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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 30.12.2011, 19:16   #1
Stimme der Zeit
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Liebe Chavi,

Zitat:
wie kommst du ausgerechnet auf Raben?
Weil ich sie nicht so negativ besetzt (literarisch) in Erinnerung habe, zog ich Wikipedia zu Rate
Unter Mythologie ist zu lesen, dass alte Götter und Könige ihre Weisheit, Intelligenz und Flugfähigkeit genutzt haben.

Allerdings wurde der Rabe im Mittelalter zum Galgenvogel oder zum Unglücksraben.

Literarisch ist die Bedichtung des Raben als Metapher immer ein Highlight.
Das ist auch dir gelungen.
Ich bin in der nordischen Mythologie (z. B. Odins "Raben") noch nicht sehr bewandert, weiß aber, dass sich im Laufe der Zeit - bedingt durch die christliche Religion - das "Bild" des Raben zum Negativen "gewandelt" hat. So war es ja auch mit Pan - dessen "Bocksfüße" und "Hörner" dem "Teufel" zugewiesen wurden. So wurden aus Odins Begleitern, aus Symbolen der Weisheit, "Unglücksraben" und "Galgenvögel", wie du es so treffend ausgedrückt hast. Von dem "Rabenbild", das die Kirche diesen Vögeln zugewiesen hat ausgehend, fand ich es ganz angemessen, es gewissermaßen wieder "zurückzuführen" ...

Zitat:
Literarisch ist die Bedichtung des Raben als Metapher immer ein Highlight.
Das ist auch dir gelungen.

Mir gefällt sehr, welche Dramatik diese Verse erzeugen.
Ich schätze literarisch auch Tiermetaphern. Wir Menschen projizieren ja bestimmte Charaktereigenschaften auf bestimmte Tiere, bewerten diese als gut oder schlecht, und wenden sie dann auch wieder "umgekehrt" an: Der dumme Esel, der tollpatschige Bär, der schlaue Fuchs, der böse Wolf, die diebische Elster - mit denen wir uns gerne "titulieren" ...

(Fridolin hat hier im Forum eine Fabel von Christian Morgenstern eingestellt: Das Vermächtnis - lesenswert.)

Zitat:
Natürlich habe ich auch fees Kommentar und deine Antwort darauf gelesen.
Das ist ja fast ein abendfüllendes Programm
Es wurde schon vieles gesagt und angesprochen, so dass für Kritik (falls es welche gab) kein Raum mehr bleibt.
Doch, es gab eine, und ich bin immer noch "ohne zündende Idee" für den betreffenden Vers. Aber ich denke, es wird mir noch etwas einfallen, es ist nur ein besonders "kniffliger" Fall. Ich weiß, dass ich nur noch sehr selten einen "technischen" Fehler mache, aber "Schwachstellen", oder wie hier, ein "Singular-/Plural-Bezugsfehler", solche unterlaufen mir da schon (in Relation gesehen) öfter.

Zitat:
Was Form und Inhalt betrifft:
Mir geht das ganz oft so, dass sich beides verselbständigt.
Aus einer Idee oder einem Anfang können mehrere Endprodukte ( ) werden,
sprich mehrere Gedichte in jeweils anderen Formen und Inhalten entstehen.

Mir gefällt jedenfalls sehr, was ich da gelesen habe und das ist (für mich) das Wichtigste.
Ein Gedicht muss klingen, die Sprache muss berühren - das ist was für mich.
Das finde ich jetzt ungemein faszinierend, denn es war bei mir noch nie der Fall, dass aus einer Idee mehrere Gedichte wurden. So interessant wie die Tatsache, dass die Reihenfolge "Titel/Werk" bei uns beiden genau "andersherum" verläuft. Allerdings scheinen wir alle (nicht nur Stimme der Zeit und Chavali) zu erleben, dass ein Text sich "unterwegs selbstständig macht".

Ich freue mich sehr, wenn du Gefallen daran finden konntest und wenn dich Sprache und Klang berührt haben. Das ist ein sehr schönes Kompliment, vielen, lieben Dank dafür.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
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Alt 30.12.2011, 21:01   #2
Dana
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Liebe Stimme,

so zwischendurch: Gelobt sei deine Schaffenskraft!
Verstehe richtig: Nicht im Sinne der Raben, , weil gelobt so ganz in ihrem Sinne ist.

Ich habe mir heute per TV, während der "Erholungsphase" vom Weihnachtsstress, teilweise den Rückblick auf das letzte Jahrundert angesehen.
Dazu muss ich gestehen, dass ich die "schwarzen Raben" als die exekutive Gewalt sehe. Die legeslative sind andere Vögel und Farben.
Gerade darin konnte man die Anliegen und die Macht jener sehen und hören - und staunen, dass sie trotz "Moderne" an nichts verloren haben.

