich allerdings die schlimmste aller Erbsenzählerinnen bin, hüte ich mich mit Steinen zu werfen. Wenn man im Glashaus sitzt, sollte man's nicht machen.

Und wenn es ein VW-Bus war? Ha! - Na? Die bieten viel mehr Platz als ein PKW und ja, ich war mal jung, wenn das auch kaum noch jemand glaubt. Ach, die 80er!

Du musst dir einfach das passende Auto vorstellen! Selbst Einstein sagte: "Vorstellungskraft ist wichtiger als Wissen!" (Zitat)

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 10:44 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg