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Alt 17.11.2011, 21:50   #1
Stimme der Zeit
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Standard Der Spaziergang

Friedrich Schiller:

Der Spaziergang*

Sey mir gegrüßt, mein Berg mit dem röthlich strahlenden Gipfel!
Sey mir, Sonne, gegrüßt, die ihn so lieblich bescheint!
Dich auch grüß’ ich, belebte Flur, euch, säuselnde Linden,
Und den fröhlichen Chor, der auf den Aesten sich wiegt,
Ruhige Bläue, dich auch, die unermeßlich sich ausgießt
Um das braune Gebirg, über den grünenden Wald,
Auch um mich, der, endlich entflohn des Zimmers Gefängniß
Und dem engen Gespräch, freudig sich rettet zu dir.
Deiner Lüfte balsamischer Strom durchrinnt mich erquickend,
Und den durstigen Blick labt das energische Licht.
Kräftig auf blühender Au erglänzen die wechselnden Farben,
Aber der reizende Streit löset in Anmuth sich auf.
Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich;
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad.
Um mich summt die geschäftige Biene, mit zweifelndem Flügel
Wiegt der Schmetterling sich über dem röthlichten Klee
Glühend trifft mich der Sonne Pfeil, still liegen die Weste,
Nur der Lerche Gesang wirbelt in heiterer Luft,
Doch jetzt braust’s aus dem nahen Gebüsch; tief neigen der Erlen
Kronen sich, und im Wind wogt das versilberte Gras!
Mich umfängt ambrosische Nacht; in duftende Kühlung
Nimmt ein prächtiges Dach schattender Buchen mich ein.
In des Waldes Geheimniß entflieht mir auf einmal die Landschaft,
Und ein schlängelnder Pfad leitet mich steigend empor.
Nur verstohlen durchdringt der Zweige laubigtes Gitter
Sparsames Licht, und es blickt lachend das Blaue herein.
Aber plötzlich zerreißt der Flor. Der geöffnete Wald gibt
Ueberraschend des Tags blendendem Glanz mich zurück.
Unabsehbar ergießt sich vor meinen Blicken die Ferne,
Und ein blaues Gebirg endigt im Dufte die Welt.
Tief an des Berges Fuß, der gählings unter mir abstürzt,
Wallet des grünlichten Stroms fließender Spiegel vorbei.
Endlos unter mir seh’ ich den Aether, über mir endlos,
Blicke mit Schwindeln hinauf, blicke mit Schaudern hinab.
Aber zwischen der ewigen Höh’ und der ewigen Tiefe
Trägt ein geländerter Steig sicher den Wandrer dahin.
Lachend fliehen an mir die reichen Ufer vorüber,
Und den fröhlichen Fleiß rühmet das prangende Thal.
Jene Linien, sieh! die des Landmanns Eigenthum scheiden,
In den Teppich der Flur hat sie Demeter gewirkt.
Freundliche Schrift des Gesetzes, des menschenerhaltenden Gottes,
Seit aus der ehernen Welt fliehend die Liebe verschwand!
Aber in freieren Schlangen durchkreuzt die geregelten Felder,
Jetzt verschlungen vom Wald, jetzt an den Bergen hinauf
Klimmend, ein schimmernder Streif, die länderverknüpfende Straße;
Auf dem ebenen Strom gleiten die Flöße dahin.
Vielfach ertönt der Heerden Geläut im belebten Gefilde,
Und den Wiederhall weckt einsam des Hirten Gesang.
Muntre Dörfer bekränzen den Strom, in Gebüschen verschwinden
Andre, vom Rücken des Bergs stürzen sie gäh dort herab.
Nachbarlich wohnet der Mensch noch mit dem Acker zusammen,
Seine Felder umruhn friedlich sein ländliches Dach;
Traulich rankt sich die Reb’ empor an dem niedrigen Fenster,
Einen umarmenden Zweig schlingt um die Hütte der Baum.
Glückliches Volk der Gefilde! Noch nicht zur Freiheit erwachet;
Theilst du mit deiner Flur fröhlich das enge Gesetz.
Deine Wünsche beschränkt der Ernten ruhiger Kreislauf,
Wie dein Tagewerk, gleich, windet dein Leben sich ab!
Aber wer raubt mir auf einmal den lieblichen Anblick? Ein fremder
Geist verbreitet sich schnell über die fremdere Flur.
Spröde sondert sich ab, was kaum noch liebend sich mischte,
Und das Gleiche nur ist’s, was an das Gleiche sich reiht.
Stände seh’ ich gebildet, der Pappeln stolze Geschlechter
Ziehn in geordnetem Pomp vornehm und prächtig daher.