Für mich ist es ein einziges Gedicht, das dem Gefühl der Judikative des Autors entsprungen ist.

Der Schlussvers ist für mich bezeichnend und wahr: "Sie lieben nicht."
Sie lieben nicht und bauen "gehirnwäschig" auf Liebe auf.
Liebe berührt und bewegt - sie wird als "Köder" benutzt. Weil Liebe auf Erden oft enttäuscht, Schmerz bereitet, haben sie sich diese für ein Versprechen im Jenseits erdacht und an Bedingungen geknüpft. Bedingungen, die ihre eigene Gier auf Erden befriedigen - über die Saat der Hoffnung, die sie in die Massen der Menschheit säen - bis heute.

Wann? Wann werden diese Zeilen Weltreligion?

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Es gibt den Sonnenschein und auch das Licht,
es gibt die Menschlichkeit, es gibt die Wahrheit,
das Auge der Vernunft verschafft euch Klarheit:
Ich will, trotz aller Geschehen, daran glauben.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 30.12.2011, 22:27   #3
Stimme der Zeit
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Liebe Dana,

Zitat:
so zwischendurch: Gelobt sei deine Schaffenskraft!
Verstehe richtig: Nicht im Sinne der Raben, , weil gelobt so ganz in ihrem Sinne ist.
kein Gedanke, ich verstehe das schon richtig. Dankeschön! "Gelobt" - ja, das ist auch so eine Sache. Die Raben machen nicht einmal vor Worten "Halt", die sinnvoll und richtig sind. Das Wort "Liebe" ist dafür das schlimmste Beispiel. Weißt du, was schlimmer ist als jede Lüge? Die Pervertierung der Wahrheit ...

Zitat:
Ich habe mir heute per TV, während der "Erholungsphase" vom Weihnachtsstress, teilweise den Rückblick auf das letzte Jahrundert angesehen.
Dazu muss ich gestehen, dass ich die "schwarzen Raben" als die exekutive Gewalt sehe. Die legeslative sind andere Vögel und Farben.
Gerade darin konnte man die Anliegen und die Macht jener sehen und hören - und staunen, dass sie trotz "Moderne" an nichts verloren haben.

Für mich ist es ein einziges Gedicht, das dem Gefühl der Judikative des Autors entsprungen ist.
Ja, die Welt ist bunt. Allerdings scheinen die "Farben" verloren zu gehen, da sich in Sachen Legislative wohl allmählich ein "Einheitsgrau" durchzusetzen scheint. Was das Schwarz der Exekutive betrifft: Nun, es gilt, nicht zu vergessen, dass Schwarz keine wirkliche Farbe ist - wo uns etwas schwarz erscheint, da fehlt das Licht ...

Nun ja, im Irakkrieg wurden emsig Waffen und amerikanische Soldaten gesegnet: Gehet hin und tötet. Gepriesen sei der Herr! („Ite, missa est!“ - lateinisch, davon stammt das Wort "Messe", es bedeutet: Gehet hin in Frieden, wörtlich: Gehet hin, es ist die Aussendung (Mission).) Amen. Ich fühle mich keineswegs als Schelm, und erlaube mir, hier Schlechtes zu denken.

Ja, das ganze Gedicht entstammt meiner Judikative: "Quis custodiet ipsos custodes?" (Wer bewacht die Wächter?), ein Zitat von Decimus Iunius Iuvenalis (Juvenal). Wobei es hier weit schlimmer ist, denn diese "Wächter" haben sich lediglich selbst dazu ernannt. Und behaupten, ihr Gott habe das gesagt, es sei dessen "Wille" - Pfui Teufel.

Zitat:
Der Schlussvers ist für mich bezeichnend und wahr: "Sie lieben nicht."
Sie lieben nicht und bauen "gehirnwäschig" auf Liebe auf.
Liebe berührt und bewegt - sie wird als "Köder" benutzt. Weil Liebe auf Erden oft enttäuscht, Schmerz bereitet, haben sie sich diese für ein Versprechen im Jenseits erdacht und an Bedingungen geknüpft. Bedingungen, die ihre eigene Gier auf Erden befriedigen - über die Saat der Hoffnung, die sie in die Massen der Menschheit säen - bis heute.
Es ist ja so, dass laut Bibel Jesus gesagt haben soll: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Hm. Das hat für mich schon immer einen "Beigeschmack" gehabt. Ich kann mich schätzen, ich kann mich mögen, ich kann mich akzeptieren, mit mir zufrieden sein - aber ich kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, mich "selbst zu lieben". Ich bin ja kein Narzisst! Irgendwie eine perverse Logik: Ein Gebot des Narzissmus, denn die Religionsvertreter sind Narzissten, die glauben, wenn sie "andere Seelen" retten, retteten sie automatisch - was wohl? - die eigene natürlich. Motiv: Selbstsucht. Und die ist eng "verwandt" mit "Selbstliebe". Stünde da: Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst - dann ergäbe es wenigstens einen Sinn, den ich nachvollziehen könnte. Nun ja, es ist alles stark zu bezweifeln, was überhaupt "geschrieben" steht.

