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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 10.02.2012, 09:03   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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HI, Justin!

Ein ausgesprochen gelungenes, leichthin und weich fließenden Loblied an eine Moorlandschaft (?) oder Heide. Die Sprachmelodie und das akzelerierende Reimschema machen den Text heiter und besinnlich zugleich. Man fühlt die zugrundeliegende Emotion.

Ein paar Peanuts, die ich gleich in dein Zitat flechte, um einen Eindruck zu vermitteln, wie es anders wirkt:


Zitat:
Zitat von Justin Beitrag anzeigen
Siehst du, wie Morgennebel zieht, "Du" würde ich klein schreiben - es ist ja kein Brief!
dort unten auf dem alten Rieth
mit seinen Weidenbäumen,
wo sie bereits seit Ewigkeit,
und wechselnd in der Jahreszeit
den Weg mit Würde säumen. (Möglich wäre hier ein Platztausch von "in" (Z3) und "mit" (Z4).)

Allmählich geht die Sonne auf,
beginnt den hellen Tageslauf, "startet" erinnert an Flugzeuge, zu technisch, unlyrisch.
das Bächlein murmelnd fließt.
Der Blick schweift weit, im Überfluß
gewahrst du, was bald blühen muss, "muss" mit Doppel -s (kurzer Vokal!), Komma.
und wo das Riethgras sprießt. Per Komma den Satz weiterflechten anstatt unschöner, konstruiert wirkender Satzstellung.

Der Bussard spreizt die Flügel aus
und sucht auf Feldern nach der Maus,
ein Froschkonzert ertönt.
Auf unverwechselbare Weise
schlägt dort ein Hase seine Kreise,
der aufgespürt sich wähnt.

In dieser altvertrauten Flur
zeigt sich die strahlende Natur
in Pflanzen und Getier. So logischer, denn Pflanzen und Tiere romantisieren nicht.
Der Wandrer, der daneben steht
und weiter seines Weges geht,
gewinnt ein Herz dafür. Mit dem Terminus "gewinnen" ist das "ein" verständlicher. Willst du eher "sein" nehmen, würde ich schreiben: "entdeckt sein Herz dafür." oder etwas in der Art.
Nimm von den Vorschlägen, was dir stimmig und brauchbar erscheint.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.02.2012 um 09:06 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2012, 14:04   #2
Justin
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Liebe Dana ,

Du bist gefühlsmäßig gut mitgegangen und hast das Gedicht treffend beschrieben. Nebenher habe ich noch etwas von Deinem Herangehen in Sachen Gedichte erfahren. So ähnlich spielt sich das jetzt auch bei mir ab. Emotionen bedeuten Dir sehr viel, und auch ich sehe es so, daß die artspezfische Sichtweise entscheidend ist. Was natürlich nicht heißt, Vorschläge zur Verbesserung zu ignorieren. Ganz im Gegenteil.

Eine Lyrikerin hat mal gesagt: "Poesie ist ein ausgezeichnetes Mittel, sich Vokabeln einzuprägen, man lernt auf einmal ganze Konstruktionen, die einem für immer haften bleiben durch Klang, Rhythmus, Reim". Dieser Aussage würden bestimmt alle Eiländer zustimmen. Gedichte haben viele Gestaltungsmittel, einmal durch die Reimanordnung, aber auch durch die unterschiedlichen Hebungen, die verschiedene Ausdrucksformen zulassen. Da entwickelt sich etwas, wenn wir ans nächste Gedicht denken, obwohl wir noch nicht genau wissen, für welches Gestaltung und welches Reimschema wir uns letztendlich entscheiden.

Du hast dir die Mühe gemacht, alle Verse zu ixen. Ich sehe so die kleine Unebenheit in der ersten Stophe. Wir könnten sie durch Deinen Vorschlag bereinigen, doch möchte ich es in diesem Fall so stehen lassen, weil nichts holpert und das "Siehst Du" in der Aussage eindringlicher wirkt. Ich weiß, daß Du es gut tolerieren kannst, denn das hast Du immer wieder betont - auch diesmal .


Hallo Faldi,

es ist ein schönes Zeichen, daß Du Danas Ansicht teilst und auch Dir das Gedicht gefällt. Ich habe zuletzt angedeutet, mich früher oder später mal an anderen Gestaltungen zu versuchen. Und dieses Gedicht ist sozusagen ein Anfang. Je länger man Gedichte liest, um so einprägsamer werden sie und der Drang zu kleinen Experimenten nimmt zu.

Ich begrüße es sehr, daß Du dich zum Reimschema geäußert hast, denn dazu wollte ich ohnehin etwas sagen. Bei diesem Gedicht stand zuerst die Melodie im Vordergrund. Erst danach hat sich der Text eingestellt, und wie Du siehst, ist er in den Bereich des Naturgedichtes vorgedrungen. Anderes wäre ebenfalls denkbar.

