21.01.2012, 19:13 | #1 |
asphaltwaldwesen
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Beiträge: 961
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ein gedicht über die liebe
finde dich
im leisen streichen in den kleinsten zarten dingen die mit uns die wege gingen gesten eher blasse zeichen aus momenten wo am reinsten wir uns finden in erkenntnis unsres tuns spüren nichts ist zu erzwingen vieles leichter zu verwinden wünsch mir du wirst niemals weichen fürcht nichts mehr und lass mich führen .fee ´12
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
21.01.2012, 21:25 | #2 | ||||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 1.836
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Liebe fee,
das ist ein schönes, und auch sehr gut gemachtes Gedicht über die Liebe. Ob ich mit meiner Deutung bzw. meinem Verstehen "richtig" liege, kann ich natürlich nicht sagen. Aber ich finde, es kann auf vielfache Art gedeutet werden. Zitat:
Zitat:
Anders gelesen, bekommt das Gedicht einen, ich möchte fast sagen, "auffordernden" Charakter seitens eines LI an ein LD. Gerade das Weglassen der Interpunktion und die Ellipsen machen das möglich. Dann kann das "finde dich" eben eine Aufforderung sein - oder auch eine Einladung, beides ist möglich. (Das meinte ich mit "mehrfach deutbar", denn das ist ja im Grunde genommen bereits die dritte Lesart.) Das gleiche gilt für die andere Stelle. Zitat:
Und auch die Verbindung der Strophen durch die teilweise strophenübergreifenden Reime ist sehr gelungen gemacht. Ebenso das "spüren" zwischen beiden, das kann auch in seiner Aussage jeder der beiden Strophen zugeordnet werden - und beide verbinden. Auch das hier gefällt mir sehr gut: Zitat:
Abgesehen von dem gekonnt dargestellten Inhalt besitzt das Gedicht auch einen sehr schönen Leserhythmus. Der Rhythmus, ich bin überzeugt, das ist gewollt, wird lediglich an einer Stelle "unterbrochen": Bei "weichen". Genau an der Stelle, die ich ja bereits ansprach. Ansonsten liest es sich wirklich "flüssig", man kann "durch die Zeilen gleiten". Rein "gefühlt" spricht das Gedicht wirklich von Liebe, von dem Wert kleiner Gesten, von Vertrauen und Erkenntnis. Wäre da nicht ein "Haken" - so erscheint es mir. Wobei bei erneutem Lesen noch etwas gefunden habe: Lese ich "wünsch mir", als ob das "dahinter" fehlt und dafür "du wirst niemals weichen" separat (also nicht auf das "wünsch mir" bezogen), dann kann sich auch das LI dem LD "ergeben" haben - im Sinne einer Kapitulation, wodurch es sich "führen lässt". Und hinzu kommt, dass hier LI und LD nicht unbedingt ein Paar sein müssen. Das Gedicht ist wirklich "über die Liebe", in so vielen Facetten, dass ich kaum beim Schreiben hinterher komme. Es könnte auch z. B. ein Elternteil mit einem Kind sein, oder Geschwister - hier ist jede "Art von Liebe" möglich. Je nach der Sicht (oder evtl. auch der Persönlichkeit) des Lesers. Wow, sage ich da nur. Das ist nicht nur ein gutes, das ist ein hervorragendes Gedicht über die Liebe. Denn auch das Reimschema ist wie ein Spiegel der Komplexität des Gefühls Liebe. Das habe ich nicht nur sehr gerne gelesen, sondern werde es sicher noch öfter lesen. Bei diesem Gedicht bin ich überzeugt, dass ich lediglich in einer anderen "Stimmung" sein muss, um noch mehr darin zu entdecken. Wunderbar geschrieben, mein Kompliment! Liebe Grüße Stimme
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22.01.2012, 14:34 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 446
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ein gedicht über die liebe
Hallo fee,
kann mich der "Stimme" nur anschließen: ein herrlich zartes Gedicht über die Liebe. Mir gefällt hier besonders die Form - du zählst viele der kleinen, uinscheinbaren aber so wichtigen Dinge auf, die eine Liebe ausmachen, bestätigen, bekräftigen. Mit wenigen, trefffenden Worten sagst du sehr viel - ein Ge-dicht im besten Sinne. Den Schluss "fürcht nichts mehr / und lass mich / führen" deute ich als einen Ausdruck tiefen Vertrauens, denn man lässt sich ja nur von den Personen "führen", denen man Achtung, Vertrauen und - ein wenig oder mehr - Liebe - entgegenbringt. Beeindruckende Zeilen! Viele liebe Grüße wüstenvogel |
22.01.2012, 14:35 | #4 | ||
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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liebe stimme,
du machst mir mit deiner lesart, die meinen absichten sehr dicht auf den spuren ist, eine große freude! ich hab diesen text anlässlich eines wettbewerbs in einem anderen forum geschrieben, wo die aufgabe lautete, einen originellen text über die liebe zu schreiben, ohne die gängigen worte zu bemühen, die meist damit einhergehen. also hab ich begonnen, über die liebe (wieder mal) nachzudenken und in mich hineinzuspüren, was ich meine, als essenz der liebe für mich herausgefunden zu haben bisher. was dann kam, waren die ersten zwei zeilen. ganz intuitiv. das "leise streichen" - also die behutsame annäherung, die dem gegenüber spielraum für seine ganz eigene dynamik überlässt. und diese dynamik hab ich dann auch beim schreiben dem überlassen, was so "in mir" auftauchte zum gefühl liebe. das gedicht ist also sehr intuitiv entstanden - das, was ich damit verbinde hast du ganz genau auf den punkt gebracht in deiner interpretation. am reimschema hab ich dann noch ein ganz klein wenig gefeilt, aber auch da ist dieses kreisen, annähern und wieder wegdriften bereits in der grobfassung dem gefühl entsprungen, dass liebe nie statisch ist. dass es eben nicht so funktioniert, dass sie - wenn man sie erstmal "hat", auch für immer (so) "bleibt". dass sie "zwischen dem tun" und zwischen gesten und worten stets neu entstehen muss. und dass es mir gelungen ist, den text so offen zu halten, dass du ganz richtig sagen kannst Zitat:
zuerst hatte ich ja angesichts des wettbewerb-themas das konzept "jetzt musst du dich aber besonders bemühen" und im nächsten moment hab ich gewusst, immer, wenn ich mich besonders bemühe, wird es ein totaler murks und sicher am weitesten entfernt von dem, was ich eigentlich meine und über die liebe denke und fühle. also hab ich "es" fließen lassen. umso mehr freut mich, dass - wenn ich dein echo lese - das ergebnis hält, was ich annähernd versucht habe zu schaffen. allerherzlichsten dank dafür!!!! lieber wüstenvogel, auch aus deinem kommentar lese ich, dass der text bei dir ähnlich ankommt. besonders lieben dank für Zitat:
du machst mir mit deinen zeilen eine große freude! danke! bussis an euch aus wien fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (22.01.2012 um 14:39 Uhr) |
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