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Alt 03.01.2012, 11:43   #1
a.c.larin
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Registriert seit: 14.03.2009
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da muss sich mich ein bisschen dreinmischen.

natürlich gibts ganz absonderliche formen von "aberglauben" - nur würde ich nicht gleich alles dazu zählen, was meine vorredner so genannt haben.

Zitat:
für einen zerbrochenen spiegel
kommt unglück für sieben jahr
bring lieber salz und brot mit
fürs neueingezogene paar
der zerbrochene spiegel an sich ist schon etwas pech - man muss ja einen neuen kaufen - und bezahlen.
kann sein, dass das in früheren zeiten mal empfindlich teuer war, so entstand dann wohl der "sager" vom siebenjährigen pech.
ebenso denke ich, dass manche bauernregeln langjährigen beobachtungen entsprungen sind, so wie der hundertjährige kalender oder der mondkalender.
(bestimmte hölzer für musikinstrumente werden z.b. zu ganz bestimmten zeiten geschlägert, weil man die erfahrung gemacht hat, dass sie dann bei entsprechender lagerung und verarbeitung noch klangvoller werden.)

die geste, in einen neue wohnung brot und salz mitzubringen, kenne ich auch.
ich zähle sie aber eher dem brauchtum zu : brot als symbol für nahrung - salz für die würze des lebens. damit wünscht man dem neuen paar einfach glück.
wenn das aberglaube sein soll, dann ist händeschütteln und grüßen auch aberglaube.....

jemanden, dem beim genuss von tomatensalat schlecht geworden ist und nachher gar keinen mehr essen will, kann ich auch anders verstehen:
gerade in zeiten, wo lebensmittelunverträglichkeiten und allergien sich häufen, sollte man nicht jeden als "blöd" oder "abergläubisch" abtun, wenn er gewisse speisen einfach meidet. vielleicht ist er nur besonders sensibel und klug genug, auf seinen eigenen körper zu hören?
wenn ich abends nur ein glas(!)weißwein trinke, fühle ich mich am nächsten tag regelrecht "vergiftet"? bin ich nun abergläubisch, weil ich das zeug meide -oder bloß so vernünftig, aus erfahrung zu lernen? meine mutter hat mit zunehmedem alter viel dinge meiden gelernt, weil sie sich nicht wohl damit fühlte, mein vater meidet weiterhin gar nix.....
was verdaut oder vertragen werden kann, ist also unterschiedlich.

eine bekannte von mir wurde lange zeit von psychologe zu psychologe geschickt, weil sie asthmaanfälle bekam auf verschiedene gerüche. man hielt sie für neurotisch. mittlerweile - nach langem, zähen kampf ihrerseits, wurde ihr krankheit ( hyperallergie auf unzählige duftstoffe) anerkannt.

auch die sache mit dem zumessen von bedeutungen muss ich noch mal genauer durchleuchten.
gesetzt den fall x trifft y , x verliebt sich hals über kopf, für x ist das "die große liebe". z trifft ebenfalls auf y, kann ihn jedoch nicht ausstehen.
ich nehme mal an, dass x und z der begegnung mit y unterschiedliche bedeutung zuordnen werden - und das unabhängig davon, was der jeweils andere denkt. tanzen kann mir was bedeuten - oder auch nicht. lyrik kann mir was bedeuten - oder auch nicht. manche leute lieben ihre katze abgöttisch. ( vielleicht, weil alle ihre freunde, verwandten schon weggestorben sind?)- und andere haben eine katzenallergie.
ich nehme an, da wird allein das wort "katze" schon sehr verschiedenes auslösen - weil das gehirn nun mal eben so ist, dass es das, was uns gut tut anders interpretiert, als das, was uns schadet....

wenn einer masochistisch veranlagt ist, lässt er sich prügeln und findets noch schön.

was ich sagen will, ist das: vorsicht mit generalisierungen!
mit dem, was einem andern menschen etwas bedeutet, soll man achtsam umgehen - auch wenn es mir selber wurscht und daher unverstehbar ist.
ich kann nicht nachvollziehen, warum manche leute in eine engen lederhülle gekleidet mehr genuss bei der liebe haben, genausowenig versteh ich aber, wesahlb es manche auf den K2 treibt oder zu einem hansi hinterseer konzert....
wenn also jemand partout dran glauben will, dass ihn rosa nelken, jeden donnerstag gepflückt und gegessen, glück bringen - warum nicht?
solang er mich nicht dazu zwingt, es ihm gleich zu tun!