Kritische Einwände sind natürlich immer berechtigt. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Es wäre einseitig, das nicht zu erwähnen, weil wir uns damit keinen guten Dienst erweisen würden. Das siehst Du schon richtig.

Mir ist bewußt geworden, daß sich die beiden besagten Zeilen in der einen Strophe von den anderen abheben. Doch ähnlich habe ich es schon in anderen Gedichten gelesen. Das wirkt dann natürlich weniger schön - es ist nur eine Feststellung. Ich habe nachgedacht, ob ich eventuell etwas verbessern könnte. Mir ist dazu Folgendes eingefallen. Hier die ganze Strophe:


Allmählich geht die Sonne auf,
das Leben wächst im Tageslauf
am Bächlein, das da sprießt.
Der Blick schweift weit, im Überfluß
gewahrst Du, was bald blühen muß,
wo Riethgras üppig sprießt.


So liest es sich doch besser, meinst Du nicht auch?


Hallo Erich,

ich danke auch Dir für Deine positive Rückmeldung zum Gedicht und den Verbesserungsvorschlägen. Das kleingeschriebene "du" in der ersten Strophe nehme ich gern an, ebenso den Ersatz des "beginnt" für "startet". Denn Du hast recht, wenn Du sagst, daß sich technische Begriffe für solche Gedichte nicht gut eignen. Das "muß" schreibe ich aus alter Gewohnheit mit "ß", weil ich privat der alten Rechtschreibung noch sehr verhaftet bin. Wie es sein soll, weiß ich allerdings. Nicht ganz so leicht fällt es mir, "für" durch "in" zu ersetzen, obwohl es stimmt: Pflanzen und Tiere romantisieren nicht. Aber vom Klang her kann ich mich noch nicht so recht damit anfreunden. Keine Probleme habe ich dagegen, in der letzten Strophe das "ein in "sein" umzuändern.

Übergreifend lasse ich noch mal die Rechtschreibung anklingen. Heute ist eine zu korrigierende Arbeit angekommen. Entdecke ich dort ein "ß" statt Doppel-s, muß ich das selbstverständlich anstreichen.

Die Rechtschreibreform bleibt fragwürdig genug, auch schon deshalb, weil sie für die deutschsprachigen Länder einheitlich sein sollte. Das aber geht schon gar nicht. Die Schweizer schreiben schon immer mit "s" und konnten sich auch nach der Reform zu keinem "ß" durchringen. Und es stimmt nachdenklich, warum die Österreicher das Wort "Geschoß" auch weiterhin nur mit "ß" geschrieben haben wollen, wo es doch in Deutschland jetzt mit "ss" üblich ist.

Euch Dreien danke ich für die so gute Aufnahme des Gedichtes. Über die endgültige Fassung mache ich mir noch ein bißchen Gedanken. Es wäre schön, zu wissen, welche Aufnahme die zweite Strophe gefunden hat.

Liebe Grüße

Justin
Justin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2012, 19:34   #3
Falderwald
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Hi Justin,

da bin ich noch mal kurz.

Zitat:
Allmählich geht die Sonne auf,
das Leben wächst im Tageslauf
am Bächlein, das da fliießt.
Der Blick schweift weit, im Überfluß
gewahrst Du, was bald blühen muß,
wo Riethgras üppig sprießt.
Das liest sich auf jeden Fall besser und ist der schönen Sprache in diesem Gedicht angemessener.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 10.02.2012, 23:21   #4
Justin
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Hallo Faldi,

kurz vorm Schlafengehen melde auch ich mkh noch mal kurz. Natürlich mußte es in der einen Zeile "fließt" heißen. Die Dopplung "sprießt" war ein Versehen.

Du hast mir mit Deinem Hinweis sehr geholfen und ich werde es dann so übernehmen .

Liebe Grüße

Justin
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Alt 11.02.2012, 10:39   #5
Erich Kykal
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Hi, Justin!

Bezüglich "Geschoß/ss" - In Österreich wird dieses Wort mit langem "o" ausgesprochen, die Deutschen "schießen" die letzte Silbe geradezu von sich. Deshalb die unterschiedliche Schreibweise.
Das Wort kann bei uns auch Etage oder Stockwerk bedeuten, deshalb die unterschiedliche Betonung (Er wohnt im dritten Geschoß, oder mein Wagen parkt im ersten Untergeschoß...). Hier wurzelt der Begriff allerdings im Wort "Schoß".

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.02.2012 um 10:43 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2012, 16:58   #6
Justin
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Hallo Erich,

danke für Deine Erklärung für das Wort "Geschoß". Bei der andesartigen Betonung wird die Beibehaltung der Schreibweise gleich verständlicher. Die unterschiedliche Anwendung ist mir aus dem Duden vertraut, in dem aber nicht steht, wie das Wort in Österreich betont wird. Im Wortsinn dachte auch ich an Etage bzw. Stockwerk - nicht an ein (Wurf)geschoß.

Jetzt muß ich darüber nicht mehr rätseln.

Liebe Grüße

Justin
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