Regel wird alles, und alles wird Wahl, und alles Bedeutung;
Dieses Dienergefolg meldet den Herrscher mir an.
Prangend verkündigen ihn von fern die beleuchteten Kuppeln,
Aus dem felsigten Kern hebt sich die türmende Stadt.
In die Wildnis hinaus sind des Waldes Faunen verstoßen,
Aber die Andacht leiht höheres Leben dem Stein.
Näher gerückt ist der Mensch an den Menschen. Enger wird um ihn,
Reger erwacht, es umwälzt rascher sich in ihm die Welt.
Sich, da entbrennen in feurigem Kampf die eifernden Kräfte,
Großes wirket ihr Streit, Größeres wirket ihr Bund.
Tausend Hände belebt ein Geist, hoch schläget in tausend
Brüsten, von einem Gefühl glühend, ein einziges Herz,
Schlägt für das Vaterland und glüht für der Ahnen Gesetze;
Hier auf dem theuren Grund ruht ihr verehrtes Gebein.
Nieder steigen vom Himmel die seligen Götter und nehmen
In dem geweihten Bezirk festliche Wohnungen ein;
Herrliche Gaben bescherend erscheinen sie: Ceres vor allen
Bringet des Pfluges Geschenk, Hermes den Anker herbei,
Bacchus die Traube, Minerva des Ölbaums grünende Reiser,
Auch das kriegrische Roß führet Poseidon heran.
Mutter Cybele spannt an des Wagens Deichsel die Löwen,
In das gastliche Thor zieht sie als Bürgerin ein.
Heilige Steine! Aus euch ergossen sich Pflanzer der Menschheit.
Fernen Inseln des Meers sandtet ihr Sitten und Kunst,
Weise sprachen das Recht an diesen geselligen Thoren,
Helden stürzten zum Kampf für die Penaten heraus.
Auf den Mauern erschienen, den Säugling im Arme, die Mütter,
Blickten dem Heerzug nach, bis ihn die Ferne verschlang.
Betend stürzten sie dann vor der Götter Altären sich nieder,
Flehten um Ruhm und Sieg, flehten um Rückkehr für euch.
Ehre ward euch und Sieg, doch der Ruhm nur kehrte zurücke;
Eurer Thaten Verdienst meldet der rührende Stein:
„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
„Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“
Ruhet sanft, ihr Geliebten! Von eurem Blute begossen,
Grünet der Ölbaum, es keimt lustig die köstliche Saat.
Munter entbrennt, des Eigentums froh, das freie Gewerbe,
Aus dem Schilfe des Stroms winket der bläulichte Gott.
Zischend fliegt in den Baum die Axt, es erseufzt die Dryade,
Hoch von des Berges Haupt stürzt sich die donnernde Last.
Aus dem Felsbruch wiegt sich der Stein, vom Hebel beflügelt;
In der Gebirge Schlucht taucht sich der Bergmann hinab.
Mulcibers Amboss tönt von dem Takt geschwungener Hämmer,
Unter der nervigten Faust spritzen die Funken des Stahls.
Glänzend umwindet der goldene Lein die tanzende Spindel
Durch die Saiten des Garns sauset das webende Schiff.
Fern auf der Rede ruft der Pilot, es warten die Flotten,
Die in der Fremdlinge Land tragen den heimischen Fleiß;
Andre ziehen frohlockend dort ein mit den Gaben der Ferne,
Hoch von dem ragenden Mast wehet der festliche Kranz.
Siehe, da wimmeln die Märkte, der Kahn von fröhlichem Leben,
Seltsamer Sprachen Gewirr braust in das wundernde Ohr.
Auf den Stapel schüttet die Ernten der Erde der Kaufmann,
Was dem glühenden Strahl Afrika’s Boden gebiert,
Was Arabien kocht, was die äußerste Thule bereitet,
Hoch mit erfreuendem Gut füllt Amalthea das Horn.
Da gebieret das Glück dem Talente die göttlichen Kinder,
Von der Freiheit gesängt wachsen die Künste der Lust.
Mit nachahmendem Leben erfreuet der Bildner die Augen,
Und vom Meißel beseelt redet der fühlende Stein.
Künstliche Himmel ruhn auf schlanken jonischen Säulen,
Und den ganzen Olymp schließet ein Pantheon ein.
Leicht wie der Iris Sprung durch die Luft, wie der Pfeil von der Senne,
Hüpfet der Brücke Joch über den brausenden Strom.
Aber im stillen gemach entwirft bedeutende Zirkel
Sinnend der Weise, beschleicht forschend den schaffenden Geist,
Prüft der Stoffe Gewalt, der Magnete Hassen und Lieben,
Folgt durch die Lüfte dem Klang, folgt durch den Äther dem Strahl,
