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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 25.09.2011, 20:43   #1
Mike_S
Heiliggeborener
 
Registriert seit: 09.05.2010
Beiträge: 43
Standard Kummer

Kummer

Es sind unzählige Gedanken im Raum,
die ganze Welt ist heute hier,
die Bilder laufen über, sprengen den Traum,
noch nie war ich so nah bei mir.

Doch durch ein Fenster blickt eine Sonne
verbrennt mit gleißend Licht die Welt,
was eben noch chaotische Wonne
wird wüst und leer, mein Traum zerfällt.

(c)Mike S
September 2011
__________________
Ja, es waren Gedanken aus Sternenstaub, gezeichnet in der schnellen Zeit und doch ein Kosmos für die Ewigkeit.
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Alt 25.09.2011, 21:41   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Mike S,

du warst eine ganze Weile nicht hier, schön, dass du wieder da bist.

Das Gedicht bietet eine interessante Dualität, eine Art "These und Antithese", was den Aufbau betrifft. Die erste Strophe handelt von einem gedanklich-geistigen "Höhenflug", etwas, das auf mich den Eindruck erweckt, als ob für das LI plötzlich alles klar wird, worüber es wohl zuvor nur "rätselraten" konnte.

Zitat:
die Bilder laufen über, sprengen den Traum,
Eine sehr eindringliche Formulierung, die in mir die oben beschriebenen Gedanken auslöste. Wie stark müssen diese Bilder sein, wenn sie selbst den Traum "sprengen"? Das LI hat aber dadurch keine negativen Empfindungen, es scheint der Eindruck zu herrschen, dass es sich selbst sehr nahe ist, also sich erkennt und versteht, besser als je zuvor.

Dann plötzlich die "Sonne". Das brachte mich auf den Gedanken, ob die erste Strophe wohl tatsächlich in der Nacht anzusiedeln ist - und es sich wirklich um einen Traum handelt. Ich kenne die Intensität mancher Träume, in denen ich vieles zu verstehen glaubte, das sich tagsüber dem Verstehen entzog; Träume, in denen ich eine Fremdsprache sprach, die ich gar nicht kenne. (Wobei ich denke, dass das täuscht, aber das hat mit dem Gedicht nur indirekt zu tun.)

Die Sonne symbolisiert meines Erachtens nach den beginnenden Tag, also das "Erwachen" aus dem Traum. Die Wirklichkeit holt den Träumer ein, gleißend hell und nicht ohne Schärfe. Dieses Licht (das "wache" Bewusstsein) "verbrennt" die (Traum)welt. Die "chaotische Wonne" des Traums zerfällt. Die Welt ist wüst und leer - die "öde Realität" hat erneut den Sieg davongetragen.

Es gefällt mir, wie hier diese beiden Welten dargestellt werden, und auch der emotionale Bezug des LI dazu. Es gibt Träume, die wir so gerne weiterträumen würden, aber das Aufwachen ist unausweichlich.

Formal ist das Metrum stringent, aber trotzdem sehr schwer rhythmisch zu lesen. Der Wechsel vom daktylischen Versfuß am Ende jeder Langzeile in den vierhebigen Jambus der darauf folgenden fällt mir nicht ganz leicht. Dazu kommt eben noch, dass manche Betonungen etwas "gebogen" sind, wie z. B. "unzählige". Eigentlich xXxx, im Versmaß des Metrums aber xXxX mit Hebung auf -ge, da es keine 3 unbetonten Silben nacheinander geben darf. Das bringt mich auch ein wenig ins Stolpern. Würde ich es xXxx lesen, gäbe es eine Differenz zu Vers 1 in Strophe 2, ich wollte das übereinstimmend lesen.

Ein bisschen problematisch ist auch eben dieser Vers: "Doch durch ein Fenster blickt eine Sonne" - xXxXxXxxXx. Damit es mit Strophe 1, Vers 1 übereinstimmt, muss ich "eine" als zweisilbiges Wort unbetont lesen und die Betonung auf "blickt" legen. Eigentlich müsste aber nach geltenden Betonungsregeln "eine" Xx betont werden - und daher "blickt" unbetont sein, also: xXxXxxXxXx.

Gut, ich habe mittlerweile genug Übung, und kann es mir daher "zurechtlesen". Ein Anfänger hätte damit aber Schwierigkeiten. Deshalb möchte ich das nicht als Kritik "herüberbringen", es ist machbar, Fehler sind es nicht. Nur behindern diese "metrischen Biegungen" ein flüssiges Lesen, daher halte ich es für richtig, es anzumerken.

Ich persönlich hätte, um den Gegensatz von Wirklichkeit und Traum metrisch darzustellen, beispielsweise Strophe 1 im rein jambischen Versmaß (oder auch daktylischen, das wäre "Geschmackssache") geschrieben, um es "weicher" wirken zu lassen und Strophe 2 als Gegensatz dann im Trochäus geschrieben, der "fester, härter" wirkt. Ebenso hätte ich die weicheren weiblichen (klingenden) Kadenzen der längeren Verse statt in Strophe 2 in Strophe 1 verwendet und die männlichen (stumpfen) dagegen umgekehrt. Das sind aber nur meine persönlichen Gedanken dazu! Vielleicht dient es ja als Anregung für künftige Werke.

Insgesamt gefällt es mir gut, "echte" Fehler sind es nicht, es hat nur ein paar kleine metrische "Schwachstellen", über die du eventuell noch einmal nachdenken möchtest.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

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Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2011, 18:26   #3
Mike_S
Heiliggeborener
 
Registriert seit: 09.05.2010
Beiträge: 43
Standard

Lieber Stimme der Zeit,

ich weiß gar nicht, wie ich Dir antworten soll. Du schriebst so viel und hast zudem einen klasse Kommentar hingelegt. Ich kann Dir in Deinen Umschreibungen und auch kritischen Anmerkungen zum Rhythmus nur zustimmen.

Ich bin von Deiner Zuwendung und Deinen umfänglichen Gedanken wirklich sehr beeindruckt und sehr zugetan.

Ich danke Dir. Nur so wird man besser.

Beste Grüße
Mike S
__________________
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