Was da gemauschelt, geändert, herausgenommen und hineingesetzt wurde, in dieses "Buch der Bücher", das ist unglaublich. Ein Beispiel:

Matthäus 5:3
- Selig sind die, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.

- Voll Freude sind all die, die sich Gott überlassen, denn ihnen gehört das Himmelreich.

- Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind, da das Königreich der Himmel ihnen gehört.

- Selig sind die geistig Armen, denn das Himmelreich ist ihr.

- Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Reich der Himmel.

- Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten und nichts von sich selbst, denn sie werden mit ihm in der neuen Welt leben. (Die "neueste" Version.)

(Eine "Stelle". Sechs "verschiedene" Texte mit sechs verschiedenen Aussagen. Ja - wat denn nu, bitte? )

Das ultimative Versprechen ist das Versprechen der ewigen Liebe, der ewigen Seligkeit. Das ist das "Zuckerbrot". Die "Peitsche" manifestiert sich in Hölle und ewiger Verdammnis. Die Erpressung funktioniert ganz simpel, auch hierfür ein Beispiel: Wenn ich nicht in der Kirche bin, darf ich mein Kind nicht taufen lassen - das ist "Bedingung". Wenn es nicht getauft ist, kommt es in die Hölle. Dafür wurde eigens der Begriff der "Erbsünde" erfunden. Gleichzeitig wird behauptet, durch das "Opfer" Jesu wäre die Welt von der Erbsünde befreit. Der "Trick": Befreit sind nur die, die getauft sind. Simpel, erpresserisch, hinterhältig und - funktioniert hervorragend. Es ist nachgewiesen, dass Angstempfinden die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt. Dann kommt hinzu, dass bei "Religionsabhängigen" ohnehin - ach, es ist ein Kreuz.

Die Motive sind Machthunger und Habgier - die zwei "Grundübel" im menschlichen Wesen, meines Erachtens nach. Denn sie sind es, die hierarchische Strukturen, kranke Ideologien und religiöse Systeme hervorbringen. Wobei ich behaupte, dass diese Begriffe im "Kern" Synonyme sind.

Zitat:
Wann? Wann werden diese Zeilen Weltreligion?

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Es gibt den Sonnenschein und auch das Licht,
es gibt die Menschlichkeit, es gibt die Wahrheit,
das Auge der Vernunft verschafft euch Klarheit:
Nein, liebe Dana. Das wäre ein fataler Fehler. Keine "Religion", niemals. Nenne es eine "Weltphilosophie", bitte. Sonst würde der Beelzebub den Teufel austreiben. "Vernunft" ist diametral zur Religion, beide haben absolut nichts miteinander gemeinsam. (Ich weiß, wie du es meinst, aber das kann ich so nicht "stehenlassen", verzeih. )

Zitat:
Ich will, trotz aller Geschehen, daran glauben.
Ich will nicht nur, sondern ich glaube wirklich daran, dass Wahrheit und Vernunft existieren. Und alle Religionen, die waren und sind, haben es nicht geschafft, sie auszulöschen, trotz all ihrer jahrtausendelangen Bemühungen. Sie konnten sie nur ständig bekämpfen und sie "schwächen". Sprechen wir religiösen Institutionen nicht mehr "Macht" zu, geben wir ihnen nicht mehr "Respekt", als sie verdienen - und sie verdienen überhaupt nichts.

(Wobei ich hier noch ganz bewusst darauf hinweise: Wir Menschen glauben alle. An irgendetwas. Wir glauben an irgendwelche "Werte". Wir glauben sogar an "etwas", wenn wir sagen, dass wir an "nichts" glauben - weil allein durch diese Aussage "nichts" zu "etwas" wird, denn "nichts" ist "nichts", daran könnte man nicht glauben. Und zu sagen "Ich glaube nicht an nichts" - das "funktioniert" auch nicht. Das ist damit nicht gemeint. Der Glaube "endet", wo eine Religion "beginnt".)

Danke für deinen wunderbaren Kommentar!

Liebe Grüße

Stimme
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