Sucht das vertraute Gesetz in des Zufalls grausenden Wundern,
Sucht den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht.
Körper und Stimme leiht die Schrift dem stummen Gedanken,
Durch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt.
Da zerrinnt vor dem wundernden Blick der Nebel des Wahnes,
Und die Gebilde der Nacht weichen dem tagenden Licht.
Seine Fesseln zerbricht der Mensch. Der Beglückte! Zerriss’ er
Mit den Fesseln der Furcht nur nicht den Zügel der Scham!
Freiheit! ruft die Vernunft, Freiheit die wilde Begierde,
Von der heil’gen Natur ringen sie lüstern sich los.
Ach, da reißen im Sturm die Anker, die an dem Ufer
Warnend ihn hielten, ihn faßt mächtig der flutende Strom;
Ins Unendliche reißt er ihn hin, die Küste verschwindet,
Hoch auf der Fluthen Gebirg wiegt sich entmastet der Kahn;
Hinter Wolken erlöschen des Wagens beharrliche Sterne,
Bleibend ist nichts mehr, es irrt selbst in dem Busen der Gott.
Aus dem Gespräche verschwindet die Wahrheit, Glauben und Treue
Aus dem Leben, es lügt selbst auf der Lippe der Schwur.
In der Herzen vertraulichsten Bund, in der Liebe Geheimniß
Drängt sich der Sykophant, reißt von dem Freunde den Freund.
Auf die Unschuld schielt der Verrath mit verschlingendem Blicke,
Mit vergiftendem Biß tödtet des Lästerers Zahn.
Feil ist in der geschändeten Brust der Gedanke, die Liebe
Wirst des freien Gefühls göttlichen Adel hinweg.
Deiner heiligen Zeichen, o Wahrheit, hat der Betrug sich
Angemaßt, der Natur köstlichste Stimmen entweiht,
Die das bedürftige Herz in der Freude Drang sich erfindet;
Kaum gibt wahres Gefühl noch durch Verstummen sich kund.
Auf der Tribüne prahlet das Recht, in der Hütte die Eintracht,
Des Gesetzes Gespenst steht an der Könige Thron.
Jahre lang mag, Jahrhunderte lang die Mumie dauern,
Mag das trügende Bild lebender Fülle bestehn,
Bis die Natur erwacht, und mit schweren, ehernen Händen
An das hohle Gebäu rühret die Noth und die Zeit,
Einer Tigerin gleich, die das eiserne Gitter durchbrochen
Und des numidischen Walds plötzlich und schrecklich gedenkt,
Aufsteht mit des Verbrechens Wuth und des Elends die Menschheit,
Und in der Asche der Stadt sucht die verlorne Natur.
O so öffnet euch, Mauren, und gebt den Gefangenen ledig!
Zu der verlaßenen Flur kehr’ er gerettet zurück!
Aber wo bin ich? Es birgt sich der Pfad. Abschüssige Gründe
Hemmen mit gähnender Kluft, hinter mir, vor mir den Schritt.
Hinter mir bleib der Gärten, der Hecken vertraute Begleitung,
Hinter mir jegliche Spur menschlicher Hände zurück.
Nur die Stoffe seh’ ich gethürmt, aus welchen das Leben
Keimet, der rohe Basalt hofft auf die bildende Hand.
Brausend stürzt der Gießbach herab durch die Rinne des Felsen,
Unter den Wurzeln des Baums bricht er entrüstet sich Bahn.
Wild ist es hier und schauerlich öd’. Im einsamen Luftraum
Hängt nur der Adler und knüpft an das Gewölke die Welt.
Hoch herauf bis zu mir trägt keines Windes Gefieder
Den verlorenen Schall menschlicher Mühen und Lust.
Bin ich wirklich allein? In deinen Armen an deinem
Herzen wieder, Natur, ach! Und es war nur ein Traum,
Der mich schaudernd ergriff; mit des Lebens furchtbarem Bilde,
Mit dem stürzenden Thal stürzte der finstre hinab.
Reiner nehm’ ich mein Leben von deinem reinen Altare,
Nehme den fröhlichen Mut hoffender Jugend zurück.
Ewig wechselt der Wille den Zweck und die Regel, in ewig
Wiederholter Gestalt wälzen die Thaten sich um.
Aber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne
Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz!
Immer dieselbe, bewahrst du in treuen Händen dem Manne,
Was dir das gaukelnde Kind, was dir der Jüngling vertraut,
Nährest an gleicher Brust, die vielfach wechselnden Alter;
Unter demselben Blau, über dem nämlichen Grün
Wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter,
Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.