das problem sehe ich nicht in den unterschiedlichen meinungen und glaubensrichtungen, die wir haben, sondern in dem ständigen missionsdrang und in den "bekehrungsversuchen", sowohl religiös als auch politsch/ weltanschaulich.
jeder hält den andersdenkenden für "blöd"- und seine eigenen motive und gründe für "wahr".
und dann wird um die "wahrere wahrheit" gestritten (merke: es geht um die macht!)- statt nur mal ganz neutral festzustellen: was ist deine wahrheit, was ist meine wahrheit? was kann ich von deiner wahrheit lernen, was du von meiner? -und im übrigen den anderen ziehen zu lassen, wohin er ziehen will.

wir wissen es einfach nicht, was wahr ist.
und das wenige, was wir wissen, sieht für jeden ein anders aus....

liebe grüße, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (03.01.2012 um 11:46 Uhr)
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Alt 03.01.2012, 16:57   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.019
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Liebe Stimme,
liebe larin,

ich bin beeindruckt von euren Kommentaren

Ihr erlaubt mir sicher, dass ich euch beiden gleichzeitig antworte?

Nun, dann erst einmal zur Idee des Textes:
Ich las in einem Beitrag von Legenden, Mythen und Märchen - da fiel mir ein,
dass es viele derartige Dinge gibt, die man auch als Aberglaube bezeichnet.
Ursprünglich wird der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch mit Unvernunft und
Unwissenschaftlichkeit gleichgesetzt.
Besonders die Menschen niederen Standes hielten sich an Gewohnheiten fest,
die konträr zur herrschenden Kaste stehen, aus Protest sozusagen.
Das wurde auch noch gefördert von der Kirche, um damit unliebsame Gegner zu diffamieren und loszuwerden.
Aber das kann man alles wunderbar ausführlich und viel besser im Internet nachlesen

Meine Intention war, die heute noch teilweise lebendigen Bräuche auf die Schippe zu nehmen.
Deshalb habe ich den Text auch in diese Rubrik eingestellt, wo man an Stammtischen u.a. eventuell
auch über solche Themen redet.
Und deshalb habe ich die einzenen Strophen auch mit Nummern gekennzeichnet - unüblich - deshalb bitte nicht ganz so ernst nehmen.

Natürlich gibt es heute auch noch Bräuche, die man als nette Geste pflegt oder aus Spaß an der Sache,
z.B. Brot und Salz zum Einzug oder den Brautstrauß über die Schulter werfen.

Die Sache mit der Katze kenn ich aus meiner Kindheit. Man sagte:
Schwarze Katze von links - was bringts.
Schwarze Katze von rechts - was Schlechts.

Naja, früher hat man sich keine Gedanken darüber gemacht, und am Ende noch daran geglaubt,
heute weiß man, dass es auf einen Aberglauben zurück geht.
(Katzen wurde ja im Mittelalter als Hexen verfolgt)
Aber so war das nun mal.

Und so gibt es viele Dinge, die uns heute einfach absurd erscheinen (z.B. Freitag der 13.).
Als aufgeklärte Menschen wissen wir, wie das alles zusammenhängt.

Natürlich wolle ich mit Vers 10 auf den Zusammenhang mit der Macht der Kirche hinweisen.

Liebe Stimme,
du hast dich ausführlich philosophisch mit dem Thema befasst, so intensiv,
dass ich nur noch staunen kann.

Auch du, liebe larin,
hast sehr anschaulich verdeutlicht, dass mancher Aberglaube heute zu einem liebgewordenen Ritual gewachsen ist.
Auch der Hundertjährige Kalender oder die Bauernregeln gehen auf lange Erfahrungen zurück und treffen allzu oft zu,
so dass man auch hier so manches Mal staunt, wie gut die Altvorderen doch die Natur beobachtetet und sie für sich umsetzten.
Mussten sie ja auch - sie konnten sich nicht auf moderne Meteorologie verlassen (kann man heute langfristig auch bloß nicht)




Vielen herzlichen Dank und Grüße an euch,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (04.01.2012 um 09:44 Uhr)
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