21.12.2011, 00:54 | #1 |
Gast
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im kursaal
heute flog ein ton mir zu
fällig auf den rechten schuh kroch mit frechem grinsen breit beinig und in sichtbar streit lustig‘ operettenpose weiter in die sonntagshose nur, weil allsogleich er glaub würdig machte, dass er taub stumm sei und darum geheim nisse mit und ohne reim nicht verraten und nicht hören könne, liess ich ihn gewähren etwas kitzlig war es schon doch er machte das ganz ton artig bis hinauf zum ohr läppchen setzte sich davor um ein kleines lied zu singen und nen gruss von dir zu bringen |
27.12.2011, 11:55 | #2 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 1.836
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Hallo, wolo,
selten zu lesen: Gebrochene Reime. Eigentlich dachte ich bislang, dass diese Art Reim sich nur für Gedichte in der Spaßrubrik eignet, aber hier zeigst du mir, dass es auch anders geht. (Wieder etwas dazugelernt. ) Hier "meisterst" du einen "Balanceakt", denn es ist ein heiteres Gedicht, gleitet aber nicht ins Komische ab. Nimm ein Kompliment von mir an! Der Inhalt gefällt mir auch sehr gut - was du immer für Ideen hast, ich staune immer wieder. Wirklich originell, auch die kleine "Anspielung" auf Beethoven (passt ausgezeichnet zum Titel). Ich kann wirklich einen Mann im Sonntagsanzug vor mir sehen und die "Landung" eines Tons auf seinem Schuh. Ebenso, wie dieser mit ihm redet und dann zuerst das Hosenbein hinaufkrabbelt (was kitzelt), um dann ein kleines Lied in dessen Ohr zu singen. Der Inhalt hat eine echte "Schmunzelwirkung". Meine persönliche Lieblingsformulierung: Geheimnisse mit und ohne Reim. Eigentlich müsste ich hier die ganze Strophe zitieren, denn die "originelle Wirkung" entfaltet sich im "Zusammenhang". An einer Stelle halte ich den gebrochenen Reim für ganz besonders gut gelungen: Zitat:
Es gibt noch ein paar gebrochene Reime, die vergleichbar sind, wie z. B. in Strophe 1, Vers 1 und 2, aber das ist für mich der Gelungenste. Generell halte ich ohnehin Strophe 3 für die Beste. Sowohl inhaltlich, als auch in der Ausarbeitung. Ich weiß natürlich nicht, ob du es absichtlich gemacht hast, aber ich vermute es mal: Zitat:
Es sind in jeder Strophe immer vier männliche Kadenzen, gefolgt von zwei weiblichen. Das finde ich gut, denn es verhindert ebenfalls eine (unfreiwillig mögliche) Komik. Ein heiteres Liebesgedicht mit leisem, augenzwinkerndem Humor. Ich möchte nur anmerken, dass ich die Elision bei "lustig' Operettenpose" gut finde, aber mit dem "nen" im letzten Vers nicht ganz "glücklich" bin. Allerdings pflege ich beim Schreiben auch immer wieder auf diese verflixte Wortverkürzung zu treffen, die ist einfach ein ausgesprochen fieses Ding. Mir ist aber klar, warum, und ich sage nicht, dass du sie ändern müsstest. Ich habe mir mögliche Alternativen durch den Kopf gehen lassen und festgestellt, dass diese wiederum auch nicht zum Sprachduktus passen - nur "andersherum". Etwas "zu flapsig" (bezogen auf die Bedeutung des Grußes) vs. "zu gehoben". Hinzu kommt, dass bei "einen" das "und" fehlen würde, da du keine Satzzeichen verwendest. Daher: Lass es stehen und nimm es lediglich als Anmerkung, es sei denn, du hast eine "zündende Idee", die mir nur nicht einfiel. Der vierhebige Trochäus ist übrigens einwandfrei, ich fand keinen Fehler, um das noch zu erwähnen. Mein persönliches Fazit: Das Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut. Sehr gerne gelesen und kommentiert. Liebe Grüße Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (27.12.2011 um 11:59 Uhr) |
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28.12.2011, 10:12 | #3 |
Gast
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hallo stimme der zeit
danke fürs lesen und den kommentar, der mich sehr gefreut hat. habe auch gelernt, dass das "gebrochene reime" sind. danke. "mir den gruss von dir zu bringen" wäre meine alternative zum "nen". aber vielleicht passt das nen fast besser in einen gewollt komischen text. lg wolo |
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