*Die Überschrift dieses Gedichts in den Horen vom Jahr 1795 lautete "Elegie".

Bei "Wissen im Netz" gibt es eine interessante Interpretation dieses Werkes, zu der ich gerne den Link angebe, falls sich jemand informieren möchte:

ht tp://w w w.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/lex/S/Spaziergang.htm (Lesezeichen entfernen)

Ich finde, falls jemand aufgrund der "Sprache" vielleicht Schwierigkeiten hat, dem Inhalt zu folgen, ist dieser kurze, erklärende Beitrag sicher sehr hilfreich. Ich stimme persönlich damit überein; hier im Werk wird deutlich, dass "Mensch-Natur" und "Gefühl-Vernunft" als "Gegensätze" nur schwer zu vereinen sind, und so der Mensch durchaus auch "Irrwege" geht. Schiller schenkt jedoch hier Hoffnung, das wird aus dem Schluss ersichtlich.

Und, auch für eventuell Interessierte, ein Wikipedia-Link über das antike Versmaß "Distichon": http://de.wikipedia.org/wiki/Distichon

Liebe Grüße

Stimme
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Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2011, 16:04   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Stimme der Zeit,

vielen Dank, dass du in den Salon dieses herrliche Gedicht mitgebracht hast, und dem Leser durch die Hinweise auf die erklärenden Links die Beschäftigung mit dem Gedicht erleichterst. Wie bei allen wirklich schönen Dingen, kann man das Gedicht nicht nur konsumieren, sondern muss als Leser auch selbst etwas einbringen. Das macht wahre Freude, während Konsum bestenfalls Spaß macht.

Ich würde an dieser Stelle gerne an einen Satz erinnern, den ich zwar schon bezüglich Schillers 'Das Ideal und das Leben' in Chavalis Thema Lieblingsgedichte (http://www.gedichte-eiland.de/showth...?t=5595&page=2) geschrieben habe, der mir aber so wichtig erscheint, das ich ihn wiederholen möchte: Das besondere an Schillers Gedankengedichten ist, dass diese wirkliche Gedichte sind, weil sie die emotionale Bewegung... die mit der Erkenntnis der Idee notwendig einhergeht, zum Ausdruck bringen. Sie sind keine Beschreibung philosophischer Ideen an sich, sondern eine Folge mitreißender Metaphern, die dem Leser helfen, diese Ideen zu begreifen.

Man kann Schillers Menschenbild und seine philosophischen Ideen ablehnen, aber wie er die philosophisch Ideen poetisch zum Leben erweckt und zu Erlebbarem werden lässt, das ist etwas ganz außerordentliches und wunderschönes. Die Poesie vermittelt dadurch den Genuss tiefer Erkenntnis und die Süßigkeit der Weisheit, für die ich Schiller gar nicht genug danken kann, was natürlich besonders schön ist, da ich auch inhaltlich mit vielen seiner Gedanken übereinstimme.

Ich merke gerade, dass das etwas euphorisch und ganz uncool klingt, aber ich lasse es – allem Zeitgeist zum Trotz – so stehen, wie ich es empfinde.

Viele Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2011, 21:14   #3
Ulrich
Neuer Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 15.11.2011
Beiträge: 4
Standard Über Schillers Spaziergang

Hallo liebe Spaziergänger, Thomas und Stimme-der-Zeit,

ich will nur eine kurze Ergänzung zu dem machen, was Thomas zu Schillers "Spaziergang" bemerkt hatte.

Schiller beschreibt den Spaziergang durch die Natur, um den Leser den Gang der menschlichen "Kultur-Entwicklung" vor Augen zu führen. Das ist für ihn aber nicht nur ein didaktisches Hilfsmittel, denn Natur und Kultur sind sich darin ähnlich, dass sich beide nicht willkürlich und beliebig verändern können. Schiller sagt am Ende des Gedichts, zwar „wechselt der menschliche Wille“ ständig die Regeln, den Zweck“ und das Ziel, während die Natur in „unveränderter Schöne das alte Gesetz ehrt“. Wenn er danach in der letzten Zeile des Gedichtes sagt „Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns“, dann meint er nicht nur die „natürliche“ Sonne, sondern auch die Sonne „Homers“, die uns heute noch in den poetischen „Regeln“ der Griechischen Klassik erscheint.

Ulrich
Ulrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.12.2011, 16:06   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Ulrich,

danke für den "Einblick" in Schillers "Spaziergang". Dass mit der "Sonne Homers" nicht nur die "natürliche" Sonne gemeint ist, das hatte ich durchaus erkannt.

Genau genommen könnte man darin nicht nur die "Homers Sonne" im Sinn der antiken (griechischen) Dichtkunst sehen, sondern (so denke ich) auch die "Sonne der Lyrik/Poesie" an sich ...

Jede Form der Kunst, auch das Schreiben von Gedichten, wandelt sich, denn auch die "Kultur" wandelt sich - im "Laufe der Zeit". Daran ist nichts Schlechtes - es gilt nur, das Vergangene nicht um seiner selbst willen zu verwerfen, und das Zukünftige nicht alleine aufgrund des "Neuen" anzunehmen. Für mich gilt es, hier zu "selektieren". Vieles kann in unsere heutige Zeit nicht (oder nur ungenügend) "übertragen" werden, allein schon aufgrund der Sprache, denn die deutsche Sprache ist "anders" geartet als das antike Griechisch. Aber ich bin auch der Ansicht, dass jeder Dichter sich mit der "Vergangenheit" gründlich befassen sollte, um zu erkennen, worauf die Dichtkunst "beruht". Einfach "drauflosschreiben", ohne jede Regel, das wäre falsch. Es wäre allerdings ebenso falsch, "antike" Regeln zu Dogmen zu erklären - es gilt, hier den "goldenen Mittelweg" zu finden.

Kurz gesagt: Um "neue Wege" gehen zu können, sollte jeder die "alten Wege" beschritten haben.

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Geändert von Stimme der Zeit (17.12.2011 um 16:09 Uhr)
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